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Sportunterricht war selten etwas, auf das ich mich freute. Nicht, weil ich unsportlich war – im Gegenteil, ich mochte es sogar –, sondern weil es immer irgendjemanden gab, der Drama aus dem Nichts entstehen ließ.
Heute war Jay krank, was bedeutete, dass die Gruppendynamik sowieso schon ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten war.
Doch als Sunoo verkündete, dass er seine Sportsachen vergessen hatte, war das der eigentliche Startschuss für das Chaos.
„Typisch,“ seufzte Sunghoon und verschränkte die Arme.
„Sunoo, ehrlich? Hast du das jemals mitgebracht?“ fragte Jungwon grinsend.
„Ich hab’s echt versucht, okay?“ Sunoo hob unschuldig die Hände, als ob das irgendeine Entschuldigung wäre.
„Natürlich hast du das,“ murmelte Jake, aber sein Ton war nicht mehr so spielerisch wie der der anderen. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor ich mich wieder Sunoo zuwandte.
„Was machst du dann?“ fragte ich.
„Ich helfe!“ Sunoo richtete sich stolz auf und sah zum Lehrer, der gerade in die Halle kam.
Jungkook, unser Sportlehrer, den wir als einziges mit seinem Vornamen ansprechen durften, musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.
„Also hast du mal wieder deine Sachen vergessen, Sunoo?“
„Ich nenne es eine strategische Entscheidung,“ grinste Sunoo.
Jungkook schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Na schön, dann bist du mein Assistent.“
„Super, ich—“
„Also mein Assi,“ korrigierte Jungkook sich mit einem frechen Grinsen.
Die Klasse lachte, und Sunoo verzog das Gesicht. „Können wir das lassen?“
„Nein.“
Sunoo stöhnte, aber letztendlich akzeptierte er sein Schicksal, während wir anderen uns für die Stunde bereit machten. Wir sollten eine Übung mit Partnern machen, die uns auf Basketball vorbereiten sollte – hauptsächlich Passen, dribbeln und Koordination.
„Sucht euch einen Partner,“ rief Jungkook, und innerhalb von Sekunden brach das nächste Chaos aus.
Ni-ki schnappte sich Jungwon, als hätte er nur darauf gewartet.
Keine Überraschung.
Sunghoon griff direkt nach meinem Arm, ohne zu zögern. „Heeseung, du bist mit mir.“
Ich wollte etwas erwidern, aber Sunghoon zog mich schon zu sich, während Sunoo auf Socken durch die Halle flitzte, um irgendwelche Dinge für unseren Lehrer zu holen.
„Und was ist mit mir?“ fragte Jake laut.
Alle hielten kurz inne.
Jake stand alleine da.
Alle anderen hatten bereits jemanden. Langsam drehte er sich um und musterte die restlichen Leute, bis sein Blick auf einen Typen fiel, den wir alle nur als den Nerd kannten – ein Kerl aus der Parallelklasse, der so still war, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob ich jemals seine Stimme gehört hatte.
„Oh, cool,“ murmelte Jake und ließ seine Schultern etwas sinken.
Ich spürte Sunghoons Blick auf mir, aber meine Aufmerksamkeit lag auf Jake. Etwas in seinem Gesicht veränderte sich für einen Moment – ein Ausdruck, den ich nicht sofort deuten konnte. War es Wut? Enttäuschung?
Oder doch… etwas anderes?
Sunoo blieb am Rand stehen, seine Arme voller Basketbälle, während er zu Jake rüberblickte.
„Sorry, Jakey, aber du hast einfach zu langsam reagiert!“ rief er mit einem breiten Grinsen.
Jake lachte kurz auf, aber es klang nicht echt. „Ja, klar. Selbst schuld, wenn ich zu höflich bin.“
Die Übung begann, aber die Atmosphäre war anders. Ich konnte es nicht greifen, nicht wirklich erklären, aber in Jakes Augen blitzte etwas auf, das mich unruhig machte. Und ich wusste, dass das hier nicht einfach nur eine Sportstunde bleiben würde.
Das Spiel hatte kaum begonnen, und ich war schon voll im Flow.
