"Ich bin bei dir."
CW: attempted rape, Blut, Tod
Durch das unbewachte leerstehende Osttor hinaus waren wir auf die Straße geflohen und von da immer höher in den Himmel. Immer höher und immer weiter weg von den schrecklichen Ereignissen in Baihle. Liam hielt mich fest in seinen Armen während ich durch den Nachhall des Schmerzes noch wie in Trance hinab blickte und die Welt unter mir vorbei ziehen ließ.
Seltsam sah die Straße weit unter uns aus, ich brauchte einige Sekunden, bis ich begriff, was mich daran derartig verwunderte. Aus meiner Kindheit hatte ich diese einsamen Straßen der Wandernden und Reisenden als lose Kieswege im Wald in Erinnerung behalten, doch mein Bruder schien das geändert zu haben. Unter uns erstreckte sich eine riesige Straße, die eine brutale Schneise in den weichen im Wind wogenden Wald schnitt. Große graue Steine waren sorgfältig aneinander gereiht und am Rand durch eine Art Bordstein vom Wald abgetrennt. Eben und herrschaftlich zog sie sich durch den Wald und verschwand in der Ferne zwischen den herabhängenden Ästen der Bäume.
„Sehen die Straßen überall so aus?", fragte ich überwältigt von der präzisen Baukunst. „Ja, seit Ryan die Macht an sich gerissen hat, hat er alle Menschen dazu gezwungen die großen Städte durch diese Straßen miteinander zu verbinden. Es ist so eine Art Kriegsvorbereitung. Falls eine Stadt sich gegen ihn erheben sollte könnte er auf schnellstem Wege dorthin gelangen. Keine anstrengenden Märsche durch den Wald. Gerade, ebene Strecken.", erzählte Liam mir und presste danach die Lippen wieder fest aufeinander, es schien ihm nicht zu gefallen, dass die Bewohner Eldoras so abhängig von dem Willen meines Bruders waren. Wie sollte es auch? Selbst ich fürchtete Ryan mit jedem Tag mehr, dabei war er doch mein eigener Bruder. Die Macht, die er selbst ohne die schwarze Magie über Eldora hatte lies mich zittern.
Wir flogen nicht lange, vielleicht eine viertel Stunde, höchstens eine halbe. Länger hätte es Deren mit seiner stark blutenden Verletzung auch nicht ausgehalten. Nicht weit vor uns konnte ich den Rand des Waldes erkennen. Er lief nicht einfach langsam aus und wurde immer lichter. Nein, es war ein abruptes Ende, wie abgeschnitten und dahinter erstreckte sich eine Wiesenlandschaft. Teilweise durchsetzt mit einigen kahlen Stellen zog sich die Graslandschaft bis zum Horizont dahin und verschmolz mit der untergehenden Sonne. Es war wunderschön. Noch nie hatte ich die Weite und Größe von Eldora so intensiv wahrgenommen, wie hier und jetzt. Wir hatten die Klippe fast erreicht.
Nur eine kurze Strecke von dem schutzlosen Flachland entfernt wurden wir langsamer und sanken zwischen die Bäume hinab. Als ich noch einmal zurück blickte konnte ich die Zinnen von Baihle nicht mehr sehen, sie wahren bereits zu weit entfernt. Zum Glück. Bis jetzt hatte der Dämon seinen Teil der Abmachung eingehalten. Ich hoffte nur, dass es so bleiben würde. Er hätte mit mir nicht diesen Handel schließen müssen, aber derartige Geschäfte waren nun einmal die einzige Schwäche dieser bösen Kreaturen.
Sanft setzte mich Liam auf dem unebenen Waldboden ab. Kaum, dass ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte brachte ich sofort einige Schritte Abstand zwischen mich und ihn. Den ganzen Flug über hatte er kaum ein Wort mit mir gesprochen. Ich wusste, das er immer noch wütend war, weil er sich mehr als alles andere um mich sorgte, aber diese drückende Stille machte mich schier wahnsinnig.
Während die anderen sich erschöpft von der Flucht und dem langen Flug ins Laub der Bäume fallen ließen begann ich das Lager alleine vorzubereiten. Die Ablenkung tat mir gut. Jedes Mal, wenn ich die Ascheringe auf meinen Händen erblickte wäre ich beinahe in eine Panikattacke gefallen, doch das beruhigende Zwitschern der Vögel um mich herum, der Duft von Blumen und Harz und die weiche Erde unter meinen Füßen sorgten dafür, dass die Welt um mich herum nicht im Angstnebel verschwand.
Ich sammelte genug Holz, um ein Lagerfeuer anzuzünden. Dann nahm ich eine kleine Schüssel, die uns normalerweise als Kochtopf für Suppen diente und goss Wasser aus einem Trinkbeutel hinein, damit es gekocht und die Bakterien abgetötet wurden, um später Derens Wunde zu reinigen.
Als nächstes kramte ich in Liams Rucksack nach einer Verbandstasche und wurde sogar fündig. Ein kleiner Lederbeutel mit Verbandstüchern, Nadel und Faden. Das musste ausreichen, mehr würde ich ohnehin nicht brauchen.
Als das Wasser kochte machte ich mich schließlich mit zitternden Händen ans Werk. Ich hatte noch nie eine Wunde genäht und erst recht keine, die sich am Kopf eines Freundes befand. Ich hielt kurz inne, um das zittern unter Kontrolle zu bringen. Dann fädelte ich die Schnur durch das Nadelöhr und tauchte die Spitze ins heiße Wasser.
„Deren.", warnte ich ihn vor. Deren hob leicht den Kopf aus dem Laub. Sein sonst so sonnengebräuntes Gesicht war ganz weiß. Er hatte bereits zu viel Blut verloren. „Ich muss deine Wunde nähen. Schaffst du es, dich aufrecht hinzusetzen und gegen diesen Baum hier zu lehnen.", ich zeigte dabei auf eine Birke die gerade mal einen halben Meter von ihm entfernt wuchs. Aber Deren lies seinen geschundenen Kopf einfach wieder ins Gras zurück fallen und stöhnte.
„Gut. Dann wohl nicht. Ferris, ich brauche deine Hilfe.", Ferris war bereits auf den Beinen und zog seinen Bruder vorsichtig zu dem Baum, bis er mit dem Rücken gegen den dünnen Stamm gelehnt dasaß. Besorgt hielt er Deren an den Schultern fest, damit nicht seitlich ins Gras umfiel. „Er sieht ganz schön schlimm aus.", flüsterte er mit einem besorgten Stirnrunzeln. „Ja, tut er.", meinte ich nur knapp. Deren sah tatsächlich sehr schlimm aus, aber nicht schlimm genug, dass ich mir sicher sein konnte, dass er die Nadelstiche nicht spüren würde. Jemand musste ihn festhalten, das würde Ferris alleine nicht schaffen. „Liam.", rief ich deshalb, während ich damit beschäftigt war, die Wunde mit einem sauberen Stofffetzen ab zu tupfen und zu reinigen. Das Blut hatte sich inzwischen zum Teil verkrustet und löste sich in kleinen Klumpen. Es sah grauenvoll und schmerzhaft aus, doch ich verbot mir jede Regung meines Gesichtes, da Deren mich die ganze Zeit über aufmerksam beobachtete.
Ich spürte einen Lufthauch als Liam sich neben mir auf den Boden kniete. Seine Nähe machte mir Gänsehaut. Ich schloss die Augen und atmetet einmal tief durch. Von solchen Dingen durfte ich mich jetzt nicht einfach ablenken lassen.
„Halte ihn fest. Ich muss seine Wunde nähen und er muss still halten, aber er ist nicht mehr ansprechbar.", befahl ich ihm kühl ohne ihn dabei auch nur anzusehen. Ich musste bei der Sache bleiben und mich konzentrieren.
Ich nahm die Nadel wieder in die Hand und flüsterte Deren überflüssigerweise noch eine letzte Warnung sanft ins Ohr: „Ich fange jetzt an, bitte bewege dich nicht, ich mache es so schnell und ordentlich wie ich kann.", Deren rührte sich nicht, er nickte nicht einmal, doch die Schweißperlen auf seiner Stirn verriete mir, dass er uns nur noch durch einen Schmerznebel hindurch wahrnahm.
