Thirty-Eight - I'm Whipped
Ok...
Warum war der Spaten noch nicht erwacht?
Seine Eltern waren bereits gegangen und alleine hockte ich neben seinem Bett.
Seine Locken standen wirr von seinem Kopf ab und er trug eine Atemmaske, welche ihm half mit seiner geprellten Lunge zu atmen.
Laut den Ärzten machte sich der Spanier wirklich gut und es schien so, als würde er in spätestens paar Wochen nichts mehr von dem ganzen spüren.
Ich konnte das nicht wirklich nachvollziehen. Der Spacko hatte gebrochene Rippen und ein kaputtes Schlüsselbein.
Den Scheiß würde er für immer merken.
Ich begann zu grinsen, als er im Schlaf seine Nase rümpfte, weil ihm eine Strähne herunterhing.
Ich erhob mich, lehnte mich an das Bett und strich ihm die Locke wieder nach hinten.
Seine Nase hatte sich beruhigt und der Spanier atmete gelassen aus, als er wahrscheinlich genüsslich weiter Träumen konnte.
An seiner linken Schläfe haftete ein großes Pflaster. Es war etwas rötlich, was für mich bedeutete, dass es noch nicht ganz verheilt war.
Nonna lag gerade im OP-Saal und würde gleich mit der Operation beginnen. Ich hatte sie vorher kurz gesehen und ihr viel Glück gewünscht.
Über Elyia hatte ich kein Wort verloren, da ich nicht wollte, dass sie gestresst in die OP gehen würde.
Ich kannte Nonna. Sie würde sich Sorgen machen. Auch, wenn Elyia kein Familienmitglied war. Sie würde sich den Kopf darüber zerbrechen.
Sie hatte ein extrem großes Herz und ich war so erleichtert, dass ich diesem helfen konnte.
Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich verwirrt. Ich konnte im Nachhinein nicht verstehen, warum ich Leona geholfen hatte.
Vielleicht wollte ich dem ganzen einfach einen Schlussstrich ziehen...
Innerlich strebte ich das Wohlbefinden jeder Person an, aber es war ziemlich ironisch, dass die beiden wichtigsten Seelen in meinem Leben im Krankenhaus lagen.
Erschöpft legte ich mein Kopf auf das Bett des Spaniers und schloss meine Augen.
Warum war er noch nicht wach? Ich hatte ihm so viel zu erzählen...
Meine Geduld verließ mich immer schneller und ich hockte wieder aufrecht hin.
"Ich schwöre, wenn du Spacko morgen nicht aufwachst, haue ich dich, wenn du dann irgendwann doch mal aufstehst, direkt wieder in den Schlaf."
Ich drohte ihm spielerisch und hoffte, dass er vielleicht aus irgendeinem Grund wie in diesen Filmen plötzlich erwachen würde.
Als sich der Spanier aber keinen Millimeter rührte, seufzte ich enttäuscht aus. "Dann labere ich dich einfach so voll, bis die OP von Nonna vorbei ist."
Mit diesen Worten rutschte ich näher an sein Bett ran und legte meine Stirn auf die saubere Matratze. Mein Kopf berührte die Außenseite seines rechten Armes und ein sanftes Kribbeln hinderte mich daran auf die Schnelle einzudösen.
"Ich habe mich gestern mit Leona unterhalten und ich denke, sogar etwas Gutes getan zu haben."
Nachdenklich hob ich meinen Kopf wieder an und unterstützte diesen mit meinem angewinkelten Arm.
Meine Augen suchten nach einer Regung seinerseits, aber nichts...
"Sie war weinend auf dem Dach und hat mir erzählt, dass Noah ihr doch etwas bedeutet."
Die Sommersprossen unter seinen Augen und auf seiner Nase waren in den letzten Tagen prominenter geworden.
"Ich habe ihr gesagt, dass sie dem ganzen etwas Zeit geben soll und ihn vielleicht zuerst auf andere Art kennenlernen sollte... Freundschaftlich zum Beispiel."
Ja, Jungs und Mädchen konnten befreundet sein. Da sprach wirklich gar nichts dagegen, aber wenn es passte, würde sich dann von alleine mehr entwickeln.
"Ich persönlich hätte diese Aussage von mir niemals erwartet, aber da sieht man, was Gefühle, Bewusstheit und Klarheit mit einem anstellen können."
