Teil 5: Ein zweites Element!?
Als ich die Tür hinter mir schloss, war ich so ausgelaugt, dass ich auf der Stelle umkippen könnte. ,,Na, wie war's? Was habt ihr gemacht? Hat deine Mentorin dich auch mit einem Wasserball beworfen? Das ist irre cool ider?" durchlöcherte Océane mich gleich lachend mit Fragen. Sandy, die mit ihrem Handy im Bett lag, rollte bloß mit den Augen. Ich seufzte. ,,Ich bin so kaputt und möchte eigentlich nur noch ins Bett. Nehms mir nicht übel." Océane sah zuerst etwas enttäuscht aus, lächelte dann aber wieder und nickte verständnisvoll. Erleichtert ging ich ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Als ich endlich Wasser ins Waschbecken eingelassen hatte, lächelte ich in Gedanken. Die Versuchung war so groß, das auszuprobieren, was Cherry gemacht hatte. Dennoch hatte ich Angst, das etwas passieren konnte. Zitternd vor Aufregung streckte ich die Arme aus und bewegte sie dann ein wenig nach oben. Als das Wasser auf einmal anfing zu sprudeln, riss ich sofort die Hände weg und ließ mich enttäuscht auf den Klositz fallen. Das war doch schwieriger, als ich es mir ausgemalt hatte.
Am nächsten Tag hatte ich noch frei. Als ich glücklich aus dem Bett stieg, waren Sandy und Océane wahrscheinlich schon lange beim Unterricht. An meinem Schrank hing ein kleiner Zettel mit meinem Stundenplan. Leider hatten wir auch Fächer wie Mathe und Physik, aber dafür gab es "Bändigerunterricht" und Ausdauertraining. Das konnte ich gebrauchen, nicht, dass ich wieder vor Erschöpfung zusammenbrechen würde. Samstags und Sonntags hatten wir wie in der normalen Schule Wochenende. Zum Essen gab es verschiedene Menüs, von denen man wählen konnte. Für mich stand morgen eine Doppelstunde Bändigerunterricht und danach Ausdauertraining an, aber ich freute mich schon. Schnell zog ich mir meine Jacke an, denn draußen schien die Sonne und das wollte ich genießen.Vom Steg aus konnte man schon sehen, dass viel los war. Auch den Wassertrainingsplatz konnte man von hier perfekt sehen. Gerade schoss eine Wassersäule in die Höhe und eine Welle fegte über den See. Begeistert sah ich dem Schauspiel zu und beschloss hinzugehen, denn dort konnte ich mir ja vielleicht schon ein paar Tricks abgucken, die ich gebrauchen konnte.
Versteckt hinter einem kleinen Busch sah ich zu, wie Mentoren ihren Schülern Ratschläge gaben und die daraufhin wundervolle Kunststücke aus Wasser bildeten.
Ein Junge bewegte die Hände und schon erschien ein Pferd aus Wasser, das mit wehender Mähne den See entlang rannte. Mit offenem Mund starrte ich ihm hinterher. Ich hatte mir ja schon so einiges vorgestellt, aber das übertraf meine Erwartungen. Die waren aber bestimmt auch schon im dritten Jahrgang.
Eine kalte Hand an meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken. Langsam drehte ich mich um. Dort stand ein Mann mit Vollbart und blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an. ,,Was hast du hier zu suchen, Neuankömmling?" brummte er, ,,Wieso spionierst du uns nach?" ,,I..ich wollte doch ni..nicht spionieren! Ich wollte mir doch nur vielleicht ein paar Tr..Tricks abgucken," stotterte ich verzweifelt. ,,Und hast du jetzt genug Tricks," fragte er und ich nickte, ,,Na, dann kannst du ja zeigen, was du jetzt kannst. Leute, hier ist jemand, der etwas zeigen möchte!" rief er, packte mich am Arm und zog mich durch die Schaar der Schüler zum Wasser. Unsicher sah ich mich um. Alle starrten mich an, tuschelten und kicherten, aber was sollte ich tun? Abhauen? Nein! Also streckte ich die Hände aus, aber erinnerte mich, dass als ich die Hände gehoben hatte nur das Wasser gebrodelt hat. Ich aber wollte eine Blase.
Zitternd bildete ich mit den Händen eine "imaginäre" Blase, aber nichts passierte. Als die Schüler anfingen zu lachen wurde ich wütend, musste aber kurz darauf grinsen. Mit geschlossenen Augen ballte ich die Hände zu Fäusten und drückte fest zu. Als ich die Augen zufrieden aufschlug, war meine Welle schon fast in der Mitte des Sees und alle staunten.
Mit funkelnden Augen ging ich zu meinem Haus zurück. Keiner hielt mich auf.
Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelte rieb ich mir müde die Augen. Ab jetzt hieß es fünf Tage die Woche um sechs aufstehen, was ich jetzt schon hasste. Seufzend zog ich mich an und lief nach draußen. In einer Viertelstunde sollte der Bändiger Unterricht anfangen und ich beschloss am Trainingsplatz auf Cherry zu warten. Angekommen sah ich ein paar andere Jungs und Mädchen, die aber bestimmt jünger waren als ich. ,,Da bist du ja schon," rief die Stimme von Cherry hinter mir. Neugierig drehte ich mich um. Cherry hielt mich am Arm und zog mich aus der Menge, zu einem leeren Plätzchen. ,,So, da dies deine erste Stunde ist wirst du erstmal die Grundlagen kennen lernen, also wie du eine einfache Kugel machst und so," sagte sie feierlich und ich hörte erfreut zu. ,,Ich werd's dir zeigen. Pass gut auf." Cherry stellte sich ans Wasser und streckte die Hände aus. Dann bewegte sie sie nach oben und formte einen "Ball". Das Wasser gehorchte gehorsam. ,,Jetzt bist du dran," meinte sie und ich stellte mich ebenfalls ans Wasser. Kurz schloss ich die Augen und merkte ein Kribbeln. Es war, als strömte eine heiße Kraft durch meine Hände. Ich atmete ruhiger und entspannte mich. Ich glaube ich wäre fast eingenickt, hätte der schrille Schrei von Cherry mich nicht wieder ins hier und jetzt zurück geholt. Erschrocken riss ich die Augen auf und sah nur noch, wie eine riesige Feuerfontäne in den Himmel schoss, da spürte ich auch schon einen stechenden Schmerz. Jemand hatte mir eine Spritze in den Rücken gestoßen. Vor meinen Augen flimmerte die Luft und keuchend brach ich zusammen.
Ich wachte von einem Piepen auf, und zuckte zusammen. Was ist passiert? Wo bin ich hier? Zitternd blickte ich mich um. Mir war so schlecht wie noch nie. An meinem Arm waren Schläuche gebunden, durch die eine rote Flüssigkeit sickerte. Als eine Tür knallte und sich Schritte näherten wimmerte ich ängstlich. Eine Frau mit goldenem Haar beugte sich über mich. Moment mal, goldenes Haar? Aber das war mir in dem Moment egal. ,,Hallo Felina. Mein Name ist Ms. Halligen. Ich bin die Leiterin der Akademie. Du fragst dich bestimmt was das alles soll, oder," fragte Ms. Halligen mit beruhigender Stimme. Was hab ich nur getan? Ängstlich schluckte ich aber nickte. ,,Gut, wie du dich sicher erinnerst warst du bei deiner ersten Trainingsstunde und wolltest einen Wasserball formen!?" ,,Ja," krächzte ich und Ms. Halligen sprach weiter: ,,Während du deine Augen geschlossen hattest, ist von deinen Händen nicht die Magie des Wassers, sondern die des Feuers herausgeschossen und du hast eine mächtige Feuersäule erschaffen." Ich verstand nur Bahnhof. ,,Soll das heißen, dass ich Feuer gebändigt habe?" fragte ich zittrig und Ms. Halligen nickte mit glasigen Augen. ,,Wir mussten dir ein Beruhigungsmittel geben, damit du nicht noch mehr anstellst," murmelte sie und ich bekam Tränen in die Augen. Als ich sie nicht mehr zurückhalten konnte drehte ich mich weg und weinte. Ms. Halligen legte tröstend den Arm auf meine Schulter und streichelte mich. ,,Wein doch nicht, es gibt keinen Grund. Kennst du die Geschichte des Elementbändigers?" fragte sie und weil ich den Kopf schüttelte, erzählte sie mir diese Geschichte.
Als sie fertig war flüsterte sie: ,,Du bist wohl ein Verwandter von ihm, obwohl du nicht alle Elemente geerbt hast. Du bist etwas ganz besonderes, denn du kannst, was er gekonnt hat!"
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