Der Kampf
Es musste noch sehr früh am Morgen sein, da wachte Sheila auf. Verwirrt starrte sie ins Dunkle, bis ihr einfiel, dass sie noch immer in der Höhle des Erfinders war. Aber was hatte sie geweckt? Sie lauschte in die Stille. Da vernahm sie Geräusche. Zuerst ziemlich leise, dann lauter. Sie kamen von der Treppe! Vorsichtig tastete sich Sheila zu dem Tisch in der Raummitte und zündete eine Kerze an.
Plötzlich quietschte es, wie als würden verrostete Türangeln bewegt und ein Lichtstrahl erhellte die Treppe. Sheila zuckte zusammen. Da war jemand an der Falltür! Auf einmal gab es einen ohrenbetäubenden Rumms und etwas verdunkelte für eine Sekunde das Licht. Dann ein Stöhnen.
Bei dem Krach waren auch Nestor und Jennifer aufgeschreckt. Sheilas Mutter sah sich ebenfalls verwundert um und flüsterte: "Was ist hier los?" "Jemand ist in die Höhle eingedrungen!", wisperte Sheila ängstlich zurück. "Oh nein!", stöhnte Jennifer auf, als in diesem Moment Schritte die Treppe hinunterkamen. Sheila vernahm plötzlich eine Stimme, die mit sich selbst sprach und ihr Schauer über den Rücken jagte: "Tja ihr zwei Dummköpfe, Pech für euch, dass ihr nicht den Plan der unterirdischen Erfinderhöhle in der alten Hütte gefunden habt! Der gute Mensch hat nämlich extra eine ausführliche Skizze angefertigt! Nun habe ichs zu den wertvollen Maschinen und vielleicht bis zu Emanon geschafft..." Die Schritte wurden immer lauter.
"Nein!", keuchte Jennifer, "Das kann nicht Ivan sein!" "Hat er uns bemerkt?", piepste Nestor aufgeregt. Sheila begann zu zittern. Wenn Ivan kam, was würde er dann mit ihnen anstellen? "Schnell, wir müssen uns verstecken!", wisperte Jennifer aufgeregt, "Nestor, verschwinde hinter irgendetwas im Regal! Du bist klein genug... und Sheila, komm, wir müssen hinunter nach Emanon!"
Sie zerrte Sheila zu dem Gang, in dem die Tür zu Emanon lag, holte den Schlüssel aus der Tasche, Nestor verschwand hinter einer Vase... Da kam Ivan um die Ecke. Sheila stieß einen panischen Schrei aus. Er hatte wieder diese unheimlichen Maschinen dabei, und sein Gewehr im Anschlag! Ivan riss überrascht die Augen auf, fasste sich aber gleich wieder und richtete die Waffe auf Jennifer. "Was macht ihr hier?", dröhnte seine wütende Stimme. Jennifer brachte keinen Ton heraus. In Ivans Kopf ratterte es. Was sollte er tun?
Schließlich rief er: "Jennifer, fessle Sheila dort hinten an die Wand!" Zitternd griff Sheilas Mutter nach einem Seil und tat, wie ihr geheißen. Ivan überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Als Jennifer fertig war, flüsterte er drohend: "Sitzen die Seile auch richtig fest?" Sheilas Mutter nickte ängstlich. Nun griff Ivan ebenfalls nach einem Seil und fesselte seine Frau an eins der Regale, ohne das Gewehr aus der Hand zu legen. Dann fragte er mit scharfen Blick: "Ist noch jemand außer euch hier?" "N..nein!", quiekte Sheila angstvoll und versuchte, sich gegen die harten Seile zu wehren. Nun ging Ivan drohend auf Sheila zu. Ein Klicken und das Gewehr war entsichert. Er setzte sich vor ihr auf den Boden und flüsterte gefährlich: "So, du kleines Miststück, jetzt habe ich dich! Und nun sag mir, wo ist der Eingang zu Emanon? Ist er hier?"
Sheila wurde kreidebleich im Gesicht und spürte plötzlich den kalten Lauf an ihrem Kinn. Sie schluckte und stotterte panisch: "Er... er ist hier! Dort, in diesem Gang!" Sie nickte zu der Tür hinüber. Sheila wusste, dass sie in diesem Moment Emanon verraten hatte. Aber was hätte sie tun sollen? Ivan lächelte hämisch und ging zu dem Gang hinüber. Er verschwand darin. Sheila blickte panisch zu Jennifer hinüber, als erwarte sie Hilfe. Doch ihre Mutter war genauso hilflos wie sie.
