Aufgaben
Bei Jace klappte es und er fuhr erschrocken hoch. Als ich dasselbe bei Tristan machen wollte, schoss seine Hand hoch und hielt mich am Handgelenk fest. „Wag es ja nicht, Feuervogel." knurrte er leise, aber bedrohlich und sah mich aus warnend glühenden Augen an. „Dann steh auf." erwiderte ich schulterzuckend und ging endgültig aus dem Schlafsaal. Louis' Decke und Jamie's Kissen ließ ich neben die Tür fallen und setzte mich dann zu den Feen. „Jetzt bin ich froh, früher aufgestanden zu sein." grinste Nate und Railie nickte einfach nur lachend. Da ertönte plötzlich ein lautes Klingeln und wir zuckten zusammen.
Ich dauerte eine Sekunde, bis ich verstand, dass da jemand an der Hüttentür klingelte. Leicht verwirrt stand ich auf und öffnete die Tür. „Hallo Prinzessin." „Aleander!" erwiderte ich und grinste ihn an. Aber halt... was machte er hier und wie hatte er überhaupt hierher gefunden? „Wieso bist du hier?" wollte ich wissen und lehnte mich am Türrahmen an. „Ich war in der Nähe und dachte mir, ich könnte mal vorbei schauen... Nein. Quatsch. Mister Larez schickt mich." erklärte er grinsend und ich dauerte einen Moment, um mich zu erinnern, dass 'Mister Larez' ja der Schulleiter der School of Deliv war.
Ich musterte Aleander nachdenklich, dann trat ich zur Seite und bedeutete ihm, rein zu kommen. „Wir haben Besuch!" rief ich und sofort streckte Louis seinen Kopf neugierig aus dem Bad, während die beiden Feen auf sahen. „Ah. Dein Elfen-Freund von gestern." stellte der Siren fest und wackelte mit den Brauen. Ich rollte mit den Augen, während Aleander leise lachte. „Nett." meinte er und hielt mir dann einen Schlüssel vor die Nase. Fragend sah ich ihn an und er grinste noch breiter. „Der Ersatzschlüssel für eure Hütte." antwortete er auf meine stumme Frage und legte ihn mir in die Hand.
„Den krieg ich!" kam sofort von Louis, Jamie und den Feen. Aleander unterdrückte ein erneutes auflachen und jetzt musste auch ich grinsen. „Dann kriegt ihn Jamie!" rief Louis hinterher und ich schüttelte belustigt den Kopf. „Keiner von euch bekommt ihn jetzt. Das diskutieren wir später aus." erklärte ich und wandte mich dann in normaler Lautstärke an meinen teilweise Artgefährten. „Gibt's sonst noch was vom Schulleiter?" fragte ich ihn und steckte den Schlüssel erstmal nur in meine Hosentasche. „Ja. Er hat mir den Umschlag für euch gegeben. Wahrscheinlich eure Anweisungen für heute." sagte er und gab mir einen ziemlich dicken Umschlag.
Auch diesen nahm ich zögernd entgegen. „Okay. Wahrscheinlich für mehrere Tage." fügte er hinzu. „Ja, wahrscheinlich. Willst du noch Elfen-Gebäck? Ich hab gestern welches gemacht." bot ich an und in seine Augen trat ein Strahlen. „Ich hab schon ewig keines gegessen, gerne!" meinte er und ich grinste ihn an, was er erwiderte. Da fiel mir ein, dass ich nicht wusste, wo meine Törtchen waren. „Jamie...!" fing ich an, aber Louis kam mir aus dem Badezimmer zuvor. „Sie hat sie wieder in den Ofen." rief er und ich konnte mir ein Lachen gerade noch verkneifen. Er war wirklich versessen auf das Drachenmädchen.
„Danke!" erwiderte ich und lief mit Aleander in den Küchen-Bereich, während die Werwölfe aus dem Schlafsaal kamen. Sie grummelten vor sich hin, als sie den Mischlinge neben mir sahen, aber dieser tat so, als hätte er es nicht bemerkt. Werkatzen und Werwölfe hatten ein ähnliches Verhältnis wie Phönix und Werwölfe. „Wirklich nett, nicht?" meinte ich sarkastisch und holte gleich zwei Törtchen aus dem Ofen. Eines für Aleander und eines für mich. „Ja. Total. Wie kann Mister Larez dir solche Leute antun?" meinte er und nahm das Törtchen dankend entgegen. „Gute Frage." erwiderte ich seufzend und biss ins Elfen-Gebäck.
Eine Weile plapperte ich noch mit Aleander, dann waren alle meine Gruppenmitglieder fertig und ich verabschiedete mich von ihm. „Wir sehen uns... Arya." sagte er zum Abschied und ich sah ihm kurz nach, als er im Wald verschwand. „Also ich kann ihn leiden." meinte Jamie, wobei sie da aber eindeutig die einzige der Reinblüter war. Werkatzen waren bei den meisten übernatürlichen Wesen nicht so beliebt. Nur Elfen und Drachen scheinen sie zu mögen, während alle anderen sie nur akzeptierten. Außerdem war Louis' Eifersucht wegen Jamie da auch nicht gerade hilfreich. Wie konnte er innerhalb so kurzer Zeit so starke Gefühle haben?
