Five ~ "That's sad..."
"Das ist echt sozial von dir. Also, dass du das machst", kam es von meiner besten Freundin.
Ich nickte schweigend und kickte einen Stein vom Gehweg.
"Ich helfe doch gerne. Vor allem, wenn es für meine besten Freunde ist."
Mit den Schultern zuckend blickte ich die Rothaarige an und kurz umarmten wir uns.
"Bis morgen." Sie lächelte mit einem breiten Lächeln und lief dann zu ihrer Haustür.
"Ja, bis morgen." Gegen Ende wurde meine Stimme leiser, aber das hörte Shirin zum Glück nicht mehr.
Ich wollte mir das eigentlich wirklich nicht antun, aber jetzt war es zu spät.
Und ich war mir im Klaren, dass ich Noah nicht hängen lassen würde.
Nun musste ich einfach mich selbst fallen lassen und ihm bei dieser Sache helfen.
Das würde ich schon überleben.
Ich bog in meine Straße ab und erblickte Nonna im Vorgarten. Ich begann zu lächeln, als ich zusehen konnte, wie sie friedlich und zufrieden die Blumen goss und stolz auf die blühenden Sonnenblumen grinste.
Sie hörte meine Schritte und hob ihren Blick an. "Cosima? Du bist nicht mit dem Bus gekommen", stellte sie dann fest und ich nickte.
"Hatte früher aus und wollte nicht auf den Bus warten."
Nonna nickte verständnisvoll und streckte einen Arm nach mir aus. Ich verstand und lehnte mich an sie.
Die Liebe, welche ich für sie empfand, war grenzenlos.
Sie hatte mich gerettet. Sie hatte mich aufgefangen. Ohne sie wäre ich im Kinderheim aufgewachsen.
Beinahe hatte man mich dort eingesperrt. Nur wenige Monate nach meiner Geburt hatten meine Eltern genug von mir gehabt.
Ich war nicht geplant und hatte das junge, wilde Party-Leben meiner Eltern ruiniert.
Meine Mutter war 16, als ich zur Welt kam und mein Dad 15. Beide also verdammt jung und definitiv nicht bereit um ein Kind zu haben.
Ich habe keine wirkliche Bindung zu ihnen, so verletzte mich das ganze auch nicht wirklich.
Sie waren für mich keine Eltern. Für mich galten sie als fremde Personen.
Meine Großmutter war, was sie beide eigentlich hätten sein sollten.
Nonna hat beide Rollen übernommen und ich bin ihr heute sehr dankbar dafür.
Sie selbst hatte heute keinerlei Kontakt mehr zu ihrem Sohn, denn dieser ist mit seiner Freundin, welche mich auf der Straße sterben lassen wollte, nach Spanien ausgewandert.
Meine Mutter ist Spanierin und dies sah man mir auch an.
Jedoch konnte man es vor allem an meinem Temperament erkennen.
"Ist es okay, wenn ich nachher mit Noah mit zum Freeray fahre?" Freeray war bloß meine Bezeichnung für den dreckigen, schlammigen Ort, wo das ganze Team trainierte und mehrere Abende dort verbrachte.
"Komm einfach nicht allzu spät nach Hause und pass auf dich auf."
Sie drückte meinen Körper leicht gegen ihren und neigte ihren Kopf gegen meinen. Ich schloss meine Augen und genoss ihre Zuneigung, bis mein Handy kurz einen Ton von sich gab.
Dies zwang mich dazu mich von meiner Oma zu trennen und mit einem gespielt gleichgültigen Blick las ich Noahs Nachricht.
Nimm den 16:36 Uhr Bus? Okay?
Ich antwortete mit einem okay und verschwand dann im Haus.
Dort wechselte ich meine Kleidung und zog mir etwas Luftiges an.
Beim Freeray war es immer extrem heiß und die Sonne schien meist permanent auf einem herab. Deshalb nutzte ich dort die Zeit, um mich zu bräunen.
Mein Haar ließ ich offen über meine Schultern fallen und für kurze Zeit schloss ich mein Handy ans Ladekabel an, damit ich mich dort ablenken konnte, ohne mir Sorgen zu machen, dass mein Handy abstürzen könnte.
In meinen Gedanken vertieft hockte ich in einem Schneidersitz auf meinem Bett und nippte ab und zu an meiner Wasserflasche.
In der schwammen wenige Fruchtstücke, um dem geschmacklosem Wasser einen fruchtigen Touch zu geben.
Ich dachte über den mir bevorstehenden Abend nach.
Wie würde ich mich verhalten müssen?
Ich meine... Meistens hatte ich meine Gefühle ganz gut im Griff, aber den innerlichen Schmerz zu ignorieren konnte auf längere Dauer nicht gesund sein.
Ob man es glauben mag oder nicht, aber es schmerzte mir. I
ch schwärmte für Noah und...
Eigentlich konnte man schon behaupten, dass ich in ihn verliebt war und wie jedes normale Mädchen empfand ich gewisse Eifersucht.
Natürlich wusste ich, dass Leona nichts dafür konnte. Auch Noah trug keinerlei Schuld. Es waren seine Gefühle. Er mochte sie und das musste ich halt akzeptieren.
Ja, das waren die Gedanken, die ich mir in die Birne quetschte, aber eigentlich dachte ich ganz anders.
Ich spürte den Drang Leona von ihm abzuwimmeln. Ich wollte ihm zeigen, dass ich besser war.
Aber mein gesunder Menschenverstand mischte sich immer wieder ein.
Ich sollte doch einfach weiterleben. Irgendwann würde ich jemanden finden, der mich genau so mochte, wie ich ihn mögen würde.
Mit meinem Blick auf mein Handy gerichtet, erkannte ich, dass mein Bus gleich kommen würde und darum robbte ich von meinem Bett und sammelte meine Sachen zusammen.
Ab ins Getümmel...
Also in kein wirkliches.
Eher in das Getümmel meiner Gefühle.
~
Mit einem freundlichen und zuneigenden Lächeln umarmte ich Leona, welche umwerfend aussah.
Ihr blondes Haar hing gerade über ihren Rücken runter und mit alltäglicher Kleidung, sah sie sehr natürlich und wie das Mädchen von neben an aus.
Normalerweise schien es mir immer so, als würden die Jungs nur auf die lauten, auffälligen Mädchen stehen, aber es beruhigte mich teilweise, dass Noah eher ein Auge auf die niedlichen Mädchen geworfen hatte.
Das zeigte mir, dass er nicht die Art von Typ war, welcher nur auf das eine aus war.
Denn wäre er das, würde ich ihn erstens zu Brei verarbeiten und zweitens, würde er wahrscheinlich nur an den Lippenstift-Tanten hängen. Dies tat er aber nicht.
Ich pflegte hier aber einen kleinen Nachteil, denn ich, Cosima, war keinerlei ein Mädchen von nebenan.
Mein Mund war meist schneller als meine zwei Hirnzellen und noch dazu würde es wahrscheinlich gar nichts bringen, wenn ich zuerst denken und dann sprechen würde.
Kam sowieso nur Scheiße raus.
Wie ein starker Beschützer schirmte Noah Leona von der stechenden Sonne ab und lächelte verliebt auf sie herunter.
Unauffällig langte ich an mein Handgelenk, um zu testen, ob meine Wenigkeit noch lebte, denn ich wünschte mir ungemein, dass er mich auch so ansehen würde.
"Bleib einfach bei Cos. Sie kennt hier alles und wird dich ein bisschen herumführen." Leona lächelte zu ihm herauf und strich mit ihrer Hand einmal seinen Rücken runter, als sie sich voneinander entfernten und Noah zu seinem Team, seinen Kumpels ging.
Nehmt euch ein Zimmer...
Ihre großen blauen Augen wandten sich auf mich und schüchtern lächelte sie mich an.
Ich bin nicht Noah. Schau mich nicht mit dem Schlafzimmer-Blick an.
Das dachte ich mir...
Aber in Realität erwiderte ich ihr Lächeln und stellte mich nochmals besser vor.
"Ich bin Cosima. Noahs beste Freundin. Ich habe schon vieles von dir gehört. Leona, richtig?"
"Ja. Vielen Dank, dass du dir Zeit hierfür nimmst. Ich wollte so dringend Noahs Hobby kennenlernen, da freut es mich, dass ich dich habe, denn ich glaube, alleine wäre ich hier untergegangen."
Ich winkte ab. "Glaub mir. Es ist gar nicht so schlimm wie du denkst. All diese Jungs." Ich drehte mich zum Team, in dem Noah und Myles fuhren.
"Die alle sind eigentlich voll lieb und tun keiner Fliege was."
Ob das stimmte, wusste ich nicht. Ich kannte bloß Myles und Noah vom Team. Die anderen konnte ich bloß äußerlich identifizieren.
Wir beide musterten kurz das Team und mein Blick fiel auf Nummer 52.
Ich erkannte seine stechenden blauen Augen durch den Spalt vom Helm und schluckte, als ich sein Schmunzeln sogar durch den Helm sehen konnte.
Ja, da schien jemand es ganz lustig zu finden, dass ich meinem Schwarm bei seiner zukünftigen Freundin helfen würde.
Leona und ich begannen uns fortzubewegen und ich steuerte auf die Bänke zu.
Dort konnte man gut zusehen und ich ging stark davon aus, dass sie, wenn die Jungs Pause machen würden, zu Noah wollen würde.
Wir ließen uns dort nieder und ich seufzte auf, als das Brüllen der Bikes ertönte.
Dieses Geräusch konnte mich einerseits wirklich nerven, aber manchmal genoss ich es auch.
"Wie lange kennst du Noah schon?" Ich drehte mich zu ihr, als ihre Stimme ertönte. "Viel zu lange. Seit der Krabbelgruppe, glaube ich." Sie nickte interessiert.
"Du? Wie habt ihr euch kennengelernt?" Sie begann zu lächeln und spielte mit ihren eigenen Fingern.
"Er hat mir geholfen, als ein paar fremde Typen mich bedrängt haben."
Langweilig.
Wenn ich so eine Story hören wollte, könnte ich auch einfach den Fernseher einschalten.
Mein Gesicht sagte aber was ganz anderes. Ich awwte und lächelte ganz leicht. "Voll niedlich."
Leona lief rot an und ich auch. Aber eher innerlich, denn die Eifersucht stieg immer weiter an.
Sie kann nichts dafür, Cosima.
Die Zeit verflog wirklich sehr langsam, was ich damit begründete, dass mich Leonas Gelaber wirklich einen Krümel interessierte.
Als sie sich aber erhob und zu Noah tapste, tat ich ihr gleich. Nur warf ich mich nicht an ihn und beobachtete meine Muttermale, die auf meinem Unterarm waren.
Einfach nicht hinsehen, Cosima.
Ich genoss das Sonnenlicht und schloss meine Augen, als es plötzlich dunkel wurde.
Ich wusste, dass sich jemand vor mich stellte und verschränkte genervt meine Arme.
"Schon traurig..." Ich erkannte seine Stimme und öffnete meine Augen.
"Was?"
"Ja, du."
Empört klappte mein Mund wenige Zentimeter auf und ich wollte meinen Schuh ausziehen.
Nummer 52 hatte nichts Schlimmes gesagt, aber trotzdem hatte ich im Moment keine Nerven dazu mir anzuhören, dass mein Status immer weiter bergab ging.
"Brauchst du Mitleid?"
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