12. kapitel
Nach der Veranstaltung hatte es zu regnen begonnen. Meine Harre klebten mir mittlerweile im Gesicht und auch meine Hose war durchweicht. Der Regen schien senkrecht zu kommen. Wenigstens sahen entgegenkommende Menschen so nicht die Tränen, die unaufhaltsam meine Wangen runterliefen.
Li folgte mir noch immer. Er hatte mich beim Verlassen des Platzes abgepasst und angeboten mich nachhause zu begleiten. Ich vermutete, dass er mich bei meinem kleinen Zusammenbruch beobachtet hatte. Lieb von ihm... irgendwie. Aber ich brauchte keine Hilfe und schon gar keinen möchtegern Aufpasser.
"Hör zu! Von hier kann ich alleine weiter gehen!", rief ich über den lärmenden Regen zu Li hinüber. "Bist du dir sicher?!" Er zog seine graue Kapuze tiefer ins Gesicht. Seine breiten Schultern in dieser grauen Jacke verschmolzen grade zu mit der Umgebung.
"Ja! Ganz sicher!" Ich strich mir ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht und zog meine laufende Nase hoch. "Weißt du was, Cara, das ist mir egal, denn ich habe gesagt, ich werde dich nachhause begleiten. Das hier ist allerdings noch nicht dein zuhause, also..." Er setzte seinen Weg fort und schob sich provozierend an mir vorbei.
Ich stellte mir wieder einmal vor, ich sei inmitten einer Schlacht und durfte meinen Gegner nicht wissen lassen, wie aufgebracht ich in diesem Moment war, um runter zu kommen.
Ich schloss meine Augen und als ich sie öffnete, hielt ich bereits Lis Arm mit meiner Rechten fest umschlungen. "Li! Hör mir bitte kurz zu! Ich... Ich brauche einfach ein bisschen Zeit für mich. Das heute hat mich weitaus mehr mitgenommen als erwartet. Lass mich den Rest des Weges bitte alleine laufen." Ich schaute ihm flehend in die schokobraunen Augen. Regenwasser tropfte von seiner Nasenspitze. Er überlegte einen Moment. Allein das er überlegte, bedeutete bereits, dass ich gewonnen hatte und er mich in Frieden lassen würde. Jedenfalls für den Moment.
"Na schön! Aber versprich mir, dass du ohne Umwege zu deiner Unterkunft läufst! Bis morgen!" Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte durch den immer stärker werdenden Regen davon. Ich hasste ihn! Unterkunft, bis morgen! Hätte er auf Grund des Regens nicht so geschrien, hätte ich in für ein Weichei gehalten. Der kleine hatte echt Mut mich so zu belästigen. Nur weil wir ein paar Mal zum gemeinsamen Wachdienst eingeteilt wurden, hieß das ja noch lange nicht dass wir jetzt sowas wie Freunde waren! Freunde, dass ich nicht lachte, mit solchen Leute würde ich mich ganz bestimmt nicht freiwillig abgeben!
Mit noch düsteren Gedanken als vorher, schritt ich durch die Gassen der westlichen Südstadt. Der Regen prasselte auf mein Haupt und ich wünschte mir einen Unterstand, aber ich sollte jetzt wirklich schleunigst nachhause zu Roussle. Die Sperrstunde würde in wenigen Minuten beginnen.
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Everybody Wants To Rule The World - Lorde
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