Ich grinste das Drachenmädchen vielsagend an und ließ mich zwischen Louis und sie auf's Sofa plumpsen. „Okay. Ich schlage vor, wir sehen erst nach, was in dem Umschlag steckt, dann bekommt einer den Ersatzschlüssel." grinste ich und legte beide sachen auf den niedrigen Couchtisch. „Ich... " fing Railie an, aber ein böser Blick von mir und er hielt wieder die Klappe. Ich wusste schon, dass er den Schlüssel wollte. „Dann mach doch endlich den dämlichen Umschlag auf." grummelte Tristan genervt und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand gegenüber von mir. Nett diese liebenswerte Werwölfe oder nicht?
Ich sah ihn böse an, dann nahm ich den Umschlag wieder in die Hände und öffnete ihn vorsichtig. Nate lehnte sich neugierig vor und ich unterdrückte ein Grinsen. Offensichtlich war der Fee sehr neugierig. Ich zog ungefähr zwanzig Zettel heraus und dann noch eine Karte, die extreme Ähnlichkeit zu einer Schlüsselkarte hatte. Na toll, noch ein Schlüssel, dachte ich mir und sah dann die anderen an. „Will jemand lesen?" fragte ich grinsend und faltete die Blätter auseinander. „Ich les. Die lassen sich nur ablenken." brummte Tristan mit einem Blick auf Nate, der immer noch vorgebeugt war und nahm die Zettel.
Ich lehnte mich zurück und hörte aufmerksam zu, was er las. „Meine liebe Reinblüter-Gruppe... " fing er an und dann folgte der restliche Zettel. Um es kurz zu fassen, Mister Larez wollte uns als Aufsicht für die anderen Deliv haben. Wir sollten in Gruppen Abends durch die Gänge laufen, damit die Ausgangssperre ab null Uhr eingehalten wird. Wir sollten beim Essen darauf achten, ob es Streitereien gab und diese dann lösen. Wir sollten bei den Pflicht- und Gruppenversammlungen vorbei schauen, um fest zu stellen, ob alle auch bei den jeweiligen Versammlungen anwesend waren. Jamie neben mir schnaubte immer wieder verächtlich.
Die anderen fanden das anscheinend genauso... bescheiden, wie ich. „... als letztes nun zu den Gruppen unter euch, Louis geht mit Jace, Jamie mit Nate und... " da brach der Werwolf ab und warf den Zettel mit einem Schnauben auf den Tisch. Er lief wütend in den Schlafsaal und ich war ehrlich verwirrt. Louis schnappte sich den Zettel und las zu Ende. „... Jamie mit Nate und Railie und dann noch Tristan mit Arya. Weitere Angaben in den folgenden Blättern. Ich wünsche eine schöne Woche. Mister Larez." sagte er und jetzt konnte ich Tristan's Reaktion verstehen. War das der verdammte Ernst unseres Schulleiters?
Ich tobte innerlich, zeigte das den anderen aber natürlich nicht. Ich war schließlich die Gruppenleiterin. Ich nahm die restlichen Zettel und sah sie einmal durch. Es waren paar Raumpläne und ein paar Pläne, die zu weiteren Hütten führten. Einige Räumlichkeiten waren mit einer 1, 2 oder 3 versehen und als ich weiter las, erkannte ich, dass jede Zahl für eine unserer Gruppen Stand. Auf den restlichen Zetteln stand noch in welcher Deliv-Gruppe welche Leute waren und daneben die Orte, wo ihre Versammlungen stattfanden. Ich breitete alles auf dem Tisch aus und prägte es mir ein, wie ich es gelernt hatte.
Letztendlich hatte ich alles im Kopf, das für Gruppe 3, also Tristan und mich, war. Ich bin eine Elfe. Ich musste professionell bleiben, wie man es mir beigebracht hatte. Ich sah in die mitleidigen Augen der anderen, lächelte beruhigend und stand dann auf. Ich durfte mich nicht ablenken lassen. „Bin gleich wieder da." sagte ich ruhig und ging zum Schlafsaal. Hoffentlich war der Werwolf nicht allzu wütend. „Tristan?" fragte ich zögerlich und ging hinein. Ich schloss die Tür wieder. „Verschwinde, Feuervogel." knurrte er und wirbelte mit glühenden Augen herum. Er stand vor seinem Bett und versuchte sich zu beherrschen.
Ich überwand meine eigene Abscheu, seiner Art gegenüber und versuchte objektiv zu bleiben. Was würde ich tun, wenn das Louis wäre? Nichts, weil du mit ihm nicht in diese Situation mit ihm gekommen wärst, meinte meine innere Stimme und ich schob sie schnell weg. Komm schon, Arya, denk nach... versuchte ich mich zu motivieren und es klappte. „Tristan hör doch auf, dich so kindisch zu benehmen. Das bringt keine von uns weiter. Außerdem hält man in einer Gruppe zusammen. Es ist wie ein Rudel und mit deinem Verhalten machst du dich selbst zum Omega." meinte ich seufzend und musterte ihn.
Augenblicklich änderte sich seine Körperhaltung und er wurde wie erwartet erstmal noch wütender. „Der Unterschied zu einem Wolfs Rudel ist jedoch, dass du ganz einfach aus deiner Rolle schlüpfen kannst. Hör also auf, dich so zu verhalten und zeig den anderen, dass du stärker bist, als deine Instinkte." endete ich und ließ zu, dass meine Augen anfingen zu glühen. Es war auch für mich nicht einfach, so mit ihm zu reden und das sollte er ruhig sehen. Irgendwie schienen meine Worte etwas zu bewirken, denn das Glühen in seinen Augen fing an, seltsam zu flackern, als kämpfte er dagegen an.
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