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Band 1

Blut ist rot

1

Die Polizei hatte mich mal wieder durch die Straßen gehetzt. Ich kniete in einer Sackgasse der New Yorker Straßen und atmete schwer. Ich spürte das Blut über mein Kinn laufen und sah den Männern mit geweiteten Augen hinterher. Diese Leute schreckten auch vor gar nichts zurück. Ich warf meine schwarzen Haare zurück, tastete mit den Fingerspitzen über die Wand des Nachbarhauses und hinterließ blutige Rillen. Nach Luft schnappend rappelte ich mich hoch und sprintete auf die Straße. Nur um nach fünf Metern wieder hinzufallen. 》Hey, äh... könnten Sie mir kurz zur Hand gehen?《, fragte auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und blickte einem jungen Mann - nicht viel älter als ich - in die Augen. Er hatte dunkelbraune strubbelige Haare und hellbraune Augen. 》Oh mein Gott, geht es dir gut, Mädel?!《, fragte er und stützte mich.
》Was ist passiert?《. Ich schüttelte langsam den Kopf. Es war schwer zu erklären. Wie sollte ich mich jemandem anvertrauen? Sie würden mich auch nur in eine Psychiatrie oder ins Gefängnis bringen. 》Hey! Scheiße, wir müssen ins Krankenhaus!《, hörte ich seine warme besorgte Stimme. Und ich hasste Mitleid von ganzen Herzen. 》Nein! Bitte, mir geht es... Wirklich gu-...《, versuchte
ich zu erwidern, aber es war zu spät. Mein Körper entspannte sich und meine Lider wurden schwer. Dann wurde alles schwarz.

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Als ich erwachte, blickte ich in grelles, weißes Licht. Ich ließ davon ab und wandte meine Aufmerksamkeit dem Raum. Hellgraue Wände, ein Fernseher und überall waren Souvenirs aus anderen Ländern. Mein Blick schweifte weiter, bis er an hellen, blauen Augen hängenblieb. Es war eine Frau mit blonden, schulterlangen Haaren und neonfarbener Kleidung. Angewidert entdeckte ich das pinke Sofa auf dem ich saß. 》Guten Morgen, Sonnenschein! Auch mal wach? Gut, dass Henry dich hierher gebracht hat.《, begrüßte mich die Frau und lächelte mich überschwänglich an. Henry. Das musste der Junge von der Straße gewesen sein.
》Wie war dein Name nochmal?《, fragte sie stattdessen an mich gewandt und ich erwiderte ihren Blick finster.
》Vorher wüsste ich sehr gerne Ihren Namen.《.
》Ich bin Mrs. Glowist. Aber du kannst mich Sandra nennen. Und jetzt bist du dran!《.
》Mein Name ist Charli. Wo bin ich hier und warum?《, fragte ich und Sandras Gesicht nahm etwas Amüsiertes an.
》Du bist bei mir in der Therapeuten-station. Henry ist bei mir angemeldet, aber nur wegen seiner kleinen Freundin Miss Scott. Er hat dich direkt hierher getragen. Gerade darf hier sowieso niemand rein.《, erklärte sie grinsend und fuhr sich durch die Haare. Unglaublich, wie jemand so farbenfroh sein konnte. Grauenhaft. So nervig wie jedes kleine Plüscheinhorn meines letzten Opfers. Nah, vielleicht sogar noch nerviger. Die neuen Informationen rauschten in meinem Kopf. Miss Scott.
Kleine Freundin. Henry. Therapie. Psychiatrie. Opfer. Verbrecher. Chef.
O Shit. Verdammt. Mein Chef!
》Äh, Sandra? Kann ich kurz die Toilette benutzen?《, fragte ich, stand auf und sah mich orientierungslos um.
》Klar. Dort hinten. Erste Tür links.《, erlaubte Sandra und lächelte wieder so zuckersüß. Ich wich einer Antwort aus und schloss die Badezimmertür hinter mir. Das Fenster. Nimm das Fenster!, schien der Teufel in mir zu brüllen. Und das Genialste war: Ich hörte darauf.
Ich zog schnell mein Dietrich-set aus der Tasche und knackte damit das kleine Schloss am Griff. Ich war gerade über die Regenrinne auf den Bürgersteig geklettert, als ich eine Stimme rufen hörte: 》Hey! Bloody-girl! Brauchst du Hilfe?《. Ich zuckte erschrocken zusammen. Scheiße. Nein. Nein, nein, nein. Es durfte nicht wahr sein! Ich wurde gefeuert, verdammt!
