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1 Monat später
Ich stieg aus dem Bus aus und machte mich auf den Weg zur Schule. Eigentlich hatte das Schuljahr schon vor zwei Wochen angefangen aber ich war noch krank geschrieben.
In dieser Zeit hatte ich mich nahezu täglich mit Jayden getroffen und wir hatten Filmabende gemacht oder hatten die unterschiedlichen Cafés der Stadt ausprobiert.
Das Gefühl, das mich befiel, als ich die Schule betrat war merkwürdig. Einerseits freute ich mich darauf, Gabriela wieder zu sehen. Andererseits war es fast schon befremdlich zu wissen, dass man nun zu den ältesten der Schule gehörte und dies mein letztes Jahr war. Dazu kam noch, dass sowohl mein Cousin David als auch Jayden nicht mehr an der Schule waren.
„Sarah!" rief Gabriela erfreut, als sie mich sah und umarmte mich. „Wie waren deine Ferien? Und warum hast du mir nie geschrieben?" sie bombardierte mich mit Fragen während sie mich glücklich anstrahlte. „Ich habe dir doch geschrieben," verteidigte ich mich. Daraufhin verdrehte Gabriela ihre Augen „Du hast mir geschrieben das du noch krankgeschrieben bist und deshalb erst später kommst aber wieso hat Cloé gestern erzählt, dass sie dich und Jayden zusammen in einem Café gesehen hat?" fragte sie. Bei dem Gedanken an Jayden musste ich lächeln. „In den Ferien haben wir viel Zeit miteinander verbracht und ich mag ihn," sagte ich lächelnd. „Und?" fragte Gabriela weiter „und die ganze Geschichte ist zu lang als dass ich sie dir jetzt erzählen kann weil der Unterricht in zwei Minuten anfängt," sagte ich und deutete dabei auf die Uhr.
Während der ersten Pause erzählte ich Gabriela schließlich, was in den Sommerferien alles geschehen war. Den Teil, das meine Eltern nicht meine Eltern waren machte sie zunächst sprachlos. Allerdings fing sie sich schnell wieder und vergewisserte sich dann, dass ich sie auch nicht verarschte.
„Und wie waren deine Ferien?" fragte ich sie als ich mit meiner Erzählung fertig war. „Ich war mit Noah am Strand und habe ansonsten gearbeitet," sagte Gabriela Achselzuckend. „Und deine Biologische Mutter liegt immer noch im Koma?" fragte sie. „Ja und es ist immer noch alles offen. Die Ärzte können nichts dazu sagen ob und wann sie aufwacht," sagte ich.
Wir wurden erneut von der Schulklingel unterbrochen, die uns dazu aufforderte, uns in unsere Klassenzimmer zu begeben.
Der Unterricht zog sich in die Endlosigkeit und ich wurde bei jedem Ticken der Uhr an der Wand, etwas ungeduldiger. Wieso zog sich die Zeit immer dann in die Länge, wenn man es am wenigstens wollte?
Jeder Moment mit Jayden verging immer wie im Flug obwohl ich mir jedes Mal wünschte, wir könnten für immer so bleiben wie wir waren.
Automatisch dachte ich an den gestrigen Tag zurück.
Wir waren gemeinsam zu dem Jahrmarkt in der Stadt gegangen und hatten uns dort mit ein paar Freunden getroffen. Der Nachmittag mit meinen Freunden und vor allem mit Jayden war einfach wunderschön gewesen.
„Sarah?" Die Stimme meines Mathelehrers riss mich aus meiner Gedankenwelt „Ja?" fragte ich alarmiert. Was hatte ich verpasst? „Hast du die Lösung von Nummer 8 a?" fragte er mich. Verwirrt schaute ich in das Buch vor mir. Gabriela zeigte mir freundlicherweise die Aufgabe. Dem Integral konnte man allerdings leider nicht einfach so das Ergebnis ablesen. „Tut mir leid aber 8 a habe ich leider noch nicht," sagte ich und lächelte meinen Lehrer entschuldigend an. Er nickte zum Glück nur und rief jemand anderes auf.
Eine eingehende Nachricht von Jayden lenkte meine Aufmerksamkeit erneut von dem Matheunterricht ab:
Ich hole dich nachher ab ok?
Unter dem Tisch begann ich zu tippen:
vermisst du die Schule schon so sehr, dass du es nicht abwarten kannst wieder zu kommen?