Ehrlich gesagt, ist es mir scheißegal, wie man zueinander findet. Ist es Schicksal, so kannst du auch den verdammten Umweg nehmen.
Elyia und ich sind hier ein sehr gutes Beispiel. Wobei ich die falsche Abzweigung verursacht hatte.
Ich denke, der Spanier wäre schon richtig abgebogen, aber er war so fürsorglich gewesen und meinen Fehltritten gefolgt.
Er hatte mich begleitet und unterstützt, obwohl er wusste, dass das einfach nur ein dummer Umweg war.
Ich war ihm jetzt sogar dankbar, dass er mich vor kurzem alleine gelassen hatte.
Es hatte mir die Augen geöffnet. Es hatte die Ordnung in mir wieder zurückgeholt.
"Im Nachhinein könnte ich mir eine boxen. Jetzt, wenn ich über die letzten Wochen nachdenke, sehe ich bloß, wie wichtig du mir geworden bist. Es ergibt auch alles Sinn. Warum sonst habe ich mich so wohl bei dir gefühlt? Warum sonst kann ich diese eine Nacht nicht mehr vergessen?"
Ich umgriff sein Handgelenk und fuhr mit meinem Daumen über seine weiche Haut.
"Meine Verwirrtheit war nicht zu mir gekommen. Ich hatte sie mir selbst eingefangen. Selbstständig hatte ich mir alles in meinem Kopf verdreht."
Seine Brust hob sich gleichmäßig und ich wunderte mich, ob er mich hören konnte. Aber es konnte mir stets egal sein.
Ich sprach darüber, weil es mir guttat und vor allem auch, weil es mir das Gefühl gab bei ihm zu sein.
Da spielte es keine Rolle, ob er seine hellblauen Augen offen hatte und mich anstarrte.
"Jetzt bin ich mir wieder im Klaren, will dir zeigen, wie doll ich dich mag und du, Meister liegst ausgeknockt im Krankenhaus." Ein sanftes Lächeln zierte meine Lippen, als ich sein Handgelenk wieder losließ und über seine Wange strich.
"Shirin hatte recht. Dieser Junge und ich würden alles andere als normal sein."
Ich kletterte auf den Rand seines Bettes und spielte schweigend mit seinen süßen Locken.
Ich war so froh, dass ich endlich klar sehen konnte. Endlich erblickte ich, was für ein Junge vor mir war.
Ich trug keine Scheuklappen mehr und erkannte, was ich vorlauter meinem selbstkreierten Drama verpasst hatte.
Meine Augen musterten sein Gesicht und es schien so, als würde ich ihn ganz anders wahrnehmen.
Nicht nur gefühlsmäßig, sondern auch optisch. Auch wenn es überhaupt keine Rolle spielte, wie er aussah und ich vor allem seinen Charakter mochte, war er in meinen Augen mehr als nur anziehend.
Der leichte Teint seiner Haut, die süßen Muttermale, perfekt geformte Wangenknochen, eine niedliche Stupsnase, große Augen, beneidenswerte Wimpern und verdammt einladende rötliche Lippen.
Meine Finger strichen seinen Konturen nach und zum Schluss folgte meine Hand seinem markanten Kieferknochen, bevor ich mich etwas zurückzog.
Dieser Typ hatte es mir verdammt angetan. Nicht nur verdammt. Ich schien völlig benebelt, obwohl ich ihn nur ansah.
Scheiße, Cosima...
You're just as fucked as Noah was when he was with Leona.
Ich machte mich über mich selbst lächerlich, aber kämpfte nicht dagegen an.
Dann war ich halt verliebt.
What are you gonna do about it, huh?
Mit bebendem Herzen drückte ich mich vom Bett hoch, streckte kurz meine Wirbelsäule durch, als mich erneut zu dem Spanier wandte.
Er lag ganz friedlich da und es schien mir so, als würde er im Moment nichts von seinen Schmerzen spüren. Das erleichterte mich und vorsichtig lehnte ich mich zum ihm herunter.
Ich wollte es nicht riskieren und achtete darauf, dass seine Atemmaske schön an ihrem Platz blieb.
Wieder fuhr ich mit meinen Fingern durch sein Haar und schloss meine Augen, als ich meine Lippen gegen seine Wange drückte.
Einen federleichten Kuss hinterließ ich auf seiner warmen Haut und bevor ich mich wieder aufrichtete, legte ich meine Stirn gegen seine.
"Bis morgen."
I'm so fucking single...
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