Dieser blöde Henry mit seiner bescheuerten Freundin! Warum hielt er mich auf? Bevor ich weiter rennen konnte, packte er mich an der Schulter.
》Wo willst du denn hin?《, er grinste mich an und strich mir meinen Pony aus dem Gesicht. Ich fühlte mich auf einmal warm und geborgen und... Was zur Hölle machte er mit mir?! 》Abhauen《, erklärte ich knapp und drehte mich aus seinem Griff. 》Kann ich dir irgendwie helfen?《, er klang auf einmal ernst und besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf und rannte weiter. Wow. Verlor ich gerade den Verstand? Ich hatte es mir irgendwie anders vorgestellt. Amüsanter. Kritischer. Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer meines Chefs. 》Stone hier, wie kann ich Ihnen helfen? 《, erklang seine kalte, halb abwesende Stimme.
Meine Knie wurden weich. 》Hier ist Charli... ich wurde verfolgt. Kannst du mich abholen?《, fragte ich langsam und vorsichtig. 》In Ordnung. Nächstes Mal besser aufpassen, was?《. Ein ironisches Lachen. Ich nickte stumm und hörte zu meinem Glück ein Tuten. Endlich aufgelegt. 》Wer war das, Bloody-Gal?《. Ich zuckte so heftig zusammen, dass mir fast das Handy aus der Hand fiel. Ich war in solchen Sachen wirklich sensibel geworden.
》Mein Boss.《, antwortete ich und sah mich um. 》Was arbeitest du denn?《, seine Stimme klang wieder so seltsam ironisch. Ich ignorierte seine Frage einfach und sah wieder auf das flackernde Display. Keine Anzeichen vom Chef. Bevor Stone hier eintraf, musste Henry weg sein. Sonst... wer wusste was genau dann passierte?
O Gott. Ich hatte noch nie von einem Plan gehört, bei dem so viel schiefgehen kann. 》Hallo? Alles okay?《, unterbrach Henry meine Gedankenkette, die ich seid vielen Sekunden selber nicht ganz verstanden hatte. Halbherzig schob ich meinen Mundwinkel nach oben und drehte mich zu ihm um. 》Du musst jetzt leider gehen, Grinsebacke. ...Sandra wollte dich noch sprechen.《, log ich und schob ihn entschlossen ein paar Meter zurück. Er nickte langsam und sichtlich verwirrt. 》Los! Geh schon!《, hetzte ich ihn weiter und wandte mich wieder dem leuchtenden Display zu. Immernoch keine Nachricht vom Chef.
》Okay...?《, seine Stimme klang heiser und ziemlich irritiert, aber ich konnte ihm jetzt nichts erklären. Vorallem nicht weil er fremd war. Weil ich ihn nicht kannte. 》Ich weiß es.《. Aufeinmal wurde es kalt, und unendlich dunkel um mich herum. Wie ein Scheinwerfer, der nur auf Henry gerichtet war. Er sah mich ernst und interessiert an. Als würde er versuchen, in meinem Bewusstsein herum zu stochern. 》W-... was weißt du?《, fragte ich langsam, leise und fast wie gelähmt. Die Kringeln um seine Lippen vertieften sich. 》Dein Geheimnis. Was denn sonst? Ich sehe dich schließlich nicht zum ersten Mal, "Parker". 《, erklärte er amüsiert und das Unschuldslächeln kippte mir aus dem Gesicht. Meine Augen mussten tellergroß sein. O fuck, wie peinlich.
》Äh... ich weiß nicht wovon du sprichst, Harper. Das ist wirklich nicht nötig, zu versuchen, mich bloß zu stellen...《, stotterte ich, aber meine Stimme versagte kläglich. 》Du weißt es. Und du darfst nicht in der Öffentlichkeit sein, wenn du ... nicht sofort damit aufhörst, Parker. Ich werde...《, fing er drohend an, aber er verstummte erschrocken. Niemand nannte mich einfach so Parker.
Ich hatte meine Waffe gezogen und legte sie ihm eng an die Tailie. So, dass es niemand sah, selbstverständlich.
》Die Welt schuldet mir etwas. Und ich werde es mir holen, also komm' mir nicht in die Quere, klar?《, meine Stimme hatte etwas fremdes, kaltes angenommen. Aufeinmal spürte ich einen Trauerkloß in meinem Hals.
Henry sah mich nur mit angsterfüllten Augen an und nickte. Ich ließ ihn los und sah betroffen zu Boden. Dann schnipste ich und ihm nächsten Moment war ich in einem Bus, ohne Henry noch einmal eines Blickes zu würdigen.

2

》Wo warst du?! Verdammt, wir hatten doch gesagt, dass du nicht raus sollst! Die Polizei jagt dich, Charlotte!《, begrüßte mich meine kleine Schwester Willow unfreundlich, aber glücklich mich zu sehen. Sie war eine meiner Spion-Geschwister und hatte die Aufgabe, immer über mich zu wachen. 》Falsch. Ich jage sie.《, korrigierte ich und befreite mich angewidert aus ihrem Umarmungs-versuch. 》Und du solltest mal verstehen, wofür dieses Leben überhaupt gedacht ist. Du weißt, dass ich das nur bei Leuten tue, die es verdient haben!《, brummte ich weiter, aber eher zu mir selbst, als zu ihr.
Willow antwortete sowieso nicht. Sie starrte wie gebannt auf den Koffer, den ich langsam aus meinem Geheimversteck ans Tageslicht zog.
Ich wusste, dass sie unbedingt wissen wollte, was ich darin verbarg. Sie hatte ihn noch nie von innen gesehen und ich ehrlich gesagt auch nicht so häufig. Ich benutzte ihn nur im äußersten Notfall.
》Soll ich dir tragen helfen, Schwester-herz? 《, fragte Willow neugierig. 》Nein danke《, ich schüttelte den Kopf.
Dann zog ich die Jacke fester um mich und lief wieder die kalten Straßen New Yorks entlang. Woher kannte mich dieser Typ? Warum konnte ich... ihn nicht einfach verletzen? Charli, es ist nicht wichtig. Aber warum war mein Boss nicht gekommen? Und was hatte das alles mit Henry und Sandra zutun? Überhaupt klang die Stimme von Stone gar nicht so wie sonst immer. Er klang so... fröhlich.
Meine Gedanken schwirrten und ich musste sie in den Griff bekommen. Das ist alles nicht wichtig! Die einzige Frage, die sich durch drang, warum Stone mich hatte im Regen stehen lassen. Langsam prasselnten die Himmelstränen von den Wolken in meine Haare und ich spürte das aufgehende Mondlicht spiegeln. Verdammt, ich hatte eine Mission. Warum nur konnte ich sie nicht erfüllen?
Aus dem Schatten löste sich plötzlich eine Gestalt. Ich wich einen Schritt zurück und musterte die Dunkelheit mit aufgerissenen Augen. Ich spürte meinen Puls im Kopf, aber der Tag konnte heute doch sowieso nicht schlimmer werden.
》Hallo, Du. Brauchst du 'nen Freund? Oder warum stehst du da so alleine rum, Parker?《, fragte der lebende Schatten, und ich wusste ja nicht, dass ich damit vollkommen richtig lag. Die Silhouette trat ins Licht und - war immer noch nicht mehr als ein Umriss. Gebeugt und unendlich kalt, als sie mir durch die Haare fuhr. 》Erstens: ich heiße nicht "Parker", das ist nur mein Cose-name, und - wer bist du überhaupt?!《, fragte ich leicht gereizt und wollte die Hand wegschlagen, die auf meiner Schulter lag, aber ich konnte sie nicht berühren.
Es war, als wäre er oder sie unmateriell.
》O mein Gott...《, hauchte ich und dachte, ich würde gleich in Ohnmacht fallen. 》Was bist du...?《. Ein wisperndes Lachen. Die Silhouette war eher so elegant wie eine Frau. Die Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens. 》Ich bin ein Schatten, Parker!《, begann das Mädchen zu erklären und eine Gänsehaut durchfuhr mich. 》Und nicht irgendein Schatten, Liebes...《, fuhr sie langsam und gedehnt fort,》sondern dein Schatten《. Ich wollte schreien. Einfach nur schreien. Ich spürte meinen Puls immernoch bis zum Kopf steigen und mein Gehirn schien sich auszuschalten. Es war wie ein Feueralarm, nur nicht für Feuer. Ein Drücken zog sich durch meine Nieren und meine Augen öffnete sich automatisch noch weiter. Was war das für ein seltsames Gefühl, was ich noch nie gespürt hatte? Angst. Blanke Angst. Und zum ersten Mal in meinem Leben fühlte es sich nicht gut an. 》Ich bin ein Ebenbild von deinem Ego und deinen Träumen, Parki-lein! Und du kannst mich übrigens Riginia nennen.《, kicherte Ingewisser-Maßen-Ich und ein Stöhnen
drang über meine Lippen. Was war das nur für ein verrückter Tag. Oder ein Traum? Was auch immer. 》Also, Riginia, du bist ich?《, versuchte ich zu wiederholen und ertappte mich selber dabei zu versuchen, zu lachen. Aber ein fester Kloß lag in meiner Kehle.
》Nein!《, ihre Stimme klang aufeinmal boßhaft und giftig. 》Ich bin deine Vorfahrin Riginia Gelpert. Und du bist der zweite Blutmond aus meiner Familie. Endlich.《.

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Blutmond? Meinte sie damit etwa ein - Ich versuchte wirklich, meine Aufmerksamkeit auf Sandras Augen zu richten, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Schatten. Hatten Schatten überhaupt Augen? Wahrscheinlich sollte ich wirklich mal eine Therapie-sitzung fertig bringen.
Aber niemals würde ich dieser Sandra all meine Routinen vorklatschen!
》Also ein Schatten,ja? Der aus der Wand gekommen ist? Und... hatte er einen Namen?《, stocherte die junge Frau weiter in meinem Gedächtnis herum und innerlich versuchte ich, nicht zu explodieren. 》Riginia. Sie war eine Vorfahrin von mir.《, erklärte ich zum gefühlt eintausendsten Mal. Meine Unterlippe bebte und mein Puls hatte sich immer noch nicht beruhigt. Oh, Mann. Wahrscheinlich dachten sie alle, ich wäre verrückt. Ja - so ein Stück weit war ich das ja auch. Ich meinte, was mein Beruf war... Aber darauf kam es jetzt gar nicht an! 》Oh, Oh, Mistress Gelpert, wahrscheinlich brauchst du mehr Hilfe, als ich erwartet hatte...Wir schicken dich in eine...《, begann Sandra, aber ich unterbrach sie gehetzt. Mein Herzschlag begann zu pulsieren.
》Nein! Ich kann nicht! Mir... mir geht es gut! Wirklich!《. Ich spürte wie meine Unterlippe bebte. Sie legte eine Hand auf meine Schulter. 》Es wäre das Beste für dich.《, ihre Stimme klang langsam und gedehnt, als wäre sie eine desorientierte Stiefmutter. Aber bald sollte ihr das Grinsen vergehen, denn ich ließ mich nicht einfach von allen anfassen. Entschlossen griff ich nach ihren Fingern und knickte sie um. 》Aua! Charli! 《, schrie sie und sah mich erbost an. 》Was sollte das?!《. Ich strich mich langsam über die Fingerknöchel und sah sie mit hochgezogenen Brauen an. 》Ich lasse mich eben nicht einfach so anfassen, Sandra. Eine Lektion für Sie.《, meine Stimme klang schnippischer als sie sollte. Aber das machte es für Sandra nur noch leichter, mich böse anzugucken. Tja, man kann mit dem süßen Psycho-Girl eben nicht alles machen, was? , wäre eine gute Antwort, die ich aber doch lieber für mich behielt. Ich sah angestrengt in das Licht der bunten Lampe, die allerlei helle Farben ausströmte. Grauenhaft, dieses Haus.
》Kann ich kurz...《.
》Ihre Toilette benutzen? Nein! Denn letztes Mal bist du abgehauen, Charli. So dumm bin ich auch wieder nicht!《, unterbrach sie mich fast kreischend und meine Augenbrauen wanderten noch weiter nach oben. 》Weil ich eben keine Lust auf Ihre Psycho-sitzungen habe! Denn erstens bringt es sowieso nichts und zweitens geht es mir prima, wie sie sehen. Ich möchte nur dem Teil entweichen, wo sie irgendwelche Geheimnisse aus mir herausquetschen. Ich hingegen bin besser im Lügen als Sie, nicht wahr?《, schoss ich giftig zurück und Sandras Mundwinkel verzogen sich zu einem säueren Lächeln. Denn sie wusste, dass ich dieses Mal gewonnen hatte. Ich stand auf und sah mich mit stoischem Blick um. 》Die Sitzung ist jetzt vorbei.《, rief ich aus und lief geradewegs auf die Tür zu. 》Warte!《, Sandra rief mir etwas hinterher, aber ich verstand es nicht. Ein LKW direkt vor der Tür übertönte ihre Stimme. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt! 》Schon wieder abgehauen, Todesfalle?《, ich stieß mit demselben nervigen Jungen zusammen wie gestern. Super. 》Du lebst ja noch《, stöhnte ich und reckte frech das Kinn.
Ein kleiner Pruster brach aus Henrys Mund und das war so ansteckend, dass ich auch - was? Nein! Nein, das konnte nicht sein! Ich lächelte und ich konnte gar nicht mehr aufhören! Für einen kurzen Moment durchströmte mich ein Glücksgefühl, aber dann musste ich an ihre Stimmen denken. 》Jetzt bin ich aber mal dran! Wie spielt man das?《, hatte meine Schwester gefragt. Bevor mein Vater abgeschnitten wurde. Ich wollte am Lenkrad reißen und zog alle in den Abgrund. 》Ihr fielt. Sie starben. Du bleibst am Leben《.
Ich zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht und blinzelte die Tränen weg. Noch nicht einmal bei ihrer Beerdigung hatte ich geweint. Denn Tränen brachten nichts. Was hatte man vom weinen? 》Alles in Ordnung, Charli?《, Henrys Stimme nahm wieder diesen verdammt wichtigen Unterton an. Wie konnte der Kerl es wagen?! 》Okay? OKAY?! Warum sollte IRGENDETWAS okay sein?! Ich will... du weißt nicht...《, meine Stimme brach ab. Plötzlich breitete sich dieses warme Licht um mich herum aus, wie... Flügel. Ich sah zu ihm hoch und er lächelte mir zu. Was zur...?! Seid wann war dieser Kerl eine Taube?! 》Alles ist okay. Es kommt vielleicht komisch aber... ich bin dir gefolgt, weil... ich bin dein Schutzengel, Charli. Ich werde dich vor jeglichen Verbrechen beschützen, okay?《.
W-welche Drogen hatte dieser verdammte Typ genommen?! Schutzengel? War ja klar. Natürlich. Was denn auch sonst,heh? Boah,wie ich diesen Kerl hasste. Warum kamen meine Geschwister nicht? Die Spione, die auf mich aufpassen sollten? Oder fanden sie diesen Kerl etwa nicht seltsam? Ich fasste mir kurz an den Eardrop, der in meinem linken Ohr war.
Wo seid ihr nur?, meine Gedanken rasten. Wenn ich jetzt sterben würde, wäre meine Familie am Arsch. Undzwar wortwörtlich. 》Charli, ich weiß von deinen Eltern. Ich weiß von -《, begann Henry, aber ich stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite und zog meine Pistole heraus. Wenn meine Geschwister mir nicht halfen, musste ich eben selber angreifen. 》Wenn du denkst, ich würde auf so einen Quatsch reinfallen, dann irrst du dich aber gewaltig! Und wenn du glaubst, ich wäre alleine...《, atmete ich langsam und bedrohlich, um meinen Spionen Zeit zu lassen aufzutauchen, 》dann hast du dich geschnitten!《. Vor mir landete ein großer, junger Mann mit schwarzen Haaren und dunklem Anzug. Um mich herum landeten meine restlichen Geschwister. Laila, mit kurzen lilanden Haaren und einer Schar Drohnen, Willow, mit langen weißen Haaren, Tom mit strubbeligen grünen Haaren und Ben mit einem Eimer auf dem Kopf. 》Fass unsere liebe Charlotte nicht an, ist das klar?!《, die Stimme von meinem ältesten Bruder Kan war scharf. Alle waren mit Pistolen bewaffnet, also steckte ich meine siegessicher wieder weg. Henry hob langsam die Hände, das Licht und die Flügel waren verschwunden. 》Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, dann... hast du wirklich ein Problem《. Henry schüttelte den Kopf. 》Warum sollte ich ihr irgendein Haar krümmen?《, verteidigte er sich und zwinkerte mir zu.
Verdammt, tötet diesen Irren doch endlich!, Ich zog die Brauen zusammen.
Oder muss ich das tun?, sprach ich in die Eardrops herein. Du musst gar nichts tun, hörte ich Kans tiefe Stimme. Wir regeln das schon, Charli. Aber wer ist dieser Kerl?! Ich spürte Willows Atem in meinem Nacken. 》Sollen wir ihn wirklich töten?《.

3

Tja, dass war jetzt die Frage. Einerseits
fand ich ihn unglaublich interessant und wollte wissen, ob er die Wahrheit erzählte. Andererseits war er ein verdammtes Arschloch und ein Idiot noch dazu, der bestimmt nur irgendwelche Drogen genommen hatte.
Trotzdem zögerte ich. Willow zog langsam eine Augenbraue hoch und ich zog die Brauen noch enger zusammen.
》J-...《, ich öffnete den Mund, aber es kam nichts raus. 》Ja. Aber ich will es selbst tun.《, hauchte ich schließlich und hob den Kopf. Henry hatte den Kopf schiefgelegt und sah mir tief in die Augen. Meine Spione gingen einen Schritt zurück, aber ohne Henry aus den Augen zulassen. Ich ging langsam auf ihn zu. Mein Finger krümmte sich unsicher um den Abzug, aber ich drückte nicht ab. Ein Teil von mir schrie, dass ich ihn doch endlich abknallen sollte, aber ein anderer Teil konnte einfach nicht. Mir musste irgendetwas einfallen, warum ich ganz schnell weg musste.
DENK NACH, GEHIRN. DENK NACH!
》I-...《, quiekte ich leise und zog meinen Finger fester. Henry sah mich an, als wüsste er, dass ich nicht schießen könnte. ABER ICH KANN SCHIEßEN, VERDAMMT! ICH KANN SCHIEßEN.
Könnt ihr mir doch nochmal helfen? Ich will irgendwie gerade weg..., sprach ich in die Verbindung und Laila verdrehte die Augen.
》Ich muss...《, ich kniff die Augen zusammen. Dann senkte ich die Pistole, schoss auf den Boden und in der nächsten Sekunde befand ich mich woanders. SUPER GEHIRN. GANZ TOLL GEMACHT! JETZT DENKT ER, ICH HÄTTE EINE SCHWÄCHE FÜR IHN. ODER ICH WÜRDE AUFS KLO MÜSSEN!
Verdammt. Verdammter Mist. Warum hatte ich denn nicht einfach geschossen? Was lag mir bitte so an diesem abstrakten Typen? Es könnte jeder gewesen sein! Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen, dachte ich und hasste mich sofort leidenschaftlich.
Zum ersten Mal konnten meine Geschwister mir wohl nicht helfen, dem Tod zu entrinnen. Ich war ein eigensinniges Mädchen, dass wohl irgendetwas an einem drogensüchtigen Irren fand. Darüber müsste man einfach ein Buch schreiben. Ich spürte wieder die Präsenz meines anwidernden Ebenbild von Ego. 》Nah? Schon wieder irrationale Selbstzweifel?《, eine kalte Hand legte sich auf meine Schulter.
》Nein, aber jede Menge Selbsthass《, antwortete ich und schüttelte die unmaterielle Schattenhand ab.
》Oh Mann! Du musst echt mal an dir arbeiten. Hey, ich habe einen Vorschlag! Ich helfe dir deine Blutmond Kräfte zu entfachen, wenn du mir im Gegenzug ein paar lustige Gegenstände besorgst! Einverstanden?《, versuchte Riginia es, doch ich sah sie nur irritiert an.
Was für Kräfte? Ach so, sie hatte ja letztes Mal von so einem zweiten Blutmond geredet und ganz laut "Endlich" geseufzt. 》Klingt das nicht nach Spaß? Och bitte! Bitte,bitte,bitte! Charli, bitte!《, versuchte sie es erneut.
》Okay. Aber... was sind die Vorzüge davon?《, meine Stimme klang sehr schnippisch, da ich noch auf den Taubenjungen eingestellt war. 》Oh, ähm... du hast coole Kräfte, bekommst ne Menge Kohle und kannst mit Henry zusammen sein!《, den letzten Satz flüsterte sie. Ich spürte wie Hitze mir ins Gesicht schoss. Wie kam sie darauf, dass ich mit diesem Kerl zusammen sein wollte? Er war ein blödes Arschloch und das wusste Riginia genau. Andererseits... die restlichen Vorzüge klangen echt gut! Naja, das mit der Kohle war eigentlich nicht so wichtig.
Und Henry war eigentlich ja schon ein ganz süßer Typ...》Okay, einverstanden! Ich hole dir diese komischen Gegenstände.《, sagte ich schließlich und Riginia nickte feierlich. 》Dann kann es ja losgehen. Endlich, juchu! Endlich mein zweiter Blutmond! Danke, O Gott, danke!《.

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Wenig später befanden wir uns auf einem Friedhof. Der Klassiker für Tode, Mord und gruselige Fähigkeiten, die entfesselt werden mussten. 》Und wie soll ich dich hier sehen? Riginia, du bist ein Schatten!《, platzte ich genervt heraus und drehte mich um meine eigene Achse. 》Ja...aber ich wurde nicht so geboren, Charli, ich bin so geworden. Alles wegen... Mördern, die Mörder töten wollen um etwas Gutes zutun. Aber eigentlich töten sie niemanden. Wir... wir müssen deine Kraft entfachen! Ich wurde von Mördern umgebracht, die dachten, ich sei eine Hexe. Du verstehst, altmodische Menschen, die alles umbringen, was sie nicht haben können. Eines Tages kam aber die erste Taube der Familie zu mir und sah, dass ich ein Rabe war. Also verfluchte sie meine Seele, so, dass ich ewig leiden muss. 《, erklärte sie. Ach du Scheiße. Shit. Fuck. 》WAS?! NEIN, DANKE! ICH WILL BLOß NICHT SO WERDEN WIE DU!《, schrie ich sie an und wich einige Schritte vor ihr zurück.
Riginia zog spöttisch eine Augenbraue hoch. Dann grinste sie. 》Und du willst ein Rabe sein, ja? Ziemlich faul dafür, nicht?《. Empört verschrenkte ich die Arme vor der Brust. Ja ja, ich würde ihr diese blöden Dinger ja schon holen.
》So, hilfst du mir jetzt?《, fragte Riginia unruhig. Seufzend nickte ich.
》Gut. Aber denk' ja nicht, es wäre wegen Henry!《, erwiderte ich und sah mich für eine Sekunde nervös um. Der blöde Engel war mir doch nicht wieder gefolgt? Nein. Jetzt bekam ich auch noch Angst vor dem Kerl? Grauenhaft. Die Würde der Angst wäre damit verschenkt.
Reginia klatschte vergnügt in die Hände: 》Super! Dann los.《.

◆◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◆

Wenig später fanden wir uns im Dunkeln auf dem Mount Hope Cementery wieder. Eine Welle von eisiger Kälte schoss meine Rücken hoch und sofort überzog sich mein Körper mit unnötiger Gänsehaut.
Es war nämlich kein bisschen gruselig. 》Warum müssen wir das denn auf einem so berühmten Friedhof machen?《, jammerte ich leise und versuchte, auf keine Blätter zu treten. 》Weil. Ist einfach so! Gehört irgendwie wohl zum Ritual, Süße.《, Riginia zuckte mit den Schulter und huschte weiter von Grabstein zu Grabstein. Ich seufzte und folgte ihr. Bei dem Grab neben mir saß ein großer Hund als Wärter davor, der mir seltsam bekannt vorkam. Ich legte den Kopf schief und wollte nachfragen, doch Riginia zog mich hinter einen Grabstein.
》Pscht... Nachtwache...《, wisperte sie und ich linste vorsichtig über die Kante. Sie hatte Recht. Eine dunkle, hochgewachsene Gestalt schlich über den Friedhof. Aber derjenige hatte gar keine Taschenlampe. Seltsam. 》Sicher, dass das ein Nachtwächter ist? Sieht eher so aus, als wäre dieser Kerl auch mit uns hier.《, hauchte ich und sah mich zaghaft nach einem besseren Versteck um. Hier irgendwo muss es sein..., hörte ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf, die nicht mir gehörte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Der Atem stach mir in die Seite. Wer war das gewesen? Nur eine Einbildung, gar nicht echt., wollte ich mir einreden, doch plötzlich brauschte eine Welle von Furcht durch meinen Körper. Und da beschloss ich, dass das gar nicht meine Angst war. 》Reginia, ich....habe wen in meinem Kopf《, zitterte ich, 》Ist das normal?《.
