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2. Kapitel


Jennings' Kopf schnellte in einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit nach oben und obwohl ich aus purer Scham lediglich stur geradeaus sah, konnte ich aus den Augenwinkeln sofort erkennen, was für ein hinterhältiges, schadenfrohes Grinsen ihre Lippen kräuseln ließ. Ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass sie genau gehört hatte, wie unser gemeinsamer Chef mich angeschrien hatte. Und wie sie das auch noch freute ...

Ich versuchte mit aller Macht, mich erst einmal wieder zu beruhigen und meinen exorbitant in die Höhe gesprungenen Puls zurück auf ein normales Niveau zu bringen. Meine Hände zitterten, während sich meine Fingerspitzen vollkommen unterkühlt anfühlten. Es gab nur eine weitere Person, die mich jemals auf so eine herablassende Art behandelt hatte. Was dachte sich dieser eingebildete, arrogante Kerl eigentlich? Was gab ihm das Recht zu glauben, dass es in Ordnung war so mit jemandem umzuspringen? Es war schlussendlich nicht meine Schuld, dass ich ab sofort für ihn arbeiten sollte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.

Ich hatte zwar zu keinem Zeitpunkt angenommen, dass Mr. Taylor ein Engel war, aber mit so einem aufbrausenden, unangebrachtem und kindischen Verhalten hatte ich nicht einmal in meinen kühnsten Vorstellungen gerechnet. Dass er sich mir gegenüber ernsthaft so herablassend geben würde, obwohl er bei seinen Vorgesetzten bereits vorgelegt hatte. Ich zwang mich dazu, meinen Zorn hinunterzuschlucken. Mein Magen rebellierte und ich war unheimlich froh, dass ich heute noch nicht viel zu mir genommen hatte. Tränen der Wut drohten sich hervor zu kämpfen, was ich jedoch gerade noch rechtzeitig zu verhindern wusste. Ich holte tief Luft und fokussierte mich darauf, ruhig zu atmen. Ein und aus. Ein und aus. Meine Fäuste lösten sich wie von selbst und als ich bewusst zu meiner neuen Kollegin sah, schien etwas in meinem Blick zu liegen, was ihre Schadenfreude etwas dämpfte. Das breite Grinsen in ihrem Gesicht legte sich.

Wenn sie wirklich geglaubt hatte, dass ich so leicht unterzukriegen war, hatte sie sich aber gewaltig geschnitten. Zwar hatte ich mein Studium abgebrochen, jedoch nicht, weil ich dem nicht gewachsen gewesen war, sondern viel mehr deshalb, weil es keinen Spaß gemacht hatte. Einen Teufel würde ich tun, die Chance, die mir der Aufsichtsrat gegeben hatte, aufzugeben. Nicht wegen Jennings und garantiert nicht wegen Mr. Taylor. Startschwierigkeiten. Mehr nicht. Dieses eine Wort lief in Dauerschleife wie ein Mantra in meinem Kopf auf und ab.

„Mr. Taylor meinte ich sollte Sie nach Aufgaben für mich fragen", sagte ich und war zugegebenermaßen selbst davon überrascht, wie fest meine Worte klangen.

Ich ertrug die abschätzigen Blicke tapfer und gab mir nicht die Blöße, nochmals zur Seite zu blicken und damit den Schwanz einzuziehen. Mir war klar, dass ich mir ein dickes Fell würde aneignen müssen, aber es war ja nicht so, als ob ich so eine Phase nicht längst hinter mir hatte. Wenn es sein musste, konnte ich das.

„Die Küche ist dort hinten", erwiderte Jennings schlichtweg, nachdem sie ihren Spaß mit mir gehabt hatte und deutete dabei auf eine unscheinbare weiße Tür, an der ich auf meinem Weg hierher vorbeigekommen war.

Natürlich hatte sie gehört, was Mr. Taylor mir nachgerufen hatte. Oder aber sie kannte ihn gut genug, um seinen Umgang mit Menschen einschätzen zu können. Ob er tatsächlich immer so war?

