31
Es war schon halb sechs Uhr morgens, als mein Vater und ich das Gebäude verließen. Wir hatten noch eine Ewigkeit lang geredet und rumgerätselt, wer hinter diesen Morden gesteckt haben könnte. Letztendlich waren wir zu dem Entschluss gekommen, dass ich dort weiter machen sollte, wo ich angefangen hatte. Allerdings hatte ich mir zusätzlich als Ziel gesetzt, meine Mutter zu suchen und herauszufinden, wer mein Vater sein könnte.
Mittlerweile lag ich schon seit zwei Stunden wach in meinem Bett. Ich konnte nicht schlafen. Die Informationen, die ich heute bekommen hatte waren mehr, als ich in so kurzer Zeit verarbeiten konnte. Als ich mit meinem ‚Vater' geredet hatte, hatte ich noch gar nicht wirklich über alles nachgedacht. Der Gedanke, dass meine Mutter nicht meine Mutter war und mein Vater nicht mein Vater war, ließen den Tränen, die sich angestaut hatten freien Lauf. Ich wollte es einerseits nicht glauben, dass Veruka meine Mutter war aber irgendwas tief in mir wusste es einfach. Dazu kamen noch die Morde. Könnte es wirklich sein, dass sie dahinter steckte. Anders hätte sie kaum wissen können, dass es noch zwei Morde geben wird und sonst hätte es auch keinen Grund gegeben, weshalb sie gehen sollte. Das Problem an dem ganzen war ich. Wenn sie mich so sehr geliebt hat und mich kennen lernen wollte, warum sollte sie dann wollen, dass ich die Mordfälle löse? Hatten die jetzigen Mordfälle überhaupt etwas mit den früheren zu tun?
Nach einem weiteren Blick auf die Uhr sah ich, dass ich in einer Stunde wieder los musste. Da einschlafen wahrscheinlich sinnlos sein würde, weil ich wahrscheinlich eh nicht schlafen könnte beschloss ich, schon einmal zur Zentrale zu gehen.
Nachdem ich mir normale Kleider angezogen hatte und eine Kleinigkeit gegessen hatte, ging ich aus dem Haus. Mein ‚Vater' hatte mir gestern noch meinen Flugschein gegeben. Jetzt durfte ich offiziell wann ich wollte fliegen. Er hatte ihn anscheinend über Beziehungen bekommen.
Ich stieß mich vom Boden ab und flog in Richtung Zentrale.
Die Zentrale war so geschützt, dass man nicht über den Luftweg hinein gelangen konnte. Ich landete also vor dem Gebäude und ging rein.
Es waren noch nicht viele da und ich würde mich erst in einer Stunde mit Liva, Rayla und Alex treffen.
Um mich von allem abzulenken ging ich in den Trainingsbereich. Training hat mir schon immer geholfen, den Kopf frei zu bekommen.
Nachdem ich mir meine Trainingskleidung angezogen hatte, ging ich in den Trainingsbereich für die Erdbändiger. Es war eine relativ großer Halle, deren Boden Grasbewachsen war. Es gab einzelne Hügel, die mehr als Unebenheiten bezeichnet werden konnten. Vereinzelt waren auch Blumen zu sehen und zudem standen auch Bäume hier drinnen, die irgendwer wahrscheinlich hat wachsen lassen weil sie das letzte Mal als ich hier war noch nicht da waren.
Ich lies mich in einer Ecke im hinteren Teil der Halle zu Boden sinken und schloss die Augen. Wenn ich mich genug konzentrierte, konnte ich einen Baum wachsen lassen.
Nach einiger Zeit spürte ich, wie sich die Erde vor mir regte. Ich konzentrierte mich noch ein bisschen mehr auf diesen Flecken Erde und nach und nach spürte ich, wie Wurzeln entstanden. Ich leitete sie so, dass dieses Gebäude so stehen bleiben konnte, wie es stand. Nach und nach entstanden Zweige und Blätter. Ich lies den Baum ein bisschen größer als drei Meter hoch werden.
Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich die Zweige der Trauerweide vor mir. Ich war aus irgend einem Grund schon von Anfang an nur in der Lage, Trauerweiden wachsen zu lassen. Natürlich konnte ich auch Blumen und Gräser wachsen lassen und generell die Erde Bewegen und so konnte ich auch aber abgesehen von Trauerweiden konnte ich keine anderen Bäume wachsen lassen. Den Grund dafür wusste ich allerdings nicht.
In der Hoffnung, mich zu entspannen lehnte ich mich gegen den Stamm und schloss die Augen. Keine Sekunde war vergangen, als ich schon wieder an die Morde und Veruka, meine Mutter denken musste. Konnte es sein, dass meine Mutter die Morde verübt hatte? Oder war sie vielleicht nur dem Mörder auf die Schliche gekommen? Aber weshalb hat sie mich nicht mitgenommen, wo auch immer sie hingegangen war? Und wenn sie gestorben ist oder womöglich wusste, dass sie sterben würde, dann hätte sie mich auch einfach zu meinem Vater stecken können.
Ich konzentrierte mich auf die Feuchtigkeit in der Luft und formte daraus einen Wasser-Schmetterling. Mithilfe meiner Gedanken lies ich ihn herumfliegen. Irgendwann lies ich noch einen weiteren Schmetterling entstehen, der zusammen mit seinem Zwilling umher flatterte.
Nach einer halben Stunde flogen noch weitere Schmetterlinge um mich herum allerdings schaffte ich es nicht, mich zu entspannen oder wenigstens meine Gedanken zu sortieren. Je mehr ich nachdachte, desto mehr Fragen kamen in mir auf.
Nach weiteren Minuten, in denen ich weitere Schmetterlinge entstehen lies und meinen Gedanken lauschte, beschloss ich, in den Fitnessraum zu gehen und dort eine Runde auf dem Laufband rennen zu gehen.
Pünktlich zur verabredeten Zeit war ich in der Eingangshalle und wartete auf Alex, Rayla und Liva, die einige Minuten später auch schon eintrudelten.
Ich hatte letzte Nacht entschieden, dass es erst einmal das beste wäre, wenn ich niemandem erzählte, dass Veruka meine Mutter war.
Außerdem änderte es nichts an der Tatsache, dass wir die Morde aufklären mussten. Während sich die Aufzugtüren hinter uns schlossen sah ich noch, wie Ilias das Gebäude betrat.
Wir machten es uns an dem runden Tisch in der Mitte der Bibliothek gemütlich und Liva begann wieder zu lesen „dieses Tagebuch hat mehr Seiten, wie man vermutet," sagte sie und nahm dabei einen Schluck von ihrem Café.
„Ich muss noch einmal hoch und etwas besprechen," sagte ich und stand auf. „Vergiss nicht, uns hier unten wieder abzuholen," rief Rayla mir hinterher, woraufhin ich mich noch einmal umdrehte und grinsend sagte, dass ich eigentlich vor hatte, sie hier unten vergammeln zu lassen.
Ich musste eine Weile auf den Aufzug warten. Anscheinend wurde er gerade von irgendwem benutzt.
Als der Aufzug endlich kam stieg ich ein und gab das Passwort für den IT-Bereich ein.
Ilias saß an einem großen Bildschirm, auf dem ich nur Zahlen sah. „Hey Ilias. Gibts was neues?" fragte ich ihn, wodurch er leicht zusammenzuckte. Anscheinend lies er sich bei der Arbeit schnell ablenken.
„Nein, Filicity hat mir die Daten für die Information gegeben und ich bin gerade dabei mich einzuloggen," erklärte Ilias. Ich schaute auf seinen Computer und nickte. Filicity hat einmal versucht, mir so etwas zu erklären, was allerdings nicht sonderlich erfolgreich war. „Ist Felicity in ihrem Büro?" fragte ich. „Da war sie als ich sie zuletzt gesehen habe," antwortete Ilias mir und vertiefte sich wieder in seinen Computer.
Felicity saß an ihrem Computer oder besser gesagt vor mehreren Bildschirmen. „hey Sarah, ich habe gehört, dass du da an so eine Mord-Mission geraten bist," begrüßte sie mich. „Ja," bestätigte ich „und du brauchst Informationen, die dir Ilias nicht beschaffen kann?" fragte sie mich und schaute mich forschend an. „Der Junge ist wirklich gut," fügte sie noch hinzu. „Ich weiß aber er ist mit der Mission beschäftigt und ich weiß noch nicht ob das Teil der Mission ist," antwortete ich ihr, woraufhin sie interessiert zu sein schien. „Um was geht es?" fragte sie. „Um Veruka," sagte ich woraufhin Filicity erstarrte und als sie sich wieder gefangen hatte, bedeutete sie mir, die Türe zu schließen. „Wozu?" fragte sie. Ihre Frage verwirrte mich etwas. Normalerweise fragte Filicity nie nach, wozu man die Informationen benötigte. „Es gibt gewisse Hinweise, dass sie etwas über den Mörder wissen könnte," sagte ich. Ich musste ja nicht erwähnen, dass Veruka meine Mutter war. „Ich weiß, dass alle glauben, dass sie diese Morde begangen hat aber ich glaube das nicht. Ich habe hier gerade angefangen, als das ganze mit den Morden begonnen hat," erzählte Filicity mir. „Ich würde nicht sagen, dass wir Freunde waren aber Veruka, Josi und ich hatten gewisse Ähnlichkeit. Wir hatten alle einen überdurchschnittlichen IQ und ich habe den beiden hier und da geholfen. Du musst wissen, dass Veruka und dein Vater sich zwar sehr nahe standen aber Josi und Veruka waren unzertrennlich," plapperte Filicity weiter. „Denkst du, dass du sie finden kannst?" fragte ich gerade heraus. „Ich habe sie das letzte mal schon nicht gefunden," sagte Filicity verständnislos. Ich musste lächeln „Das letzte Mal hätte man sie auch höchstwahrscheinlich umgebracht, wenn man sie gefunden hätte und da ihr so etwas wie Freunde wart, konntest du das ja nicht zulassen," sagte ich mit hochgezogener Augenbraue und schaute ihr dabei in die Augen. „und ich möchte ihr nur ein paar Fragen stellen. Wenn du willst kannst du dann auch mitkommen," bot ich ihr an. „Unterstellst du mir gerade, das ich wichtige Informationen geheim gehalten habe?" fragte sie empört. „Stimmt es denn?" fragte ich zurück. Ihr ertappter Gesichtsausdruck war Antwort genug. Ich wollte gerade den Raum verlassen als Filicety mir hinterher rief „Was hat mich verraten?" Ich drehte mich um „abgesehen davon, dass du dich gerade selbst verraten hast, hatte ich irgendwie so ein Gefühl, als du vorhin von ihr erzählt hast," sagte ich und sie nickte. „Bis wann brauchst du ihren derzeitigen Standort?" fragte sie. „So schnell wie möglich," antwortete ich ihr.
Kurz bevor ich aus ihrem Büro ging, kam mir noch ein Gedanke „hat mein Vater dir geholfen?" fragte ich sie, woraufhin sie sich an ihrem Getränk verschluckte, das sie gerade trank. „Also irgendwo gibt es auch Grenzen. Er ist mein Boss und ich habe eine gewisse Schweigepflicht," sagte sie.
Ich ging noch einmal bei Ilias vorbei und fuhr anschließend mit dem Aufzug nach unten in die Bibliothek.
„Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass du uns doch hier vergammeln lässt," sagte Liva als sie mich sah. Ich ließ mich auf den Stuhl neben ihr sinken „So schnell vergisst man euch schon nicht," versicherte ich ihr und nahm mir ein Buch von dem Stapel in der Mitte.
„Ich habe mir Missionen irgendwie mit mehr Action vorgestellt," sagte Rayla und legte das Buch, das sie gelesen hatte auf die Seite und nahm sich ein neues. Ich antwortete darauf :„Jede Mission ist anders und diese beginnt nun einmal damit, dass wir in der Bibliothek sitzen und Informationen, die passen könnten, sammeln." „Wer weiß, vielleicht rettet uns die Information, wie wir eine Waffe aus Schwefeleisen zerstören können, einmal das Leben," sagte Alex. „Wo steht das?" fragte Liva. „Hier," sagte er und deutete auf eine Stelle in seinem Buch. „Da steht, dass man Schwefeleisen unbrauchbar machen kann, wenn man es überhitzt und damit zum Schmelzen bringt oder wenn man es überlädt," sagte Liva nachdem sie sich die Stelle durchgelesen hatte. „Was genau ist mit Überladen gemeint?" fragte Rayla. „Damit ist gemeint dass wenn Schwefeleisen zu viel Magie in sich hat, kann es je nach Element sein, dass es einfach zu irgendeinem normalen Gestein wird, explodiert oder einen Defekt bekommt wie zum Beispiel dass nur die Person, von der die Magie stammt, auch darauf zugreifen kann," erklärte Liva. „Das stand zumindest in so einem Buch," fügte sie noch hinzu.
Die nächsten Minuten las jeder für sich in irgendwelchen Büchern, die spannend klangen.
Als mein Handy klingelte, zuckten wir alle zusammen.
„Hallo?" ging ich ran. „Hey Sarah," erklang Davids Stimme. „Wir waren bei der Polizei. Treffen wir uns im Besprechungsraum 3?" fragte er. „Ja. Wir sind in 5 Minuten da," sagte ich und legte dann auf.
„David und Jayden sind von der Polizei zurück," sagte ich. „Endlich," murmelte Alex nur und die anderen beiden stimmten ihm zu.
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