Der erste Stich, den ich machte, war grausam. Ich hätte nicht gedacht, dass Haut sich gleichzeitig so durchlässig und zäh anfühlte, es war ein seltsames Gefühl und keines, dass ich wider spüren wollte. Ich sah wie sich sein Gesicht schmerzerfüllt verzog und seine Brust sich aufbäumte, doch Liam hielt ihn ruhig. Ich macht noch einen Stich und noch einen und noch einen. Nach dem zehnten Stich riss ich den Faden vorsichtig ab und verknotete ihn gut, sodass die Wunde nicht wieder aufging. Die Blutung hatte nachgelassen, besonders nachdem ich die Wunde verschlossen hatte, doch Deren sah immer noch sehr bleich aus.
„Gut, wir sollten vermutlich zuerst etwas Essen und dann sieht alles bestimmt schon viel besser aus, bleib einfach an diesem Baum sitzen und mach nichts, hast du mich verstanden?", ermahnte ich ihn und wartete, bis er mir artig mit einem Nicken antwortete. Was blieb ihm schon groß anderes übrig?
Als ich aufstand und mir die klebrigen Hände abwischen wollte realisierte ich erst, dass es Blut war, das an ihnen haftete. Erschrocken stieß ich ein Keuchen aus und sah entsetzt auf meine roten Hände. Ich zitterte. Blut. Blut, das aus Derens Wunde floss. Blut, das wie Eiter aus den Wunden der Hexe in Phríosan floss. Blut, das sich in Lachen um die Opfer des Hexenmeisters Cán gebildet hatte. Blut, das aus den toten Körpern meiner Eltern geströmt war.
„Eloen?", erschrocken drehte ich mich um. Ferris stand mit einem fragenden Blick vor mir. „Alles okay bei dir?"
„Ähm. Ja. Ja, ja. Alles in Ordnung. Ich...ich würde mich gerne waschen, hier in der Nähe ist ein Bach. Ich bin gleich wieder zurück."
„Gut. Ich kann jagen gehen, während Liam bei Deren bleibt.", antwortete er. Ich sah, dass er mir nicht glaubte, dass ich in Ordnung war, aber ich war ihm dankbar dafür, dass er mich damit in Frieden ließ.
Ich erreichte den Fluss schon nach zehn Metern oder sogar noch weniger und begann der Strömung entgegen tiefer in den Wald zu gehen um mich etwas von unserem Lager zu entfernen, bis die Bäume mich gut genug verdeckten.
Das Wasser war nicht tief, aber klar und sauber. Ich kniete mich an den Rand und wusch mir das verkrustete Blut von Derens Wunde von Händen und Fingernägeln. Die Faden ähnlichen Schlieren roter Farbe verloren sich im Wasser und wurden von der Strömung weggeschwemmt. Es war ein gutes Gefühl. Fast als würde ich auch die ganzen schrecklichen Ereignisse ein wenig mit abwaschen können.
Danach schöpfte ich mir mit der Hand etwas Wasser, kühl rann es meine Kehle hinunter. Es schmeckte frisch und leicht erdig. Gierig nahm ich noch eine Hand voll, solange, biss ich meinen Durst gestillt hatte. Das Wasser tropfte mir dabei kühl die Handgelenke hinunter und durchnässte meinen Mantel und meine Bluse.
Schließlich knöpfte ich mir meine Kleidung auf und streifte sie ab. Leise viel sie hinter mir zu Boden und ich stand nackt da. Mit der Hand schöpfte ich mir Wasser, mit dem ich mein Gesicht reinigte und meinen Körper wusch. Das kalte Nass verursachte eine Gänsehaut auf meinen Armen und Beinen. Aber es fühlte sich gut an, den Schmutz der letzten Tage vom Körper zu waschen. Unter den dunklen schichten Dreck und Erde kam schließlich meine helle zarte Haut zum Vorschein.
Ein Windhauch strich über meinen Körper und lies meine Haare leicht auf wehen und in mein Gesicht fallen. Dann spürte ich auf einmal etwas kaltes an meinem Hals und einen Körper, der sich an meinen Rücken drängte. Ich versteifte mich, meine Muskeln spannten sich an und ich hielt den Atem an.
„Hallo, Schätzchen", raunte mir eine tiefe kratzige Männerstimme ins Ohr, Bartstoppeln rieben an meiner Wange. „Du machst jetzt genau, was ich dir sage, oder dein hübsches kurzes Leben ist ganz schnell vorbei und wage es ja nicht zu schreien, das wäre ganz dumm von dir, Zuckerschnecke.", das Kühle, was er gegen meinen Hals presste musste ein Dolch sein. Die Klinge schnitt mir unangenehm in die weiche Haut an meinem Nacken und ich befürchtete, dass ich mich bei einer versehentlichen Bewegung vermutlich noch selbst aufschneiden würde.
„So und jetzt nimmst du mal ganz langsam die Hände in die Höhe und drehst dich um, ich will mir meine Beute doch auch einmal von vorne ansehen, wäre doch all zu schade, wenn du dann ein hässlich entstelltes Gesicht hättest, das würde doch den ganzen Spaß verderben nicht war, Herzchen?", der Druck an meinem Hals nahm ein ganz kleines Bisschen ab, aber auch nur so viel, dass ich mich umdrehen konnte.
Wie er mir befohlen hatte nahm ich ganz langsam die zitternden Arme in die Höhe und begann mich immer noch kniend zu ihm umzudrehen. Mein Herz schlug mir bis in den Hals und ich verfluchte mich insgeheim dafür, dass ich so weit vom Lager weggegangen war, dass Liam mich nicht einmal mehr durch die Bäume würde sehen können.
„Komm schon, ein bisschen schneller, Kleines, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.", raunte er mir zu und drehte mich mit seinen grob zupackenden Händen selbst um. Seine Finger auf meiner nackten Haut. Seine Hand, die zu meiner Brust glitt. Ich zitterte vor unterdrückter Panik und Wut, als er mich anfasste. Ungeniert und Besitz ergreifend und ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Hilflos nach einem Ausweg suchend blickte ich mich so gut es mit einem Messer an der Kehle ging um. Außer dem Mann konnte ich niemanden zwischen den Bäumen ausmachen. Er musste wohl alleine unterwegs sein.
Mit seiner freien Hand tastete er meine Brust ab, dann lies er seine Finger nach unten gleiten. Meine Taille entlang zu meinem Bauchnabel und noch tiefer. Ich wurde panisch. Er würde mich vergewaltigen. Er würde mir wehtun und mich erniedrigen, er würde mich solange misshandeln, bis nichts mehr von mir übrig war, bis ich leer und ausgehöhlt war, wie eine Schale.
Seine Hand glitt noch tiefer mein Becken entlang. Ich blickte panisch auf, auf der Suche nach irgendwas, um mich zu verteidigen. Egal was. Und dabei trafen sich unsere Blicke. Seine dunklen mit meinen lilanen Augen. Innerhalb einer einzigen Sekunde huschte die Erkenntnis über sein Gesicht. Er stieß mich von sich weg. Ein eiskalter und glatter Schmerz durchzuckte meinen Hals, als die Klinge durch meine Kehle schnitt. Ich hustete Blut und suchte röchelnd nach Halt. Der Schmerz vernebelte mir die Sicht.
Hart bohrten sich die Steine des Ufers in meinen Rücken, als ich zum Liegen kam. Ich spürte den weichen Stoff meiner Klamotten neben mir. Meine Kleidung! Irgendwo hier musste auch ein Dolch liegen. Hecktisch wühlte ich danach, doch ich fand nichts. Meine Finger waren taub. Ich gab die Suche auf. Krabbelnd kämpfte ich mich durchs Gras um den Abstand zwischen ihm und mir zu vergrößern, doch mein Gegner war bereits wieder auf die Beine gekommen und griff mit der Hand nach meinem Fußknöchel. Seine schmierigen Finger schlossen sich um meinen Fuß und seine abgesplitterten Nägel gruben sich in meine Haut. Ich schrie auf und stieß ihm mit dem Fuß direkt ins Gesicht. Er lies mich nicht los, mit der feste Absicht, mich zu ermorden. Das Mädchen mit dem Teufelsblick.
Erschrocken stieß ich Luft aus, als mein Körper ruckartig auf den Rücken gedreht wurde. Der Mann kniete über mir und beugte sich zu mir herunter. Verbissen wühlte ich mich weiter durch meine Klamotten.
Da. Etwas kühles hartes streifte meine Finger. Ich griff danach. Es war mein Dolch. Ich hatte ihn endlich gefunden. Ich riss ihn aus meiner Tasche und stieß zu.
Der Mann hielt mitten in der Bewegung inne. Blut tropfte ihm aus seiner Wunde in der Brust, wo ich ihn getroffen hatte und rann in seinen Speichel gemischt an seinem Kinn hinunter auf meine eigene Brust.
„Eloen! Nein!", rief jemand über mir. Als der schwere Körper des Mannes über mir zusammenbrach und leblos auf meiner nackten Brust liegen blieb. Mich unter sich begrub und erdrückte.
Mein Schweiß vermischte sich mit seinem Blut. Tränen rannen mir die Wangen hinunter und versickerten in der Erde unter mir. „Tu ihn weg! Tu ihn weg!", kreischte ich, als Liam zu mir rannte und den Leichnam von mir zerrte. „Tu ihn weg! Tu ihn weg!", ich konnte nicht aufhören. Ich hatte komplett die Kontrolle über mich selbst verloren.
Liam lies den Körper neben sich ins Gras fallen, wo er wie ein schwerer Sack Mehl mit dem Gesicht nach unten einfach liegen blieb. Ich schrie vor Wut, ich fluchte und trat um mich. Ich spuckte Blut und zerschnitt mir die Haut an spitzen Steinen und abgebrochenen Ästen. Ich fühlte den Schmerz nicht. Zumindest nicht den körperlichen. Der Schmerz in mir drin war zu groß. Viel zu groß. Und ich wusste nicht mehr, wie ich ihn wegschließen sollte.
Arme schlossen sich um mich und hielten mich fest, sodass ich nicht mehr um mich schlagen konnte. „Hör auf! Beruhige dich wieder, Eloen! Ich bin bei dir.", flüsterte Liam mir ganz sanft ins Ohr. Seine Stimme besänftigte mich, lies meine Wut abklingen, linderte meinen Schmerz und gab mir Halt.
Ich lies mich in seine Arme sinken und klammerte mich an seinen Körper, suchte bei ihm Halt und er gab mir den Halt, den ich so dringend benötigte. Er war für mich da, wie er es schon die ganze Zeit über gewesen war, nur hatte ich es erst jetzt begriffen. Er war da und er würde immer da sein, weil ich ihm etwas bedeutete, weil er mich auch liebte.
„Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet, Liam! Ich habe ihn getötet!", rief ich. Hysterie sammelte sich erneut in meiner Brust, ich schrie es förmlich in sein Hemd während mir die Tränen die Wangen hinunterliefen.
„Schhh, Eloen!", beruhigte er mich und strich mir vorsichtig über das Haar. Immer und immer wieder bis mein Weinen nach ließ und meine Panik langsam verschwand.
Wie in Trance lies ich zu, dass er mir das Blut vom Körper wusch und mich wieder anzog. Als wäre ich ein kleines Kind. Der Schmerz hatte alle anderen Gefühle gedämpft, sogar die Scham, die ich eigentlich hätte verspüren sollen, als ich nackt in seinen Armen gelegen hatte.
Er kämmte mir die Haare und inspizierte die Wunde an meinem Hals, die dank des Fluches bereits schnell verheilte und keinen Kratzer hinterließ. Er hielt mich wieder im Arm und wischte mir die Tränen mit seinen Daumen von den Wangen. Er führte mich zurück zu unserem Lager und warf den beiden verwirrten Zwillingen warnende Blicke zu. Er überredete mich ein paar Bissen zu essen und etwas zu trinken. Er legte mich auf ein Lager und deckte mich zu. Er umarmte mich solange, bis ich eingeschlafen war und noch darüber hinaus.
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