5. Kapitel
Fanny's point of view
"Verdammt! Ich bin schon wieder fast abgerutscht! Warum mussten wir uns auch so einen extrem abschüssigen und steinigen Weg aussuchen?", fluchte ich gereizt. Ich brauchte unbedingt was Warmes zu Essen und ein Bett.
"Nun es gibt nunmal keinen anderen Weg. Das kannst du dir nicht aussuchen!", entgegnete Ronja darauf genervt und überholte mich waghalsig nah an der Kante des Weges. " Folge mir einfach und mach alles genau so, wie ich es mache, ok? Vielleicht schaffst du es dann irgendwann mal nach unten!"
"Jetzt redet man mich auch noch schlecht! Ganz ehrlich, ich muss das hier nicht machen! Ich kann auch einfach sagen, dass ich zurück will! Und dann habt ihr die Arschkarte gezogen!"
Darauf ließ Rose sich von vorne zurückfallen, bis sie auf meiner Höhe angelangt war und schaute mich dann genervt an.
"Fanny? Du regst dich echt ein bisschen zu sehr auf. Vielleicht solltest du mal überlegen, dass auch Ronja und Jolina von der Situation gereizt sind. Die Beiden haben auch keine Lust auf dauerndes Gezeter von dir! Vielleicht solltest du daran mal denken, wenn du sie das nächste Mal kritisierst. außerdem - du kannst nicht einfach jederzeit zurück. Die Beiden würden dir das Pferd bestimmt nicht zur Verfügung stellen. Außerdem wüsstest du gar nicht in welche Richtung du müsstest und du würdest sofort im Moor versinken! Also reiß dich mal ein bisschen zusammen! Das hier ist deine Zukunft! Und wenn du dir jetzt schon alles vermasselst, dann weiß ich auch nicht wie du das packen sollst!", raunte sie mir zu und schloss darauf ohne eine Antwort abzuwarten zu den anderen auf.
Den Rest der Zeit, die wir auf diesem abschüssigen und meiner Meinung nach gefährlichem Weg verbrachten, schwieg ich. Zuerst, weil ich beleidigt war und anschließend, weil ich viel zu sehr fasziniert von der Landschaft, die uns umgab, war. Vor uns erstreckte sich eine weitläufige Wiesenlandschaft mit vielen Blumen, Wildpflanzen und Rispengras, das wie Unkraut vor sich her wucherte und brusthoch gewachsen war. Mittendrin wuchsen immer mal wieder hohe Bäume in die Lüfte und in kürzerer Entfernung enddeckte man ein kleines Wäldchen. Wir schlugen den Weg links des Gebiets ein, zu unserer Rechten türmten sich die Felsen und Steine, die wir zuvor hinab geklettert waren. Eine Weile ritten wir geradeaus, bis der Weg eine sanfte Biegung nach rechts machte und wir der Sonne entgegen ritten. Nach circa einer Stunde, die Sonne war nun untergegangen und es fing an zu dämmern, veränderte sich die Landschaft und wurde steiniger und das Gras spärlicher. Schließlich trennten sich die Wege von Rose & Jolina und Mir & Ronja. Die Beiden anderen bogen nach rechts ab und ich ritt mit Ronja weiter in das felsige Land hinein. Nach einer Zeit wurde das Gestein zu fest gewordener Lava mit auffälligen Strukturen und Büschel von Gras und Gebüschen sprossen aus dem rußigen Boden hervor. Auch einzelne Bäume standen knochig zwischen den trockenen Gräsern, in der Nähe graste eine Pferdeherde und ich erkannte außerdem einen kleinen glitzernden See vor dem Berg. Moment - Berg? Das war gar kein Berg! Das war ein Vulkan... Ein Vulkan. Ein Ding, das Feuer spuckte. Was oft viele Menschenleben kostete. Und wir ritten darauf zu!
