Zwanzig
Heute Nacht hatte ich wirklich gut geschlafen. Das liegt wahrscheinlich nur daran, dass Leni unerlaubterweise bei mir übernachtet hatte.
Wir lagen einfach noch so da, starrten an die Decke und hofften die Schule heute, einfach mal ausfallen lassen zu dürfen. Ich hasse Montage. Sibel war schon längst aus dem Haus und Constanze... Wo war Constanze eigentlich?
Ich wundere mich nicht weiter darüber, denn plötzlich klopft es an der Tür. Frau Schiller. Jetzt würde wahrscheinlich alles auffliegen. Dass wir noch nicht mal ansatzweise fertig für die Schule waren und dass Leni bei mir übernachtet hatte.
"Ihr seid noch da? Solltet ihr euch nicht langsam mal auf den Weg in die Schule machen?"
Mit einem Packet unterm Arm schaut sie uns streng an.
"Gestern, da war mein Geburtstag und..."
"Schon kapiert. Aber nur heute! Leute, das ist eine einmalige Ausnahme, macht was daraus! Bei euch ja sogar schon die Zweite."
Überrascht schauen Leni und ich uns an, es kommt von uns beiden nur ein "Danke, Frau Schiller." Denn ich wusste noch gar nicht, aus welchem Grund wir eigentlich schwänzten, außer das wir null Bock hatten.
Frau Schiller wollte uns schon fast wieder verlassen, da erinnerte sie sich an das Packet unter ihrem Arm.
"Äh Cäcilia, das kam eigentlich schon gestern an... Sorry, hatte ich dann irgendwie vergessen... Ach ja und noch alles Gute nachträglich!"
Sie legt das Packet auf unsere Beine, die unter der Decke miteinander kuscheln und verlässt mit einem Grinsen das Zimmer.
"Wie ist die denn drauf?"
"Keine Ahnung."
Wie aus dem Nichts zaubert Leni auf einmal ein kleine Schatulle hinter ihrem Rücken hervor und reicht mir diese. Dabei lächelt sie mir schüchtern zu, was ich sogar etwas süß finde.
"Für dich. Sozusagen als nachträgliches Geburtstagsgeschenk."
Ich nehme die Schatulle dankbar entgegen und werfe einen Blick hinein. Eine Kette mit einer Inschrift. Mit einem Lächeln auf den Lippen nehme ich sie heraus, und während ich sie genauer betrachte schaue ich immer wieder entzückt zu Leni.
"Ich weiß... Es ist nichts Großes und vielleicht hast du dir auch mehr vorgestellt, aber..."
"Nichts Großes? Du hast "C&L" eingraviert und sagst es ist nichts Großes? Danke Leni, sie ist wunderschön."
Da werden ihre Gesichtszüge wieder viel entspannter.
"Leni, ich liebe dich! Was würde ich nur ohne dich machen?"
Noch während ich grinse legt sie ihre Lippen auf meine. Glücksgefühl fühlen meinen Bauch und die Welt scheint still zu stehen. Nur Leni und ich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns aus dem Kuss und Leni legt mir die silberne Kette, in Form eines Herzen um den Hals. Den Verschluss besiegelt sie mit einem Kuss auf meinen Nacken, der eine Gänsehaut in mir aufsteigen lässt.
Ich muss wieder einmal lächeln und drehe mich um, um sie noch einmal zu küssen, da hält sie tadelnd ihren Zeigefinger in die Höhe und zeigt mit einem Blick auf das Paket, das Frau Schiller mir gegeben hatte.
"Jetzt öffne doch mal das Packet."
Leni klatscht vorfreudig in ihre Hände und die romantische Stimmung ist plötzlich verschwunden. Das Packet ist sicherlich von meinen Eltern und eigentlich will ich von denen im Moment gar nichts wissen.
"Muss das sein? Das ist bestimmt von meinen Eltern..."
"Komm Cäcilia, gib ihnen doch noch eine Chance!"
Mit einem Blick, der so viel wie "Na gut" heißen will, setze ich mich aufrecht hin und öffne dann das Packet. Meine Eltern hatten sich wohl echt viel Mühe gegeben. Ein rechteckiges schön verpacktes Geschenk liegt darin und darauf eine Karte.
Auch Leni hat sich inzwischen aufgesetzt und wirft einen Blick in das Paket.
"Soll ich dich mal kurz alleine lassen?"
Sie ist schon fast dabei aufzustehen, da halte ich sie auf indem ich ihre Hand nehme und sie noch näher zu mir ziehe. Mit einem Grinsen ziehe ich sie auf.
"Wenn du heute Mittag schon nicht dabei sein kannst, dann musst du wenigstens jetzt für mich da sein."
Leni grinst zurück und lächelt mir dann aufmunternd zu. Meine Hände gleiten in das Paket und ich hole das Geschenk heraus, das ich mit schnellen Bewegungen aufreiße. Ein Bild, von mir als Baby, meinen Eltern und einem unbekannten Paar, bestehend aus Mann und Frau.
Alle lachen und sehen zufrieden aus. Wobei das Paar... Na klar, das sind die von Blumenbergs meine leiblichen Eltern. Mit meinem Daumen fahre ich langsam über das Bild und versuche all die Fragen nach dem Warum zurück zu drängen.
Lenis Hand, die bis eben konstant meinen Rücken auf und ab gefahren war, hält auf einmal an.
"Das sind die von Blumenbergs, oder?"
Ich gebe nur ein ironisch gemeintes "Ach echt?" von mir und wende mich der Karte zu, die fein säuberlich in einem weißen Umschlag verpackt war.
"Also vielleicht liest du den Brief jetzt mal lieber alleine. Ich muss kurz was erledigen."
Hastig steigt Leni aus meinem Hochbett. Ohne mich noch einmal anzuschauen verlässt sie das Zimmer und lässt mich allein.
Ein bisschen komisch kommt es mir schon vor, dass sie auf einmal geht ohne wirklich genau zu sagen, was sie überhaupt vor hat, denn das ist eigentlich nicht ihr Stil.
Auch diese Frage verdränge ich und wende mich wieder der Karte zu. Um ehrlich zu sein, bin ich doch sehr interessiert darin, was meine Eltern mir nach unserem Streit zu sagen haben.
So im Nachhinein tut es mir auch doch irgendwie leid, vielleicht war ich zu übergriffig, habe nicht wirklich darüber nachgedacht und auch meine Eltern mit der Frage im falschen Moment und unvorbereitet überrascht.
Noch einmal atme ich tief durch und klappe dann die Karte auf...
+++
Mit Cäcilia würde im Moment wahrscheinlich niemand unbedingt tauschen wollen, aber zum Glück hat sie Leni. Obwohl, die benimmt sich ja auch ein bisschen komisch... Was denkt ihr, was ist mit Leni los und was könnte in dem Brief von Cäcilias Eltern stehen?
Liebe Grüße und lasst gerne Feedback da! <3
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