•99•《Feierlichkeiten》
"Blake hat gewonnen!", rief nun der Kampfrichter. Ein lauter Jubel brach um mich herum aus. Ein Lächeln formte sich auf meinen Lippen und ich konnte mich wieder beruhigen. Es war geschafft. Ich hatte gewonnen.
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Sicht von Blake
Als ich meinen Atem wieder unter Kontrolle hatte, setzte ich mich langsam auf und bemerkte die schmerzenden Stellen, die über meinen gesamten Körper verteilt waren. Ich zuckte leicht zusammen, als ich den Arm aufstützte, auf den ich gefallen war. Die Zuschauer wurden von einigen Wachen davon abgehalten, auf die Kampffläche zu stürmen. Aurels Wolf und meine beiden inneren Tiere saßen nebeneinander am Rand der Kampffläche. Ihnen schien es so weit gut zu gehen. Aurel saß auch bereits und hielt sich die eine oder andere Wunde, während er an anderen Stellen verarztet wurde. Er sah zu mir, als ich mich aufrichtete. "Du solltest wieder auf deine Magie zugreifen und dich heilen können.", sagte er leise. Seine Stimme war leicht heiser, aber er klang ruhig. So ruhig, wie ich ihn erst einmal gehört hatte. Und das war auf dem Eröffnungsball.
Ich begann mich also auf meine Wunden zu konzentrieren und es erschien das leichte blaue Licht. Ich machte mir nicht die Mühe es zu verstecken, aber ich sorgte dafür, dass es nicht zu hell wurde. Dann streckte ich mich und deutete den Tieren zu mir zu kommen. Die drei liefen zu uns hinüber und setzten sich zu uns. Aurels Wolf legte sich neben Aurel. Ich heilte zuerst Kate und Anna. Dann sagte ich zu den Ärzten, die sich um Aurel kümmerten: "Ihr könnt aufhören. Ich mache das eben." Sie ließen also von ihm ab und ich heilte auch die gröbsten Wunden von ihm und seinem Wolf.
Er bedankte sich noch und wurde dann wieder eins mit seinem Wolf. Danach ging er zum Rand der Fläche, wo ihn sofort eine große Gruppe von Menschen umringte. Ich wartete noch einen Augenblick und tat dann das Gleiche. Sofort wurde ich mehrfach umarmt und gelobt. "Die neue Oberalpha!", quietschte Jane freudig. "Noch muss die Luna mich annehmen." "Oh das wird sie! Das wird sie ganz sicher tun!", entgegnete Hannah.
"Heute Abend findet ein Fest zur Ehre der Luna statt. Möge sie der Gewinnerin gnädig sein.", gab jemand bekannt. "Also bis dahin muss ich mich erstmal ein bisschen ausruhen.", sagte ich und sah mich kurz auf dem Platz um. Es war eine große Gruppe von Leuten um uns herum, aber sie engten uns nicht ein. Ich schaute mir die meisten von ihnen nur kurz an. Es waren andere Alphas. Einige verbeugten sich vor mir und andere gratulierten mir zum Sieg. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie alle wieder verschwunden waren.
Ich hatte trotzdem noch nicht wirklich realisiert, dass ich gewonnen hatte. Es kam mir mehr wie ein Traum vor. Als würde ich mitten in einem guten Traum stecken und in den nächsten Minuten aufwachen, aber ich wachte nicht auf. Auch nicht, als ich wieder allein in meinem Zimmer war. Ich hatte mich unter dem Vorwand Ruhe zu brauchen von den anderen getrennt. Ich legte mich, nachdem ich geduscht hatte, mit dem Rück auf das weiche Bett und starrte die Decke an. Ich wollte zwar nachdenken, aber noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte schlief ich schon ein.
Geweckt wurde ich von etwas, was an meinem Arm rüttelte. Genervt schlug ich dieses Etwas weg und drehte mich um. Dann rüttelte es an meiner Schulter. Genervt murmelte ich: "Was auch immer du bist: Geh weg, du nervst." Dann war plötzlich ein lautes Lachen zu hören. "Blake du musst aufstehen. Die Feier ist bald." Nun erkannte ich Jane und öffnete auch leicht meine Augen. "Du hast nicht mehr viel Zeit. Wir sind draußen. Wenn du nicht bald da bist, dann werde ich erst richtig nervig.", lachte sie und verschwand wieder nach draußen auf den Balkon.
Gähnend setzte ich mich auf und streckte mich erstmal. Dann lief ich ins Bad, um mich noch etwas frisch zu machen und meine Haare zu bürsten. Zum Glück hatte ich schon geduscht bevor ich eingeschlafen war. Ich suchte mir dann noch ein schönes Kleid heraus und zog es an. Der weite, halb durchsichtige Stoff der Ärmel war wie das gesamte Kleid dunkelblau. Der weiche Stoff ging bis zu meinem Hals hinauf, wo er durch eine undurchsichtige Stoffschicht ersetzt wurde. Ein breiter Gürtel aus dem gleichen Stoff lag um meine Taille. Darunter fiel der Stoff in lockeren Falten bis kurz über dem Boden hinunter.
Dann machte ich mich wieder auf den Weg zu den anderen. Du hast die Krone vergessen. Zu öffentlichen Veranstaltungen wie Festen sollst du sie ja auch tragen. Ist ja gut, ich geh sie ja schon holen.
Ich drehte sofort um und nahm noch die Krone aus dem Schrank und setzte sie auf. Gerade als ich wieder auf den Balkon gehen wollte, kam mir Jane entgegen. "Wir müssen los.", sagte sie und zog mich mit sich auf den Flur. "Hannah und Emmily kommen auch gleich. Alec wollte noch schnell irgendwas machen... Haare bürsten oder so.", erklärte sie. Ich nickte, woraufhin wir dann weiterliefen zu dem Raum, der für die Feier vorbereitet war. Es waren bereits einige Alphas da, die sich bereits im Raum verteilten. Alle Blicke lagen sofort auf mir, als ich durch die große Holztür ging. So gut wie möglich ignorierte ich sie einfach. Zu gewinnen war eben nicht gerade unauffällig. Man kann ja auch nicht immer unauffällig bleiben. Besonders nicht wenn man Blake ist.
Wir setzten uns an einen der Tische eher im äußeren Bereich des Raumes mit Blickrichtung zur Tür. Keine fünf Minuten nach uns kam Alec zu uns, der sich sofort neben Jane setzte. Darauf folgten ein paar andere Alphas und Betas. Dann schließlich auch Hannah und Emmily. Die beiden setzten sich Jane und mir gegenüber, sodass wir vom Eingang aus nicht mehr ganz so schnell gesehen wurden.
Einige Minuten später kam auch Aurel mit seinem Beta in den Raum. Beide setzten sich in die andere Seite des Raumes, mit dem Rücken zur Wand.
Eine Minute vor der geplanten Startzeit kam ein alter Mann durch die Tür. Er stützte sich auf seinen Gehstock und bahnte sich langsam seinen Weg zwischen den Tischen hindurch bis zu dem kleinen aufgestellten Rednerpult gegenüber der Tür. Allein seine Ausstrahlung ließ einen großen Teil der Anwesenden auf ihren Stühlen ganz klein werden. Respektvoll neigte ich auch meinen Kopf. Als er an mir vorbeiging, nickte er mir leicht zu. Er ist der Oberalpha.
Hinter der kleinen Kanzel angekommen unterdrückte er seine Ausstrahlung mehr und einige der Alphas trauten sich wieder aufzuschauen. "Ich bin nun einige Jahre Oberalpha gewesen.", beginnt er. "Ich habe viel gelernt. Die Luna hat mich begleitet, mich geschützt und bis hier hin getragen. Ich will ihr danken und damit das Fest ihr zur Ehre beginnen." Er machte eine Pause und Applaus erfüllte den Saal.
Als das Klatschen wieder abklang, sprach er weiter: "Ich konnte wegen einiger Aufgaben den Kämpfen leider nicht vollständig zuschauen, aber den entscheidenden Kampf habe ich gesehen. Noch nie habe ich ein so spannendes Finale erlebt – nicht einmal meines war so spektakulär und aufregend. Ich bin mir sicher, dass dieser Kampf noch lange in den Köpfen der Zuschauer erhalten bleiben wird." Er lobte uns noch weiter und erzählte dann etwas von den Kämpfen, die er gewonnen hatte. Dann beendete er seine Rede mit einer Art Ankündigung: "Unsere Gewinnerin wird heute Abend, nach dieser Feier, mit der Luna sprechen, um mich von meinem Amt abzulösen und offiziell Oberalpha zu werden. Sollte die Luna sie nicht annehmen, wird es der Zweitplatzierte versuchen. Aus diesem Grund wird er auch anwesend sein." Er sah erst zu mir und dann zu Aurel. Daraufhin sagte er: "Nun lasst uns mit den Feierlichkeiten beginnen!" Applaus breitete sich im Saal aus und das erste Essen wurde hereingebracht. Der Oberalpha verschwand hinter der Kanzel, um dann zu unserem Tisch zu kommen. "Ist hier noch frei?", fragte er uns freundlich. Seine Ausstrahlung hatte er ganz versteckt. "Ja. Hier ist noch frei. Sie können sich gerne setzen.", antwortete ihm Hannah. "Ihr könnt mich auch gerne mit 'Du' ansprechen. Ich heiße Nualan.", meinte er, während er sich setzte. "Ich bin Hannah, das ist Emmily, das Alec, Jane und die Gewinnerin Blake.", stellte Hannah uns kurz vor. "Schön euch alle kennenzulernen.", lächelte er. Seine Haltung war gerade und er wirkte mächtig, aber trotzdem weiterhin freundlich. Seine fast immer zu einem Lächeln geformten Lippen waren von einem weißen, mittellangen Vollbart umrahmt und seine braunen Augen leuchteten. In seinem ganzen Gesicht waren Lachfalten verteilt.
Es entstand ein heiteres Gespräch, wobei er viel von seinen Aufgaben und Erlebnissen als Oberalpha erzählte. Er sorgte aber auch dafür, dass jeder zu Wort kam und hörte jedem aufmerksam zu. Die Zeit verging schnell, ohne dass ich es wirklich merkte. "Ich bin mir sicher, die Luna wird dich annehmen.", sagte er und erhob sich dann von seinem Stuhl. "Wir treffen uns in drei Stunden wieder hier, um mit der Luna zu reden. Du darfst höchstens eine Person mitnehmen."
"Bis dann.", verabschiedete ich mich, bevor er zu Aurels Tisch ging. Dort blieb er kurz und verließ dann den Saal.
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