Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 22 - Tonio

[TW; zweite Hälfte des Kapitels: emotionaler/psychischer Schmerz] 
AN: Das ist wahrscheinlich bis jetzt mein schlechtestes Kapitel, oh Gott, nichts hat funktioniert, wie es eigentlich hätte sollen, Mannnn-)

Der Nachmittag, geprägt von Schmerz und alten Wunden, mündete in einem nächtlichen Feuerwerk an Lachen und Freude. Diese Gegensätzlichkeit des Tages im Spätsommer spiegelte in gewisser Weise das Leben wider...Nach der Pein und Trauer folgte das Licht, das Glück. Diese beiden Seiten einer Münze wechselten sich immerwährend ab und der letzte Eindruck hing am stärksten im Gedächtnis. So erging es auch Antonio und Lovino, die nach dem Reinfall und schlussendlich dem Konflikt mit Antonios Mutter, den Abend und die Nacht selbst in die Hand nahmen, um dem Tag nicht mit einem flauen Gefühl im Magen Lebewohl zu sagen.

Lovino war Antonio auf Schritt und Tritt gefolgt, bestaunte die Natur der ländlichen Heimatgemeinde, in der Antonio einst aufwuchs und ließ sich dessen liebste Kindheitsverstecke zeigen. Neugierig hatte er seine alten Geschichten verfolgt und genoss es, Antonio einmal positiv über seine Vergangenheit reden zu hören.
Sein Gesicht leuchtete auf, als er von dem Boot sprach, das er mit seinem Bruder versucht hatte zu bauen, weil er unbedingt alle Weltmeere damit besegeln wollte.
Seine Lippen zeigten ein begeistertes Lächeln, als er Lovino an die Hand nehmen durfte, um ihm beim Aufstieg auf den kleinen Berg zu helfen, nur um ihm dann sein Lieblingsplätzchen im nahe anliegenden Wald zu zeigen. Er meinte, es gäbe hier in den Sommermonaten abertausende Leuchtkäfer, die herumschwirrten, aber man könne an dieser Lichtung auch bei Sternschnuppenschauern so einiges entdecken.
Antonios Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, als sie schließlich inmitten der ruhigsten Stunden der Nacht durch die Straßen der Innenstadt schlenderten, die vom Licht der pechschwarzen Straßenlaternen schwach illuminiert wurden.

In der Regel wäre Lovino dieses ewige Gequassel seines Freundes bereits auf die Nerven gegangen, aber jedes Mal, wenn er ihn ansah, spürte er, wie sehr Antonio es benötigte, mit jemandem seine ambivalent geprägte Kindheit zu teilen. Außerdem - auch wenn Lovino es ungern zugab - genoss er es, Antonio einfach zuzusehen, während er voll in seinem Element und voller Freude begann zu erzählen.
Er hatte diese Sorglosigkeit nach dem Desaster des Tages einfach verdient...

Und vielleicht. Aber nur vielleicht! Lächelte Lovino in jenem Moment, während Antonio sich mit einem breiten Lächeln im Gesicht zu Lovinos persönlichen Sonne der Nacht kürte. Antonio so glücklich zu sehen...Sein dämliches Lächeln, es war so...
Lovino hob seinen Arm leicht an und legte seine Handfläche an seine Brust, in der es heftig klopfte, als hoppelten abertausende Häschen darin, die mit ihren Pfoten gegen seinen Brustkorb trommelten.

"Lovino!" Lachend legte Antonio einen Arm um Lovino und der Angesprochene zuckte direkt zusammen, doch dann veränderte sich Antonios Miene. "Du bist so still, das kenn ich gar nicht von dir! Hab ich zu viel über mich selbst geredet? Tut mir leid, ich war gerade so in meinem Redefluss, dass ich dich nie zu Wort kommen lassen habe..."

"Schon in Ordnung, ich hab dir gern zugehört!", wäre Lovinos bevorzugte Antwort gewesen, die leider nie ans Tageslicht kam, stattdessen antwortete er mit einem knappen "Egal, schon gut".

"Wie du meinst...", für einen Moment sah Antonio auf den Kirchturm, danach wieder zu Lovino, "Aber danke, dass du zugehört hast und generell einfach mitgekommen bist. Ich wüsste nicht, wie es mir jetzt gehen würde, wenn ich allein hier wäre."

Antonios Worte berührten Lovino, aber er ließ sich nichts anmerken und blieb so cool wie möglich. "Wahrscheinlich irgendwo in der Gosse hocken und vor dich hin heulen." "Hey!", Antonio schnappte empört nach Luft. "Ist doch so!" Lovino kicherte frech und boxte behutsam gegen Antonios Oberarm. "Du bist nämlich eine alte Heulsuse. Und das sag gerade ich!"

