Jack Pov.
Die Vorbereitungen auf dem Schiff laufen auf Hochtouren. Die Mannschaft arbeitet schweigend nebeneinander. Kein Gespräch ist zu hören. Jeder packt voller Tatendrang mit an und konzentriert sich auf sich selbst. Stumm versuchen sich alle für die gefährliche Jagd vorzubereiten. Obwohl auf meinem Schiff schon lange nichts mehr passiert ist, wusste wir trotzdem von der Gefahr die von dem Gewitter ausgeht! Niemals dürfen wir es unterschätzen. Auf keinen Fall, denn das würde unseren Tod bedeuten. Nach den vielen Jahren, an denen wir Seite an Seite gearbeitet haben, weiß jeder die Schwächen seines Gegenübers. Wir schützen uns und den Partner. Ich lehne am Heck und blicke stirnrunzelnd den Wolken entgegen, die sich vor uns am Himmel auftürmen. Ich fühle jeden Donner in meiner Haut und jeder Blitzschlag rast durch meine Adern. Ich nehme das Gewitter in mich auf. Werde zu einem. So kann ich am ehesten diese Naturgewalt verstehen. Auf diese Weise kann ich es halbwegs einschätzen. Mein Körper vibriert voller Aufregung und das Gewitter ruft nach mir. Es streckt seine Fänge nach mir aus und ich folge dem Befehl. Ich liebe diese Gefahr.
Kurz kämpft sich ein altbekanntes Gefühl in mir hoch. Lange habe ich dagegen angekämpft und nie werde ich es jemals besiegen. Es wird wohl bis in alle Ewigkeiten ein Teil von mir sein. Das Gefühl des Gewitter, das durch meinen Körper fegt, löst nicht nur Vorfreude aus. Es ruft auch nach allen negativen Emotionen und weckt die Stimmen auf, gegen die ich mehrere Jahre verzweifelt angekämpft habe. Meine inneren Dämonen.
Sofort versuchen sie meinen Körper zu übernehmen und locken mich mit Rufen aus meiner Vergangenheit. Die Stimme meiner Mutter singt mir ein Schlaflied vor. Ein angstverzerrter Ruf schlägt sich durch meinen Körper. Sie versuchen, mich zu verführen und zu hypnotisieren. In meiner Seele wollen sie mich einschließen und danach meine leere Hülle kontrollieren. Doch ich lasse es nicht zu. Seit ich der Kapitän einer Crew bin, weiß ich, wie ich dagegen ankämpfen kann. Die Freiheit des Windes hilft mir dabei.
Als sie erkennen, dass diese Vorgehensweise zweckslos ist, verschwinden sie nicht, sondern wählen einen anderen Weg, um mich zu Fall zu bringen. Leise fangen die Stimmen erneut an, mir in meinem Kopf zuzuflüstern. Sie stoppen den Fluss meiner Gedanken, sodass ich sie mit ihnen nicht mehr vertreiben kann. Erneut wollen sie mich lenken. Mir Angst einreden. Angst um mich selbst, um Valerie, um Müll und um alle anderen. ,,Es ist töricht. Du führst sie geradewegs in den Tod. Alle werden sterben. Du wirst heute aufhören zu leben! Niemand wird es sehen und niemand wird sich an euch erinnern!", flüstern sie mir lockend zu. Verzweifelt versuche ich sie erneut zu verdrängen. Zu ignorieren. Ich presse meinen Körper ans Geländer und drücke meine Arme darauf. Fest schlage ich meine Finger ins Holz. Ich muss mich festhalten.
,,Es stimmt nicht. Seid leise. Jeder von ihnen folgt mir freiwillig. Sie sind gerne hier. Sie wissen von der Gefahr. Ich weiß, wie die Jagd enden kann. Außerdem werden wir gesehen. Von den endlosen Sternen, die am Himmelszelt ihre Wege ziehen. Sie sehen und begleiten uns. Verschwindet aus meinem Kopf!", schreie ich in Gedanken. Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meiner rechten Schulter. Valerie erscheint neben mir und lächelt mich sanft an. Sie ist die Einzige, die von meiner Vergangenheit und meinen Dämonen alles weiß. ,,He! Alles in Ordnung? Du musst dich beruhigen. Niemand wird heute sterben. Wir machen es wie immer. Schau dich um. Alle sind bereit und werden dir folgen. Sie sind bereit für den Kampf!", redet sie auf mich ein und beruhigt mich etwas. Langsam drehe ich den Kopf und sehe meine Crew an. Alles ist fertig gesichert und jeder einzelne Blitzjäger hat ein selbstsicheres Lächeln im Gesicht. Ihre Augen blitzen voller Vorfreude. Sie lieben die Jagd. Sie suchen wie ich die Gefahr und wir werden sie gemeinsam bezwingen. Wie immer!
Die Stimmen haben bemerkt, dass sie verloren haben, denn sie sind weg. Sie haben sich in mein Unterbewusstsein zurückgezogen und lauern dort auf die nächste Chance zuzuschlagen.
Mein Blick fällt erneut auf die dunklen Wolken in der Ferne. Der Wind wird stärker und bläst durch meine Haare. Es wirkt fast so, als würde er mit ihnen spielen. Das Gewitter ist fast da. Wir werden es jede Minute erreichen. Selbstbewusst wende ich mich meiner Crew zu. Valerie ist zurückgetreten und steht jetzt bei den anderen. Ich hole einen Blitzbehälter und ein Blitzseil aus meiner Tasche. Beides halte ich in die Höhe. Alle folgen meiner Bewegung. Wir sind bereit für den Kampf. In unseren Ader lebt das Gewitter. Wir werden ihm mit unseren Blitzen antworten. Komme was wolle. Denn wir sind Blitzjäger und werden es immer sein! ,,Auf in die Jagd!", schreie ich lauthals in Luft. ,,Auf in die Jagd!", kommt es dröhnend von ihnen zurück. Danach erreichen wir das Gewitter. Auf einen Schlag verwandelt sich meine Welt in die Hölle!
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