•▪■Kapitel 5■▪•
Daelar hätte sich gewünscht, dass dieser Moment ewig andauerte.
Cathias herzerwärmendes Lächeln, die angenehme Stille, ihre Nähe...
Doch sein Magen fand das alles wohl weniger bereichernd.
Ein lautes Knurren zerstörte den Augenblick und Cathia lachte lauthals los.
Ein peinlich berührtes Lächeln schlich sich auf Daelars Lippen, bis Cathia sich beruhigte und die Lachtränen aus ihrem Gesicht wischte.
"Ich kann dir nicht viel geben, wie du dir sicher denken kannst..." Sie blinzelte ein paar Mal, um wieder klar sehen zu können. "...allerdings kann ich dir wenigstens etwas geben."
"Es muss nicht sein, wirklich nicht." Die Angst, sie verhungern zu sehen, hinter einem schwachen Grinsen versteckend zog er eine Wange in die Länge. "Wie du siehst habe ich noch genügend Vorräte."
Schmunzelnd schüttelte Cathia den Kopf. "Das Essen ist hier aber nicht wirklich nährstoffreich. Wenn du erstmal abgemagert bist, stehst du genauso am Rand wie ich."
"Bis ich überhaupt abgemagert bin, sind wir längst runter von dieser Insel.", konterte er.
Cathias Augen weiteten sich und alles an ihr drückte nun Hoffnung aus.
Und Daelar ohrfeigte sich innerlich.
Er hatte es gesagt.
Jetzt war es seine Pflicht, sie auf das vorzubereiten, was dort draußen vor sich ging...
"Denk nicht, dass es allzu bald passieren wird..." Er sah wie sich bereits große Enttäuschung in ihr breitmachte, also fuhr er fort. "...ich muss dir nämlich jede Menge über da draußen beibringen."
"Ich dachte, du erinnerst dich nicht..." Cathia sah zu ihm auf, noch immer einen Hauch Enttäuschung in ihren Augen.
"Das stimmt nur zum Teil...ich erinnere mich an zwei Dinge." Er sah sie entschuldigend an, nahm ohne seinen Blick abzuwenden ihre Hand und drückte sie sanft. "An meine Schwertkunst...und an Krieg. Ich wollte nicht, dass du es weißt, vielleicht weißt du es auch schon..."
"Ich weiß es schon.", unterbrach ihn Cathia und sie schluckte schwer, bevor sie fortfuhr. "Als ich noch sehr klein war und meine Eltern noch hier lebten erzählten sie mir Geschichten. Von der Allianz und der Horde. Von all den Völkern. Ich..." Sie sah kurz auf seine Hand, die die ihrige noch immer hielt, und dann wieder in seine Augen. Ein Funke Begeisterung erhellte ihr Gesicht. "...sehe zum ersten Mal einen Elfen."
"Das können wir bald ändern.", meinte er und lächelte ihr zu. "Die Frage ist, ob du es willst."
"Von der Insel gehen? Auf jeden Fall!"
"Aber wie gesagt, es ist wieder Krieg. Ich möchte dir gerne ein wenig Kampfkunst beibringen, du wirst es brauchen. Deswegen steht da die Frage, ob du das überhaupt willst. Es gibt natürlich auch normale Bürger, aber glaub mir, zur Zeit ist es jedem gut geraten, wenigsten einen Dolch schwingen zu können. Oder eine Pfanne.", fügte er scherzend hinzu.
"Eine Pfanne hab ich.", ging Cathia grinsend darauf ein. "Und ein Schwert auch. Mein Vater hinterließ es, als ich ihn zum letzten Mal sah. Auch er sagte, ich würde es brauchen. Ich wollte es immer benutzen, aber ich wusste nicht wie."
"Dabei kann ich dann ja jetzt helfen. Weißt du, ob es ein Zwei- oder Einhandschwert ist?"
Ohne Vorwarnung stand Cathia auf, ging zu einer höchstwahrscheinlich drei Generationen alten Kommode und öffnete die unterste und längste Schublade.
Herausholte sie ein längliches Etwas, vorsichtig mit einem Stofffetzen ummantelt.
Diesen entfernte sie und zum Vorschein kam ein erstaunlich schönes und bestens erhaltenes Schwert.