"Ja, das sagst gerade du!", versuchte Antonio beleidigt zu wirken, schaffte es allerdings nicht, lange ernst zu bleiben. Lovino war dafür einfach zu putzig auf seine eigene, spezielle Art und Weise. Er mochte seinen frechen, feurigen Charakter. "Ich glaub wir sind einfach beide Heulsusen! Wir könnten ja beinahe einen Club aufmachen!" Er breitete die Hände vor sich aus und malte damit in Gedanken einen Bogen vor sich. "Der Weicheischuppen, genau da gehören wir hin!"

Lachend hüpfte Lovino auf den Rand des Gehwegs und balancierte geschickt darauf. "Ha! Du meinst, du gehörst dahin! Ich nicht, Bastard!"

"Ach ja, stimmt", Antonio grinste und kniff Lovinos Wange, "Du gehörst nicht dorthin, sondern in den Weicheischuppen Junior." Zutiefst beleidigt knurrte Lovino und schlug Antonios Hand von sich weg. "Hey! Halts Maul, du Depp!" Geschwind hielt Antonio die Hände verteidigend vor sich und entschuldigte sich mit leicht nervösem Ton. "Okay, okay, ist gut!"

"Bastard...", kam es knurrend zurück und Lovino legte einen Zahn zu, stapfte passiv aggressiv voran und Antonio war gezwungen hinter seinem Freund her zu trotten. Doch so schnell wie der Ärger gekommen war, war er auch wieder verflogen und Lovino fiel zurück, näherte sich Antonio einmal mehr an, doch behielt den Blick diesmal bei den sandfarbenen Häusern, die ihn ein klein wenig an zuhause erinnerten.
Ob Nonno und seine Brüder sicher zuhause angekommen sind?

Völlig in seiner Gedankenwelt versunken, realisierte Lovino nicht, wie aus dem dunklen Gässchen mit spärlicher Sicht, ein bunt erleuchtetes Lichterspiel am Ende der Straße herausstach, auf das sie geradewegs zuwanderten. Das "Kaff", wie es Lovino betitelte, beherbergte nämlich regelmäßig einen kleinen Markt zu diesen gottlos späten Stunden, in denen sich Lovino für gewöhnlich schon im Land der Träume befinden würde. Für Antonio war dies nichts Neues, bei der Sommerhitze, die tagsüber herrschte, war es Gang und gebe für die Menschen in dieser Gegend, nachts aktiver zu werden, wenn es angenehmer und kühler wurde. Leider bedeutete dies auch, dass die süße Stille und Zweisamkeit zwischen Antonio und Lovino durch den belebten Marktplatz zerbrach.

Als Antonio gemeinsam mit Lovino den ruhigen und dunklen Part des ländlichen Städtchens verließ, überraschten sie zunächst die warmen, bunten Farben der Lampions, die neben den gelblich strahlenden Laternen, als kleine Farbflecken in rot, rosa, violett und orange eine neue, geradezu magische Atmosphäre eröffneten. Drei Kinder flitzten an ihnen vorbei, allesamt mit einem Säckchen Murmeln oder mit einer Süßigkeit in der Hand, die sie gerade von ihren Eltern erhalten hatten. Nostalgie überkam Antonio, als er den Geruch von Zucker und Zimt vernahm und in seinem Herzen entstand Wärme. Damals, als er mit Tomás gemeinsam durch diese Straßen strich, mit den Eltern und Großeltern im Schlepptau, erschien ihm die Welt noch wunderschön und gut. Er erinnerte sich noch gut daran, wie seine Mutter ihnen bei jedem Besuch versprach, dass sie sich am Ende des Einkaufs ein paar Churros mitnehmen durften, insofern sie brav waren und nicht davonliefen. Dabei hatte Tomás ihn immer an der Hand gehalten und ihm die farbenfrohen Windrädchen gezeigt oder hochgehoben, als Antonio noch zu klein war, um den Leuten hinter den Imbissständchen beim Kochen zuzusehen. Zu diesen Zeiten stritten sie sich weniger, im Vergleich zu zuhause, wo mehrmals täglich die Fetzen flogen. Dennoch behielt er diese Rückblicke gern in seinem Herzen.
Wie gern...Wie gern hätte er diese Zeit zurück. Er wünschte sich seine heile Welt zurück.

Mit weichem Blick legte Antonio den Kopf zur Seite, betrachtete dann einmal mehr Lovino, der endlich aus seinem Tagtraum erwachte und über die bunten Lichter staunte, die sie umgaben wie die Glühwürmchen, von denen Antonio vorhin sprach. Und Antonio hielt inne.
In Lovinos Augen fand er ein Funkeln, die bunten Farben malten einen wunderschönen Schein auf seine Haut und kreierten aus ihm ein Kunstwerk, das es Antonio glatt die Sprache verschlug.
Feine Strähnen hingen ihm ins Gesicht und seine Züge wirkten auf einmal so weich in jenem Licht, dass Antonio sie am liebsten berührt und Lovino vor der grausamen Welt beschützt hätte.
Lovino war wunderschön.
Das war er doch schon immer, doch nun übertraf er jegliche Vorstellungen Antonios.
Wie konnte nur jemand wie Lovino noch alleinstehend sein?
Wieso sah denn niemand sonst, welcher Engel gerade unter ihnen weilte?

"...Tonio! Antonio! Hallo! Schlaf nicht im Stehen ein, bist du dumm?!" Lovinos kräftige Stimme riss Antonio wieder in die Realität und er wurde fürchterlich rot. Wurde er gerade beim Starren erwischt?! "Ich, ehm...", stammelte er vor sich hin, doch egal wie sehr er um eine Antwort bemühte, er schaffte es nicht, Lovino in die Augen zu sehen und dabei einen sinnvollen Satz zu formen. Es war so, als verhinderten alle Kräfte der Welt, dass er auch nur ein Wort von den Lippen bekam, wenn dieser gutaussehende Mann vor ihm stand und ihn mit seinen bernsteinfarbenen, nein, honiggoldenen Augen betrachtete. Dieser Blick, der auf ihm lag...

Antonio schwitzte, sein Blick schweifte hektisch umher und sein rasendes Herz wollte keine Ruhe geben. Was...war nur los mit ihm? Diese Gefühle spürte er ebenso einige Tage zuvor, aber auch schon vor über drei Jahren fühlte er sich ähnlich.
Was war nur dieser Funke in seinem Herzen?
Konnte es etwa...nein, das bedeutete noch nichts.

"Was ist? Hat dir jemand die Zunge aus dem Maul geschnitten, oder warum sprichst du nicht mehr? Vor drei Minuten hast du noch gelabert wie ein Wasserfall..." Lovino entgegnete ihm lediglich mit Unverständnis. Er verstand auch nicht, weshalb sich sein Freund nun so auffällig und eigenartig benahm, kaum hatten sie diesen Markt entdeckt. Eine Gänsehaut überkam Lovino als er nochmal daran dachte, dass Antonio ihn gerade betrachtet hatte. Warum schaute er nur so? Hatte Lovino irgendwo einen miesen Fleck und er sah schrecklich aus damit?

Doch da besann sich Antonio plötzlich, schüttelte knapp den Kopf und sprach, wenn auch ungewöhnlich leise. Natürlich blieb er direkt, ehrlich und dachte nicht daran, Lovino anzulügen. "Nein, ich...", für einen Moment traf sich einmal mehr der Smaragd mit dem Bernstein; ihre Blicke kreuzten sich, "Ich war nur kurz baff darüber, wie schön du in dem Licht aussahst..."

"Was?!" Lovino glaubte nicht richtig zu hören und riss die Augen auf, seine Sinne schärften sich und sein Herz machte einen Satz. Was hatte Antonio gerade gesagt? Hatte er sich verhört?

Schweiß benetzte Antonios Haut und er hatte das Gefühl, innerlich von nervenkitzelähnlichen Gefühlen zu ertrinken. Sein Gesicht fühlte sich warm an und ein heftiger Puls quälte ihn in seinem Hals, dass er schon meinen konnte, sein Herz wollte herausspringen. "Ach...Ach egal! Nichts Wichtiges!"

"Aja. Verstehe." Skeptisch musterte er den Spanier von oben bis unten, nicht wissend, dass diese genauen Blicke Antonio noch mehr unter Druck setzten. Dann hörte er auf, ging stattdessen vor und achtete lediglich darauf, dass Antonio ihm folgte.
Erst, als er sich sicher war, dass Antonio unter keinen Umständen seine Visage ansehen konnte, erlaubte Lovino sich, den Kopf zu zerbrechen und verlegen zu werden.

Er war...schön?
Dachte Antonio tatsächlich so über ihn?
Oder hatte er sich in Wirklichkeit eben doch verhört und es war lediglich Wunschdenken.
Halt! Wieso Wunschdenken? Als ob jemand wie Lovino sich so etwas jemals gewünscht hätte!

Sich selbst über seine Gedanken verfluchend, brodelte Lovino vor sich hin, bis ihm ein neuer Reiz Ablenkung einher brachte. Ein süßlicher Geruch erfüllte diese Ecke der Straße und sein Magen knurrte automatisch fürchterlich, als hätte er bereits seit drei Tagen hungern müssen. Lovino lief das Wasser im Mund zusammen und suchte, immer nur der Nase nach, weiter. Woher dieser leckere Duft wohl stammte?

"Lovino, war das gerade etwa dein Magen?", Antonio grinste als er ihn das fragte.
"Nein, das war 'n knurrender Hund", Lovino verdrehte die Augen und verdrängte jeglichen Scham, der sich anzunähern versuchte, "natürlich war das mein Magen, was denn sonst, du Dummkopf?! Aber, was riecht denn hier so lecker?"

Antonio weitete die Augen, verstand, was Lovino wollte und sein Gesicht leuchtete energetisch auf. "Oh! Du meinst die Churros? Soll ich uns welche holen?"
"Was?"
"Willst du nur welche mit Zucker und Zimt oder auch mit Schokolade?" Antonio ließ Lovino gar nicht mehr ausreden und fummelte bereits nach den Münzen in seiner Brieftasche. "Hast du großen Hunger oder sollen wir uns eine Portion teilen?"

Die Augenbrauen zusammenziehend legte Lovino den Kopf schief. Er hatte in seinem Leben noch nie Churros gegessen geschweige denn davon gehört. "Ich hab keinen Plan von was du redest. Was willst du holen?"
"Na, Churros! Sag nicht, du weißt nicht, was das ist?" Dramatisch sog Antonio die Luft ein und legte eine Hand auf seine Brust. "Okay, damit ist es entschieden. Ich kauf das jetzt. Du musst das mal probiert haben! Sonst hast du eine komplette Bildungslücke!"

"Eine Bildungslücke dafür, dass ich so 'n Scheiß nie gegessen habe? Was hat das mit Bildung zu tun?!"

"Shht!", Antonio legte den Zeigefinger auf Lovinos Lippen und brachte ihn augenblicklich zum Schweigen, "Warte einfach hier!" Kaum hatte sich Antonio seinen Plan in den Kopf gesetzt, war er auch schon wieder verschwunden, während Lovino ihm verwirrt nachsah.
Dieser Idiot. Warum musste er so anstrengend sein?

Glücklicherweise wartete Lovino nicht lange und Antonio kehrte wenige Minuten später mit breitem Lächeln und zwei Papiertütchen voll Churros zurück, eines davon triefte schon vor Schokolade.

"Noch weniger Schokolade hast du dir wohl nicht nehmen können, wie das aussieht...", skeptisch und mit knurrendem Magen musterte Lovino das Tütchen aus einfachem Zeitungspapier, das die süß riechenden Köstlichkeiten einschloss. Schon spürte er, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief und er es kaum erwarten konnte, einen Bissen zu erhaschen.

"Ne, das ist immer so bei diesen Hütten, als ob die dir da extra Geschirr mitgeben...Aber mit Schoki kann man nichts falsch machen", Antonio hielt ihm beide Tütchen hin und grinste, "Du kannst auch die nehmen, die nur Zucker und Zimt haben. Such es dir aus oder wir teilen einfach!"

Lovino bewegte die Hand, zögerte und wählte die Portion ohne Schokolade. "Danke, ich nehm' einfach die. Hab kein Bock mir die Hände schmutzig zu machen." "Wie du willst!", mümmelte Antonio, bereits den ersten Churro runterschlingend. Frisch und warm waren sie schlussendlich doch am allerbesten! Lovino griff nach dem ersten, süßen Gebäck. Die groben Körnchen des Zuckers fühlten sich rau an seinen Fingerspitzen an, an manchen Stellen war er allerdings bereits karamellisiert und geschmolzen. Für gewöhnlich war Lovino ein richtig wählerischer Esser, das galt auch für Süßes, doch dieses Mal war die warme Süßigkeit so verlockend, dass er, ohne zu zögern, abbiss und den angenehmen Geschmack auf seiner Zunge zergehen ließ. Plötzlich weiteten sich seine Augen. Das Zeug schmeckte echt unverschämt gut!

Lachend sah Antonio ihm zu, wie er einen Happen nach dem anderen runterschlang. "Schmeckt es dir?" Lovino sah auf. "Ne, ich find's so schrecklich! Drum hab ich ja nur mehr zwei da."

"Aja, sieht man", schmunzelte Antonio und biss ebenfalls von seinem Churro ab. Er schmeckte genau so gut wie früher. "Tja, blöde Fragen bekommen blöde Antworten", gab Lovino frech zurück und schlang den letzten Happen hinunter, den Blick direkt auf den letzten Churro in Antonios Tütchen gerichtet.

"Das war keine blöde Frage, Lovi! Das-", plötzlich hielt der Spanier inne, er blieb wie versteinert stehen und es schien, als schlüge ein Blitz in ihm ein, "Huh...?" Wie ein verwirrtes Kind starrte er auf das Papier in seiner Hand, wartete und mit ein bisschen Fantasie könnte man meinen, man sähe, wie die Zahnrädchen in seinem Kopf ratterten. Warum...
Warum war seine Tüte jetzt so plötzlich leer?

"Deine Reaktionsgeschwindigkeit lässt zu wünschen übrig", schmatzte Lovino genüsslich vor sich hin, "Du könntest glatt mit 'nem Seestern mithalten, die sind genau so schnell wie du." Antonio schwieg, wechselte wie in Zeitlupe seinen Fokus von der Tüte auf Lovino und umgekehrt. "...Hä?"

