Kapitel 15 (Jane)
Unsere Wohnung war sicher nichts im Vergleich zu dem Haus in dem er wohnte, auch wenn er sich neugierig umsah. Seufzend zog ich meine Jacke und Schuhe aus, ehe ich ihn um das Gleiche bat, was er aber nur wiederwillig tat. Ich musste natürlich möglichst nett zu ihm sein, was nun wirklich nicht leicht war, wobei das aber die Sache etwas vereinfachen sollte. Ich bot ihm etwas zum trinken an, er entgegnete mir jedoch nur pampig, ob es Wodka oder Whisky war, denn etwas anderes würde die Situation nicht verbessern.
Ich nahm also eine Flasche Cola und zwei Gläser mit in mein Zimmer, er folgte mir. Wieder sah er sich um. Abgesehen von meinen Möbeln hatte ich nicht viel. Eine Gitarre, ein paar Bilder auf dem Schreibtisch oder an der Wand, ein Fernseher mit Konsole und das war es dann auch. Ohne zu fragen ließ er sich auf mein Bett fallen und lehnte sich an der Wand dahinter an. Ich hingegen setzte mich an den Schreibtisch, drehte mich zu ihm rum.
,,Jetzt musst du mir nur noch sagen, wo deine Probleme sind, denn ich muss wissen..."
,,Mathe an sich ist mein Problem, Emo. Ich kann den Scheiß nicht und du bist die Letzte, die es mir beibringen kann."
Was für ein eingebildetes Arschloch Ashley doch war. Er wusste, dass er auf Hilfe angewiesen war und benahm sich wie der letzte Idiot. Unfassbar.
,,Ashley, dir ist schon klar, dass deine Versetzung von mir abhängig ist. Also benimm dich und gib mir deine Aufzeichnungen." Schon allein die Tatsache, dass er mich wieder Emo genannt hatte, machte mich rasend. Ich hasste das, wenn Leute so etwas taten, denn sie wussten oft nicht, wie sehr man einen Menschen damit verletzen konnte.
Nur widerwillig holte er seine Aufzeichnungen aus seiner Tasche und gab sie mir. Mir den Armen vor der Brust verschränkt saß er nun also vor mir und wartete darauf, was ich sagen würde.
,,Mal ehrlich Ash. Das nennst du Aufzeichnungen?" Ich hielt ihm eine Seite vor die Nase auf welcher er, offensichtlich mit seinem Banknachbarn, Tic-Tac-Toe gespielt hatte. Wirklich super. Wenn man im Unterricht nicht aufpasst, dann kann man ja auch nur schlechte Noten schreiben.
,,Ja, was sonst? Ich versteh den Scheiß halt nicht. Warum soll ich dann also aufpassen?"
,,Eventuell damit du es verstehst du Idiot!?" Wie dumm könnte man nur sein? Ich konnte, und wollte es vielleicht auch nicht, Ashley nicht verstehen. Klar, für viele war Mathe nicht gerade das leichteste Fach, aber man strengte sich dennoch an.
,,Alter, nenn mich nicht Idiot!" protestierte er, setzte sich dabei so auf, als würde er gleich aufstehen.
,,Solange du dich so verhältst werde ich dich auch nennen wie ich möchte. Und jetzt nimm dein Buch raus und schlag deine Hausaufgaben auf. Wir machen die jetzt und ich erkläre sie dir." Nur wiederwillig griff er erneut in seine Tasche und ließ sich dann auch noch helfen.
Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit die Aufgaben endlich geschafft hatten, hatte ich mich schon lange zu ihm auf das Bett gesetzt um besser auf seine Aufzeichnungen sehen zu können. Das ganze würde wirklich noch mehr als schwer werden, denn Ashley stellte sich wirklich nicht gerade schlau an. Ein nahezu hoffnungsloser Fall. Doch ich musste da jetzt durch und er auch, wir würden das schon irgendwie schaffen.
Gegen halb sechs schlug er genervt das Mathebuch zu. ,,Endlich.." seufzte er. Dann sah er mich an. ,,Danke Blondie." Ein zaghaftes Lächeln lag auf seinen Lippen. Hatte er sich tatsächlich gerade bei mir bedankt?
,,Siehst du, war doch gar nicht so schlimm." Auch ich legte ein sanftes Lächeln auf, spürte wie meine Wangen wärmer wurden. Errötete ich etwa gerade? Klar, ich betrachtete ihn gerade genauer. Sein Körper war wirklich gut gebaut und für seins gerade mal 18 Jahre, hatte er einige Tattoos an den Armen, die gar nicht mal so schlecht aussahen. Aber es war Ashley. Jeder andere Mann wäre tausend mal besser gewesen als er, wieso nur gerade musste er so heiß sein?
,,Gefall ich dir etwa doch Blondie?" Ich erkannte dieses verschmitzte Grinsen auf seinen Lippen, als ich ihn ansah. Verdammt, ich war doch rot geworden. Wie peinlich.
,,Du bist und bleibst ein Arschloch Ashley. Vielleicht ein gutaussehendes Arschloch, aber ein Arschloch." Schnell stand ich auf, wollte der Situation entfliehen. ,,Komm, ich bring dich zur Tür. Ich bezweifele, dass du länger bleiben willst als du musst." Das ließ er sich nicht zwei mal sagen, stopfte seine Sachen in seinen Rucksack und folgte mir zur Tür. Als ich öffnete stand keine geringere als Hailey davor, wollte gerade klingeln.
,,Dann bis morgen. Wieder zur gleichen Zeit bei dir." meinte er, dann sah er Hailey. Er musterte sie kurz, bevor er zu mir sah. ,,Hallo schöne Frau." Er klang so charmant, richtig lieb. Das war doch nicht Ashley.
,,Hallo. Dann bist du wohl Ashley." Jetzt sah er wieder finster zu mir, doch Hailey rettete mir wieder einmal mehr den Arsch. ,,Sie hat mir vorhin geschrieben, dass ich später kommen soll weil sie dir noch Nachhilfe gibt, ich dachte aber eigentlich du wärst ein Mädchen."
,,Nein. Der Name irritiert am Anfang viele. Aber ist nicht schlimm." Er schob sich an ihr vorbei, musterte sie nochmal von Oben bis Unten. ,,Bis dann Blondie und auf Wiedersehen..."
,,Hailey."
,,Auf Wiedersehen Hailey."
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