Der Ball fühlte sich perfekt in meinen Händen an, die Halle schien mit jeder Bewegung zu verschwimmen, und als ich nach nicht einmal zwei Minuten den ersten Korb machte, konnte ich Sunoos Jubel über alles andere hören.
„WHOOO! Mein Freund ist der Beste!“ rief er aus voller Kehle.
Ich lachte, während ich zurück in die Verteidigung lief. Sunoo stand am Rand, hüpfte in seinen Socken herum und klatschte laut in die Hände. Sein Enthusiasmus war so ansteckend, dass selbst ein paar andere aus unserer Klasse lachen mussten.
Währenddessen war Jungwon... nun ja, er fiel. Ständig. Ich wusste nicht, ob er es nicht ernst nahm oder einfach nur Pech hatte, aber alle paar Minuten lag er wieder auf dem Boden, und Ni-ki musste ihm helfen, sich aufzurappeln.
Sunghoon hingegen?
Der stand einfach nur rum. Ich hatte keine Ahnung, ob er wartete, dass der Ball auf magische Weise zu ihm kam, oder ob er insgeheim hoffte, dass das Spiel bald vorbei wäre, aber er bewegte sich kaum.
Nach etwa zwanzig Minuten ließ Jungkook uns eine kurze Pause machen. Wir liefen zu den Bänken, um etwas zu trinken. Ich nahm mir eine Wasserflasche und leerte sie in wenigen Zügen.
„Ey, das war ein krasser Wurf eben,“ sagte Jake, während er neben mir seine eigene Flasche öffnete. Sein Ton klang wieder normal, fast so, als wäre das eben mit der Partnerwahl nie passiert.
„Danke, Mann,“ grinste ich und klopfte ihm auf die Schulter.
Aber ich musste kurz aufs Klo.
Ich stellte meine Flasche ab, nickte den anderen kurz zu und machte mich auf den Weg. Doch kaum hatte ich die Tür geöffnet und wollte sie hinter mir schließen, schob sich plötzlich eine schlanke Gestalt hindurch.
„Sunoo? Was zum—“
„Weißt du eigentlich, wie gut du aussiehst?“ fragte er direkt, ohne jede Vorwarnung.
Ich blinzelte überrascht.
„Ich weiß, ich weiß…“ Ich fuhr mir durch mein mittlerweile leicht verschwitztes Haar und zuckte mit den Schultern. „Ich sehe immer gut aus.“
Sunoo grinste. „Arrogant wie immer.“
Dann, ohne mir auch nur eine Sekunde zu geben, um mich auf das vorzubereiten, was als Nächstes kam, zog er mich an sich und küsste mich. Seine Lippen waren warm und fordernd, und für einen Moment vergaß ich, wo wir waren.
Doch genauso schnell, wie er mich gepackt hatte, löste ich mich.
„Sunoo,“ murmelte ich. „Wir müssen zurück. Die anderen warten.“
Sunoo verdrehte die Augen. „Lass sie doch warten.“
Er beugte sich erneut vor, und dieses Mal konnte ich ihm nicht so schnell entkommen. Seine Hände legten sich auf meine Schultern, und ich spürte, wie sein Körper sich leicht an meinen drückte. Ich erwiderte den Kuss für einen Moment – weil es Sunoo war, weil ich ihn liebte –, aber dann packte ich sanft seine Arme und schob ihn ein Stück zurück.
„Wir können das später machen, okay? Wirklich. Aber wenn wir jetzt beide gleichzeitig zurückkommen, dann—“
Sunoo seufzte dramatisch. „Dann wird wieder getuschelt, ja, ja, ich weiß.“
Ich grinste und klopfte ihm leicht auf den Hinterkopf. „Komm, bevor Jungkook uns noch beide als seine Assis abstellt.“
Schließlich gab er nach, und wir gingen gemeinsam zurück in die Halle.
Wie erwartet, als wir zusammen durch die Tür traten, begannen die leisen Stimmen. Ein paar Jungs in unserer Klasse warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, einige grinsten, andere murmelten etwas, das ich nicht verstand – oder einfach nicht verstehen wollte.
Ich ignorierte es komplett.
Ich war mit Sunoo zusammen. Und ob die anderen nun tuschelten oder nicht – es änderte nichts an der Tatsache, dass er zu mir gehörte.
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