Ungläubig blinzelte Lovino Antonio an, konnte es nicht glauben, wie schwer der Mann vor ihm von Begriff war. "Ach du Scheiße, sag mir jetzt nicht, dass du es immer noch nicht checkst!" Aber dann klickte es endlich bei ihm und Antonio sog empört die Luft ein, legte seine Hand auf seine Brust. "Hey! Du hast meinen letzten Churro geklaut! Toll, jetzt muss ich verhungern. Danke!"

Doch anstatt Reue zu zeigen, leckte sich der Italiener nur genüsslich über die Finger. Ein bisschen Zucker klebte allerdings mies hinter seinen Fingernägeln. Nichtsdestotrotz hielt ihn das nicht davon ab, seinen Freund mehr aufzuziehen. "Gern geschehen, Bastard! Leider muss ich dich enttäuschen, dass man nicht so schnell verhungert. Das heißt du wirst hier mit meiner Wenigkeit noch eine Weile gestraft sein. Der Churro war übrigens lecker...War das Zartbitterschokolade oder Vollmilch?"

Antonio seufzte, jammerte schon übertrieben gespielt herum. "Mann, wie kann man nur so verfressen sein?" "Indem man Lovino Vargas heißt." Lovino erwartete keine weiteren Antworten, sondern griff lediglich nach Antonios Hand. Warum er dies tat, war ihm selbst ein Rätsel und doch fiel ihm auf, wie oft sie sich einander annäherten.
Wie oft sich ihre Finger streiften...
Wie oft sie gegenseitig ihre Wärme spürten.
Wie oft sie in unmittelbarer Nähe zueinander standen, einander zwar nicht berührten, aber deutlich spürten.

"Also!", diesmal ging Lovino voraus, erfüllt von Neugier über diese kleine spanische Ortschaft und die Augen leuchteten vor Staunen über die vielen Lichter, "Das nächste Schiff, mit dem wir zurückreisen können, legt übermorgen ab. Was ist dein Plan? Das mit deiner scheiß Mutter ist ja schon ins Wasser gefallen." Stille. Lovino erhielt weder eine Antwort noch die kleinste Reaktion seitens Antonio. Hatte der Bastard ihn überhört? "Tonio?" Lovino sah von der Schulter aus zu ihm zurück, nur um seinen Freund dabei zu erwischen, wie sein verträumter Blick an ihren Händen haftete. - Die Spitzen seiner Ohren glühten so rot wie frischer Rotwein, er unterdrückte ein Lächeln. Verwirrung stand Lovino im Gesicht geschrieben. So hatte er seinen Tonio noch nie erlebt...Ging es ihm gut?

"Antonio? Hey! Bastard! Schlaf nicht ein, ich hab dich etwas gefragt!" Lovinos Herz klopfte je mehr er den Grund für Antonios Verhalten in seinem tiefsten Inneren erahnen konnte und doch stieg sein Stresspegel an, es kribbelte unter seiner Haut und er wollte dieses Gefühl von sich abstoßen.
Lovino hatte Angst vor dem Unbekannten, das in seinem Herz bereits Einzug gefunden hatte. Daher stolperte er über jedes seiner Worte wie ein Kind, das gerade das Laufen lernte.

"Huh?" Sekunden später riss es Antonio aus seiner Traumwelt, nur um sich dann im nächsten Traum zu verwirren, als seine Augen Lovinos trafen. "Ich...Hä?" Hektisch warf Antonio seine Worte umher, fand jedoch ähnlich wie Lovino nicht die richtigen. "Lo siento! Ich war geistig abwesend...Was hast du gefragt?"

Ein Seufzen kam aus Lovinos Mund und er ließ die Schultern schlapp hinuntersinken. "Meine Fresse, du bist so 'n Depp...Egal, ich hab nur gefragt, was du morgen vorhast, weil wir uns erst übermorgen wieder auf das drecks Schiff schleichen können." Antonio hob die Augenbrauen. "Achso...Also ich woll-" Plötzlich mischte sich eine kräftige, tiefe Stimme in ihr Gespräch und beiden blieb für einen Augenblick das Herz in der Brust stehen.

"Meine Herrschaften! Ein Foto für 3000 Peseten? So billig bekommen Sie kein Foto mehr!" Ein Mann mit neumodischer Kamera grinste die beiden freundlich an. Er war relativ jung, vielleicht nur wenige Jahre älter als Antonio und in seiner braunen Jackentasche steckten bereits einige Fotoabzüge. Sein Hut drückte seine Locken allerdings unvorteilhaft nach unten, sodass Lovino ihn schon fast für einen nassen Pudel gehalten hätte oder für einen Möchtegern-Drogenbaron. Man konnte ja nie wissen.

"Was hat der gesagt?" Lovino hasste es, immer wie ein kleines, dummes Kind bei Antonio nachzufragen, nur weil er der spanischen Sprache nicht mächtig war. Und genau diesen Frust erkannte Antonio in Lovinos Mimik, als dieser zu ihm hochsah. Oje, er musste seinem Lovi unbedingt etwas Basiswissen beibringen...
"Er fragt, ob wir ein Foto machen wollen. Willst du? Keine Angst, den Typ kenn ich noch von früher. Der ist sicher."

Lovino zuckte mit den Schultern und beäugte den Fremden skeptisch, ehe er sich wieder Antonio widmete. "Weiß nicht...Du?"

Der Mann mit sonnigem Gemüt grinste breit, unterhielt sich allerdings automatisch mit Antonio auf Spanisch weiter, als er realisierte, dass dieser ihn am ehesten verstand. "Ahh, der Kleine ist Italiener? So eine lange Reise und dann kommt ihr in so ein kleines Dörfchen? Familienbesuch?"

"Mehr oder weniger...", gab Antonio knapp zurück, während Lovino still und sich fehl am Platz fühlend hinter ihm aufhielt und der Fotograf nur aufmerksam mit dem Kopf nickte. "Ahh, verstehe, verstehe! Dann ist der da wahrscheinlich ein Kumpel von dir? 'N bisschen schüchtern ist er aber schon... Que lindo!"

"Ja, er versteht kein Spanisch, deshalb wirkt er gerade vielleicht etwas schüchterner als er es in Wirklichkeit ist", Antonio lächelte, als er anfing über Lovino zu reden, "Eigentlich ist er eine richtige Plaudertasche, wenn man ihn kennt und ein bisschen impulsiv, aber das macht Lovi ja noch süßer als ohnehin schon!", und schon war Antonio einmal mehr die Sonne selbst, "¡Es tan, tan lindo!"

Lovino schnappte nach Luft, als er seinen Namen aus dem unbekannten Wortwirrwarr heraushörte. Nicht wissend, was Antonio über ihn preisgab, zupfte Lovino an seinem Hemd und zog die Augenbrauen zusammen. "Was bin ich?!"

Antonio schluckte und Lovinos Augenpaar durchbohrte ihn mit all der Neugier, die er besaß. Nach und nach spürte Antonio die aufkommende Hitze in seinen Wangen und an den Ohrenspitzen. Verdammt, was sollte er nun sagen? Kam das zu unangebracht, wenn er ihm die Wahrheit erzählte? Oh, Lovino würde ihn in der Luft zerreißen, wenn er erfuhr, dass er ihn als sehr süß bezeichnet hatte! Er brauchte dringend eine Notlüge...

"A-Ach, wir haben nur darüber geredet, dass wir Freunde sind und warum wir hier sind!" Innerlich atmete Antonio auf. Diese Aussage war nicht einmal allzu weit weg von der Wahrheit, also müsste er sich auch nicht mit plötzlich aufkommenden Schuldgefühlen plagen.
Er wollte Lovino niemals anlügen...

Und doch verschwieg er ihm so viel...

"Aja...", skeptisch hob er eine Augenbraue, schaute dann noch einmal kurz zu dem Fotografen und musterte die Kamera mitsamt dem Gestell unter seinen Armen, "Egal. Sag dem Typen da, er soll ein Foto machen. Damit er endlich Ruhe gibt!" "Wird gemacht, Lovi!", versicherte der Spanier augenblicklich und leitete die Bitte an den fremden, aber netten Mann weiter, der sofort damit begann, seine Kamera korrekt einzustellen. Antonio und Lovino stellten sich in der Zwischenzeit brav nebeneinander.

"Ein bisschen näher zusammen!", bat der Mann mit Hut und deutete mit der Hand, dass sie beide näher zusammenrutschen sollten. Nicht wissend, wie sie das anstellen sollten, sahen sich Antonio und Lovino an, probierten unbeholfen herum, in der Hoffnung, irgendwie richtig positioniert zu sein, um ein anständiges Foto schießen zu können. Antonio zögerte einen Moment, entschloss sich allerdings dazu, einen Arm um Lovinos Taille zu legen. Lovinos Herz blieb stehen, klopfte anschließend schwer und träge vor sich hin und das feurige Kribbeln in seinem Bauch ähnelte einem Schwarm von Glühwürmchen. Alle seine Sinne verschärften sich mit einem Mal; er nahm alles intensiver wahr.
Antonio war ihm so nah...
Doch dann war der Moment genauso schnell vorbei, wie er auch gekommen war, kaum entfachte das Blitzchen der Kamera und Lovino erblindete für einige wenige Sekunden.

"Wunderbar!", der Fotograf lächelte heiter, als er nach und nach das vollendete Bild erkannte, das er geschossen hatte, "Heute ist diese Straßenbeleuchtung also doch hell genug, ihr beide seht sehr gut aus!" Und schon händigte er seinen beiden Kunden das Bild aus und steckte direkt die Peseten ein, die Antonio ihm zusteckte. "Vielen Dank", er richtete sich den Hut und verabschiedete sich höflich, während Lovino nur dumm danebenstehen konnte, "Na dann, schönen Abend noch, die Herren!" Mit diesen Worten war der junge Fotograf auch schon verschwunden und Antonio sowie Lovino warfen nun einen neugierigen Blick auf die Fotografie in ihren Händen. Die wunderschönen Farben der Lampions schafften es leider nicht aufs Fotopapier. Ebenso wenig erkannte man die Röte von Lovinos Brosche, die er seit dem Rückkauf durch Antonio täglich an der linken Seite seiner Weste trug. Schade, dachte sich Antonio. Wie gern wünschte er sich ein farbiges Bild. Lovino dagegen war erleichtert, dass durch den schwarz-weißen Abzug niemand - und zwar absolut niemand - erkennen würde, wie puterrot er im Gesicht angelaufen war.

"Aww, schau Lovi! Jetzt haben wir sogar eine Erinnerung an unseren Ausflug hierher!" Antonio wurde zur heitersten Sonne des Platzes und strahlte wie eh und je. Aber Lovino? Lovino blieb der gedimmte Mond. Der, der nur durch das Licht des anderen aus seinen Schatten herauszukommen vermochte.
"Ausflug? Was für Ausflug? Ich dachte, du bist wegen deiner Familie hier?" Perplex schlug Lovino die Augen auf und zu, seine dunklen Wimpern bildeten einmal mehr ein Detail, das Antonio einen raschen Druck im Herzen schenkte.

"Ja, das auch, aber hier sind wir gerade einfach nur da. Ohne Begründung, einfach nur hier und wir sehen uns gemeinsam meine Heimat an. Das gilt für mich im Moment also als Ausflug", verteidigte Antonio seine Aussage, betrachtete seinen Freund liebevoll lächelnd und warf dann einmal mehr einen zufriedenen, nahezu verträumten Blick auf das Foto in seinen Händen. Nicht nur Antonio, sondern auch Lovino wollte einmal mehr das Bild ansehen. "Schade, dass Kameras noch nicht mit Farbe arbeiten."
Antonio nickte, rückte die Fotografie in ihre Mitte. Ob sie damit in der Geschichte verewigt waren? Sei es auch nur für einen Augenblick, so vergänglich wie ein Regentropfen, der vom Himmel aus auf die Erde prallte.

Dann kam plötzlich ein Kommentar seitens Lovino, den Antonio nicht erwartet hätte und ihn letztendlich sprachlos machte. "Eigentlich richtig unverschämt, dass der Typ 3000 Peseten wollte und man dann nicht einmal deine grünen Augen sehen kann. Ist ja fast ein Verbrechen, weil die doch so schön sind..." Lovino sprach jene Worte ohne Skrupel aus, ohne nachzudenken und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Doch Antonios Herz blieb wie versteinert stehen und Hitze zeigte sich auf seinen Wangen als dunkler, rötlicher Teint.

"Was?" Antonio vermutete bereits, sich verhört zu haben. Lovino war niemals eine Person, die einem so unerwartet Komplimente machte. Andererseits - das musste Antonio zugeben - war Lovino unberechenbar und seine Wortwahl alleine, war schon signifikant für seine Person. Während Antonios Seele mit den abertausenden winzigen, neu entstandenen und neu entfachenden Gefühlen zu kämpfen hatte, herrschte in Lovino keinerlei ein solches Emotionschaos. Nein. Lovino verhielt sich sehr ruhig, verschwendete keinen Hintergedanken an seine eigenen Taten und Worte. Er dachte nicht einmal und sprach aus sich heraus. Seine Impulsivität sprach nun aus tiefstem Herzen...und gerade diese Dualität von Lovinos Impulsivität in seinem reizbaren Verhalten und den plötzlichen, lieben Worten machte ihn doch so unglaublich interessant. Antonio lernte nie aus, was Lovino anging. Jeder Tag, jede Stunde war ein neues Abenteuer, aus dem er etwas mitnahm.
Lovino faszinierte ihn.

"Was heißt hier 'Was', Bastard? Ich sag nur, wie es ist! Deine Augen sind echt schön", einmal mehr trafen sich ihre Blicke, "Sie erinnern mich an Smaragde. Aber wenn du das nicht hören willst, kann ich auch sagen, dass sie aussehen wie diese widerlichen Algen in 'nem See. Bah, sind die furchtbar. Die kleben immer so." Bibbernd rubbelte sich Lovino an den Oberarmen und klapperte gespielt mit den Zähnen. Antonio dagegen lächelte verlegen, kratzte sich am Hinterkopf und mied Augenkontakt. Wenn er ihm jetzt tief in die Augen sah, dann...