Mit erhobenem Haupt und zu meiner vollen Größe aufgerichtet, kam ich wenig später mit einer dampfenden Tasse Kaffee zurück. Ein Mann wie Mr. Taylor trank seinen Kaffee garantiert nur schwarz, weshalb ich mir gar nicht erst die Mühe gemacht hatte, Zucker oder Milch beizulegen. Strammen Schrittes eilte ich zurück zu Mr. Taylors Büro, ignorierte meine Kollegin, die wohl auf ihre Weise versuchte, mich subtil zu beobachten und klopfte. Ohne auf eine Reaktion zu warten, öffnete ich die Bürotür und steuerte zielstrebig auf Mr. Taylors Schreibtisch zu. Mein Herz klopfte wie verrückt in meiner Brust, doch ich schob meine Aufregung so gut es eben ging beiseite.

Ohne Kommentar stellte ich die herrlich duftende Tasse Kaffee unmittelbar vor seiner Nase ab. Wohingegen er bis jetzt unentwegt auf den Bildschirm seines Laptops gestarrt hatte, erlangte ich damit schlagartig seine volle Aufmerksamkeit zurück. Seine Finger hörten auf, rasant über die Tastatur zu wandern. Die daraus resultierende alles vereinnahme Stille, die lediglich von dem höllisch lauten Ticken der Wanduhr unterbrochen wurde, ließ mich innerlich erbeben, doch ich wollte nicht nachgeben. Mr. Taylors eisblaue Augen durchbohrten mich. Niemand von uns sprach. Mir kam keine höfliche Floskel über die Lippen und auch Mr. Taylor hielt es – wie erwartet – nicht für angebracht sich für diesen absolut unpassenden Botengang zu bedanken. Damit hatte ich meinen Standpunkt klargemacht. Ich würde mich von ihm nicht wie ein Spielball durch die Gegend kicken lassen. Er hatte verstanden. Sobald ich mir dessen absolut sicher war, wandte ich mich um und ließ Mr. Taylor in seinem großspurigen Büro versauern.

„Können Sie mir die Nummer vom Hausmeister geben?", fragte ich meine Kollegin, kaum dass ich gehört hatte, wie die Tür zu Mr. Taylors Büro hinter mir ins Schloss gefallen war. So nahm ich ihr erfolgreich jegliche Chance auf einen bissigen Seitenkommentar.

„Wozu das denn?", kam es perplex von Jennings, die offenbar immer noch davon irritiert war, dass ich noch nicht heulend davongerannt war.

„Ich habe keinen Platz zum Arbeiten", machte ich das deutlich, was schon offensichtlich war – zumindest für mich. „Es sei denn, Sie stören sich nicht daran, wenn ich mich zu Ihnen an den Schreibtisch setze", schob ich so neutral wie möglich nach und konnte spüren, wie wieder mehr wärmendes Blut bis hinab zu meinen Fingerkuppen floss.

Ich tat mich schwer damit, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken, als ich erkennen konnte, wie sich die Mundwinkel meiner Kollegin abrupt nach unten verzogen, als sie begriff, was das für sie bedeuten würde. Nicht nur mit mir zusammenzuarbeiten, sondern gezwungenermaßen auch mit ihr an einem Schreibtisch zu sitzen. Ehe ich es mich versah, hatte sie den Hörer ihres Telefons am Ohr und wartete darauf, dass das arme Opfer am anderen Ende abnahm.

„Spätestens morgen früh solltest du deinen Schreibtisch haben", verkündete sie zerknirscht, sobald sie aufgelegt hatte. „Zufrieden?"

„Danke, das ist super. Gibt es vielleicht etwas, womit ich Ihnen helfen kann? Etwas, was ich Ihnen abnehmen kann?", fragte ich hoffnungsvoll und schenkte ihr ein dieses Mal sogar ehrlich gemeintes, aber dennoch höfliches Lächeln.

Jennings beugte sich über ihren Schreibtisch, griff nach einem dicken Papierstapel und streckte ihn mir stumm entgegen.

„Du kannst das hier kopieren gehen. Außerdem habe ich hier noch einige Verträge rumliegen, die Jeremy unterschreiben müsste. Oh, und da wären noch ein paar Briefe, die zur Hauspost gebracht werden müssten", ratterte meine Kollegin runter und der Stapel wuchs stetig an, als sie mir immer mehr und mehr Unterlagen darauf stapelte. Meine ohnehin noch leicht zitternden und schweißnassen Hände hatten ihre Schwierigkeiten damit, den Berg noch richtig zu balancieren. Mir durfte auf keinen Fall etwas runterfallen. Ich biss die Zähne zusammen und verkniff mir einen Kommentar. Zumindest hatte ich etwas zu tun.