Daelar schlug die Decke beiseite, stand auf und sah Cathia fragend an. "Darf ich?"
Als sie nickte, nahm er vorsichtig das Erbstück aus ihren Händen, betrachtete das Heft und umgriff dieses.
Das Schwert war jedoch zu schwer für eine Hand, also legte er seine andere Hand ebenfalls auf das Heft und nickte nachdenklich.
Ja, das war eindeutig ein Zweihandschwert.
"Und?"
"Zweihand. Das ist gut." Ein zuversichtliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Endlich hatte er das Gefühl, dass er sich irgendwie hilfreich gestalten konnte.
"Der Tag ist noch lang. Magst du schon anfangen? Ich könnte dir heute noch ein paar Grundschritte und eventuell deine erste Heilung beibringen."
"Worauf wartest du dann?" Cathia strahlte und eilte an ihm vorbei durch den Türrahmen und die Treppe nach unten.
Ein lautes Klappern sagte ihm, dass sie sein Schwert aus seinen Rüstungsteilen gefischt hatte und kaum war er im Erdgeschoss angelangt, fiel ihm auch schon die sperrangelweit geöffnete Tür auf.
Er lachte leise und folgte ihr nach draußen.
Doch er hielt inne, als die aufgeregte junge Frau direkt neben ihm zu ihm aufsah.
All diese positiven Emotionen in ihren Augen und die eilig zu einem Zopf gebundenen roten Haare, die von der leichten Meeresbrise bewegt wurden, ließen sie so unglaublich lebendig und lebensfroh aussehen, dass er gar nicht glauben konnte, dass er ihr gleich den Schwertkampf beibringen würde.
"Na, fang schon an!", drängte sie ihn lachend und drückte ihm sein Schwert in die Hand.
Er knuffte sie nur amüsiert in die Seite, damit sie sich ein wenig beruhigte und trat ein wenig zur Seite, damit sie bei späteren Übungen mehr Platz hatte...und damit er sich nicht einfach wieder umarmte.
Er durfte sich nicht in sie verlieben, sie nicht an sich binden, und er würde es auch nicht, egal wie schwer sie es ihm machte.
"Zuerst muss ich dir ein bisschen was erklären." Er rammte das Schwert in den vom Regen noch rechten weichen Boden und legte seine Hände auf dem Heftende ab. "Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen Kriegern und Paladinen, obwohl man sie gerne in einen Topf wirft. Krieger tun entweder nur, was sie wollen oder für richtig halten, oder was ihnen aufgetragen wird, sie sind eher brutale Kämpfer ohne große Rücksicht und beziehen jede Attacke aus negativen Gefühlen für ihren Gegner. Paladine sind ähnlich wie Priester auf das Licht bezogen, eine Religion, die man sicherlich überall findet, wahrscheinlich die einzige, in der man sogar mit verschiedenen Fraktionen in Frieden leben könnte. Jeder Angriff ist mit dem Licht verbunden, Heilung ist eine Art Anbetung des Lichts. Das heißt nicht, dass wir nicht brutal kämpfen können. Wir können das auch. Wir sind nur rücksichtsvoller und davon abhängig, dass wir uns nicht von negativen Gefühlen leiten lassen, den in ebenjenem Fall würde das Licht einen verlassen und man wäre quasi ein Krieger. Klingt ähnlich, nicht wahr?"
Cathia nickte zwar, hatte aber einen noch recht verwirrten Blick.
"Na ja, das sind sie aber nicht.", winkte er ab. "Eine Sache, die du für dich selbst herausfinden musst, wäre deine Kampfpose. Aus welcher Position du gut ausweichen kannst, kontern, angreifen, parieren und so weiter. Ich kann dir da nichts vorgeben."
"Dafür musst du mir ja erstmal ein paar Schritte beibringen.", meinte Cathia und sah mit erwartungsvollem Blick auf sein Schwert, welches er wieder aus der Erde zog.
"Dann mal los. Guck genau zu."
Cathia wandte sich ihm ein wenig mehr zu, bis sie eine gute Perspektive hatte und gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass sie zusah.
Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln, dann begann er den ersten Schritt.
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