11. kapitel
Auf dem Platz war es brechend voll. Hunderte Menschen hatten sich versammelt, um den letzten Leidensweg von Karin live mitzuverfolgen. Die Hälfte von ihnen waren minderjährig und somit nicht freiwillig hier.
Melissa und ihre Berater empfanden es als äußerst angebracht, dass die jungen Leute dieser Veranstaltung beiwohnen sollten.
"Es wird ihren Geist stärken", so Melissas Worte.
Aber es sollte den Geist der Kindern nicht stärken, es sollte ihn brechen.
Karins Familie stand auf einem Podest und war so für jedermann gut sichtbar. So sieht also die Familie einer Verräterin, einer Gestörten, einer Pro aus.
Der Vater von Karin stand mit gesenktem Haupte da, als würde er kurz vor seiner eigenen Hinrichtung stehen, und ließ so die ganzen Buhrufe und Beleidigungen über sich ergehen. So hatte er es sich nicht vorgestellt. Er dachte, er würde seine restliche Familie schützen und ihnen nicht frühzeitig den Ruf verderben.
Seine Familie würde von nun ausgesondert und abseits leben, verstoßen von der Gesellschaft.
Cara stand hinten in der Menge. Sie hatte mühe sich die Tränen unbemerkt aus den Augenwinkeln zu wischen. Sie fühlte sich wie unter Drogen. Ihre kleinen, zierlichen Hände, die so gut in die von Colton passten, zitterten und waren ganz nass vor Angstschweiß.
Colton stand ein paar Meter hinter ihr. Seinen Blick immer auf ihren Körper gerichtet. Er wusste nicht so recht was er von dem unbekannten Gefühl halten sollte, dass ihn jedes Mal überkam, wenn er an Cara dachte oder in ihrer Nähe war.
Doch Cara kannte das Gefühl und sie wusste, dass ihr nur Ärger machen würde. Sie wollte vor Colton und seinen markanten Gesichtszügen davon rennen, aber sie wusste, dass es bereits zu spät war. Die Geschichte würde ihren lauf nehmen.
Hätte sie gewusst, dass Colton hinter ihr war und auf sie acht gab, hätte sie Reißaus genommen.
Musik ertönte von der provisorisch aufgebauten Bühne. Soldaten marschierten mit Karin ein, die wie ein Häufchen Elend zu Boden starrte und Gebete vor sich hin murmelte. Sie war bereits gebrochen. Vielleicht hatte Colton recht gehabt, als er sagte, sie hätte hier kein Lebenswertes Leben mehr.
Cara zuckte bei jedem harschen Wort, der abgelesenen Rede zusammen. Und als der tödliche Schuss mehrer Vögel auffliegen ließ, verlor sie die Beherrschung und sackte auf dem Boden zusammen.
Da kauerte sie nun. Ein junges Mädchen mit aschblondem Haar, schwarzer Kleidung und gebrochenem Herzen.
Augenblicklich trat ein junger, gutaussehender Mann mit braunen Locken und grünen Augen, die an eine Waldlichtung nach einem Sommergewitter erinnerten, aus der Menge hervor. Bereit auf sie zu zugehen, bereit sie zu trösten, sie in die Arme zu schließen und sie nie wieder los zu lassen.
Aber er machte sogleich einen Schritt zurück und verschmolz wieder mit der Menge, der entsetzten und entzückten Gesichter und war für einen kurzen Moment wieder einer von ihnen. Während Cara auf dem Boden kniete und bitterlich weinte, weil sie wusste, dass dieses nur das erste unschuldige Leben von vielen weiteren seien würde.
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Ben Cocks - So Cold
Wenn ich nur daran denke, dass ich morgen wieder in die Irrenanstalt muss, könnte ich kotzen! ARGH! Aber euch noch nen schönen Tag
Lisa xoxo
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