Letzten Endes saß ich wenig später dann doch mit einem Stuhl, den ich aus einem der zahlreichen Konferenzräume ausgeliehen hatte, an Jennings Schreibtisch. Nachdem ich vergebens versucht hatte, die Papierberge, die dank meiner lieben Kollegin niemals wirklich kleiner wurden, auf dem Boden vor mir auszubreiten, hatte sie erstaunlicherweise doch eingelenkt und mir den letzten Zipfel am äußersten Ende ihres Arbeitsplatzes überlassen. Das Problem war nicht, dass Jennings zu faul war ... Viel mehr hatte sie unverändert ein Problem mit mir.

Natürlich entgingen mir nicht die zahlreichen forschenden Seitenblicke, die sie mir immer mal wieder zuwarf, als wollte sie kontrollieren, ob ich auch ernsthaft konzentriert arbeitete oder nur Däumchen drehte. Zwar waren meine heutigen Aufgaben alles andere als gewöhnlich, doch war ich mir sicher, dass mein Fleiß Mr. Taylor von mir überzeugen würde. Und dann, wenn sich meine Geduld und mein Stillschweigen ausgezahlt hatten, konnte ich so richtig durchstarten und mir den Job schaffen, den ich eigentlich bekommen wollte, als ich vor einigen Monaten bei Omega Talents angefangen hatte. Begabten Menschen ein Gehör verleihen und talentierte Jungschauspieler unter Vertrag nehmen. Das war seit geraumer Zeit mein Traum, auch wenn ich niemals damit gerechnet hätte, diesem Ziel so rasch so nahezukommen.

Nach einer Überstunde war ich an diesem Tag endlich fertig und kam gerade von Mr. Taylor mit einer Unterschrift auf einem weiteren Schreiben zurück. Es war unverändert kein weiteres Wort zwischen uns gefallen, doch vielleicht war es zum aktuellen Zeitpunkt auch besser so. Sein verschrobener Ausdruck ließ mich nicht erkennen, ob er es schätzte, dass ich nicht sofort verschwunden war und bis zum bitteren Ende durchgehalten hatte. Zwar waren die Arbeiten nicht sehr aufregend, aber das war es schließlich auch nicht, worum es in meiner aktuellen Situation ging. Ich musste Durchhaltevermögen zeigen, auch wenn das bedeutete, dass ich mir ein paar Überstunden aufhalsen musste.

Mr. Taylors Sekretärin hatte mich irgendwann, nachdem die Sonne längst untergegangen war, schlussendlich aus dem Büro gescheucht. Laut ihrer Aussage hatte sie für heute nichts mehr für mich zu tun, was mich aber auch nicht sonderlich störte. Als ich meine Handtasche schulterte und einen letzten Blick zu Mr. Taylors Tür warf, unter der ebenfalls noch Licht hervortrat, trat ich zufrieden mit mir selbst meinen Heimweg an und doch beschäftigte mich während der gesamten Zeit die Frage, ob Mr. Taylor überhaupt mal Feierabend machte. Der Kerl musste ein richtiger Workaholic sein, was bei einer solchen Spitzenposition aber auch nicht weiter verwunderlich war. Bestimmt gab es keine Familie oder gar eine Freundin. Für so etwas hatten Leute wie Mr. Taylor überhaupt keine Zeit. Plötzlich war ich mit meinen durchaus erniedrigenden Arbeiten, wie mehrfach am Tag Kaffee für meinen Boss zu holen, gar nicht mehr so unzufrieden, während ich daran dachte, dass Jennings vermutlich ebenso lange im Büro bleiben musste wie Mr. Taylor selbst.

*

Für einen Abend Anfang März waren die Temperaturen erstaunlich angenehm und durchaus vertretbar, sodass ich sogar auf meinen Schal verzichten konnte. Gerade für jemanden wie mich, die sonst die Frostbeule schlechthin war. Die Waterfront-U-Bahn-Station war nicht weit weg von dem Hochhaus, indem Omega Talents ihren Sitz hatte und noch besser war, dass ich zu meiner Zielstation Commercial-Broadway nur wenige Minuten brauchte. Ich war zwar kein Morgenmuffel, aber tat mir durchaus des Öfteren nicht gerade leicht damit mich aus meinem viel zu bequemen Bett zu schälen. In Zukunft würde ich noch besser darauf achten müssen, dass ich unter keinen Umständen zu spät kam. Mr. Taylor würde mich einen Kopf kürzer machen, daran gab es keinerlei Zweifel.

Heute war die U-Bahn besonders mit wirr durcheinander quasselnden Touristen vollgestopft, was ich so gut ich konnte auszublenden versuchte. Omega Talents hatte sich im Bankendistrikt angesiedelt, welcher allerdings unweit des Vancouver Hafens und einiger anderer typischen Sehenswürdigkeiten der Stadt lag. Wenn man hier lebte und arbeitete und so wie ich Tag um Tag von derselben Haltestelle abfuhr, konnte einen das ab und an durchaus mal nerven. Gerade dann, wenn man die meisten der gesprochenen Sprachen nicht einmal verstehen konnte. Auf der anderen Seite freute ich mich jedoch unheimlich darüber, dass meine Heimatstadt so viele interessierte Menschen anzog. Vancouver war eben etwas ganz Besonderes.

Grandview-Woodland war nicht gerade das günstigste Viertel, indem man in unmittelbarer Nähe der Vancouver' Innenstadt leben konnte, doch hatten meine beste Freundin Hayley und ich bei der Suche nach einer geeigneten WG-Wohnung vor ein paar Jahren ein glückliches Händchen bewiesen. Unsere gemütliche Drei-Zimmer-Wohnung lag in einer der ruhigeren Straßen des Viertels in einem Gebäude, welches neben der unseren nur vier weitere Etagen hatte. Wir wohnten unmittelbar unter dem Dach, was im Sommer alles andere als komfortabel war, sich dafür aber während aller anderen Jahreszeiten mehr als bezahlt machte. Vor allem die Fenster in unserem gemeinsamen Wohnzimmer waren so ausgerichtet, dass wir unsere Straße entlang unmittelbar auf den Hafen, das Meer und die dahinter beginnenden North Shore Mountains blicken konnten, die mit ihren weißen Spitzen zum Verweilen einluden. Ich war in meinem Leben noch nicht oft aus dieser Gegend oder gar aus Kanada herausgekommen, doch konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass es einen Ort geben konnte, der schöner war, als mein geliebtes Vancouver.

Schon als ich schnaufend und mit Schweißperlen auf der Stirn die letzten abgewetzten Stufen zu unserer Etage hinaufging, schallte das Gegackere und das Gelächter hinter der verschlossenen Wohnungstür an meine Ohren. Offenbar war Hayley am Telefonieren – mal wieder. Manchmal fragte ich mich ernsthaft, wie es nur so Vieles geben konnte, worüber Hayley quasseln konnte und das jeden Tag. Ich hatte längst den Überblick verloren, wie viele Leute es gab, denen sie die Ohren abkauen konnte. Glücklicherweise war Hayley meistens deutlich früher zu Hause als ich, was bedeutete, dass sie ihren täglichen Gossip längst bei jemand anderem abgeladen hatte. Nicht, dass ich mich nicht gerne mit ihr unterhielt. Hayley war schon seit der Schulzeit meine beste Freundin, aber manchmal – und das wusste sie auch – ging mir ihre quirlige Art doch etwas auf die Nerven. Vor allem nach einem verrückten Arbeitstag. Heute war das allerdings anders. Heute war ich mal wieder besonders froh darüber, dass ich mir diese Wohnung mit ihr teilte und ich nicht in ein leeres Zuhause kam.

„Oh, Peter, ich muss Schluss machen. Meine Mitbewohnerin ist gerade nach Hause gekommen", hörte ich sie fröhlich zwitschern, kaum dass ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.

„Peter?", fragte ich neugierig, während ich mir die Schuhe von den Füßen streifte und achtlos im Flur stehenließ. „Was ist denn aus Tom geworden?"

Hayley rollte mit den Augen, ließ sich theatralisch seufzend auf unser Sofa fallen und winkte ab.