"Ronja... ist das da hinten ein Vulkan?", fragte ich in warnendem Ton.
"Was hast du den n gedacht?", brummte sie genervt, gesprächig wie sie war.
"Ist ... ist das denn nicht gefährlich?", fragte ich nun überrascht aber zugleich auch neugierig.
"Natürlich ist es für normale Meschen gefährlich, zumal er im Moment wieder ganz schön brodelt. Wir warten quasi nur noch auf einen Ausbruch.", erklärte sie mir gleichgültig und verzog keine Miene.
"Aber wenn er für normale Menschen gefährlich ist, sollten wir dann nicht langsam umdrehen? Oder wenigstens einen großen Bogen drum herum reiten?" Nicht, dass ich Angst vor Feuer hatte. Aber diese riesige Masse an glühender Lava, die der Vulkan intus hatte, machte es mir doch etwas zu schaffen.
"Du vergisst da einen entscheidenen Punkt, Fanny. Wir sind keine normalen Menschen.", engegnete sie und lächelte mich schief an. Etwa so, wie man ein Kind, dass sein erstes Bild gemalt hat, anlächelt, obwohl man nichts als eine bunte Masse erkennt.
Ich hatte sie schon öfter so lächeln sehen. Und ich hasste dieses Lächeln jetzt schon. Absolut. Wir ritten immer näher auf den Vulkan zu und als wir direkt vor ihm standen erkannte ich auch den Rauch, der über der Spitze hing und einen großes Loch, dass sich als Höhleneingang entpuppte. Wir sprangen von den Pferden ab und Ronja nahm ihrem Pferd die Decke, das Gepäck und das Zaumzeug ab, worauf ich bei Leona das gleiche tat. Ich klopfte ihr vorsichtig den Hals, worauf sie mich sanft anstupste und dann mit dem Pferd von Ronja weggallopierte, in Richtung der anderen Pferde. Ronja befahl mir mit einem Wink, ihr zu folgen und lief in Richtung des Höhleneingangs, der mit auffälligen Strukturen und Verzierungen versehen war. Sobald wir bei ihm angelangt waren, kam ein Mädchen, etwa so alt wie ich, angelaufen und nahm Ronja die Sachen ab. Auf Ronja's Wink nahm es auch mir die Sachen ab und huschte wortlos und schwer bepackt wieder weg.
"Das ist Nora, meine und dein zukünftige Zofe. Sie wird ab jetzt auch auf deine Aufträge hören. also - gehen wir!"
Sofort trat ein junger Mann aus dem Schatten, welcher mich spöttisch von oben bis unten musterte. Ich sah, wie seine Augen stirnrunzelnd an meiner Kleidung hängen blieb und verschränkte die Arme vor dem Bauch.
"Soso. Das ist also die geheimnisvolle Auserwählte." Er zog das letzte Wort extra lang und grinste mich unverhohlen an.
"Hör auf zu grinsen, Jonas! führ uns lieber zu meiner Höhle!"
Sie schaute mich entschuldigend an, warf Jonas noch einen bösen Blick zu und folgte diesem dann. Er führte uns in den Gang hinein und nahm zielsicher bestimmte Abzweigungen. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns schon tief im Berg befanden, als Jonas schließlich stehen blieb, sich halb vor Ronja verbeugte, das gleiche nochmal - wenn auch etwas spöttisch - bei mir tat und dann eine einladene Geste in Richtung eines feuerfarbenes Vorhangs machte. Ronja nickte ihm zu, worauf er wieder verschwand und ich hinter ihr durch den Vorhang trat. Vor mir erfüllte goldenes Licht, welches vom Feuer, das in der Luft zu schweben schien, ausging und automatisch für eine angenehme Atmospähre sorgte. Es war höllisch warm in der kuppelförmigen Höhle, doch mir machte die Hitze und das Feuer nichts aus. Riesige, in Rot- und Gelbtönen gehaltene Kissen waren auf dem steinernen Boden zu in einen Kreis gelegt, eine unangestrischene, geräumige Kommode stand in einer Ecke und ein riesiger hölzerner Tisch daneben. Ein großer Berg aus vollgeschriebenen Blättern türmte sich darauf und ich hatte das Gefühl, dass das Ganze sofort einbrechen würde, wenn ich auch nur ein Blatt berühren würde. In einer Nische, die in den Stein gehauen war, entdeckte ich ein hölzernes Gebilde, auf dem ein Stoffsack trohnte. Ich vermutete, dass sollte ein Bett darstellen...
Ronja gebot mir nun, mich hinzusetzen und ich suchte mir das am bequemsten aussehende Kissen aus, bevor ich mich niederließ. Ronja setzte dich im Schneidersitz gegenüber von mir hin und begann zu erzählen.
"Das hier ist meine persönliche Höhle, deine ist direkt neben meiner und wurde erst vor kurzem für dich vom Steinhauer gemacht. Alle haben wie die Weltmeister geschuftet, damit alles rechtzeitig fertig ist, wenn du ankommst. Deshalb hat Jonas dich eben auch so verspottet, denn es wurde ein Riesenwirbel um die ganze Sache gemacht. Jonas stellt schon mal öfter alles in Frage und widersetzt sich teilweise nur aus Prinzip allen anderen. Wahrscheinlcih weil er noch so jung ist, schließlich ist er erst 19 Jahre alt. Vielleicht war es doch keine gute Idee ihn zum Kriegerführer zu ernennen? Nun ja, zurück zum Thema. Wie du gerade gehörst hast, ist Jonas der Kriegerführer. Das heißt, er hat die Aufgabe, unsere Grenzen sorgfältig zu verteidigen, die Krieger zu leiten, Botschaften von der anderen Stämmen zu überbringen und zu regeln, welche Grenzreiter wo und wann eingesetzt werden. Er wird von nun an die Aufgabe haben, auch dir zu dienen, dich zu begleiten, und dir immer treu zur Seite zu stehen, denn es ist seine Pflicht, dies bei allen Auserwählten des Natio-Flamma's. zu tun. Er wird dir von nun an immer für Fragen zur Seite stehen. Das Mädchen, dass uns eben die Sachen abgenommen hat, heißt Nora, sie ist so alt wie du und auch sie wird dir ab sofort zur Seite stehen. Sie ist meine und jetzt auch deine Zofe und wird dich bei Angelegenheiten innerhalb des Stammes begleiten, dich bekleiden und dir alles zeigen. Da wird sie vermutlich soviel zu tun haben, dass sie gar keine Zeit mehr für mich haben wird. Doch das ist kein Problem, ich werde mir eine neue Zofe zulegen. Alles weitere wirst du mit und mit erfahren und erlernen, es wäre zu viel, wenn ich dir das alles hier und jetzt erklären würde. Also - du bist bestimmt müde. Schlaf dich aus und morgen sehen wir uns dann wieder. Nora wartet draußen vor der Tür. Sie zeigt dir deine Höhle."
Sie stand auf und ich tat es ihr gleich. Dann lächelte sie mir zum Abschied zu und ich durchschritt vorsichitg den Vorhang, der den Raum vor neugierigen Blicken schütze. Wir Ronja gesagt hatte, stand Nora auf der gegenüberliegenden Seite und schien auf mich zu warten. Ich lächelte sie an und sie lächelte scheu zurück, dann zeigte sie mir meine Höhle.
"Hier ist deine Höhle. Dort ist das Bett,", sie wies auf eine große runde Nische in einer Ecke," und deine anderen Möbel siehst du ja selber. Morgen früh hole ich dich ab und zeige dir, wie es weitergeht. Du hast noch keine Kleidung, aber auf dem Bett liegt ein Nachthemd. Das wird hoffentlich bis morgen früh reichen, dann besorgen wir dir neue Kleider. Wenn du die Flammen ausmachen willst, dann stell dir einfach vor, wie sie sich in Luft auflösen. Ich denke mal, deine Fähigkeiten hast du schon entdeckt...", erklärte sie mir in raschem Tempo und verschwand dann mit einem entschuldigenden Lächeln, ohne mir die Chance zu lassen, zu antworten.