Ich drückte auf senden und warf einen Blick zum Lehrer nach vorne um festzustellen, dass er seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Tafel gerichtet hatte.
Eine weitere Nachricht von Jayden lies meine Aufmerksamkeit wieder auf den kleinen Bildschirm in meiner Hand wandern.
Die Schule nicht aber dich
Ich blinzelte zweimal und las die Nachricht noch einmal. Wir machten kein Geheimnis daraus, dass wir einander mochten aber wir waren definitiv noch nicht an dem Punkt, an dem wir einander rote Herzen schickten. Wir beide waren eher die Sorte von Mensch, die komplett ohne Emojis kommunizierte.
Zu meiner Erleichterung kündigte der Lehrer in dem Moment eine fünf Minuten Pause an. „Wollen wir kurz eine Runde zur Toilette drehen?" fragte Gabriela mich während sie bereits aufstand. Ich nickte und folgte ihr. „Ich brauche deine Meinung zu dieser Nachricht," sagte ich und gab ihr mein Handy. Sie las es sich durch und grinste mir dann zu. „Er mag dich offensichtlich aber weil du mir in den Ferien nie ein Update gegeben hast, kann ich das nicht besser einschätzen," sagte sie während wir durch das Schulgebäude liefen. „Und was antworte ich jetzt?" fragte ich etwas verzweifelt. „Keine Ahnung. Vielleicht ein Daumen hoch?" fragte Gabriela.
Ich schüttelte meinen Kopf ein Daumen hoch entsprach nicht wirklich meinem Style. Ich begann mehrmals zu tippen aber löschte es jedes Mal wieder.
Du vermisst mich?
Ich hatte auf senden gedrückt und während ich die Bestätigung sah, dass Jayden die Nachrichten gelesen hatte, überlegte ich ob das das richtige war, was ich schreiben konnte.
Natürlich vermisse ich dich also um wie viel Uhr soll ich dich holen?
Ich lächelte. Er vermisste mich. „Sag mir bitte nicht, dass er seinen Heiratsantrag über WhatsApp gemacht hat?" fragte Gabriela. Ich schüttelte meinen Kopf „Nein er vermisst mich," sagte ich und musste dabei lächeln. Gabriela schaute mich fragend an:„Ihr habt die Ferien mehr oder weniger zusammen verbracht. Ist es also so außergewöhnlich dass er dich vermisst?" fragte sie. „Nein aber eigentlich schreibt man so etwas unter Freunden doch nicht oder?" fragte ich sie. „Ich dachte ihr Dated?" fragte sie. Ich nickte aber schüttelte meinen Kopf:„Wir wollen nichts überstürzen aber seit wir das entscheiden haben, verbringen wir jede freie Minute zusammen und ich vermisse ihn auch schon irgendwie," sagte ich. Gabriela schenkte mir ein Nachsichtiges Lächeln:„ Dann schreib ihm, dass du ihn auch vermisst und das mit dem überstürzen macht bei manchen Sinn aber ihr kennt euch schon lange genug. Außerdem werft ihr euch schon seit Monaten verliebte Blicke zu. Dabei macht es nun wirklich keinen Unterschied mehr ob ihr offiziell zusammen seid oder nicht."
Während ich verwirrt vor den Waschbecken stehen blieb, ging Gabriela auf die Toilette.
„Denkst du ich kann wirklich eine Beziehung führen?" fragte ich sie. „Warum nicht?" fragte sie und warf mir durch den Spiegel einen fragenden Blick zu. „Ich habe in den letzten Wochen so viel erlebt und er hat auch gesagt, dass er einige Dinge bei sich zurechtrücken muss," sagte ich schulterzuckend. „Meine Güte natürlich seid ihr beide nicht perfekt und wenn du darauf warten willst, dann wirst du ewig warten." Es machte Sinn was sie sagte. „Du kannst darüber ja mit ihm reden wenn er dich abholen kommt aber jetzt müssen wir erst einmal zum Unterricht zurück," sagte Gabriela mit einem Blick auf ihre Uhr.
Jayden lehnte an seinem Auto und sah dabei unverschämt gut aus. „Hey," sagte er und schloss mich zur Begrüßung in seinen Arme. „Hey," erwiderte ich. Als wir uns voneinander trennten, öffnete er mir die Beifahrer Türe. Nicht ohne ihm noch einmal ein Lächeln zuzuwerfen, stieg ich ein.
