16. kapitel
Ich nahm die E-Line Richtung Stadtmitte. Heute war ein angenehm sonniger und wolkenloser Tag. Nach dem ich in der Schule-der-Weiterentwicklung meinen freiwilligen Wachdienst geleistet hatte, bin ich sofort hierher gekommen. Zur E-Line Station.
Die E-Lines verbanden die gesamte Stadt miteinander. Nahe zu jedes öffentliche Gebäude ließ sich mit den E-Lines ansteuern. Eine moderne, hochtechnologische Bahn- und Busverbindung, die extrem kostspielig war. Kein normaler Fabrikangestellter könnte es sich je erlauben mit einem der Dinger zu fahren.
Meine Wenigkeit konnte es sich eigentlich auch unter keinen Umständen erlauben, aber ich bekam ab und an Geld von Roussle, wenn ich unbedingt in die Stadtmitte musste, so wie heute. Doch ich sparrte das Geld für nötigere Investitionen und fuhr illegal mit der E-Line.
Der schmale, silbrige Zug hielt mit einem quietschenden Geräusch in der Station. Duzende Menschen zwängten sich aus den Türen und eben so viele Meschen, inklusive mir, betraten den Zug.
Die Luft hier drinnen roch undefinierbar, nach Krankheit und Parfum. Ein junges Mädchen platzierte sich neben mir und schielte aus dem Fenster. Sie trug die Uniform, die zu der städtischen Brutstation gehörte.
Die Brutstationen lagen im Kern der Städte. Denn in ihnen wurde neues Leben erschaffen. Sie waren das Zentrum neben den Gebäuden der Regierung. Das blonde Mädchen neben mir schien dort zu arbeiten. Sie wirkte sehr eingeschüchtert, fast so als würde sie zum ersten Mal mit der überfüllten E-Line fahren.
Ich machte einen Schritt nach hinten, um einem breitem Kerl in Anzug Platz zu machen. Sein Aftershave stank bestialisch nach Moschus. Aber es zeugte von dem Luxus, den er sich leisten konnte und damit von seinem hohen Stand in der Gesellschaft.
Die E-Line ruckelte beim Wechsel der Gleise und ich wurde an das blonde Mädchen gedrückt. Entschuldigend sah ich ihr in die Augen und erschrak. Sie waren so glasig, dass man im ersten Moment meinen konnte, sie hätte weder eine Iris noch Pupillen. Ich wich zurück. Wieso begegneten mir in der letzten Zeit so viele merkwürdige Menschen?!
Erst das Zusammentreffen mit Routney, über das ich noch immer nicht hinweggekommen bin. Seine Bewegungen waren so abgehackt und mechanisch, dass man meinen konnte er sei durch etwas technisches Ausgetauscht worden. Und dann der alte Seemann, der mir von seiner tragisch gescheiterten Liebesgeschichte berichtet und dann so fluchtartig die Bar verlassen hatte. Und jetzt sie. Das blonde Mädchen mit den Glas Augen.
Ich starrte sie an, was ich erst bemerkte, als sie mir einen strafenden Blick zu warf und sich weg drehte. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter. War das vielleicht eine Krankheit oder ein körperlicher Schaden, dessen Ursache Chemikalien waren.
"Was starrst du so?" Ihre Stimmer war merkwürdig hoch und blechern. Fast wie die von einer aufziehbaren Blechpuppe, ein sehr beliebtes Spielzeug unter Kindern. Ich selbst kam nie in den Genuss etwas dergleichen zu besitzen. "E - Entschuldige. Es ist nur..." "Nur was?!" "Deine Augen." Ich blieb stocksteif stehen, als sie sich ruckartig ganz zu mir drehte und mir mit ihrer merkwürdig hohen, kratzigen Stimmer zu flüsterte: "Schau wo anders hin oder ich melde, dass du dich illegal in dieser E-Line aufhältst!"
So schnell wie sie sich zu mir gedreht hatte, drehte sie sich auch wieder zurück und starrte anteilnahmslos auf den grauen Boden.
Wie gefroren stand ich eine Weile da, bevor auch ich mich von dem Mädchen abwandte. Sie musste mich beobachtet haben. Die ganze Zeit. Woher sollte sie sonst wissen, dass ich kein sündhaft teures Ticket für die E-Line besaß?!
Die Situation kam mir immer skurriler und unheimlicher vor und so war ich heilfroh, als die E-Line meine Haltestelle erreichte. Stadtmitte.
Das blonde Mädchen eilte an mir vorbei, direkt auf die Brutstation zu.
Was auch immer hinter diesen Wänden passierte, es war ein heiliges Geheimnis. Niemand wusste etwas genaues; nur das Frauen ohne Kind in das hohe, graue Gebäude gingen und mit Baby im Arm wieder raus kamen.
In der Bar, in der ich mich des öfteren nach der Sperrstunde aufhielt, erzählte man sich schaurige Geschichten von Tierzüchtungen und Klonen sowie von Ermordung von nicht gesunden Föten.
Ich glaubte den ganzen Quatsch nicht.
Beim passieren der Brutstation versuchte ich wie immer durch die verspiegelten Fenster der Eingangshalle zu blicken. Wie immer erfolglos. Nicht einen Blick konnte ich erhaschen.
Plötzlich bemerkte ich einen Schatten, der sich ebenfalls in den gigantischen Fensterscheiben hinter mir spiegelte und der mich ganz offensichtlich verfolgte.
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Halsey - Gasoline
ICH BIN GRAD SO GLÜCKLICH ICH HAB MORGEN NACH DER 6. STUNDE SCHLUSS STATT NACH DER 8. YES MOTHERFOCKERRRR
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