22.2 kapitel
Als er sich langsam von mir löste, war es, als würde er einen Teil von mir mit sich nehmen. Er ließ mich aber dennoch nicht frei aus seinem festen Griff. Das wolle ich auch nicht. Nie wieder wollte ich ohne seine Hilfe stehen.
Doch als ich hoch sah, zu seinen grünen Augen, wurde mir klar, dass er nicht verträumt und liebevoll auf mich herabsah. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Mund verzogen. Er war erschrocken, voller Panik und das zu recht! Was hatten wir getan?! Er hielt mich nicht fest, er klammerte sich an mich, denn sonst wäre er es, der umfallen würde.
"Scheiße! Das - " Seine große Hand legte sich auf seinen Mund und er wich zurück. Und das was er von mir mitgenommen hatte, wich mit ihm. Es entfernte sich von mir und ich mochte dieses Gefühl nicht.
"Colton!" Ich streckte verzweifelt die Hand nach ihm aus. Er wich weiter zurück. Seine Finger berührten seine Lippen und er sah mich ungläubig an.
"Dann ist es also wahr." "Was? Was ist wahr, Colton?" Ich versuchte mich ihm zu nähern, aber er ließ es nicht zu. "Ich bin..." Er sprach das Wort nicht aus. Ich wusste dennoch, was er sagen wollte.
"Colton... Ich - Es tut mir leid, ich - " Mir fehlten die Worte. Mein Kopf war leer. Alles was ich in mir spürte, war dieser Hass. Dieser unendliche Hass auf mich und die ganze Welt. Ich hasste sie alle und ich wollte einfach nur noch weg von hier. Ich konnte diese Luft hier nicht mehr atmen, ich konnte ihn nicht mehr ansehen und vor allen Dingen konnte ich nicht mehr an diese verdammte Waldlichtung denken.
"Colton, lass uns darüber reden!" "Da gibt es nichts zu reden. Das hier ist nie passiert. Es hat ja auch niemand gesehen oder?" Er warf die Hände in die Luft.
Er dachte, ich würde ihn verraten. Ich wusste es. Ich sah es an seinen weit aufgerissenen Augen. Er hatte Angst vor mir und vor meiner Reaktion. Er dachte, er hätte diesen Schritt ohne mich getan. Aber das hatte er doch nicht! Wie ich ihn hasste! Ihn und seine Feigheit.
"Ich wollte es doch auch! Jetzt bleib stehen!" Ich stellte mir wieder vor, ich sei auf einem Schlachtfeld. Ich musste die Kontrolle bewahren. Über mich und über meine Feinde, über mein Gegenüber.
Die Luft flirrte vor meinen Augen, der reißende Strom unter uns brauste in einem fort und ließ mich fast das Surren in der Luft überhören. Ich riss meinen Kopf nach oben. Eine Drohne!
Im nächsten Moment war es egal, was Colton und ich getan hatten oder was wir nicht getan hatten. Ich rannte los, riss ihn am Handgelenk mit mir. Wenn er sich wehren würde, würde ich ihn zurücklassen.
Doch er folgte mir. Er hatte die Drohne auch gesehen. Und plötzlich konnte er fast schneller laufen als ich. Wir ließen die Brücke hinter uns und schlugen uns nun immer tiefer ins Industriegebiet vor. Hier in der Gegend war der Smog an einigen Stellen so dicht, dass die Drohne uns nicht mehr anpeilen konnte.
Ich wusste, dass in solchen Fällen, die Drohnen tiefer gesteuert wurden und im Automatikmodus liefen, aber für gewöhnlich nicht lange. Denn hier, in den unbekannten Tiefen der Stadt, gab es Menschen, die den Drohen gefährlich wurden. Menschen, die Drohen vom Himmel holten, wie die eine, die Li und ich vor ein paar Tagen gesehen hatten.
Aber Colton und ich mussten dieses Risiko auf uns nehmen und hier rein laufen. Es ging nicht anders. Würde ich entdeckt werden, während meines unerlaubten Aufenthaltes, wäre es mit meiner Denbel-Ausbildung vorbei. Und auch Colton würde direkt von der Schule fliegen und mit viel Glück in einer Fabrik schuften müssen, wenn er nicht hingerichtet oder als Bauer abgeschoben wurde.
Ich stolperte über eine Blechdose, die mit lautem Klappern über die Straße pfefferte, als ich mich nach der Drohne umsah. Mein Herz schlug so laut, dass ich ihr surren nicht mehr hören konnte. Ich verlor fast das Gleichgewicht und hatte Mühe mich wieder zu fangen. Doch Colton zog mich mit all seiner Kraft weiter. Immer tiefer hinein in unbekanntes, gefährliches Territorium. Unser Verfolger immer dicht hinter uns.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro