Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 2.1

Während der Nacht hatte ich kein Auge zugetan. Die ganze Zeit blieben meine Gedanken an dem mir bevorstehenden Verfahren hängen. Wenn ich nicht darüber nachgrübelte, dann lauschte ich in die Dunkelheit und versuchte, irgendetwas Nützliches zu hören, das mir vielleicht weiterhelfen könnte. Doch nur ab und an drangen undefinierbare Geräusche bis zu mir.

Ich befand mich an einem fremden Ort unter Rebellen, die offenbar nicht gern Zeit mit Bürgern aus Circle verbrachten. Wenn ich ehrlich war, wunderte mich das auch nicht, schließlich hatten sie bestimmt nicht ohne Grund die Stadt hinter sich gelassen. Oder aber sie hatten nie etwas Gutes darüber gehört.

Meine Gedanken huschten zurück zu meinem ersten Einsatz und hakten sich dort hartnäckig fest wie Kletten in Kleidung. Nik war derjenige gewesen, der den Abzug gedrückt und mir mein ganzes Leben genommen hatte. Mein Zuhause und meine Familie. Egal, ob er mir das Leben gerettet hatte, oder nicht. Ich war hier draußen und Cori, Mum und Maddox noch in der Stadt. Sie dachten wahrscheinlich, ich wäre tot, und ich konnte nichts dagegen tun.

Sofort stieg die Wut wie feuriger Atem meine Kehle empor. Ich hätte schreien können, hätte ich damit nicht ungewollt Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Die Rebellen waren mir nicht sonderlich zugeneigt. Dass ich verrückt spielte, würde dieses Verhältnis nicht gerade verbessern. Deshalb hielt ich mich gezwungenermaßen zurück.

Da sich in dem Raum, in dem man mich untergebracht hatte, weder eine Uhr noch Fenster befanden, hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie spät es war. Nach endlosem Warten näherten sich irgendwann Schritte und Ari schob sich, wie schon zuvor in den etwas zu großen Kittel gekleidet, durch die Plastikvorhänge.

»Guten Morgen«, begrüßte er mich höflich.

Ich erwiderte gar nichts, sondern musterte ihn nur skeptisch. Diese Ungewissheit, was gleich passieren könnte, machte mich verrückt.

»Ich muss noch einmal deine Naht überprüfen, und wenn alles gut aussieht, dann bringe ich dich zum Verfahren.«

Innerlich betete ich, dass die Wunde wieder aufgerissen war, obwohl ich gut und gerne auf die Schmerzen verzichten konnte. Währenddessen trat Ari näher und schob mein Hemd hoch. Mit zusammengekniffenen Augen und hochkonzentriertem Blick zog er das Pflaster vorsichtig ab und begutachtete die Naht. Dann drückte er das schützende Material mit spitzen Fingern wieder fest und lächelte mich leicht an.

»Perfekt.« Ein einziges Wort ließ meine Hoffnung in sich zusammenfallen wie eine alte Hütte bei heftigem Wind. Ich krallte mich mit den Fingern in das weiße Bettlaken, während Ari mir seine Hand hinhielt.

»Wir müssen los. Sie waren bereits auf dich.« Er beugte sich leicht vor und löste vorsichtig meine verkrampften Hände von dem Stoff.

Mit einem Mal brach die Unruhe, die sich in mir angestaut hatte, aus mir heraus. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und im Nacken und ließ mich durch die kühle Luft leicht frösteln. Das Zittern verstärkte sich nur durch die Aufregung. Mir wurde wieder so schlecht, dass ich befürchtete, mich noch einmal auf Aris Kittel zu übergeben. Doch ich schaffte es, die bittere Galle hinunterzuschlucken.

Der Junge reichte mir unterdessen ein Bündel, das sich, als ich es auseinander faltete, als frische Kleidung herausstellte.

»Zieh dich um, ich warte draußen. Aber beeil dich ein bisschen.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal zu mir um. »Ruf mich, wenn du Hilfe brauchst.«

Ich sah ihm hinterher und hätte ihm die Sachen am liebsten an den Kopf geworfen, doch es hätte sich nichts an meiner Situation geändert. Also setzte ich mich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Ich hatte keinen Schimmer, wie lange ich eigentlich im Bett verbracht hatte. Möglicherweise Tage, Wochen, vielleicht sogar Monate. Jedenfalls fühlte es sich so an, als das Blut in meine Beine floss und meine Füße begannen, unangenehm zu kribbeln. Ich bewegte sie ein wenig, um die Taubheit zu vertreiben, dann rutschte ich langsam von der Bettkante.

