2. Die Bewegung des Wassers
Ich bin nicht normal.
Das war die Erkenntnis die mir die ganze Zeit im Kopf herum spukte, während ich nach Hause trottete. Den ganzen Nachmittag hatte ich noch am Strand verbracht und immer wieder war ich zum Wasser gelaufen um dann doch nicht hinein zu gehen. Doch dann als ich mich getraut hatte war ich immer zum gleichen Schluss gekommen. Egal wie oft ich unter Wasser tauchte und es versuchte, jedes Mal konnte ich atmen. Es war keine Einbildung. Ich konnte unter Wasser, wie an der Oberfläche, atmen.
Plötzlich riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. ,,Hey, Linnea!", rief jemand. Ich atmete auf. Es war nur Kyle aus meiner Klasse der angelaufen kam. Er grinste mich an. ,,Wie gehts?" ,,Gut",antwortete ich. ,,Ich, äh.., ich wollte mal fragen, ob du Morgen schon was vor hast.",sagte er leicht verlegen. ,,Oh," ich war überrascht ,,ja ich habe morgen was vor, wieso?" Morgen würde ich nach London fliegen. Mein Opa war krank geworden. Irgendwas mit dem Herzen, und deshalb mussten wir zu ihnen. Nicht das ich meine Großeltern nicht mochte, ich hatte sie verdammt lieb, aber im Moment musste ich irgendwie verarbeiten, das ich Unterwasser atmen konnte. ,,Ach, nur so." wich mir Kyle aus und holte mich damit zurück aus meinen Gedanken. ,,Ich äh muss dann auch auch hier abbiegen, bis dann mal." Hatte ich es mir nur eingebildet oder war er ein bisschen rot geworden? Er bog ab und ich lief weiter schweigend im Dunkeln nach hause. Zum Glück war es nicht weit, deshalb durfte ich immer so lange am Strand bleiben, wie ich wollte.
Als ich zu hause angekommen war, war das Haus leer. Ich ging duschen und packte meine restlichen Sachen für London. Wir würden zwei ein halb Wochen bleiben. Eine lange Zeit, die wir mit warten verbringen würden. Warten bis es Opa wieder besser gehen würde. Hoffentlich.
Ich drückte meine Nase am Flugzeugfenster platt. Unter mir lag London und wir setzten zur Landung an. Den ganzen Flug über hatte ich die Gedanken an Gestern aus meinem Kopf verbannt und bisher hatte es ganz gut funktioniert.
Als wir am Flughafen auf Oma warteten die uns abholen wollte sagte ich meinen Eltern, dass ich mal eben auf die Toilette müsse. Die Toiletten waren leer und ich drehte den Hahn des Waschbeckens auf um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Doch als ich meine Hand zum Wasser streckte bewegte es sich. Ich zog erschrocken die Hand zurück. Eine lange Wasserschlange kam aus dem Hahn und wand sich zu mir. Ich trat einen Schritt zurück und hielt schützend die Hand vor mein Gesicht. Da stoppte das Wasser und platschte auf den Boden. Wie erstarrt stand ich da. Eine Frau kam rein ,,Kind, musst du hier so mit dem Wasser rumspritzen?" fragte sie verärgert. Schnell rannte ich zurück zu meinen Eltern, die schon mit meiner Oma in ein Gespräch vertieft waren. ,,Da bist du ja liebes!" begrüßte mich Oma freudestrahlend. Ich setzte ein Lächeln auf und wir stiegen ins Auto.
45 Minuten später saß ich auf einem Stuhl im Krankenhaus und wartete, dass ich zu meinem Opa durfte. Als die Schwester mich endlich rein bat waren ungefähr 10 weitere Minuten vergangen. Ich setzte mich zu meinem Opa ans Bett. Müde lächelte er mich an. ,,Wie gehts dir Linnea Schatz?" fragte er erschöpft. ,,Gut" sagte ich knapp, da das eigentlich nicht stimmte. Ich war so verwirrt, und ich hatte Angst, Angst davor was wohl als nächstes passieren würde. Würden mir Kiemen wachsen? Würden ich Flossen kriegen? Opa durchschaute mich. ,,Was bedrückt dich Linnea?" ,,Ich", sollte ich es ihm erzählen? ,,Ich bin nur müde von der Reise." Ich rieb mein Handgelenk. Er schaute darauf. ,,Ich habe dir ja noch gar nicht zum Geburtstag gratuliert." sagte er. ,,Wie alt bist du noch mal geworden?" ,,15" ,,Ach ja. 15, richtig" murmelte Opa. Er hustete. ,,Kannst du mir mal das Glas Wasser da geben?" brachte er zwischen zwei Hustern hervor. Ich streckte meine Hand nach dem Glas aus. Als ich es gerade nehmen wollte bewegte sich das Wasser. Vor Schreck erstarrte meine Hand und ich sah dabei zu, wie sich eine Wasser Blase aus dem Glas erhob und durch den Raum schwirrte, bis sie am Fenster zerplatze und einen Schwall Wasser hinterließ. Ich zog die Hand zurück. Opa hatte dem ganzen still zu gesehen. Dann zog er ohne ein Wort meine Hand zu sich rüber und betrachtete mein Muttermal. Er schaute auf und lächelte mich an. ,,Ich wusste, dass das kein normales Muttermal ist." sagte er und zog auch seinen Ärmel etwas höher. Auf seinem Unterarm war, ein tropfenförmiges Muttermal.
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