Nur wenige Sekunden später hörten sie wütende Schritte und Ivan stand wieder im Raum, seinen zornigen Blick auf Sheila gerichtet. "Wo sind die Schlüssel?", sagte er mit bedrohlichem Unterton. Sheila war einen angsterfüllten Blick zu Jennifer. "M...Mama hat sie!", flüsterte sie zittrig. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als Ivan sich nun ihrer Mutter zuwandte und rief: "Gib mir sofort die Schlüssel!" Jennifer blickte entschlossen in sein von Schweißperlen umrahmtes Gesicht.
"Ich kann nicht zulassen, dass du eine ganze Welt zerstörst!", wagte sie sich mutig zu sagen. Sheila zog scharf Luft ein. Zornig brüllte Ivan: "Na warte! Du kannst dich mir nicht widersetzen!" Dann richtete er das Gewehr abermals mit zitternden Händen auf Sheila und fragte: "Und? Gibst du mir jetzt die Schlüssel?"
*
Jennifer sah ihren Mann fassungslos an. "Lass Sheila da aus dem Spiel!", keuchte sie. Doch Ivan dachte nicht daran. Jennifer packte die eisige Angst. Sie schluckte und flüsterte: "Ich habe den Schlüssel in meiner Hand! Nimm ihn dir!" Ivan wollte schon das Gewehr sinken lassen, da begann seine Hand so stark zu zittern, dass sich ein Schuss löste...
Sheila schrie auf, als sie der Schuss traf. Für wenige Schreckenssekunden drückte sie die Hände vor die Brust, dort, wo sie getroffen worden war und starrte Ivan fassungslos an. Dann schloss die Augen und fiel zu Boden, wo sie regungslos auf dem Bauch liegen blieb.
Jennifer starrte völlig aufgelöst zu Sheila. Erst jetzt überkam sie die Erkenntnis. Ivan hatte seine Tochter erschossen! Sie fing an zu schreien. Ivan, der über sich selbst erschrocken war, holte das zurück in die Wirklichkeit. "Nein!", kreischte Jennifer, "Was hast du getan?" "Ich...ich...", stotterte Ivan fassungslos.
Jennifer begann heftig zu schluchzen. Ivan wusste nicht, was er tun sollte. "Bitte... hör zu... das Gewehr...", setzte er an, aber Jennifer unterbrach ihn. "Wie konntest du nur? Du bist herzlos und gemein!", schrie sie. Sie begann, heftig an ihren Fesseln zu zerren. Nun durchfuhr Zorn Ivans bleiches Gesicht. "Sei gefälligst still! Ich will nicht erwischt werden von irgendwelchen Viechern!", donnerte er. Jennifer hörte, wie in seiner Stimme Angst mitschwang. Das nutzte sie aus und rief: "Und nun willst du einfach abhauen? Und eine ganze Welt zerstören? Du bist schrecklich!" "Halt die Klappe!", schrie Ivan panisch. "Ich will mir bloß diesen Kairus ansehen! Er soll sehr wertvoll sein! Was ist daran schlimm?" "Du kannst mich hier nicht mit Sheila allein lassen!", rief Jennifer wütend. Nun wurde es Ivan zu viel. Er rief zornig: "Gib mir sofort die Schlüssel, sonst..." "Sonst was?", unterbrach ihn Jennifer hysterisch.
Da wusste sich Ivan nicht anders zu helfen, als das Gewehr zu packen und es Jennifer gegen den Kopf zu schlagen. Entsetzt riss sie die Augen auf. Sie wusste, dass nun alles zu spät war. Ivan würde Emanon zerstören und sie hatte ihre Tochter verloren! Für einen kurzen Moment spürte sie einen stechenden Schmerz, bemerkte, wie ihr die Schlüssel aus der Hand glitten, dann wurde es ihr schwarz vor Augen und sie versank im Nichts.
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So, glaubt ihr, es ist vorbei? Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen;-)
Ach ja, danke für alle Votes und Kommentare!!!
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