Kalter, steriler Boden drückte sich an meine Sohlen und bescherte mir eine Gänsehaut. Mit noch immer zitternden Händen begann ich, mich aus den alten Sachen zu schälen, die sich fast wie eine zweite Haut anfühlten und bereits leicht ergraut waren. Als ich an mir herab blickte, sah ich das große Pflaster, das Niks Verrat bedeckte. Doch der große, dunkle Bluterguss gab eine Vorahnung darauf, was sich darunter befand. Auch der Rest meines Körpers war mit Blutergüssen überzogen und an meinem Oberarm durchzog ein dunkler Grind meine Haut – kurz unter der Narbe, die die Schusswunde hinterlassen hatte. Schnell wandte ich den Blick ab und zog das saubere Oberteil darüber. Als ich fertig war, musste ich mich für einen Moment auf das Bett setzen, da vor meinem inneren Auge dunkle Punkte tanzten.

Als sich mein Kreislauf so langsam wieder eingependelt hatte, stemmte ich mich erneut in den Stand und wagte einen Schritt nach vorn, doch meine Beine trugen mich nicht und ich fiel vornüber. Ich kniff die Augen zusammen und ich erwartete bereits zwei starke Arme, die mich unter den Achseln fassten und vor dem Fall bewahrten, doch ich hoffte vergeblich darauf. Die harte Erde traf auf meine Knie und Handballen, mit denen ich den Aufprall hatte abfangen wollen. Schmerzhaft sog ich zischend die Luft ein.

Wäre Nik hier gewesen, hätte er mich gefangen, dachte ich. Doch im selben Moment verscheuchte ich die aufblitzende Erinnerung an meine Tollpatschigkeit im medizinischen Zentrum. Mit aller Kraft drängte ich das Ziehen in meinem Herzen zurück und konzentrierte mich auf den Schmerz, der meine Gedanken ernüchterte. Neben mir raschelte es leise und als ich aufblickte, sah Ari zu mir herab.

»Brauchst du Hilfe?«, fragte er und reichte mir die Hand, doch ich ignorierte sie und stemmte mich wackelig nach oben.

»Ich kann das schon.«

»Natürlich.«

Der Junge sah dabei zu, wie ich konzentriert einen Fuß vor den anderen setzte und meine Hand über dem Bettgestell schweben ließ, um im Notfall etwas zum Festhalten zu haben. Schließlich drehte Ari sich wortlos um, schob die Vorhänge beiseite und tauchte mit einem Rollstuhl vor mir wieder auf. Auffordernd sah er mich an, doch ich schüttelte heftig den Kopf.

»Kommt gar nicht in Frage!« Stur verschränkte ich die Arme vor der Brust.

»Warum nicht?«

»Ich setze mich dort nicht rein!«

»Warum nicht?« In seinen Augen funkelte Belustigung.

»Weil mich das schwach wirken lässt«, gab ich zähneknirschend nach kurzem Zögern zu. Mir war klar, wie bescheuert das klingen musste.

Ari schnaubte. »Nimm mir das bitte nicht übel, aber du siehst nicht gerade aus wie das blühende Leben. Entweder du setzt dich in den Rollstuhl, oder ich muss zwei Leute holen, die dich stützen. Du entscheidest!«

Ein paar Herzschläge lang haderte ich noch mit mir, doch schließlich gab ich nach. Mit patzigem Blick ließ ich mich auf die weiche Sitzfläche fallen, die sich bequemer anfühlte, als ich zugeben wollte. Als Ari den Rollstuhl durch die Vorhänge schob, bot sich mir ein ganz neues Bild, ein unerwartetes. Um uns herum war alles in ein schwaches Licht gehüllt und meine Augen brauchten eine Weile, um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Mehrmals musste ich blinzeln, bis ich mit staunendem Blick erkannte, was vor mir lag. Ich wurde durch einen Korridor aus hohen Steinwänden geschoben, die so uneben waren, dass sie nur mit einem einfachen Werkzeug in Felsen geschlagen worden sein konnte. Ich erkannte deutlich die Stellen, wo der scharfkantige Meißel das Material abgetragen hatten. Ich streckte meine Hand aus und fuhr mit den Fingerkuppen über den rauen Stein. Er war kühl und wohltuend auf meiner erhitzten Haut.

»Was ist das hier?«, fragte ich verblüfft und richtete meinen Blick an die Decke, die aus demselben Material bestand. »Habt ihr die Häuser aus Stein gebaut? Sind die Ruinen so sehr zerstört?«

Ich erhielt keine Antwort und ich war zu fasziniert, um noch einmal nachzuhaken. Wir bogen um eine Ecke und der schmale Korridor eröffnete sich zu einem breiten Gang, der zu einem Gitter führte, vor dem zwei Männer warteten. Sie flankierten das, was aussah wie ein Eingang, und richteten die Augen starr geradeaus. Keiner der beiden rührte sich, als wir näher traten, doch als Ari einen Bund Schlüssel aus der Tasche seines Kittels und damit das Schloss öffnete, drehten sie sich wortlos zu uns um. Ari drückte das Gitter zur Seite und schob mich in den kleinen, quadratischen Raum, der dahinter lag und in dem höchstens fünf Personen Platz fanden.

»Was ist das?«, fragte ich und sah Ari über meine Schulter dabei zu, wie er rostige Knöpfe drückte, während die zwei Männer ebenfalls eintraten und vor uns stehen blieben.

»Ein Fahrstuhl.«

Ich lachte laut auf und blickte zu dem Jungen, der nur eine Augenbraue hob.

»Oh, du meinst das ernst.«

Genau in diesem Moment ruckelte der Boden unter mir, dann sackte er einige Zentimeter ab, ehe er gleichmäßig und mit lautem Quietschen die Fahrt nach unten antrat.

»Ist das Ding denn sicher?«

Ari zuckte mit den Schultern. »Die letzten dreißig Jahre hat es gehalten.«

Wirklich beruhigend fand ich die Antwort nicht, weshalb ich heimlich die Finger um die Armlehnen des Rollstuhls klammerte, bis das Gefährt holpernd zum Stehen kam. Einer der Männer öffnete die Gittertür und während Ari mich zurück auf stabilen Boden schob, flüsterte ich ihm zu: »Wer sind die?«

Mit dem Zeigefinger deutete ich auf die Männer. Noch bevor der Junge mir eine Antwort geben konnte, traten zwei weitere Männer zu uns – ebenfalls mit starrem Blick und schweigend.

Um zu verdeutlichen, dass ich auf eine Reaktion seinerseits wartete, verrenkte ich meinen Kopf so, dass ich Ari erwartungsvoll ansehen konnte.

Er rollte die Augen, weil er von meiner Fragerei wahrscheinlich schon wieder die Nase voll hatte.

»Deine Garantie, nicht sofort angegriffen zu werden«, erwiderte er schließlich knapp.

»Oh.«

Ich schluckte schwer und war mir meiner Nervosität mit einem Mal wieder mehr als bewusst. Die vier Männer trugen keine Waffen mit sich, doch ich war sicher, dass sie auch ohne tödliche Ausrüstung ernsthafte Verletzungen anrichten konnten. Als ich einen Blick durch den menschlichen Schutzwall, den sie um mich herum bildeten, auf die Anwesenden werfen konnte, verstand ich sehr gut, warum diese Vorsichtsmaßnahme getroffen worden war. Alle Augen richteten sich auf unsere kleine Gruppe und sie strahlten nicht gerade vor Freundlichkeit und Wärme. Ich sah, wie die Menschen grimmig die Miene verzogen, sich Dinge zuflüsterten oder sie mir im Vorbeigehen fast schon ins Gesicht spuckten.

Verräterin! Du hast unsere Kinder getötet! Wegen dir sind unsere Leute gestorben!

Ich wandte beschämt den Blick ab und starrte stattdessen auf meine Finger, die sich verkrampft in meinem Schoß verschränkt hatten. Erst als Ari mich einen Hang empor schob, traute ich mich, den Blick wieder nach vorn zu richten. Ich sah einen Felsvorsprung, in dessen Mitte ein dunkelhäutiger Mann mit ernstem Gesichtsausdruck und hinter dem Rücken verschränkten Armen wartete. Schräg hinter ihm stand der Alte, der mich gemeinsam mit Ari untersucht hatte. In seinem Gesicht fand sich, im Gegensatz zu den anderen, ein schmales Lächeln wieder. Die dunklen, faltenumzogenen Augen glitzerten neugierig und ließen ihn auf eine gewisse Weise überaus intelligent wirken. Die offene Haltung erinnerte mich an Maddox und sofort spürte ich einen Stich der Sehnsucht in der Magengrube. Doch lange konnte ich meinen Gedanken nicht nachhängen, denn ich wurde wortlos an den Rand des Vorsprungs geschoben, sodass ich selbst in den letzten Reihen der riesigen Menschenmasse noch gut zu sehen sein musste.

»Viel Glück, Clove.« Ari hatte sich vorgebeugt und presste nun mitleidig die Lippen aufeinander. »Du kannst es gebrauchen.«

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro