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Kapitel 28 - Beschützer

"Dieser Carriedo-Typ lässt sich tatsächlich Zeit. Die zwei Wochen sind bereits seit drei Tagen um und wie wir sehen, verweilt Vargas noch unter den Lebenden. Das wird den Boss zur Weißglut treiben." Sathanas sog an seiner Zigarette, behielt den stickigen Rauch für wenige Augenblicke in seiner Lunge und stieß ihn direkt wieder aus. Eine Nebelschicht aus Rauch lag bereits wie ein Schleier in diesem kleinen Stübchen, das flotte, blanke Klack der gegeneinanderprallenden Billard-Kugeln kam ihm von seiner Rechten zu Ohren.

"Ich hatte bereits meine Bedenken, als er so plötzlich dahergekommen ist und sich aufgespielt hat, als wäre er der Profi hier. Ich meine, hallo? Geht's noch?" Leviathan - Flavio - rollte mit den Augen und nippte genüsslich an seinem Wein. Die Beine hatte er lässig auf der Armlehne der kleinen Couch überkreuzt, dann lehnte er sich nach hinten, direkt an seinen Zwillingsbruder. "Da siehst du es wieder, Luci! Manchmal solltest du eben doch auf das Bauchgefühl deines, ach, so lieben großen Bruder hören!" Flavio schloss die Augen und grinste gelassen, hatte dabei aber auch eine Spur Arroganz an sich, die die weiteren Anwesenden schon fast zum Kotzen verleitete.

Knurrend rutschte 'Lucifer' weg von ihm, sodass Flavio spontan den Halt verlor und mit dem Kopf auf die Couch fiel, dabei landete sein Wein jedoch direkt in seinem Gesicht. Schnell setzte er sich auf und wischte sich die rote Flüssigkeit aus dem Gesicht. "Hey! Luciano, ich schwöre, wenn der Rotwein nicht aus meiner Jacke rausgeht, kaufst du mir eine neue! Die war teurer als dein Leben wert ist!"

"Geh mir einfach mal fünf Minuten nicht auf den Sack, Flavio, ist das zu viel verlangt?! Außerdem sahst du damit aus, als hättest du dir einen Bettlaken drübergezogen, also hab ich dir da eher einen Gefallen getan, damit du den Mist endlich entsorgst, den du kaufst. Wir sind hier nicht auf einer Modemesse."

"Silentium!", zum ersten Mal wagte Asmodeus es, ein Wort von sich zu geben, ehe er wieder endgültig verstummte. Dennoch reichte es vollkommen, um die Gruppe in Schweigen und Disziplin zu versetzen. Die Knie mancher Mitglieder wie Belial oder Beelzebub schlotterten bereits, während so anderer - eigentlich ausschließlich Flavio - von der mächtigen Stimme gänzlich unberührt blieb und nicht einmal mit der Wimper zuckte.

Behemoth fing sich als erstes wieder und richtete seinen Mantel, dann platzierte er die Hände auf den Billardtisch und stützte sich darauf ab. "Egal, wie sich Carriedo nun bei der Sitzung verhalten hat, das momentane Zwischenergebnis ist das, worüber wir uns Gedanken machen sollten."

"Genau", setzte Beelzebub fort und schenkte sich und 'Lucifer' - eigentlich Luciano - frisch geöffneten Sake in die Gläser, die auf ihrem dunklen Holztisch in der Mitte des Raumes standen, "Unser Vorgesetzter wird nicht gerade erfreut sein, wenn ausgerechnet Vargas noch am Leben ist. Carriedo ist zu langsam und ehrlich gesagt bezweifle ich, dass er es durchzieht. Er hat seine Fähigkeiten überschätzt, daher werden wir gezwungen sein, Asmodeus einzusetzen. Immerhin wäre er ursprünglich für ihn verantwortlich gewesen."

"Weißt du was?", Sathanas warf den Zigarettenstummel auf den Boden und erlosch die letzte Glut mit seinem Schuh, "Ehrlich gesagt, bekomm ich bei dem Typen das Gefühl, als hätte er nie vor gehabt, den Auftrag durchzuführen. Habt ihr ihn genau betrachtet oder seine Körpersprache gelesen? Dieser Mann war leichenblass und wirkte gestresst wie ein Geißlein vor einem Rudel Wölfe. Ich sag es euch, er hatte nie vor Vargas zu töten. Ich schwöre auf meinen Titel als Sathanas: Auf Carriedo zu warten ist eine Zeitverschwendung und womöglich auch noch riskant. Wer weiß, ob er der Organisation treu ist. Er konnte ein Spitzel sein und wenn er aussagt, bevor wir ihn davon abhalten können, sind wir alle am Arsch."

"Ey, der Einwurf ist echt gar nicht mal so dumm!", Flavios Augen blitzten auf und er schob seine rosa Brille zu seinen blonden Haaren hinauf, "Ich meine, Carriedo und Janssen sieht man dauernd zusammen im Dienst. Die sind zu hundert Prozent befreundet und Janssen wurde letztens erst von Natalya in den Untergrund geschickt. Ich würde aufpassen, ob der Typ halt wirklich kein Verräter ist."

"Was schlägst du also vor?", Flavio musternd nippte Belial an seinem Tee und saß abseits der Gruppe auf seinem Stuhl, "Soll Asmodeus, wie besprochen den Auftrag zu Ende führen oder sind wir so gnädig und geben unserem Grünschnabel noch die restliche halbe Woche Zeit?"

"Also ich bin dafür, dass wir zuerst testen, inwiefern uns dieser Volltrottel treu ist", Flavio setzte sich dramatisch seufzend auf Asmodeus' Schoß und klopfte mit der flachen Hand auf dessen Brust, "Und dafür soll mein süßer 'Asmodeus' mal so schauen, was Carriedo so treibt, wenn er in Vargas' Nähe ist. Wenn er offensichtlich gegen uns arbeitet, wird er eben dem Erdboden gleichgemacht oder kommt direkt in den Untergrund. So ist das nun einmal. Fällt Vargas zufällig allein in Asmodeus' Gewalt, soll er ihn eben gleich erledigen, dann brauchen wir uns nicht mehr darum zu scheren, wer was durchführt, und sollte sich herausstellen, dass Carriedo seinen Auftrag erledigt und einfach nur eine wahnsinnige Lahmschnecke ist, geben wir ihm maximal einen Zuschuss von einer Woche. Das müsste reichen." Grinsend sah der Blonde zu 'seinem' 'Asmodeus' hinauf und man hätte meinen können, ein Fünkchen Bewunderung und Liebe in seinen Augen zu sehen. - Sofern man Flavios psychotische Obsession mit Asmodeus' überhaupt noch "Liebe" nennen konnte. "Oder was sagst du, caro mio? Machst du das für mich?" Sanft strich er dem größeren Mann vor sich die paar weißen Strähnen aus der Stirn. - Asmodeus war nicht alt, er war lediglich knapp älter als Flavio, doch seine Poliosis färbte einige seiner Haare weiß. Flavio sagte immer, sie geben ihm den letzten Schliff und einen guten Schuss Persönlichkeit in seinem Auftreten.

"Sí." Mehr kam nicht aus dem Mund des Mannes und doch legte er zumindest den Arm um Flavios Hüfte. Im Hintergrund hörte man einen angewiderten Luciano, der sich direkt die Augen zuhielt und gespielte Kotzgeräusche von sich gab.

"Boah, ne, wie widerlich, könnt ihr das bitte in euer Zimmer verschieben, mir wird gleich speiübel." - "Dann schau halt nicht hin." Beelzebub drückte ihm ein Gläschen Sake in die Hand, schaute dabei Luciano aber nicht in die Augen. Ihre Finger berührten sich einige Sekunden länger als nötig, dann war aber der Moment vorbei und Beelzebub gesellte sich zurück zu Behemoth. Sathanas seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zündete direkt die nächste Zigarette an. "Wie es aussieht hat keiner von euch Idioten einen besseren Plan. Aber die Zeit drängt ohnehin und uns gehen die Möglichkeiten aus. Der Boss will diesen Mann so schnell wie möglich ins Gras beißen lassen. Man meint, mit seinem Tod wäre endlich der Albtraum Geschichte und der Plan ginge endlich auf, auch wenn es mir bis heute ein Rätsel ist, was an diesem dahergelaufenen Bauernsohn so besonders ist."

Behemoth stieß eine Billardkugel zur Seite, ihr Klackern war im ganzen Raum zu hören und es folgten ihr viele weitere Kugeln. Belial trank den letzten Schluck seines Tees und für den Moment danach fror er ein, analysierte seine Kollegen, ohne ein weiteres Wort. Schließlich war es Luciano - der Höchstrangigste mit dem Titel des Lucifer - der zu Wort kam und sich einmal mehr auf die Couch in der Mitte des Raumes niederließ.

"Wenn Vargas' Blut überbracht wird, steht uns hoffentlich ein ewiges Leben voller Reichtum bevor. Asmodeus, vergiss die Phiole nicht."

~♦~

Atemlos standen Antonio, Emma, Michelle sowie Abel vor der Tür Lovinos, kaum kehrte er mit seinem Nonno zurück in die Wohnung. Die Farbe in ihren Gesichtern kehrte schlagartig zurück und das kräftig, schmerzlich schlagende Herz fand seine Ruhe. Lovino war in Sicherheit. Und allein diese Tatsache beruhigte die vier Freunde ungemein. Der Gedanke Lovino jemals zu verlieren, löste tief verwurzelte Ängste in ihnen aus, ein Stechen in ihren Herzen, ein Gefühl der inneren Leere kombiniert mit Schmerzen, die ihnen die Kraft stahl, ihre Kehle erdrückte und selbst in ein Loch der Verzweiflung stieß...So mancher von ihnen war wie paralysiert gewesen. So mancher dachte, noch im selben Moment selbst zu sterben, wäre Lovino etwas zugestoßen...

Gott im Himmel, sei Dank, dass ihr Lovino unbeschadet wieder in ihrer Nähe war.

~ ♦ ~

Seit jenem Vorfall waren lediglich eine Handvoll Tage vergangen. Romulus war nach Hause zurückgekehrt - er konnte Romeo immerhin nicht allzu lange ohne Aufsicht lassen - aber Lovino und er hatten die Zeit genutzt, aus den Bruchstücken ihrer bisherigen Beziehung zueinander ein neues Fundament zu bauen. Sie waren ehrlicher, der Umgang war herziger und Lovino dachte bereits, ein Wunder wäre geschehen, denn Romulus bemühte sich plötzlich der Großvater zu sein, den Lovino immer gebraucht hätte. Auch am jetzigen Tag glaubte es Lovino nicht, dass Nonno Romulus ihn akzeptiert hatte. - Oder zumindest bemühte er sich darum, seine Einstellung zu ändern und das ihm zuliebe. Somit gab es eine Person auf dieser Welt, die bereits von seiner Schwäche für den Spanier wusste und Lovino war klar, dass es nun kein Zurück mehr für ihn gab.
Antonio.
Antonio...
Er liebte Antonio.

Antonio mit dem sonnigen, dämlichen Lächeln auf den Lippen.
Antonio mit den Augen so grün wie ein Smaragd.
Antonio, der einfach so...warm und lieb auf ihn wirkte, indem er einfach da war.
Und oh, wie sich Lovino nach dieser Wärme sehnte, die er ausstrahlte.

Aber - auch wenn Nonno Romulus ihn akzeptierte - akzeptierte sich Lovino überhaupt selbst?
Erlaubte er sich nach all der Zeit der eigenen Unterdrückung, so etwas für seinen engsten Freund zu empfinden? Trotz der besseren Chancen wäre es naiv zu behaupten, dass nun innerhalb kürzester Zeit alles pico bello laufen würde. Lovino hatte noch ein großes Stück Arbeit mit sich selbst vor sich, bevor er überhaupt daran denken konnte, was er nun mit seinen Gefühlen anstellen wollte.

Doch egal ob Liebe oder nicht, Lovino hatte nun andere Sorgen.
Immerhin stand er noch mitten in Enricos Laden und sortierte pausenlos die Mappen der letzten Monate. Hier ein Zettel von der letzten Analysezeichnung, da das Protokoll für Enricos Mischungen...In einem Zettelchaos versinkend stieß er einen Seufzer aus und sah auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde, dann traf er sich mit Antonio und Antonio würde ihn nach Hause begleiten und von seinem Tag erzählen.

Da fiel ihm ein, er hatte Antonio seit geraumer Zeit nicht mehr zur Arbeit gehen sehen...

Obwohl der Gedanke einige Fragen aufwarf, verwarf Lovino ihn zügig wieder und widmete sich voll und ganz seiner Arbeit. Querschnittszeichnungen, weitere Protokolle, Buchhaltungslisten...Lovino sortierte die bekritzelten Zettel, während der Zeiger der Uhr stetig tickte und der Klang in seinem Ohr stecken blieb. Seine Finger strichen über das vorletzte Blatt, er hob es an und hielt den Atem an, als er eine kleine Kritzelei auf dem unteren Blatt entdeckte.

Das kleine Männlein mit Tomatenkopf...Antonio hatte es mit einem Bleistift auf seine Aufzeichnungen gekritzelt, als sie sich gerade erst kennenlernten.
"So ein Vollidiot", schoss es ihm durch den Kopf, aber nun dachte er dies mit einem Lächeln, wo er doch sonst nur ein genervtes Augenrollen übrig gehabt hätte.

Da schallte plötzlich der Gong die Standuhr und Lovino zuckte überrascht auf, als er sah, dass er endlich Dienstende hatte. Glücklich darüber, endlich keinen Finger mehr zu rühren, schob er die Mappen in die Ecke seines Tischleins und schnappte sich seine Jacke vom Kleiderständer, als Giorgia die Treppen herabstieg und Lovino ein aufmunterndes Lächeln schenkte. "Bis morgen, Lovino. Enrico hat sich wieder in sein Büro eingeschlossen, weil er mitten in seiner Arbeit steckt, aber ich soll dir noch einen schönen Abend ausrichten." Die Lachfältchen der alten Frau malten winzige Striche auf ihrer Haut, aber ließen sie dadurch wie eine liebe Nonna wirken. "Und Lovino, du musst echt mehr essen, du bist ja ein Strich! Du brauchst mehr Fleisch! Ich werd' meinem Mann ausrichten, dass er dich für deinen Fleiß mehr belohnen soll."

Schüchtern lächelnd nickte Lovino. Giorgia war ja so eine liebe alte Frau. "Grazie, Giorgia, und Enrico und dir auch einen schönen Abend." Er winkte ihr knapp zu und legte seine Hand anschließend auf die kühle Türklinke, drückte sie herab und schritt durch die Tür. Das orange-rötliche Licht des Abends war beinahe zur Gänze verblasst, zudem war es viel kühler als die Tage davor. Dennoch leuchteten die grünen Iriden Antonios wie zwei kleine Sonnen dem Italiener entgegen. Er hatte dem Anschein nach schon auf ihn gewartet, und drückte sich von der Hauswand weg, ein warmes Lächeln auf den Lippen tragend, als hätte man einem kleinen Kind eine Süßigkeit geschenkt.

"Lovino! Da bist du ja!", Antonio strahlte mit den Straßenlaternen um die Wette, seine Sinne waren offensichtlich nur auf Lovino fixiert, "Wie war die Arbeit? Ist alles in Ordnung gewesen? Hast du Hunger? Sollen wir einen Zwischenstopp am Markt einplanen?"

"Meine Fresse, du bist ja ärger wie ein Hund, lass mich erstmal geistig im Feierabend ankommen. Aber ja, es war in Ordnung heute und tatsächlich hab ich mal wieder Hunger." Die Knöpfe der Jacke zudrückend ging Lovino neben Antonio her, sah allerdings dauernd auf den Boden mit den glatten, gepflasterten Steinen. "Und wie war dein Tag so? Hast du Löcher in die Luft gestarrt oder warst du ausnahmsweise produktiv?"

"Ich?", Antonio hob die Augenbrauen und sah geradeaus den Weg entlang, hob den Arm und legte den Finger unters Kinn und grübelte, "Hm, also ich hab mich wieder am Gitarrenspiel versucht und sogar versucht ein Lied zu schreiben. Mir fehlt leider noch der Text dazu, sonst würde ich es dir direkt gerne vorspielen und singen." Enttäuscht über sich selbst schob er die Unterlippe leicht nach vorne und sah trist zu seinem Freund. "Da fällt mir ein, spielst du eigentlich ein Instrument oder singst du gerne? Dann könnten wir gemeinsam Musik machen..."

Lovino schüttelte den Kopf und ließ die Finger über die raue Hauswand zu seiner linken gleiten; sanft geschwungene Weinranken wuchsen quer über dieses Häuschen und wenn er gerade aus den kleinen Hang, der in die tiefer liegenden Gebiete der Stadt führte, entlangschaute, sah er am Horizont das Meer und die Klippen aufblitzen. Hinter ihm öffnete sich ein Fenster und jemand klopfte wohl ein Stück Stoff aus, das nun auf den Seilen, die die eng anliegenden Häuser verbanden, aufgehängt werden würde. "Nein, da bin ich nicht so talentiert. Da hast du mit Michelle und Emma wahrscheinlich mehr Glück als mit mir."

Schwach zuckten Antonios Mundwinkel nach oben und er betrachtete Lovino mit weichem Blick von der Seite. "Ich kann es dir ja beibringen. Gitarre zu spielen ist nicht schwer. Und ich bin mir sicher, du hast eine wundervolle Stimme..." Letzteres sprach er leise, fast andächtig und voller Zuneigung aus, dass es Lovino an den Herzsträngen zog und er fühlte, wie sich ein sachtes Kribbeln in seinem Körper ausbreitete.

"Ach, denkst du das? Tja, dann ist dir auch nicht mehr zu helfen." Dennoch, als Lovino den Kopf zur Seite wandte und die Blumentöpfe und schönen Vasen beäugte, um Antonio ein Lächeln zu verbergen, spürte er plötzlich Fingerspitzen in seinem Haar und er zuckte schnurstracks zusammen und fuhr umher. "Was-!"

"Sie sieht toll an dir aus!", grinste Antonio und ausnahmsweise kämpfte sich ein letzter Sonnenstrahl hinter den Wolken hervor, der Lovinos Haut wärmte. Irritiert fasste sich Lovino ins Haar, ließ dabei den Blick nicht von Antonio ab, aber als seine Fingerspitzen die zarten Blüten einer Blume streiften, färbten sich seine Wangen und Ohren schlagartig rot.

"Ich-", er verlor fast alle Worte vor Verlegenheit und sein Hals schnürte sich schlagartig zu, sodass seine Stimme höher klang, "Bastard!"

Antonio lachte leise über die Reaktion und klopfte ihm lieb gemeint gegen den Rücken. Ach, Lovino war so niedlich, wenn es ihm die Sprache verschlug. "Na-Na, Lovino, man muss doch nicht gleich so verlegen werden. Es ist doch nur ein süßes Blümchen..."

Süß knurrend stieß Lovino Antonio mit dem Ellbogen in die Rippen, welcher sich augenblicklich ächzend die Stelle mit der Hand hielt. "Steck mir keine verdammten Blumen ins Haar, ich bin doch kein Mädchen!" Je mehr Antonio ihn aufzog, desto heißer fühlte sich Lovinos Gesicht an. Was war das denn für eine Aktion? Warum steckte er ihm grundlos Blumen ins Haar?
Nicht, dass er sie nicht mochte, es ist nur...

"Blumen sind aber auch für Männer, Lovi." - "Halts Maul!"

Nein, Lovino konnte die Geste nicht akzeptieren. Egal wie süß er sie fand oder wie sehr es sein Herz zum Höherschlagen verleitete, Lovino würde niemals im Leben zugeben, dass ihm das gefiel. Es war schlicht und einfach zu peinlich.
...Dennoch wagte er es nicht sein Blümchen aus den Haaren zu geben.

"Haha, schon gut, Lovi. Ich hör ja schon auf...", kicherte Antonio und beruhigte sich dann. Die frische Wärme, die er in seinen Wangen spürte, kühlte ab und er widmete sich nun endlich wieder dem Weg zu Lovino nach Hause. Mittlerweile kannte er ihn auswendig, er begleitete Lovino seit einiger Zeit regelmäßig auf seinem Nachhauseweg und wäre da nicht die ständige Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte, war es zugleich die Zeit des Tages auf die er sich am meisten freute. Lovino dagegen hatte keine Ahnung davon, was im Kopf seines Freundes vorging oder weshalb er plötzlich darauf bestanden hatte, ihn täglich zu treffen.

Die beiden Männer bogen in eine Seitenstraße ein und nach und nach dämmerte es , sodass das Sonnenlicht von der Dunkelheit verschluckt wurde. Eine kühle, frische Brise umgarnte sie, ließ ihre Haare im Wind aufplustern und für den Bruchteil eines Augenblickes bildete sich Lovino ein, etwas hinter sich zu spüren. Wie Fingerspitzen nach den feinen Strähnen seines Haares griffen, aber dann wieder verschwanden. Lovino blieb schlagartig stehen, sah über die Schulter nach hinten und sah...nichts. Das war eigenartig, fand Lovino, er hätte schwören können, zudem noch Schritte gehört zu haben, allerdings herrschte in diesem Gässchen Totenstille, abgesehen von seinen eigenen und Antonios Schritten. Den Gedanken an das komische Gefühl verwerfend, ging er weiter und holte direkt wieder mit Antonio auf.

"Lovino, was war denn? Hast du was gesehen?" Natürlich musste Antonio bemerkt haben, wie sein Freund urplötzlich zurückfiel und von seiner Seite verschwand. Aber Lovino schüttelte nur den Kopf und wagte es nicht mehr, nach hinten zu sehen. "Ne, alles gut."

"Wie du meinst...", allerdings zweifelte Antonio an Lovinos Aussage. Etwas spukte in diesen Gassen umher, Antonio war sich da mehr als sicher, immerhin schlief sein Beschützerinstinkt nie, besonders seit den letzten zwei Wochen ließ er es nicht zu, dass jemand oder etwas Lovino zu nahe kam. Doch gleichzeitig musste er darauf achten, nicht allzu auffällig zu wirken oder Lovino ritt sich selbst in die Scheiße hinein, denn er wusste, Lovino würde extra trotzig sein und ein Risiko eingehen in dem Moment, wo Antonio ihm offenbarte, dass er ihn - für Lovinos Geschmack - zu sehr beschützte. Antonio wollte nicht in dieselbe miese Falle bei Lovino tappen, wie es einst sein Großvater tat: Lovino hasste es, wenn er das Gefühl bekam, dass man ihm nichts zutraute und ihn wie einen Glasengel in der Vitrine viel zu sehr beschützte.
Oh, warum musste Lovino nur ein so komplizierter Fall sein?

Ganz in Gedanken versunken stieg Antonio die steinernen Treppen hinab und schritt durch das bogenförmige Tor, um aus der Altstadt zu gelangen. Das Licht des Abends erlosch in zähem Tempo, dennoch war nun jeglicher direkter Sonnenstrahl längst Geschichte geworden.

Es war die Zeit nach der Abenddämmerung und Lovino, der langsam zu frieren begann, ging hinter Antonio her, als er plötzlich ein Klimpern von links wahrnahm. Sofort schnellte er den Kopf in die Richtung. Eine enge unbeleuchtete Gasse zog sich vor seinen Augen entlang, doch trotz des schwachen Lichts des Abends erkannte Lovino eine Geldbörse in der Mitte des Weges.

Jemand musste sie verloren haben...Neugierig, wie Lovino nun einmal war, folgte er seinen Instinkten und schritt auf die Geldbörse zu, seine Schritte klackten leise. Dann beugte er sich, um das kleine lederne Täschchen aufzuheben. Wenn noch ein Ausweis oder Kärtchen vorhanden war, könnte er es dem Besitzer schnell zurückbringen. Also öffnete er die Geldbörse, als...
Eine kalte Brise.

Warum wurde ihm plötzlich so kalt?

Lovino sah nach vorne. Niemand war da. Es gab nur ihn, die Geldbörse und die Holzkisten, in denen die Bewohner der Häuser wohl etwas lagerten.

Komisch, dachte Lovino und vermutete bereits, dass seine Psyche ihm wieder einmal einen Streich spielte. Langsam drehte er sich um, den Blick immer noch auf die komische Geldbörse gerichtet, als er plötzlich Schritte vernahm.
Bestimmt war das Antonio. Der Typ folgte ihm mittlerweile ja wie auf Schritt und Tritt!

"Hey, Tonio, gib dir mal, da hat jemand..." Lovinos Stimme wurde dünner, bis sie schließlich verstummte. Nein. Irgendetwas war hier gerade falsch. Er spürte das...
"Tonio...?", zögerlich hob er seinen Kopf, seine Worte bebten, zerbrachen wie feinstes Glas in seinem Hals. Und als Lovino die Figur vor sich entdeckte, gekleidet in tiefschwarzen Roben, gefror ihm regelrecht das Blut in den Adern. Zunächst stand sie am Ende der Gasse, direkt vor dem rettenden Licht der Hauptstraße und regte sich nicht, dennoch spürte er ihre Blicke und wie sie sich in seinen Körper bohrten. Lovino sog scharf die Luft ein, sein Puls erhöhte sich.

