Siebzehn
Ich kann und will nicht zulassen, dass Leni geht, ohne dass wir uns ausgesprochen haben. Leni ist mir wichtig wie niemand Anderes, ich brauche sie an meiner Seite um glücklich zu sein.
Ich kann nicht mehr sehen wo Leni sich befindet. Es ist dunkel, trotzdem rufe ich nach ihr.
"Leni? Leni!"
Ich will nichts dem Zufall überlassen, deshalb rufe ich noch ein paar Worte hinterher.
"Der Kuss vorhin, der war magisch. Ich weiß, ich bin manchmal echt anstrengend und ätzend. Aber mit dir, da ist alles anders. Und verdammt noch mal, ich will mit dir über meine Probleme reden und nach deinem Rat fragen. Leni, ich liebe dich!"
Diese drei Worte hatten wir noch nicht oft zueinander gesagt. Bewusst hatten wir sie für die wirklichen besonderen Momente aufgehoben.
Ich setze mich auf den Stuhl, auf dem ich auch vorhin bei dem gezwungen Kuss saß. Leni würde eh nicht zurück kommen, dafür ist sie selbst ein bisschen zu stolz. Nach all dem Trubel werde ich langsam müde und nicke ein.
Ich schlafe nicht fest, die Geräusche um mich herum nehme ich trotzdem noch wahr. Auch die Schritte, die auf einmal näher kommen. Ich schlage meine Augen auf, sehe nur Umrisse einer Person und schlage zu. Ein zartes "Aua" kommt zurück. Leni, Mist.
"Sorry,... Ich- Ich dachte du wärst irgendein Verrückter, der mich entführen will."
Leni scheint leise zu kichern.
"Schon okay. Komm, gehen wir rein, dann können wir ungestört - ohne einen Verrückten, der uns entführen könnte - reden."
Auch ich kann ein leises Kichern nicht zurückhalten. Leni und ich besteigen das Baumhaus und machen es uns auf der ausgebreiteten Decke bequem.
Leni schaut mich wortlos an, wartet wahrscheinlich nur, dass ich das Gespräch beginne. Aber wie? Während ich noch darüber nach denke, was ich am besten sagen könnte, sprudelt schon alles aus mir heraus.
Ich schütte ihr mein gesamtes Herz aus, erkläre ihr, was mich in letzter Zeit alles so fertig macht. Von meinen Eltern, meiner Oma, bis zu ihr, als sie mit mir Schluss gemacht hatte. Leni hört mir einfach nur zu und streicht mir ab und zu über meinen Oberarm. Als ich mit meinem Monolog ende, sagt sie mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen:
"Dass ich nicht gemerkt habe, was alles mit dir los war, oh man... Ich war schon 'ne ziemlich miese Freundin, hm?"
"Ich war nicht viel besser."
Wir müssen beide grinsen. Mein Blick der gerade noch auf den Holzboden fokussiert war, wandert nach oben in Lenis Gesicht. Ihre braunen Augen, die vollen Lippen, auf denen sie ein kleines Lächeln anbahnt. Alles an ihr ist perfekt.
Ich nehme es ihr nicht einmal mehr übel, dass sie mich nicht verstanden hat. Ein Stück weit war ja auch ich daran schuld, weil ich mich so sehr vor ihr verschlossen habe, ihr rein gar nichts anvertraut habe. Leni hat mir auch vergeben. Wir haben uns geschworen uns nun immer alles sofort anzuvertrauen, das nehme ich mir auch fest für die Zukunft vor.
Meine Hand sucht auf dem rauen Boden nach Lenis. Als ich sie ergreife, drücke ich sie fest, mit dem Blick immer noch in ihren Augen, der ab und zu auf ihre Lippen rutscht.
"Küss mich schon!"
Erschrocken blicke ich in Lenis grinsendes Gesicht, die meine Blicke gerade wohl ziemlich genau beobachtet und gedeutet hat. Ich verdrehte kurz die Augen, muss schließlich aber auch grinsen.
Auf einmal ist es ganz still im Baumhaus und ich nehme nur noch Leni war. Ich bin hellwach, obwohl es schon längst nach Mitternacht sein muss.
Meine Augen fokussieren immer mehr ihre Lippen, immer wieder versinke ich auch in ihren dunklen Augen. Mein Kopf bewegt sich langsam nach vorn und meine Lippen treffen auf ihre. Ein heißer Blitz durchfährt meinen Körper. Meine Hände greifen nach ihrer Taille, um sie noch näher zu mir zu ziehen. Der Kuss lässt meinen ganzen Körper in eine Gänsehaut hüllen, meine Zunge kribbelt und fängt an vorsichtig mit Lenis zu spielen.
Der Kuss wird immer verlangender. Trotzdem lösen wir uns schwer atmend voneinander. Leni lächelt mich glücklich an und auch auf meinen vom Küssen geschwollenen Lippen muss ein zufriedenes Lächeln liegen.
Ohne Worte legen wir uns auf dem Boden des Baumhauses, der nur von einer dünnen Decke bedeckt ist. Alles andere als bequem. Aber Leni und ich kuscheln uns dicht aneinander, sodass es fast doch schon wieder ganz gemütlich ist. Die Hauptsache ist, dass Leni bei mir ist.
In Gedanken streiche ich das Problem mit Leni von meiner "Was-ich-noch-alles-
erledigen-muss-um-endlich-glücklich-zu- sein" - Liste. Jetzt gilt es nur noch, dass Problem mit meinen Eltern und Constanze und ihrer Mutter zu lösen. Aber darüber will ich heute Abend nicht nachdenken, sondern einfach die gemeinsame Zeit mit Leni genießen.
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