„Also wo hin fahren wir?" fragte ich als er den Motor startete. „Das ist eine Überraschung," grinste er mich an, wodurch sich in mir die Aufregung breit machte.
„Wie war die Schule sonst so?" erkundigte er sich beim Weiterfahren. „Du klingst wie meine Mutter. Aber die Schule war eigentlich ganz gut. Was hast du eigentlich den ganzen Tag gemacht?" erkundigte ich mich bei ihm. „Ich muss immer noch eine Ausbildung abschließen weshalb ich dort war," sagte er.
Die restliche Fahrt tauschten wir Gossip über die verschiedenen Mitglieder des Geheimdienstes aus. Es gab nichts Unterhaltsames als über die unterschiedlichsten Angestellten zu reden. Vor allem weil Jayden und ich genau die gleichen Leute kannten.
Unterdessen fuhren wir aus der Stadt und ich schaute neugierig aus dem Fenster „zeigst du mir jetzt deinen geheimen Lieblingsort den du noch nie jemandem gezeigt hast?" fragte ich ihn neugierig „und dann?" fragte er „In Büchern gestehen sie sich dann immer ihre Gefühle und schauen dann in den klaren Sternenhimmel oder Sonnenuntergang," sagte ich während ich die Sonne am Himmel betrachtete. „Was liest du für Bücher?" fragte Jayden verwirrt. „Gute?" sagte ich ließ es aber wie eine Frage klingen. Er nickte kurz:„Ich glaube nur Charaktere in Büchern haben Lieblingsorte. Mir gefällt es überall wo ich mit Menschen zusammen bin, die mir wichtig sind," sagte er. „Also ich finde mein Bett wirklich toll," überlegte ich woraufhin Jayden eine Augenbraue hoch zog. „Wenn du entscheiden müsstest ob du lieber mit mir auf einer Lebensgefährlichen Mission oder alleine in deinem Bett wärst, für was entscheidest du dich?" fragte er. „Natürlich die Mission. Ich lasse dich ja nicht einfach so alleine in deinen Tod rennen," sagte ich ohne zu überlegen. „Siehst du?" fragte er.
„Und wo hin fahren wir jetzt eigentlich?" fragte ich während ich ungeduldig aus dem Fenster schaute. Wir fuhren mittlerweile am Waldrand entlang. Rechts von uns war Wald und links erstreckte sich eine hügelige Graslandschaft.
„Ich sage dir immer noch nicht wo hin wir fahren," sagte Jayden grinsend. „Aber was genau würdest du auf einer Lebensgefährlichen Mission mit mir machen?" fragte er „wieso? Sind wir auf einer?" fragte ich zurück. „Ist das Leben an sich nicht schon lebensgefährlich einfach nur weil man es lebt?" fragte er. „Kann schon sein aber dann kann man trotzdem jeden Moment in vollen Zügen genießen," überlegte ich. „und genau das machen wir jetzt," sagte Jayden. „Ok und wie lange dauert die Fahrt noch? fragte ich. „Vielleicht etwas mehr als eine halbe Stunde," überlegte er. Ich nickte daraufhin. Die nächsten Minuten schwiegen wir miteinander und jeder hing seinen Gedanken nach.
Als sich Jayden räusperte, warf ich ihm einen fragenden Blick von der Seite zu. „Weißt du vor einem Monat als du gesagt hast das du es langsam angehen möchtest mit einer Beziehung," sagte er und bog auf einen Parkplatz ein. Ich schaute ihn fragend an. „Das Ding ist dass wir jeden Tag vom letzten Monat wie in einer Beziehung verbracht haben. Ich habe dich vermisst wenn wir nicht zusammen waren und es hat mich glücklich gemacht wenn ich deine Hand gehalten habe. Dabei frage ich mich mittlerweile auf was wir eigentlich noch warten? Unsere Probleme werden nie komplett verschwinden und ohne dich will ich gar nicht den Rest meines Lebens verbringen," sagte Jayden und schaute mich fragend an. Ich stimmte ihm komplett zu aber musste schlucken:„Ich habe das mit dem langsam angehen gesagt weil ich Angst davor habe, dass wir scheitern werden," sagte ich leise und schaute zu Jayden, der irgendwie näher gekommen zu sein schien. „Selbst wenn wir scheitern sollten wir es bis dahin nicht versucht haben, jeden Moment in vollen Zügen zu genießen?" fragte er. Während ich mich in seinen wunderschönen Augen verlor, konnte ich nicht anders als zu nicken.
