3. FREUNDIN
,,Schau dir dieses süße Top an."
Die grünen Augen meiner besten Freundin Anna leuchteten begeistert, als sie sich ein weißes Spitzentop vor die Brust hielt.
Wir kannten uns seit Schultagen und waren nun im Einkaufszentrum von Maryfay unterwegs.
,,Sehr schön." erwiderte ich mit einem Lächeln.
Anna nickte zufrieden.
,,Gekauft! Perfekt für mein Date am Samstag." sagte sie stolz.
Ich lächelte leicht.
,,Er wird hin und weg sein." erwiderte ich, während wir zur Kasse gingen.
Es war schon spät und das Einkaufszentrum würde bald schließen.
Unsere Ausbeute war eher mager.
Ein neues Top und eine Jeans für Anna und neue Socken, sowie ein Ladekabel für mich.
,,Ich hoffe er sieht genauso aus, wie auf seinem Profil. Sonst würde ich ihm keine Chance geben." meinte sie und kicherte schelmisch, während wir den Laden verließen zu die Rolltreppe nach Unten nahmen.
,,Vielleicht wird er ja dein zukünftiger Ehemann." erwiderte ich und zwinkerte ihr zu.
Sie wurde etwas rot.
,,Meinst du?" fragte sie.
Ich nickte schnell.
,,Klar!"
Wir traten nach draußen.
Regen prasselte auf die kalten Steine.
Der Himmel war dunkel und nur die Straßenlaternen spendeten Licht.
,,Komm, wir rennen zum Bahnhof. Dann werden wir weniger nass." schlug Anna vor.
Ich sah sie schief an.
War das wirklich wahr?
Irgendwie konnte ich das nicht ganz glauben.
,,Dann los." erwiderte ich und wir rannten los.
Es war kalt und nass.
Die Straßen waren glitschig und die Pfützen tief wegen den Straßenschäden.
Anna lief etwas weiter vor mir.
Durch den dichten Regen sah ich sie kaum.
Sie lief weiter und weiter.
Der Regen wurde dichter.
,,Anna!" rief ich, in der Hoffnung, sie würde anhalten und auf mich warten.
Doch sie lief weiter und verschwand plötzlich um eine Ecke.
Ich blinzelte mir den Regen aus den Augen und lief ihr nach.
Meine Haare waren pitschnass.
Verwirrt sah ich um die Ecke, hinter der Anna verschwunden war.
Sie führte in eine schmale Gasse.
Langsam lief ich auf die Gasse zu.
,,A-Anna?" fragte ich.
Mein Herz klopfte in meiner Brust vom Laufen.
Das Gestein auf dem Weg war nass und es war dunkel, da das Licht der Laternen hier kaum hin schien.
Und es war still.
So still.
Ich konnte beinahe meinen eigenen Herzschlag hören.
Langsam trat ich einige Schritte vorwärts bis ich um eine weitere Ecke schauen konnte.
Mein Körper erstarrte.
Meine Augen weiteten sich.
Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht vor Entsetzen laut aufzuschreien.
Auf dem kalten Boden lag sie.
Anna!
Überströmt mit einer dunklen Flüssigkeit.
Blut.
Ihre grünen Augen starrten blicklos in meine Richtung.
Ihre blonden Haare waren zerzaust, ihre Klamotten fleckig und ihre Tasche lag im Dreck neben ihr.
Aber das war nicht das einzige, was mich schockierte.
Vor ihr stand eine Person mit einem dunklen Umhang.
Eine männliche Statur, die gerade eine lange Klinge aus dem erstarrten Körper zog.
Blut tropfte das spitze Eisen herunter.
Die fremde Person drehte leicht den Kopf nach Links.
Eine bronzefarbene Maske blitzte auf und mein Atem stockte.
Der Schlachter.
Es war der Schlachter!
Der gesuchte Serienkiller, der meinen Vater und viele andere Leute ermordet hatte!
Der Killer drehte den Kopf weiter und meine Augen weiteten sich, als er mich erblickte.
,,Mädchen." zischte er durch seine Maske.
Ich hatte keine Zeit zu überlegen, wer er sein könnte.
Ich drehte mich um und lief!
Ich lief um mein Leben!
Adrenalin schoss durch meinen Körper und ließ mich schneller laufen, als jemals zuvor.
Ich rannte und rannte, trat durch die Pfützen auf dem unebenen Boden.
In meinen Ohren konnte ich mein Blut rauschen hören.
Ich schoss um eine scharfe Kurve und war weg.
Weg von der Gasse.
Weg von Annas Leiche.
Weg von dem Schlachter.
Ich rannte geradewegs zurück zum Einkaufszentrum und blieb keuchend vor dem Eingang stehen.
Meine Brust hob und senkte sich panisch.
Regen tropfte auf meinen Kopf und durchnässte meine Kleidung.
Ich war nun weit weg von der Gasse.
Ich nahm mein Handy aus meiner Jackentasche und wählte mit zitterigen Händen die Nummer von Aaron.
Langsam lehnte ich mich gegen die kalte Mauer und hielt das Handy an mein Ohr.
Es tutete...
Und tutete...
Und tutete...
Hier ist Aaron Loren.
Hinterlasse eine Nachricht nach dem Piep.
Ich schnaufte und legte auf.
Schnell öffnete ich die Nachichtenapp und schieb ihm eine Nachricht.
Aaron, bitte geh ran. (22:31)
Ich starrte auf den Bildschirm und wartete darauf, dass er online kam.
Aaron, bitte! (22:32)
Noch immer keine Antwort.
Noch einmal versuchte ich ihn per Anruf zu erreichen.
Es tutete erneut...
Und tutete...
Und tutete...
Hier ist Aaron Loren.
Hinterlasse eine Nachricht nach dem-
Ich legte auf.
Eine Weile lehnte ich meinen Kopf gegen die Steinwand und versuchte meine Panik zu unterdrücken.
Ich musste mich beruhigen.
Atme, Sarah, atme.
Ein und aus.
Ruhig.
Der Schlachter.
Entspannt.
Anna war tot.
Babykätzchen.
Er wird auch mich töten.
Oh, Babykätzchen.
Ich sah wieder auf mein Handy.
Keine Nachricht von Aaron.
Ich beschloss zu gucken, wann die nächste Bahn kam.
In 15 Minuten.
Gut.
Während ich langsam den Weg zum Bahnhof aufnahm, hielt ich meinen Schlüssel in meiner Jackentasche fest umklammert, um mich im Notfall gegen irgendwas oder irgendjemanden wehren zu können.
Ich wollte nur noch nach Hause.
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