"Scusi...Ist das Ihre Brieftasche...?", Lovino bekam kaum ein Wort aus seinem Mund heraus, ohne zu Stottern oder zu krächzen. Zitternd hielt er dem Unbekannten die Geldbörse hin, sein Magen drehte sich um. Der Geschmack von Übelkeit lag ihm bereits auf der Zunge und mit jedem Sekundenschlag schien ihm der Boden unter den Füßen wegzubrechen.

Diese Person...

Etwas Silbriges blitzte inmitten der schwarzen Tracht der Figur vor ihm hervor, Lovinos Augen weiteten sich und er stolperte einen Schritt zurück. Doch gerade das war sein größter Fehler, denn plötzlich schoss die Gestalt von seinem Fleck aus zu ihm vor, als wäre sie ein Löwe während einem Beutezug. Der Umhang, den die Person um seine Schultern geschwungen hatte, flatterte im Wind, und von einer Sekunde zur nächsten fasste etwas Lovinos Schultern mit einem wilden Ruck und sein Rücken sowie sein Hinterkopf knallten mit Wucht gegen die Hauswand am anderen Ende der Gasse. Farben verschwommen vor seinen Augen, es war, als sähe er durch ein Kaleidoskop, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Als hätte er Watte im Mund, versuchte er loszuschreien, doch seine Stimmbänder waren wie durchtrennt, sodass nicht einmal der kleinste Mucks aus seinem Mund entfloh.

Sie waren es...Diese Mörderbande der Stadt. Und Lovino war nun einem zum Opfer gefallen...Sein letztes Stündlein hatte geschlagen und er vermochte es nicht einmal sich zu wehren, denn seine Glieder hingen wie schwerstes Blei an ihm. Lovino war gelähmt. Schon den Stich in der Brust erwartend, kniff er die Augen zu; die kräftigen Hände krallten sich in seinen Körper. Flucht war nutzlos.

"So ein hübsches Bürschchen...", die Stimme seines Gegenübers ließ Lovino in Mark und Bein erschaudern; der kalte Stahl der Klinge streifte seinen Hals. "Sieh mich doch an." Kalte Finger streiften über seine Haut, seinen Hals, über die Wange und das Kiefer entlang, stoppten an seinem Kinn, welches sofort angehoben wurde. "Na, komm. Möchtest du nicht zumindest sehen, wer dir die Ehre erweist an jenem Tag in einen ewigen Schlaf zu fallen?" Lovino spürte die fremden Finger an seinen Lippen; wie ein Daumen über sie strich. "Rede doch mit mir. Du hast bestimmt letzte Worte an mich."
Aber Lovino hatte diese Worte nicht.
Seine Beine zitterten, sein Kopf war leer.
Seine Ohren rauschten, als drückte man seinen Kopf Unterwasser.
Lovino schottete sich ab und der kalte Stahl schnitt sich bereits in seine Haut.

Und als schließlich nichts weiter als heiße Tränen seine Wangen herabrollten...

Ein dumpfer Schlag, Bretter knallten auf dem Boden auf, ein Körper sackte zusammen und die fremden Griffel verschwanden von ihm. Ein helles Klirren ertönte. Das Messer fiel auf die Pflastersteine. Und Lovino? Lovino stand noch wie angewurzelt da, den Kopf voller Ängste und Schock. Eine Gänsehaut zog sich quer über seine Arme und nur mit Mühe schaffte er es, seine Augen zu öffnen.

In seinen Ohren rauschte es, seine Glieder waren ihm im Moment fremder, denn je und sein Bewusstsein schien in einem immerwährenden Kreisel gefangen zu sein. - Lovino war völlig verloren und wie in einer Zwischenwelt gefangen.

Das Geräusch von Schlägen hallte durch die Gasse, eine zweite Gestalt - Antonio - stürzte sich auf den Unbekannten. "Du Verdammter! Was hast du hier zu suchen?!" - "Den Auftrag endlich erfüllen."

Auftrag?

Lovinos Kopf konnte all diese Dinge nicht mehr aufnehmen, gar verarbeiten. Er sank auf seine Knie, die Augen weit aufgerissen und zitternd vor Angst.
Hilfe...
Hilfe!

Der Mann in den dunklen Gewändern drückte Antonio gewaltsam gegen die Wand, doch Antonio wehrte sich, drückte ihn von sich weg, schubste ihn in die Holzkisten hinein, die noch an den Hausmauern gestapelt waren. Ächzend rappelte er sich jedoch wieder auf, wischte sich das Blut von den Lippen, nachdem er sich bei dem Aufprall in die Lippe gebissen hatte, und stürzte sich erneut auf Antonio.

Immer mehr Tränen rollten Lovinos Augen herab und obwohl er gänzlich lahmgelegt war, wollte er seine Hand zu Antonio ausstrecken, ihm helfen, ihn beschützen. Aber er konnte nichts tun, geschweige denn brachte er nicht einmal seinen Atem unter Kontrolle.

Die beiden Männer prügelten sich, stießen sich in die Rippen, die empfindlichen Stellen und Antonio packte den Arm des dunkel Gekleideten und kugelte ihn beinahe aus, nur um eine Sekunde später eine Faust gegen die Nase zu bekommen, sodass sein bitteres Blut in seinen Mund floss. Doch ohne ein Stück Schwäche zu zeigen, packte ihn Antonio sogleich am Kragen und brüllte ihm in voller Rage ins Gesicht. "Fass. Meinen. Lovino. Nicht. An!"

So hatte Lovino Antonio noch nie erlebt und dennoch bildete er sich ein, Verzweiflung und Furcht neben der dunklen, immensen Wut herausgehört zu haben.

"Dreckiger Verräter!", nun färbte sich die Stimme des Mörders noch dunkler und bedrohlicher, "Glaub nicht, dass du jemals davonkommen wirst, Carriedo! Verlass dich drauf!", der Unbekannte riss sich los, spuckte Blut und knurrte wie ein ausgehungerter Wolf, der ein Lamm reißen wollte, als er um Antonio herumpirschte und den nächsten Angriff plante.

"Ich scheiß drauf! Das interessiert mich einen feuchten Dreck! Aber fasst ihn nicht an! Ihr alle! Ihr alle mit eurem kranken Wahnsinn!", Antonio wurde lauter, funkelte den Feind voller Hass an und zeigte kein bisschen Einschüchterung, als bräche endlich all der Druck, den er in sich gesammelt hatte, in diesem Moment aus. Er ballte die Fäuste und seine Mimik verzerrte sich. Pure Rage und ein Feuer, lodernder als ein brennender Wald fanden sich in seinen Augen wieder. "Ich hab es so satt! Ich habe es verdammt nochmal satt! Die Leute...ihr sucht euch irgendwelche Laufburschen, die für euch die Drecksarbeit erledigen, ohne zu wissen, was sie tun, und dann bringt ihr unschuldige Leute um? Nicht mit mir! Zum Teufel mit euch!" Antonio schritt an den Mörder heran und fletschte die Zähne wie ein Tier.

"Tonio..."
Lovinos Worte wurden vom Streit verschluckt.
Aber...was redete Antonio da? Warum redet er, als wüsste er viel mehr als zuvor gedacht...?

"Ts." Der Mann grinste belustigt und seine Kapuze fiel einige Zentimeter nach hinten und offenbarte dunkle sowie weißblonde Strähnen. "Wir sollen zum Teufel? Ich denke eher, wir bringen den Teufel zu dir."

Nach und nach erlangte Lovino wieder Kraft und Bewusstsein. Mit wackeligen Beinen schleppte er sich zur nächstbesten Holzkiste, wollte sich eigentlich stützen und sich selbst ins Getümmel stürzen, um Antonio beizustehen, als sich der Deckel der Kiste leicht anhob. Lovino schob ihn zur Seite. "Weinflaschen..."

Der Unbekannte trat nah an Antonio heran, doch Antonio wagte es nicht zurückzuweichen und blieb felsenfest stehen. "Der Tag wird kommen, an dem du deinen letzten Atemzug wegen deiner törichten Tollkühnheit machen wirst. Hör auf den Helden der Geschichte zu spielen. Du bist kein Unschuldiger. Du hast Leute auf dem Gewissen...Nicht nur die, die du unwissentlich in den Tod befördert hast." Der Mann grinste fies, stellte sich größer und gerader hin und betrachtete Antonio gehässig. Dann zeigte er mit dem Finger auf ihn. "Oder wie war noch einmal die Geschichte mit deinem, ach, so geliebten Ex? Roderich hieß er, oder nicht? Du willst doch nicht, dass sich die Geschichte wiederholt, oder?"

"Woher-" Antonios Augen weiteten sich, eine alte Wunde war getroffen und sein Mut bröckelte.
Woher wusste sein Gegenüber davon?!

Lovino sah auf die Weinflaschen vor sich und dann zurück zu Antonio und dem Fremden, der ihn nun in die Enge trieb. Er nahm eine der Flaschen...

"Woher ich das weiß? Ach, Carriedo, ich weiß viele Dinge...", er legte die Hand auf seine Brust und richtete den Kopf gen Himmel, "Viele Dinge...Deine Vorgeschichte. Wie du der Grund dafür warst und immer noch bist, dass die, die du liebst, den Tod finden oder Hass für dich empfinden. Tomás, Roderich, seine Neue Erzsébet kurz darauf, deine Eltern...Auch deine Abuela. Du hast niemanden mehr und wirst auch niemanden für lange an deiner Seite haben. Das waren sie doch noch nie, oder? Entweder werden sie dich hassen oder sie sterben. Auch 'dein' Lovino wird dir nicht bleiben. Nenne mich wie du willst. Asmodeus. Andrés, das allsehende Auge der Gesellschaft...", er drängte Antonio zurück, nutzte seinen Moment der Schwäche und der Angst aus und zückte endlich eine weitere Klinge aus den Taschen seines Ledergürtels.

Lovino schlich sich von hinten an, er zitterte am ganzen Leib und in seinem Kopf herrschte ein Wirbelsturm an Gedanken, Gefühlen, Ängsten und Vorhaben. Dennoch, hob er die Flasche mit beiden Händen an, hielt sie direkt über den Hinterkopf des Unbekannten und...

"Aber heute darfst du mich deinen Todesengel nennen...Sei mir dankbar dafür, dir keine Kugel in den Kopf zu jagen..." Der Mann hob den linken Arm, doch in dem Moment, als er endlich zustechen wollte, knallte etwas Hartes, Dichtes gegen seinen Hinterkopf und seine Welt färbte sich augenblicklich schwarz. Seine Sinne schalteten sich aus, dann sackte er zu Boden und rührte sich nicht.

Die Weinflasche glitt Lovino aus der Hand, sie flog einige Meter bis auch sie den Steinboden traf und endgültig in tausende Scherben zersprang und die Ritzen zwischen den Steinen in ein sattes Rot färbten.
So wie damals...damals als er als Kind dieses schreckliche Ereignis mit ansah.

Doch dann verließ auch ihn die Kraft. Und die aufgestaute, unterdrückte Angst fraß Lovino von innen heraus auf. Er schrie auf, endlich seine Stimme zurückbekommen habend und sank auf seine Knie. Er schlotterte und wieder bildeten sich neue Tränen. Lovino wollte nicht mehr. Er wollte nur noch Zuflucht...Eine sichere, warme, stabile Zuflucht. Einen Ort ohne Angst und Bang. Einen Ort, der sein Herz endlich beruhigte...

"Lovino!" Antonios Stimme brach durch das erneute Ohrenrauschen. "Oh, Lovino..." Arme schlangen sich um Lovinos schmalen Körper und Antonio drückte Lovino an sich, als hinge sein gesamtes Leben an seiner bloßen Existenz. Antonios Herz schmerzte, es riss und zerrte sich selbst entzwei. Auch ihn hatte das Zittern nicht verschont.
Lovino...
Sein Lovinito...
Oh, sein Herzschlag...er war noch da...
Er spürte ihn gegen seine eigene Brust schlagen.
Sein Atem...Lovino atmete noch, war am Leben.
Sein Haar, seine Arme, Beine, Kopf und Bauch...sein Herz, seine Seele, es war noch alles da, unverletzt...
Er war doch so zerbrechlich, aber auch so stark, dass Antonio ihn nur bewundern konnte.
Dennoch hing sein wertvolles, unersetzbares Leben wegen ihm am seidenen Faden...

Oh, wenn Antonio nur eine Sekunde später gekommen wäre, wer wusste, was dann passiert wäre...
Antonio wollte weinen, all den Schmerz und die Angst um seinen Liebsten aus seinem Körper reißen. Er umfasste Lovinos bleiches Gesicht, der Schock stand noch in seinem Gesicht geschrieben, und einige seiner heißen Tränen tropften auf seine kalte Haut.
Lovino...
"Lovino, ich dachte...Ich dachte, ich würde dich verlieren, ich...!" Antonio hechelte, so schwer lag ihm der Schrecken und die Sorge im Magen und doch war die Sicherheit, dass sein Lovinito am Leben war, mehr wert als jeglicher Reichtum zahlreicher Piratenschiffe.

"Lovi..." - "Tonio..."

Auch Lovino krächzte seinen Namen heraus, legte seine Hände an die Brust seines Freundes und schluchzte, ehe sich seine Finger in sein Hemd krallten und er sein Gesicht in Antonio vergrub, um sich vor der Welt zu schützen, die ihm schon so viel Leid angetan hatte. Antonio...Er war doch seine einzige Zuflucht. Seine Wärme, oh wie selig und heilig sie für Lovino im Moment war, machte ihn abhängig.
Sein Duft: Er stillte seinen heftigen, schmerzhaften Puls.
Seine Haut: Sie streifte die seine wie ein Tuch aus Seide, er schmiegte sich an sie.
Seine Hände: Sie waren übersäht von Schrammen und Flecken - Blut und Dreck - aber sie hielten ihn, beschützten ihn, als wäre Lovino das Allerheiligste Sakrament.
Sein Gesicht: Oh...sein Sanftmut war zurückgekehrt, die Wut verweht wie Wüstensand, doch war es gekennzeichnet von roter Farbe - seine Nase blutete - und blauen Flecken. Lovino wollte sie gesundküssen.
Sein Herz: Wenn Lovino seinem Puls lauschte, stand die Welt endlich still, drehte sich nicht mehr. Es hämmerte stark, unbesiegbar in seiner Brust. - Es schenkte Lovino einen sicheren Felsen inmitten eines Seesturmes, der ihn ansonsten in die Tiefen gezogen hätte.

Doch beiderlei Männer, so verletzt und erleichtert sie doch waren, sprachen zur selben Zeit, am selben Ort, dasselbe Wort:

"Du hast mich gerettet..."

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