Im nächsten Moment lagen seine Lippen dann auf meinen. Es war ein sanfter, vorsichtiger Kuss der viel zu schnell vorbei war. Jayden wollte schon irgendwas sagen, als ich ihn stoppte, indem ich ihn näher zu mir zog und ihn erneut küsste.
„Darf ich dich jetzt meine Freundin nennen?" fragte er zwischen zwei Küssen. Ich nickte daraufhin nur und küsste ihn erneut.
„Wieso sind wir jetzt eigentlich hier?" fragte ich als wir einige Zeit später aus dem Auto aussteigen. Jayden nahm grinsend meine Hand. Er hatte eine Picknickdecke und einen Korb aus seinem Kofferraum geholt. „Willst du picknicken gehen?" fragte ich ihn während ich den Korb in Augenschein nahm.
„Weißt du als ich dir geschrieben habe ob ich dich abholen soll dachte ich das du weißt worum es geht," sagte er. Jetzt war ich absolut verwirrt.
„Wieso sollte ich es wissen?" fragte ich verwirrt. „Weil wir die Idee gestern auf dem Jahrmarkt hatten," sagte Jayden während wir durch das Waldstück liefen. „Wir?" fragte ich verwirrt. Jayden grinste:„ Gestern auf dem Jahrmarkt hat David gesagt, dass es cool wäre wenn wir das Ende vom Einsatz irgendwie feiern würden," sagte Jayden. Wage erinnerte ich mich daran. „Irgendwie hatte aber niemand Lust auf eine Party also haben wir entschieden es ruhiger zu gestalten," sagte Jayden.
War ich da dabei gewesen? „Kann es sein, dass ich da auf der Toilette war?" fragte ich ihn. Jayden zuckte nur mit den Schultern und wir liefen weiter durch das Waldstück.
Das erste was ich hörte war Musik zu der sich dann Stimmen und der typische Geruch einer Grillparty mischte.
Als wir aus dem Wald traten erstreckte sich vor mir eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Ich erblickte alle, die in irgendeiner Weise bei der Mission beteiligt waren.
Etwas weiter unten am Hügel war ein Weises Tuch zwischen zwei Autos befestigt und irgendwie oben an einem Ast befestigt. Da war sicherlich niemand hoch geklettert. „Ein Open Air Kino?" fragte ich begeistert. Jayden drückte mir einen kurzen Kuss auf den Mund. „und bis es dunkel genug ist, grillen wir," grinste er und zog mich mit zum Grill, an dem David stand und Maiskolben umdrehte.
„Habt ihr die Marshmallows mitgebracht?" fragte er, woraufhin Jayden ihm seinen Korb gab. Darin befanden sich ausschließlich Marshmallows, Schokolade und Kekse.
Anscheinend hatten wir uns schon gestern auf den Actionfilm geeinigt, der nun auf der riesigen Leinwand lief.
Ich lag in Jaydens Armen und er malte kleine Kreise auf meine Hand, die mir ein Lächeln auf die Lippen zauberten.
Die Botschaft, dass wir nun zusammen waren, hatte niemanden wirklich überrascht was es nicht weniger schön machte. Lächelnd schloss ich meine Augen um das Bild zu verinnerlichen.
Ich schaute mit meinen Freunden einen Film auf einer riesigen Leinwand während im Hintergrund die Lichter der Stadt heller wurden.
Irgendwo in mir schlummerte die Gewissheit, dass wir irgendwann wieder auf einen Einsatz gehen werden und obwohl es wieder gefährlich werden wird, erfüllte mich der Gedanke mit Freude. Schließlich werde ich nicht alleine sein sondern von allen diesen wundervollen Menschen umgeben sein.
Ich schaute zu Jayden auf, der meinen Blick sofort erwiderte. „Ich liebe dich Jayden," sagte ich lächelnd. „Ich dich auch Sarah," erwiderte er und gab mir einen sanften Kuss.
Mit der Gewissheit, dass ich den Moment nicht einfrieren konnte, machte sich auch die Gewissheit in mir breit, dass noch viele weitere dieser wunderschönen Momente folgen werden. Also wandte ich mich lächelnd wieder dem Film zu.
Ende
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