8. kapitel
Roussle war ein Idiot. Ein verträumter, ab und an liebenswürdiger Idiot.
Ich wusste, dass er lediglich Angst vor Melissa und ihren Truppen hatte, obwohl er teil ihrer Truppen war. Er wollte nicht in Schwierigkeiten geraten und ebenso wenig wollte er, dass meine Wenigkeit in Schwierigkeiten gebracht wurde.
An Tagen wie dem heutigen fragte ich mich, wie ich es mit ihm aushielt. Mit so einem Verräter, einem Schisser, einem miesen Hund. Und dann war da wieder der andere Roussle, der der unglaublich gerne Lachte und eine Vorliebe für Sternenkonstellationen hatte, der kleine Falten um die Augen hatte und der mich, das Kind aus der Gosse, bei sich aufgenommen hatte.
Er hatte einen guten Kern, wenn man bereit war näher hinzuschauen. Es hieß ja; harte Schale, weicher Kern. Ich glaubte an das Gute in ihm. Schon immer. Aber genauso sicher wusste ich, dass wenn es hart auf hart kam, ich ihm nicht vertrauen konnte. Denn wenn der Tag gekommen war, würde er sich für Melissas Seite entscheiden.
Ich ließ mich von den weichen Kissen in meinem Bett verschlucken. Das samtige Stoff schmiegte sich an meine Wangen und meine Nasse kribbelte ein wenig vom aufgewirbelten Staub. Ich hatte ein Bett. Ein eigenes Zimmer. Als ich klein war teilte ich mir einen Raum mit meinen Eltern. Wir hatte nie viel Geld, aber wir waren auf unsere Art glücklich.
Ich schreckte hoch. Draußen vor dem Fenster waren Stimmen zu hören. Lachen. Dabei war bereits Ausgangssperre. Meine Arme stießen mich von der harten Matraze hoch und ich wankte zum Fenster.
Draußen, unten in der kleinen Gasse, waren ein Mann und eine Frau zu sehen. Ich kannte sie von irgendwo her. Bedacht strich ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und duckte mich ein wenig, aus Angst sie könnten meinen Schatten am Fenster bemerken. Heimlich lugte ich hinter dem kurzen Vorhang hervor.
Die beiden hielten Händchen! Sie lachten! Die Frau hielt sich die freie Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu dämpfen, dabei verlor sie fast einen roten Schal, der sich um ihre Schultern schmiegte. Der Mann, mitte zwanzig, braunes kurzes Haar und unglaublich breite Schultern, wirbelte die junge Frau herum, presste sie an eine Hauswand und vergrub seinen Kopf in ihrem Dekolleté. Die Dame kreischte auf. Ich zuckte, wie vom Blitz gerührt, zusammen. Wie konnten die beiden so leichtsinnig sein?!
Meine zitternde Hand schob sich vor meinen Mund, um die Schnappatmung zu regulieren. Sie war ganz nass vor Angstschweiß. Meine Augen wurden feucht, als sich die Frau zu dem Mann beugte und seinen Kopf zwischen ihre Hände nahm. Liebevoll zwang sie ihn zu ihr aufzublicken. Sie flüsterte etwas.
Was hätte ich gegeben, um zu hören was sie gesagt hatte, denn die Haltung des Mannes änderte sich. Ich sah wie sich sein breites Kreuz durchdrückte und seine Beine nachgaben. Und dann küssten sie sich, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Es zerriss mir mein Herz. Grade zu konnte ich spüren, wie tausend kleine Splitter sich in meiner Brust verbreiteten.
Die großen Hände des Mannes krallten sich in die Hauswand. Er schien mit jeder Faser seines Körpers zu versuchen seine Partnerin in sich aufzunehmen. Ich hatte noch nie so etwas gesehen. Es war intensiv und leicht zugleich.
Mit den Fingerspitzen fuhr ich die Konturen meiner Lippen nach und wünschte mir nichts sehnlicher, als auch ein anderes Paar Lippen zu haben, das meine so liebkoste, wie die Lippen dieses Mannes es taten. Was für ein Moment der Schwäche.
Die junge Frau lehnte sich gegen den Mann. Ihr roter Schal fiel zu Boden, in den Dreck der Gasse. Sie ließ sein Hemd an den Schultern spannen, da sie an diesem zog. Ich konnte ihr Verlangen nach dem fremden Körper bis hier oben in meine kleines Zimmer spüren. Die beiden sahen so... vollendet aus.
Ein Schuss zerriss die Stille der Nacht. Zerriss die Liebenden, zerriss ihre Vollendung.
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All You Wanted - Sounds Under Radio
#32 in Science-Fiction DANKE!
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