„Tom ist doch schon längst Schnee von gestern, Süße", erwiderte Hayley so vorwurfsvoll, als hätte ich ihren Geburtstag vergessen.

„Sorry, ich steige da echt nicht mehr durch", gab ich schulterzuckend zu, ließ mich neben sie auf die viel zu bequeme Couch sinken und wusste, dass ich mich so schnell nicht mehr von der Stelle rühren würde.

Erst jetzt konnte ich so richtig spüren, wie die Erschöpfung in meine Glieder fuhr. Wie von selbst sank mein Kopf auf Hayleys Schulter, die umgehend begann mein Haar glattzustreichen. Ich seufzte zufrieden und gab dem Drang nach, meine Augen nur für einen Moment zu schließen.

„Was soll's", meinte Hayley. „Wenn das so weiter geht, werde ich Peter auch bald in den Wind schießen. Der ist schlimmer als jede Klette."

Das brachte mich dann doch zum Lachen.

„Und ich hatte mich schon gefragt, wieso du auf einmal mit einem Kerl telefonierst."

„Das ist genau der Grund, wieso ich meine Nummer nur in den seltensten Fällen rausgebe und die Kerle grundsätzlich nicht mit hierher bringe."

„Abgesehen von der Tatsache, dass ich sonst kein Auge mehr zu machen würde", warf ich grinsend ein.

Hayley küsste mich als stumme Zustimmung aufs Haar. Manchmal fragte ich mich durchaus, wie es eigentlich dazu gekommen war, dass sie und ich so unzertrennlich geworden waren. Wir hätten nicht verschiedener sein können, doch womöglich ließ sich dieser alberne Spruch, der sonst nur Anwendung bei Paaren fand, auch auf Freundschaften münzen. Gegensätze zogen sich nun einmal an. Wohingegen Hayley es nie länger als eine Woche mit ein und demselben Kerl aushielt und dabei eine Woche für ihre Verhältnisse schon mehr als gut bemessen war, wartete ich auf meinen ganz persönlichen Mr. Right. Dafür nahm ich es auch ohne Murren in Kauf, bis auf das ein oder andere Date alle paar Monate mal alleine zu sein – zumindest was die männliche Aufmerksamkeit betraf. Hayley wollte sich nicht binden, ich hingegen schon. One-Night-Stands waren überhaupt nichts für mich, auch wenn Hayley keine Chance ausließ, mich dazu zu bewegen, lockerer zu werden – zumindest betitelte sie das so.

„Du wirkst ziemlich erledigt heute", stellte sie ohne Umschweife fest und ich war ihr unfassbar dankbar dafür, dass ich dieses Thema nicht von selbst anschneiden musste. „Was war denn los?"

Ich seufzte langgezogen, während ich versuchte meine Gedanken zu ordnen.

„So schlimm?"

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll."

„Das klingt vielversprechend, ich bin ganz Ohr", bekundete Hayley.

„Ich wurde befördert", offenbarte ich ihr, woraufhin ich spüren konnte, wie ein alles vereinnahmender Impuls durch meine Freundin ging und sie mich plötzlich so fest in ihre Arme schloss, dass es mir zunächst jeglichen Sauerstoff aus den Lungen jagte.

„Wow, das ist super! Herzlichen Glückwunsch!", gratulierte sie mir lautstark und freute sich so sehr für mich, als wäre es ihre eigene Beförderung gewesen. Sie wusste, wie sehr ich es mir wünschte, in der Berufswelt endlich richtig Fuß zu fassen. „Aber wieso hast du mir denn nicht gesagt, dass du dich für eine Beförderung beworben hast?"

„Weil ich mich für gar nicht dafür beworben habe."

Hayley löste sich abrupt von mir und suchte meine Augen.

„Das musst du mir erklären", forderte sie mich auf, ehe sie nachschob: „Du siehst auch ehrlich gesagt nicht wirklich so aus, als ob du dich darüber freuen würdest."

„Ich weiß selbst nicht so genau, wie es dazu gekommen ist, aber ich bin seit heute Mr. Taylors Assistentin", berichtete ich Hayley, die daraufhin große Augen machte.

„Ist das nicht dieser Halbgott, dem du seit du bei Omega Talents angefangen hast hinterhersabberst?"

„Hayley!", rief ich empört, sah verlegen auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen und konnte ganz genau spüren, wie meine Wangen feuerrot wurden.

„Habe ich etwa recht? Oh mein Gott, Doro! Details!"

Hayley schien auf einmal aufgeregter über meine Beförderung zu Mr. Taylors Assistentin zu sein, als ich selbst. Zumindest jetzt, nachdem ich aktuell nicht in seiner unmittelbaren Nähe sein musste. Seine energiegeladene Aura machte mich einfach fertig. Kurz und knapp berichtete ich Hayley, was erst an diesem Morgen vorgefallen war, sich für mich aber so surreal anfühlte, als wäre es schon viel länger her.

„Wow", hauchte Hayley, sobald ich ihr alles erzählt hatte und schwieg für einen Moment. „Und du weißt nicht, wieso sie dich dafür ausgewählt haben?"

„Ich habe keinen blassen Schimmer", gab ich achselzuckend zu. „Ich weiß, dass ich meine Arbeit bisher immer zufriedenstellend gemacht habe, aber es gibt mit Sicherheit mehr als genügend besser qualifizierte Leute für diesen Job. Außerdem ist Mr. Taylor der einzige bei ganz Omega Talents, der eine Sekretärin und eine Assistentin hat. Dabei will er mich nicht einmal", meinte ich und wurde mit jedem Wort ein klein wenig leiser. „Mr. Taylor mag ein unbeschreiblich schöner Mann sein, aber im Innern scheint er ein richtiges Biest zu sein. Er hasst mich, Hayley. Genau wie seine Sekretärin. Ich passe überhaupt nicht da hinein."

„Aber du willst diesen Job?"

„Unbedingt, auch wenn ich Angst habe, dass ich dem nicht gewachsen bin. Du hättest Mr. Taylor erleben müssen. Er ist ein richtiges Arschloch und hat mich behandelt, als wäre ich eine billige Praktikantin."

„Ein hübsch anzusehendes Arschloch. Der Kerl ist verboten heiß, Doro", ließ Hayley so trocken fallen, dass ich mich beinahe an meiner eigenen Spucke verschluckt hätte. Hayley hatte Mr. Taylor nur ein einziges Mal per Zufall gesehen, als wir uns nach der Arbeit noch in der Stadt getroffen und sie mich abgeholt hatte.

„Und ist jetzt mein Chef, Hayley! Abgesehen davon spielt das überhaupt keine Rolle, er spielt sowas von nicht in meiner Liga."

„Was redest du denn da für ein dummes Zeug? Wenn überhaupt spielt dieser Knackarsch nicht in deiner Liga! Wieso machst du dich immer schlechter, als du eigentlich bist, hm?"

„Ist doch jetzt auch völlig egal", gab ich genervt zurück und rieb mir müde mit Nachdruck in kreisenden Bewegungen über die Schläfen. „Diese Beförderung ist eine riesige Chance, aber ich kann überhaupt nicht sagen, ob ich dem gewachsen bin. Ich habe so das Gefühl, dass Mr. Taylor ein verdammt schwieriger Mensch ist."

„Süße", meinte Hayley voller Überzeugung, legte einen Arm um meine Schultern und zog mich zurück zu ihr. „Ich kenne dich schon so lange. Mag ja sein, dass dieser Mr. Taylor ein jähzorniger Arsch ist, aber meine Freundin hat einen verfluchten Dickschädel, den nicht einmal er wird knacken können. Der wird dich verdammt nochmal schätzen lernen, darauf wette ich. Und wenn es erst einmal soweit ist, dass du ihn von dir überzeugt hast, wird er dich gar nicht mehr gehen lassen wollen, so viel ist sicher."

Ihr Vertrauen darauf ließ mich Hoffnung schöpfen und doch überwogen nach wie vor unverändert die Zweifel daran. Hayley lächelte mich aufmunternd an, ehe sie mich noch ein Stückchen weiter an sich zog und begann, mir erneut übers Haar zu streichen.

Wenn sie mit dem, was Mr. Taylor betraf, nicht mal falsch lag ... Für den Augenblick schien sie jedenfalls fester an mein Durchhaltevermögen zu glauben, als ich selbst.

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