Reginia zog mich hinter einen nächstbesten Baum. Dann sah ich, wie sie den Kopf schüttelte. Bin ich... etwa nicht alleine? Sind hier doch Nachtwächter?, hörte ich wieder die Stimme und jetzt war ich auch wieder sicher genug, um zu vernehmen, dass es sich um eine männliche Stimme handelte. Und ich kannte diese Stimme gut. Nein... war dieser Scheißkerl etwa jetzt auch in meinem Kopf? Nein, hier ist keine Nachtwache mehr., versicherte ich ihm in die Art "Kopfverbindung" hinein. Gut...?, hörte ich ihn und vor meinem inneren Auge konnte ich ihn sehen, wie er sich unruhig durch die braunen Haare fuhr. Gut. Da war jetzt also ein junger Mann in meinem Schädel? Super! Dann werde ich wohl niemals mehr allein sein, was?, dachte ich bitter, ohne nachzudenken, ob er mich auf hören konnte. Eine Taschenlampe zuckte in meine Richtung. Schnell stellte ich mich stramm hinter den Baum.
Wenn das wirklich Henry war, hatte er mich dann gesehen? Und war das mit den Gedanken wieder so ein Engel-Teufel-Ding? Frustriert zog ich die Brauen zusammen und wartete geduldig, bis das Flackern der Lampe verschwunden war. Endlich aufatmen. Charli, warum bist du hier?, fragte die vertraute Stimme, die mich zusammenzucken ließ.
Warum nervte der Kerl mich? Und ist das alles auch neu für ihn? Oder stalkt er jedes hübsche, daher gelaufene Mädchen? Nein, normalerweise ist das nicht mein Hobby, erklang Henrys Stimme erneut. Verdammt. Ich hatte ganz vergessen, dass er mich ja hören konnte! Kann man das nicht irgendwie abstellen? Nein, kann man leider nicht. Habe ich schon ausprobiert, Charli. Was meinst du, was ich die ganze Zeit versuche?, seine Stimme brachte mich langsam zur Weißglut. Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen, du Penner!?, giftete ich zurück. Ich schloss die Augen und es war, als wäre dort eine Tür zwischen unseren Gedanken. Sie war sperangelweit offen und dadurch würden unsere Gedanken wohl fließen. Es war, als würde mein Geist an der Tür rütteln, versuchen, sie zu zuziehen. Hinter der Tür leuchtete etwas weißes, ruhiges, während ich in flammenden, schwarzen Feuer stand. Asche wirbelte um mich herum und schnell schloss ich die Tür hinter mir. Die Kopfschmerzen verschwanden. Keine Rufe mehr nach mir, keine fremde Stimme.
Erleichtert atmete ich auf. Doch jemand anderes rüttelte auch an der Tür. Glaubst du echt, du würdest mich so leicht loswerden?, lachte er wieder. Kotzbrocken! Er wollte meine Gedanken also doch hören!
Gut, wenn er das so wollte....
Gut, gleich geschafft. Nur noch zur 25th Evenaue... oh, verdammt!, log ich grinsend. Deswegen wollte ich Schauspielerin werden. Ha... hörte ich Henrys siegessichere Stimme und das Licht der Taschenlampe verschwand. Runter vom Friedhof.
Aber... 》Scheiße, Riginia! Er kommt auf uns zu!《, fluchte ich leise und versuchte, etwas weiter weg zu huschen. 》Das ist die Gelegenheit! Verwandle dich, Phoenix, Los!!《, erwiderte sie nur und stupste mich an. Ich sah sie irritiert an. Verwandeln? Was zur Hölle redete die da? Von Verwandeln hatte sie gar nichts gesagt!? Aber es war keine Zeit zum diskutieren.
Plötzlich war hinter mir ein kaltes Lachen zu hören. Blitzschnell drehte ich mich um. Da stand Henry, in der einen Hand die Taschenlampe, in der anderen ein Messer. Er machte das Licht aus. Würde das mein Tod sein? Ich sah mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch plötzlich waren überall Leute, die aussahen, als kämen sie aus dem Darknet. Meine Lunge brannte.
》Tut mir leid, Charli, aber du weißt zu viel...《, sagte er noch und dann stach er auf mich ein, bis ich ohne weitere Gedärme oder Augen auf den Boden sank.

So, ihr süßen Killer... das war meine Story! Ich hoffe sie hat euch gefallen <3

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