Ich setzte mich aufs Bett, zog mir nach kurzem Zögern meine Sachen aus und das Nachthemd an. Dann zupfte ich mir den Stoffsack, der anscheinend eine Matratze darstellen sollte, zurecht, schlüpfte unter die orangene Decke und stellte mir vor, wie die Flammen verschwanden, worauf es dunkel im Zimmer wurde, und nur ein wenig Licht durch den Vorhang hereindrang. Schon nach gefühlten zehn Sekunden war ich eingeschlafen, ohne überhaupt zu bemekren, wie müde ich tatsächlich war.
Am nächsten Morgen wurde ich wach, und hatte keine Ahnung, wie viel Uhr wir hatten. Blind tastete ich nach meinem Rucksack und zog ihn zu mir ans Bett. Ich holte meine Armbanduhr heraus und drückte auf den kleinen Knopf, um auf das erleuchtete Display zu schauen. 7:00 Uhr. Noch viel zu früh. Doch draußen auf dem Gang schien schon recht viel Treiben zu ein, ich hörte leise Stimmen, die sich unterhielten und Schritte, die in dem steinernden Gang hallten. Stöhnend ließ ich mich zurück aufs Bett fallen und rieb mir den Kopf. Warum hatte ich nur so verdammte Kopfschmerzen? Ich brauchte unbedingt eine verdammte Kopfschmerztablette, doch ich bezweifelte, dass sie hier eine hatten. Ich hätte mir welche mitnehmen sollen. Aber nein, anstatt Kopfschmerztabletten nahm ich meine Armbanduhr mit! Okay, runterfahren. Du hast noch den ganzen Tag vor dir. Also erstmal, etwas Licht besorgen. Aber wie? Hier gab es keine Lichtschalter. Verdammt noch mal - ich brauchte Licht! Mich regte dieses Steinzeitleben, welches die hier alle lebten, jetzt schon auf. Angestrengt versuchte ich mich zu konzentrieren und Flammen entstehen zu lassen. Sofort entflammten einige Stichflammen in der Luft, genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Nur leider viel zu hell. Blinzelnd und fluchend stand ich auf und versuchte, mich zu orientieren und meine verstreuten Klamotten, die ich gestern achtlos auf den Boden geworden hatte, aufzusammeln. Träge zog ich mir sie darauf wieder an und rieb mir die verschlafenen Augen. Dann band ich meine Haare notdürftig zu einem Zopf und trat aus meiner Höhle, die sich über Nacht kein bisschen abgekühlt hatte, obwohl die Flammen in meinem Zimmer erloschen waren. Wahrscheinlich lag das daran, dass wir mitten in einem Vulkan lebten. Oh Gott, jetzt sagte ich auch schon wir. Vor meiner Höhle erwartete mich - wie gestern versprochen - Nora. Sie begrüßte mich respektvoll und ich wurde rot, weil ich ganz verlegen wurde wegen dieser Situation.
"Ich würde sagen, wir gehen zuerst frühstücken? Dann sehen wir weiter und ich würde dich gerne rumführen, falls du einverstanden bist."
Ich nickte nur, noch viel zu verschlafen, um groß zu reden. Wir machten uns auf und wanderten durch die Gänge. Und ich - ich machte mich auf in ein neues Leben.
-------
An der Seite/oben das Bild des Vulkans und Umgebung... hier nochmal der Link:
http://st.gdefon.com/wallpapers_original/wallpapers/481100_(www.GdeFon.com).jpg
Xx Paulalovely
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro