25. MONSTER
Ich spürte die Pistole deutlich in meiner hinteren Jeanstasche, als ich mich mit dem Rücken gegen die Zimmertür lehnte.
Meine Hände zitterten leicht und ich starrte auf den Boden vor mir.
Sophie blickte zitternd zu mir, während sie sich eine Jacke anzog.
,,Was machen wir jetzt?" fragte sie.
Sie hoffte, dass wir verschwinden und gemeinsam vor Chuck wegrennen würden.
Doch das war nicht möglich.
Mir war klar, dass Chuck uns finden und ermorden würde, würden wir es auch nur annähernd versuchen.
Eine ganze Weile stand ich schweigend an der Tür und starrte auf den Boden.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis.
Egal, wie ich es drehte, jede mögliche Aktion von uns könnte unser Tod sein.
Es gab keinen Ausweg.
Außer einen.
Ich sah zu Sophie, die ihr Kuscheltier fest an sich presste und mich ängstlich ansah.
Ich seufzte.
,,Sophie, du weißt, dass ich dich liebe, richtig?" fragte ich sie.
Das kleine Mädchen nickte leicht.
Ich nickte ihr kurz zu.
,,Gut. Und du weißt, dass ich dich auch für immer lieben werde, richtig?" fragte ich weiter.
Wieder nickte das Mädchen.
Damit gab ich mich zufrieden.
Ich nahm meine rosa Strickjacke und zog sie ebenfalls überall.
Egal was ich nun tun würde, ich tat es für sie.
Nur zu ihrem Wohl.
Ich musste sie vor Chuck beschützen.
Ich streckte meine Hand nach ihr aus.
,,Komm mit mir." sagte ich so ruhig und sanft wie möglich.
Das Mädchen schien sich etwas zu entspannen und nahm vorsichtig meine Hand.
Ich öffnete die Zimmertür hinter mir wieder und trat mit ihr aus dem Zimmer raus.
Schweigend folgte sie mir den Flur entlang, die Treppen runter und raus aus dem Gebäude.
Draußen war es kalt.
Leichter Schnee fiel von den dunkelgrauen Wolken am Himmel und die Straßenlaternen leuchteten matt.
Alles war ruhig.
Keine Menschenseele befand sich draußen.
Auf meinem Körper bildete sich eine Gänsehaut aus, doch ich spürte die Kälte kaum.
Sophie sah mich fragend an.
,,Was wollen wir hier?" fragte sie.
Ich hingegen antwortete nicht, sondern ließ ihre Hand los.
Mit meiner Hand umfasste ich die Pistole und holte sie aus der hinteren Tasche meiner Jeans.
Sobald meine Finger das kalte Metall berührten, fuhr eine Art Strom durch meinen gesamten Körper.
Ich hatte so lange keine Waffe mehr in meiner eigenen Hand gehalten.
Es war wie ein Rausch.
Diese Macht...
Ich hielt Sophie die Öffnung der Pistole an die Stirn.
Die schreckte zurück, ließ meine Hand los und riss ihre Augen auf.
,,P-Papa?"
Ich drehte den Kopf und funkelte sie an.
,,Lauf einfach weg, Sophie." erwiderte ich.
Das Mädchen drückte ihr Kuscheltier dichter an sich.
,,A-Aber-"
,,Tu es einfach! Verschwinde, oder ich töte dich!" zischte ich sie zornig an, während mir das Herz in der Brust brach.
Die Angst und die Tränen in ihren Augen bereiteten mir unerträgliche Schmerzen.
Das Mädchen zuckte zurück und ging ein paar Schritte rückwärts.
Ich wich ihrem flehenden Blick aus und sah stattdessen zu, wie sie durch den Schnee lief.
An dieser Stelle hätten ich sie wohl einfach gehen lassen können.
Doch ich wusste, Chuck würde sie finden, würde mein Plan scheitern.
Er würde sie einfangen, verspotten, einsperren, langsam und qualvoll verenden lassen.
Und genau deshalb zielte ich weiterhin auf das langsam gehende Mädchen mit den verweinten Augen.
Solange, bis sie unter einer gelblich leuchtenden Lampe stand.
Ein letztes Mal überprüfte ich die Richtung des Zieles, dann, ohne mit der Wimper zu zucken, drückte ich den Abzug.
Es knallte laut und der kleine Körper fiel in den angehäuften Schnee.
Tränen stiegen in meine Augen und ein Klagelaut entwich mir, als ich das dunkelrote Blut im endlosen Weiß sah.
Ich hatte meine Tochter ermordet.
Ich hatte es getan, um sie zu beschützen.
Sie war nun für immer in Sicherheit.
Langsam kauerte ich mich auf meine Knie und in den kalten Schnee.
,,Es tut mir leid, Sophie. So, so leid." flüsterte ich.
Kalte eisige Tränen benetzten meine Wangen und Schnee hatte sich in meinen Haaren verfangen.
Es hätte niemals soweit kommen dürfen.
Niemals hätte ihr reines Blut vergossen werden sollen.
Es war nicht fair gewesen.
Nicht ihr gegenüber.
Und daran war nur dieses Monster Schuld.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro