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Kapitel 34 - Requiem

(Dieses Kapitel war ein Horror zu schreiben, weil irgendwie nichts mehr Sinn macht und ich beim Schreiben dauernd unterbrochen wurde, oh Gott- Ich hasse es-
Und sorry für die Verspätung, ich hatte sehr viel zu tun und alles ist super stressig gewesen in der letzten Zeit. Außerdem: Lol, 3/4 der Story sind um und erst jetzt hab ich mal einen Namen für manche Dinge im Plot gefunden, ayyy!)


Tropfend bluteten salzige Tränen durch den alabasterweißen Stein, färbten ihn in ein fahles Grau. Um sie herum, ein steinernes Paradies; eine Grotte inmitten im Nichts. Winzige Kristalle, in den Stalagmiten und Stalaktiten wie Juwelen in einer Krone eingebettet, funkelten durch das Licht der Flammen, das von den prunkvollen Feuerstellen ausging. Als wäre jener Ort ein vergessenes Heiligtum in sich selbst, führte eine schmale Überbrückung jenseits eines schier endlosen ewigen Sees, denn die Finsternis verschluckte die rauen Wände, die alles umgaben, je weiter sie sich von dem Licht entfernte.

Jenseits des Weges, weit weg von den wundersamen Räumen gefüllt mit Kerzen und Phiolen des Blutes, stand sie nun im Herzstück ihres Refugiums und dahinter? Eine einsame, noch nie geöffnete Tür, zu dem der Schlüssel fehlte. Und dahinter sollte sich nach den langsam vergilbenden Briefen der Schatz befinden, den sie seit gefühlten Äonen suchte...

Doch die Rache hatte ihr Herz erobert. Sie würde nicht ruhen, ehe die ungelöste Blutfehde, ihr Ende fand. Sie legte ihre langen knochigen Finger auf einen der drei Särge, den mittleren, welcher den längsten darstellte. Auf seinem Deckel verwelkten nach und nach die Blumen; eine winzige rote Kerze drohte zu erlöschen. Der Mensch in diesem Sarg war dem Leben schon längst entschlafen und so ward es auch mit den Personen in den Särgen links und rechts geschehen. Doch diese massiven Kasten aus Kupfer und Zink hielten ihre Körper noch lange in Takt; hielten ihr Aussehen der letzten Augenblicke am "Leben".

Die alte Frau strich mit dem Finger über die eingestanzte Inschrift, las mit den Fingern den Namen des Mannes, der sich hinter diesen Wänden befand und atmete schweren Herzens ein und aus. Die Feuchtigkeit dieser Grotte klebte an ihren Fingern. Erst zögerlich begab sie sich eine Treppenstufe nach unten, entzündete die weiße Kerze am vorderen Ende des allerkleinsten Sarges. Er war winzig...passte, wenn sie die Kraft dazu hätte mit Leichtigkeit in beide Arme. Eine Gänsehaut überzog die alte Dame und Gefühle aus alter Zeit kehrten direkt zurück. Trotz all der Liebe und Sorgfalt, die sie in jene Gruft hier steckte, brachte sie es nicht zustande, noch länger an der Seite dieses bestimmten Grabes zu stehen.

So begab sie sich zum letzten der drei. Dem neuesten, das erst wenige Jahre hier verweilte. Auch diesen geliebten Menschen schaffte die Frau nicht zu retten und dabei hätte sie noch die Möglichkeit gehabt, etwas dagegen zu unternehmen. Doch nein. Auch hier richtete sie vergebens etwas aus und der Hass und Groll gegen den Urbringer des Tods in Gestalt eines Menschen wuchs in ihrem verletzten Herzen heran.

Das kleinste unschuldige Wesen. Man schrieb der Frau selbst die Schuld an ihrem Ableben zu. Doch sie ward keine Kindsmörderin, lediglich die Mutter, die durch ihre Unwissenheit und Naivität die Gefahr noch nicht kannte. Man hatte es ihr nie gelernt.

Der Mann. Jener, der an ihrer Seite war, der einzige Stern, der sie geleitet hatte und ihr in dieser verruchten, grausamen Welt einen Funken der Hoffnung zeigte, trieb sich mit seiner Arbeit in seinem winzigen Institut selbst in den Wahnsinn. Von Verschwörungstheorien und Mythen alter Zeiten geplagt und ewig auf der Suche nach einem Weg, das Schicksal zu ändern und einen Gott zu spielen, schaufelte er sich nach und nach sein eigenes Grab. Anhänger, darunter sieben sogenannte 'Prinzen' nahmen den Kontakt zu ihm auf. Ein jeder jedoch, um einen Eigennutzen aus den Erkenntnissen jenes Mannes zu ziehen. Und doch waren dessen Absichten, die ihn schließlich unter die Klinge eines Mörders namens Remus führten, nicht dem Eigennutzen zugunsten gewesen. Denn sein Antrieb war das Zurückholen seines verlorenen Kindes. Egal welche höhere Macht oder paranormale Phänomen er dafür benötigte. Und nun fiel doch die Frau aus Verzweiflung selbst demselben verkrampften Teufelskreis zum Opfer, in dem einst ihr Mann verloren ging und versetzte sich selbst in die Position, in der er einst stand. Sie führte sein Streben, sein Werk, fort und versuchte nachzuvollziehen, was hinter den Theorien und Nachforschungen stand.

Die letzten Schreiben ihres Mannes, die bereits von einem Erwachen aus seinem Wahn berichteten und von den Anfängen der notwendigen, lang herbeigesehnten Akzeptanz des Todes seines Kindes nur so sprühten, hatten die Dame jedoch noch nicht erreicht. Ihre Seele war schon taub und verstand nichts mehr.

Dann ging sie weiter.

Das jüngste Opfer. Jahrelang, bevor sie sich selbst verloren hatte, hatte die Frau sich bemüht, diesmal alles richtig zu machen. Nicht die Fehler zu wiederholen. Nicht zuzulassen, dass man ihr auch dieses Wunder stahl. Und doch hatte sie miserabel versagt. Wieder hatte ein Mann seine Finger im Spiel, ein ähnliches Antlitz tragend wie jener, der ihr einst den Gatten stahl. Doch hatte dieser nicht die Finger an sie gelegt und doch trieb der, zum Zeitpunkt des Todes bereits unsichtbare, Täter das Opfer ins Jenseits.

Die Dame, bereits vom Alter geplagt, hatte aber neben der Vollendung des Werkes ihres Mannes geschworen, Vergeltung auszuüben.
Vergeltung für diejenigen, die man ihr genommen hatte. Gegen diejenigen, die ihr die Kinder nahmen, konnte sie nichts mehr tun. Diese waren bereits fort.

Aber die Fehde, die mit dem Mord ihres Mannes begonnen hatte, war noch nicht zu Ende.

Sie müsse nur den Richtigen auslöschen. Den Mörder ihres Mannes. Und selbst wenn dieser bereits verstorben wäre, so würde sie eben einen Nachfahren zugrunde gehen lassen, um das Vergehen zu vergelten. Blut für Blut; Leben für Leben. Doch wie viele Leben sind diesem Wahn bereits zum Opfer gefallen? Viel zu viele. Und das wusste sie selbst. Doch um sich aus diesem Teufelskreis zu entreißen und sich selbst in ihrer Tat ein Ende zu setzen, brauchte es Kraft, die sie nicht hatte. Sie erwartete bereits die Hölle vor sich, sobald sie ihren letzten Atemzug machen würde und doch saß dieses Rachegelüst so tief und fraß sie von innen wie ein Parasit heraus auf. Ein Zurück versank in die Unmöglichkeit. Und vor allem nun, wo sie so kurz am Ziel war, ließ man ihr keine ruhige Sekunde. Denn ihr Erfolg war zum Greifen nah.

Seitdem sie an jenem sonnigen Tag die Straße mit ihrem Säcklein Orangen entlangging und das Antlitz eines jungen Mannes erblickte, der dem Mörder ihres Mannes wie aus dem Gesicht geschnitten war, eröffnete sich vor ihr die aller letzte Phase. Diesen Mann hatte sie zu beseitigen. Dann wäre die Schande der Vergangenheit vergolten. Vargas. Genau, diesen Nachnamen schien sie bereits vor vielen Jahrzehnten vernommen zu haben. In Gerichtsprozessen und Gerüchten.

Was diese wahnsinnige Frau jedoch nicht wusste: Lovino Vargas' Name und Gesicht ähnelten dem gesuchten Schuldigen, doch ein Nachfahre war er nicht. Denn wer hätte geahnt, dass dessen Großvater Romulus einen Zwillingsbruder hatte, von dem seit Urzeiten nicht nur jede Spur fehlte, sondern von welchem geschwiegen wurde, als sei er nie auf der Welt gewesen.

Doch gerade dieses Unwissen, der Wahnsinn einer gebrochenen, korrupten Frau und die Macht, der dieser gegeben war, wurden nun ihren unschuldigen Opfern, darunter Lovino, zum Verhängnis.

Die alte Frau ließ von ihren drei Liebsten ab, verließ die Plattform, auf der sie ihre angeblich letzte Ruhestätte hätten und stieg die drei niedrigen Stufen empor, die sie vor ein Tor führten. Das war jenes Tor, das auch sie noch nie zu öffnen vermochte. Laut dem letzten Brief ihres Mannes, würde sich dahinter das verbergen, was sie suchte. Zumindest glaubte sie das.

Dahinter verstecke sich bestimmt die Möglichkeit, den Tod rückgängig zu machen.

Es musste so sein.

Oder nicht?

Sie brauchte nur den Schlüssel finden. Ein runder Gegenstand. Vielleicht ein Kristall? Eine Uhr, die den Mechanismus auslöste? Das gab es noch herauszufinden. Aber dann brauchte sie noch Blut. Bestenfalls Lovinos, um nicht nur endlich Vergeltung zu bekommen, sondern auch um das Ritual zu vollenden, das mit dem verheißenen mystischen Artefakt, das, ihrer Einschätzung nach, hinter der Tür liegen sollte, ihre Liebsten zurück ins Leben holen könnte.

Oh...Sie war so nah dran. Schon schmeckte sie den süßen Erfolg auf der Zunge. Gäbe es da nur nicht den sogenannten 'Belial', Arthur Kirkland, der geradewegs von ihrem treuen Handlanger Giovanni, in ihre Grotte geführt wurde. Denn dieser hatte gelogen und geschworen, dass Lovino wie geplant bereits unter der Erde lag. Doch das Blut, das er ihr als Beweis übergab, war das eines Schweines gewesen und Lovino war von ihr noch am selben Abend in Francis' Bar erblickt worden.

Für diesen Hinterhalt würde er büßen. Und wenn nicht er, dann jene, die ihm wichtig sind.

~♣~

Entschlossen schritt Lovino zügig voran. Der Schal um seinen Hals flatterte im Wind und die Erde schien unter ihm zu beben. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute er umher, seine Bewegungen rasch und abgehackt, dann überquerte er die Straße und schlängelte sich an ein paar Passanten vorbei, sich nicht darum kümmernd, welche Blicke er abbekam.

Denn es reichte ihm.

In ihm brannte es. Es brodelte und zischte und in seinem Kopf pochte es. Lovino war stinksauer und am liebsten hätte er soeben die Kraft gehabt, den Laternenpfahl einfach vor Wut zur Strecke zu bringen und zu Boden zu schlagen. Aber es war mehr als klar, dass das nichts brachte.

Antonio hatte ihm so lange die Wahrheit verheimlicht.

"Dieser Bastard", fluchte er in Gedanken, "da spielt er mir dauernd den Ehrlichen vor und will mir weiß machen, dass ich ihm vertrauen kann und dann verheimlicht er mir sowas?!"

Lovino würde ihn grün und blau schlagen, wenn...

Für den Augenblick blieb er stehen, spürte den Windzug an seiner Wange vorbeiziehen und wie seine Strähnen im Gesicht kitzelten.

...wenn er nicht bereits Gefühle für ihn hegen würde...

Er fühlte sich verraten und betrogen. Und dennoch stürmte er im Moment schnurstracks zum Institut, das Antonio derartig in die Mangel genommen hatte, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass er selbst in Lebensgefahr war, wenn er sich ihnen näherte.

Flink erklomm er die Treppen, las nur im Vorbeigehen aus dem Augenwinkel aus den Namen der Institution. Santa Compaña Institut. Dass sich diese Gruppe nach einem spanischen Mythos benannte, fiel ihm erst jetzt auf.

Die Hand auf die kühle Klinke legend, drückte er diese herab und stieß sie mit kraftvollem Schwung auf, als hätte ihm ein Windstoß dabei geholfen. Ohne zurückzublicken, schritt er nach vorne; seine Impulsivität verblendete sein Denken und er stemmte die Hände auf den Tisch der Rezeptionistin Natalya, sodass ihr Namensschildchen verrutschte. Doch als er sich nach vorne beugte, damit er um die Ecke schauen konnte, sah er, dass ihr Stuhl leer war und ihr Tisch fein säuberlich aufgeräumt war. Seine anfängliche, unkontrollierte Wut schluckend raffte sich Lovino wieder und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, die sofort wieder an ihren Platz fielen. Die Rezeptionistin hatte wohl Feierabend und könnte ihm wohl nicht die Informationen rausrücken, die er wollte.

Egal, schoss es ihm durch den Kopf und er verschaffte sich rücksichtslos Zugang zu ihrem Arbeitsplatz. Vielleicht war es auch besser für ihn, wenn er diese Kriminellen heimlich ausschaltete. Er schlich sich also um die Ecke hinein in ihre hölzerne Bucht und durchforstete die niedrigen Regale, die an der Wand angrenzten, in der Hoffnung, eine Liste der hier Angestellten zu finden, die er gegen sie verwenden könnte.

Die Carabinieri wären einem handfesten Beweis sicher dankbar und er selbst könnte sein gesamtes Gefühlschaos an dem- oder derjenigen auslassen, welche für den gesamten Mist verantwortlich war. Lovino wollte nicht tatenlos herumstehen. Dieser Konflikt betraf nicht nur die Stadt, sondern auch ihn persönlich und so lebensmüde und verantwortungslos und naiv er war, Lovino rannte gerne mit dem Kopf durch die Wand und wenn es sein Leben kostete.

Ach, Lovino...

Wenn du nur wüsstest,und nicht nur nach deiner Laune agierest.Dann ersparest du dir so viele Fehlschläge,so viel Leid.

Fingerspitzen streiften die scharfen Kanten des Papiers. Handschriften über Handschriften. Doch es befand sich nichts Brauchbares dabei, bis. Halt. Was war denn das? Lovino griff nach dem Zettelchen, doch ehe er einen näheren Blick darauf zu werfen vermochte, fiel eine Tür ins Schloss und er horchte augenblicklich auf. Von wo kam dieses Geräusch? Vom Eingang zur Linken oder doch von weiter hinten bei den Gängen. Lovinos Herz pochte und in seinen Ohren rauschte es. Oder hatte er sich das alles eingebildet und es war lediglich der Wind, der diesen Lärm anstellte...Denn er hörte keine Schritte, noch hörte er Stimmen, die näherkamen. Dennoch sollte er zur Sicherheit seinen Plan ändern - falls er jemals einen gehabt hätte - und von hier verschwinden.

Doch kaum machte er Ansätze, sich umzudrehen, blieb ihm bereits das Herz mit einem schmerzhaften Stopp in der Brust stehen und sein Blut gefror in seinen Adern, als er bereits zwei größere Männer vor ihm stehend erblickte und unter ihrem eisigen Blick wie versteinert am Fleck erstarrte.
Doch nicht mehr so mutig, um ihnen entgegenzutreten. Was, Lovino?

Seine innere Stimme verfluchend, biss er sich auf die Lippen. Jetzt konnte er sich eine sehr gute Ausrede einfallen lassen, denn gegen zwei dieser Sorte von Männern hatte er allein, und vor allem unbewaffnet, kaum eine Chance.

"Was suchst du kleine Kröte hier?", fragte der Mann mit dem schwarzen Haar. Seine dunkle, rauchige Stimme stellte Lovino nach und nach die Nackenhaare auf und er schluckte.

"Ich...", begann Lovino vorsichtig und bewegte sich möglichst gelassen an den Männern vorbei, die ihn skeptisch beäugten, "soll nur etwas für...", er las für einen Augenblick das Namensschildchen von Natalya, "...Natalya...abholen. Sie hat etwas auf der Arbeit liegen lassen, das sie aber privat braucht."

Derselbe Herr hob eine Augenbraue, kam ihm näher und baute sich dabei bei jedem Schritt bedrohlicher vor ihm auf. "Für Natalya, so so...Ich wusste nicht, dass sie sich mit Leuten wie dir abgibt? Oder, dass sie überhaupt jemanden, obwohl sie die Regeln kennt, in ihren Dokumenten rumsuchen lässt. Sieht ihr gar nicht ähnlich." Mit dem Steißbein am Rezeptionspult anstoßend, kam Lovino leider von seinem Weg nach draußen ab und ließ sich in die Enge treiben. Gestresst griff er mit einem Arm heimlich hinter sich auf das Pult, in der Hoffnung, etwas Hilfreiches in die Finger zu kriegen.

"Nun...", Lovino suchte geschwind nach Ausreden, doch nun meldete sich der zweite, dünnere Mann zu Wort und stieß den Schwarzhaarigen zur Seite. Lovinos Finger streiften zwei feine Ringe, aus Metall. Eine Schere...

"Lassen wir das Spielchen, Viktor, dieses Miststück ist ein Spion, den wir auf frischer Tat ertappt haben. Schalten wir ihn besser aus, nicht, dass er auch noch Komplizen mit sich hier irgendwo rumschleppt." Die Fingerknöchel knackend kam er Lovino gefährlich nahe, drängte ihn immer weiter in die Ecke des Raumes. Lovino hielt den gestohlenen Zettel vorne und die Schere hinter seinem Rücken geradezu verkrampft in der Hand.

"Ich bin kein Spion! Ich bin alleine hier! Ich lüge nicht!" Etwas Besseres fiel Lovino im Moment nicht ein. Seine Furcht blockierte sein Denken. Zwei gegen Einen war nicht fair...

"Ach ja?", Viktor riss ihm das Blatt augenblicklich aus der Hand und Lovino griff sofort verzweifelt danach.
Nein! Er durfte es nicht verlieren! Es war sein einziger, handfester Beweis!

Eine Schweißperle rann seine Stirn herab, als der Riese sich das Dokument selbst ansah.

"Ich bezweifle allerdings, dass Natalya so etwas 'privat' gebrauchen würde. Weswegen bräuchte sie denn die Niederschrift von den Eckdaten ihrer Vorgesetzten, wenn sie diese doch regelmäßig sieht?" - "Sie braucht-" Lovino stotterte, verfestigte den Griff um die Schere und spürte seine Knöchel weiß hervortreten.

"Den Namen einer Dame für deine dreckigen Pläne zu missbrauchen ist auch nicht gerade edel von dir, du Abschaum..." Der dünnere Mann mit dem hellen Mantel und dunklen Pelz, packte Lovino grob am Kragen und zog ihn zu sich, sodass er nach vorne stolperte und den Halt verlor.

"Nikolai", ermahnte Viktor und schob das Dokument zurück an seinen rechtmäßigen Platz, doch der Mann hörte nicht und stieß nur ein angeekeltes Zischen aus, "Halt den Mund, Viktor. Du weißt, was wir mit Spitzeln wie ihm zu tun haben."

Als kickte ein winziger Fuß in Lovinos Brust herum, schmerzte jedes Schlagen seines Herzens. Seine Finger erkalteten und er atmete scharf ein. Solche Leute hatten auch Antonio verletzt, was würde also ihm nun blühen? Lovino musste weg. Und zwar schleunigst.

"Ich weiß, aber machen wir es still und schnell. Es gab heute bereits eine Beschwerde, wegen dem Vorfall mit Carriedo."

Carriedo. Antonio! Wenn es eine Beschwerde gab, gäbe es bestimmt schon einen Verdacht, dass dieses Institut nicht geheuer war. Wenn er hier lebend rauskäme, könnte er eine Aussage gegen sie anstellen.

"Schade. Ich hätte mich auf ein wenig mehr Spannung gefreut, aber wie dem auch sei..." Nikolai warf Lovino mit Nachdruck zu Boden und dieser stöhnte vor Schmerz auf, als er mit der Seite gegen den Boden knallte. Doch auf einmal spürte er etwas Warmes, Brennendes auf seiner Haut, das seinen Unterarm entlangging. Verdammt! Die Schere...Er musste sich beim Aufprall damit verletzt haben. Aber kaum als Lovino sich darum bemühte, sich wieder auf die Beine zu bekommen, setzte Viktor bereits zum Tritt an und stieß ihm kraftvoll mit der Schuhspitze in den Bauch, sodass er erneut ächzend auf den Holzboden fiel und sich dabei den Kopf prallte.

Scheiße! Lovino konnte sich kaum bewegen! Seine Sicht verschwamm vor seinen Augen. Dennoch kämpfte er weiter und stützte sich auf seine Arme, doch Viktor kam ihm zuvor und presste ihn rücklings zu Boden, trat anschließend mit dem Fuß auf seine Brust, sodass er es nicht mehr schaffen würde, sich aufzurichten.

"Du bleibst gefälligst dort liegen." - "Leckt mich doch." Hustend schaute der junge Italiener zu den beiden Männern hoch und wehrte sich so gut er konnte, um vielleicht doch aus ihren Fängen zu entschwinden. "Ihr seid doch alle irre! Bringt einfach so unschuldige Menschen um! Schämt ihr euch nicht, ihr Wichser?"

Viktor stampfte fester gegen Lovinos Brustkorb und dieser stöhnte direkt ein weiteres Mal schmerzerfüllt auf und kniff die Augen zu. "Klappe. Dafür, dass du kurz davor bist zu sterben, nimmst du den Mund ganz schön voll. Lass das ganz unsere Sache sein. Das ist nichts für kleine Wichte wie dich." Dann sah Viktor zu Nikolai rüber und nickte ihm zu. Lovino umgriff die Schere in einer Hand fester. Wenn sich einer von ihnen ihm näherten, dann könnte er...

"Das ist mir egal!", hauchte Lovino beinahe atemlos heraus, "Ihr und eure Leute habt meinen Freunden weh getan! Ich werde dafür sorgen, dass ihr nie wieder das Tageslicht seht, sobald ich-" Dann blieb Lovino die Luft weg, da Viktor tiefer mit dem Schuh gegen seine Lunge bohrte.

"Du wirst gar nichts tun." Nikolai holte ein schwarzes Gerät aus seiner Manteltasche. Es hatte zwei Griffe und einen dicken Metalldraht, der sie miteinander verband. Eine Garotte... Dann näherte er sich Lovino und kniete sich hin. Lovino gefror einmal mehr das Blut in den Adern und eine Gänsehaut stellte nach und nach seine Härchen auf den Armen auf. Wie Laub im Wind zitternd drohte er vor Angst völlig gelähmt zu werden, als er den Druck des Drahtes um seinen Hals spürte.

Lovino. Jetzt! Du musst dich wehren!

Diese Dinge sprach er sich selbst in Gedanken zu, doch sein verkrampfter Arm wollte sich nicht heben.

Lovino! Du kannst hier nicht sterben!

Der Drang zu überleben pulsierte wie wild unter seiner Haut. So oft hatte er sich selbst sein Ende herbeigewünscht, doch nun, wo er in tatsächlicher Lebensgefahr war...

Lovino! Wach doch endlich auf! Du musst etwas tun!

Sein Puls schoss rapide in die Höhe, aber seine Luftröhre schnürte sich zusammen. Luft... Er brauchte Luft. Schreie nützten nichts, sie wurden direkt erstickt. Das Bild vor seinen Augen verschwamm in seine Einzelteile...in belanglose, formlose Farben...Seine Lider wurden schwerer und schwerer.

Antonio...

Für den Augenblick, in dem er sich verlor...

Antonios Augen.Ein Lächeln.Es war ein verschwommenes Scheinbild, aber...

Das Adrenalin schoss augenblicklich durch seine Adern. Es kribbelte, schüttelte ihn wach. Für einen aller letzten Moment kehrte die Lebenskraft in ihn zurück und er hob blitzschnell die Hand. Die Schere blitzte im letzten Sonnenlicht hell auf und er rammte sie mit der letzten Macht, die ihm blieb in Nikolais Oberschenkel. Mit einem mordserregenden Schrei ließ dieser in Sekundenschnelle die Garotte fallen und fasste sich instinktiv auf die blutende Wunde. Die Luft kehrte endlich zu Lovino zurück, doch sein Hals brannte fürchterlich. Viktor schrak zur selben Zeit auf, machte den Fehler zurückzutreten, und seinem Kollegen Aufmerksamkeit zu schenken, sodass Lovino den Moment ergreifen konnte, sich blitzschnell aus ihren Fängen zu befreien. Dabei schnappte er sich selbst die Mordwaffe, zog die Schere im selben Moment aus Nikolais Bein und stolperte mit wackeligen Beinen und ausgestrecktem Arm, mit der blutigen Schere auf die beiden gerichtet, in die Mitte des Raumes zurück.

Er atmete heftig, gar hyperventilierend und dennoch bekam er kaum noch Luft. Sein gesamter Körper zitterte vor Anspannung und doch durfte er nicht aufgeben. Eine Drohung schaffte es nicht aus seinem Mund, dafür war seine Stimme im Moment zu beschädigt.

Ich muss...Ich muss...

Abgehackte Sätze kreisten in seinem Kopf herum, als die beiden Männer sich ihm näherten. Am liebsten wäre er selbst gerade zusammengebrochen und an einem sicheren Ort wieder aufgewacht...Schon spürte er den Schwindel, den bebenden Boden unter seinen Füßen und die schwindende Kraft. Nein, da war noch etwas...

Eine Gestalt hinter ihm und ein fieser, winzig kleiner Stich gegen sein Genick.

Nein...Es kann nicht zu Ende sein...Hatte er einen Dritten übersehen? Er hätte auf Antonio hören sollen...Aber er war zu impulsiv hierher gerast...

Und doch spürte er, wie die Schwäche ihn von Sekunde zu Sekunde in ihren betäubenden Mantel umhüllte und seine Beine und sein Geist letztendlich nachgaben und alles fallen ließen.

Das Klirren der zu Boden fallenden Schere und Garotte vernahm er nur noch schwach, als befände er sich in meterweiter Entfernung. Wie er rücklings in den Arm eines Fremden fiel, wirkte zunächst wie ein Versinken in seinem Bett. Aber als er dann die Augen schloss und sich endgültig von der Welt abkapselte, hörte er nicht mehr, was seine Feinde zu sagen hatten.

"Eindringlinge...Wie ich sie hasse...Ihr zwei geht zum Krankenzimmer und stoppt sofort die Blutung. Wir können uns keine Invaliden leisten. Ich beseitige dieses Balg, bevor ihn irgendjemand findet."

Und wenn Nikolai und Viktor genauer hingesehen hätten, bevor sie sich ihrem Vorgesetzten untergaben und den Befehl befolgten, hätten sie vielleicht den Funken Lüge in dessen Augen erblickt.

***

[Wenige Minuten später]

Um sein Leben humpelnd und die Zähne zusammenbeißend, hievte sich Antonio die Treppen des Santa Compaña Institutes hinauf. Sein Bein puckerte widerlich durch die unverheilten Wunden und bestimmt hatte er sich auf dem Weg noch etwas gezerrt, aber dennoch musste er weiter.

Lovino war einfach aus der Wohnung gestürmt. Zurecht wutentbrannt allerdings, denn nach all dem, was Antonio fabriziert hatte, wäre er über sich selbst mindestens genauso angepisst gewesen. Lovino hatte jedes Recht, ihn von nun an zu hassen, ihm ins Gesicht zu spucken oder ihn für immer zu meiden. Trotz alledem konnte Antonio nicht zulassen, dass er sich diesen Wahnsinnigen geradewegs auf dem Silbertablett servierte! Aber Lovino war schneller als er und seine Verletzungen hielten ihn zurück, egal wie heftig er sich bemühte, sie zu ignorieren.

Oh bitte, betete er, als er das Tor völlig aus der Puste öffnete, bitte lass mit Lovino nichts geschehen sein. Es war alles seine Schuld und Lovino zu verlieren, kann er nicht verkraften.

Die Scharniere der Tür quietschten, Antonios Schritte auf dem Holz knarzten und der Eingangsbereich war leer. Die Lichter waren bereits erloschen, Antonio vermutete, dass niemand hier war, aber die geöffnete Tür kam ihm suspekt vor. Mit geschwächtem Arm suchte er nach dem Lichtschalter, drehte das Licht auf und sah...nichts...

Er wagte ein paar Schritte hinein, blickte sich um, doch nichts Lebendiges spukte durch die Räume. Ob er in die Richtung der Büros verschwinden sollte? Das Institut hatte viele Gänge und Verstecke, wenn er die Katakomben ebenso dazuzählte. Oje, er spürte seinen Puls in der Brust ansteigen, Lovino könnte überall sein. Er könnte sogar schon tot sein!

Oh nein...Oh nein, oh nein. Antonio raufte sich die Haare und wanderte gestresst umher, nicht wissend, wo er zuerst nachforschen sollte. Dann entdeckte er plötzlich Blutspuren auf dem Boden vor seinen Füßen und es drehte ihm direkt den Magen um.
Das...war vorhin noch nicht da...Das Blut war frisch, sogar noch feucht. Ein Handabdruck war zu sehen. Sie werden Lovino doch nicht...

Antonio atmete scharf ein und sein Herz drohte zu Bruch zu gehen. "Lovino!", beinahe schluchzend riss er den Kopf umher, als ob das etwas bringen könnte. Bitte nicht, fügte er in Gedanken hinzu und malte sich bereits das Schlimmste vom Schlimmsten aus, während er jede Ecke nach weiteren Hinweisen absuchte. In der Hoffnung, zumindest seinen Körper zu finden, falls ihm etwas zugestoßen wäre...

Doch gerade, als er die Hand auf die Klinke legte, die zum Ostabteil führte, stach ihm etwas Glänzendes am Boden ins Auge und er wischte sich die anbahnenden Tränen weg, um klarer zu sehen. Er näherte sich dem Gegenstand, begab sich so gut wie möglich zu Boden, ohne sich selbst zu verletzen und erkannte eine blutige, spitze Schere, die in den Holzboden gerammt war. An ihrer versenkten Spitze klammerte ein abgerissener Notizzettel. Sofort schnappte Antonio diesen mit zwei Fingern und riss ihn ab. Er begutachtete, was auch immer darauf geschrieben stand und musste sich sehr bemühen, diese schnörkelige, feine Schrift überhaupt zu entziffern.

Und als er endlich verstand, blieb ihm augenblicklich die Luft weg und erstarrte.

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