"Danke...Lovi."
Wie oft hatte er seinen Spitznamen bis jetzt verwendet, ohne einen auf den Deckel zu bekommen?

"Spar dir deine Dankbarke-", da rutschte dem jungen Italiener plötzlich ein Gähnen raus; Antonios Mundwinkel zuckten nach oben und er legte einen Arm um die Schultern Lovinos. "Na, schon müde?" - "Nein!", schoss es direkt zurück, gefolgt von einem weiteren Gähner. Dann drückte Lovino bereits den Arm seines Kumpels von sich und seine Bockigkeit war nicht mehr zu übersehen. Seufzend ging Antonio neben ihm her. "Tja, ich bin jedenfalls fix und fertig. Leider können wir uns abschminken, gratis bei mir 'Zuhause' zu schlafen..." Das Wort 'Zuhause' spuckte Antonio förmlich aus. Er konnte dieses Haus mitsamt seiner Mutter darin nicht mehr als zuhause betiteln. Nicht, nachdem er einmal mehr abgewiesen und verstoßen wurde. Er hatte es nochmals gesehen und begriffen: Egal, wie sehr er sich sehnte - egal, wie sehr er sich bemühte...Antonio hatte keine Hoffnungen mehr auf ein glückliches Ende mit den Menschen, die er als Verwandte bezeichnen konnte. Auch nach jahrelangem Kontaktabbruch änderte sich nichts. Er war allein, als hätte er schon immer als Einzelgänger existiert und ihm blieb nur noch die Tatsache, es zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.
Doch zumindest...zumindest hatte er noch seine Abuela...Morgen würde er sie wiedersehen, bestimmt. Und dann hätte er zumindest noch jemanden, den er als Familie bezeichnen durfte...

"Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns hier für die Nacht ein Zimmer zu mieten. Hat das Kaff hier zumindest ein Wirtshaus mit Zimmern? Wenn es einen Markt gibt, muss es doch eines geben", schlussfolgerte Lovino und klemmte das Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, "Deine Nonna lebt ja etwas außerhalb und um diese Uhrzeit bezweifle ich, dass wir gute Verbindungen hätten."

Nickend stimmte Antonio ihm zu und fischte bereits sein Portemonnaie aus seiner Tasche. Doch als er einen Blick hineinwarf, bildeten sich die ersten Schweißtropfen auf seiner Stirn. "Lovino..." Seine unsichere Stimme verkündete bereits die bevorstehende Katastrophe und Lovino machte sich auf das Schlimmste gefasst.
"Was? Gott, sag nicht, dir hat jemand das Geld geklaut!"

"Nein, nein, das ist es nicht!", versicherte Antonio sofort und schüttelte wild den Kopf, aber seine Unsicherheit blieb bestehen. "Es ist nur...Ich hab eventuell mein Budget übersehen. Es kann also sein, dass ich dir kein eigenes Zimmer finanzieren kann...oder generell eines, das vielleicht mehr als nur ein ranziges Bett und einen Tisch drinstehen hat. Ansonsten können wir uns morgen keine Mitfahrgelegenheit leisten und für die Heimfahrt müsstest du sonst einige deiner Lire in Peseten umtauschen lassen..."

Still starrte Lovino Antonio an, verzog nicht eine Miene und doch spiegelte sich seine Wut in seinen Bernsteinfarbenen Iriden ab. Wie bei einer brennenden Zündschnur zählte Antonio bereits die Sekunden, ehe sein Freund wie ein Vulkan explodierte. "Antonio...Sag mal wie unfähig bist du eigentlich?! Bevor wir hierhergekommen sind, hast du Bastard doch darauf geachtet und sogar durchgezählt, ob du genug Peseten dabeihast, damit das nicht passiert! Na klasse gemacht, jetzt darf ich wahrscheinlich auch noch Gebühren draufzahlen, wegen dem beschissenen Geldwechsel..."

Hilflos hob Antonio beide Arme und hielt sie schützend vor sich, als würde er sich ergeben, dann jammerte er bereits los. "Lo siento, Lovi! Vergib mir!" Brummend verdrehte der Jüngere die Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und würdigte Antonio keines Blickes. Obwohl es in seinem Inneren köchelte wie in einem Wassertopf, fiel seine Stimmlage eher mild und gelassen aus. Er konnte seinem Idiotenfreund nicht lange böse sein. "Jaja, passt schon." Schon hob er den Kopf leicht an, suchte Augenkontakt mit dem Spanier, um ihm seine Argumente weiter an den Kopf zu werfen. Doch gerade das erwies sich als Fehler.
Er hätte ihm nie in die Augen sehen dürfen, geschweige denn, den Blick mit ihm zu kreuzen.
Denn hätte er weiter vor sich hin gebrabbelt und ihn gemieden...dann hätte er sich nun nicht in seinen unverschämt grünen Iriden verirrt.

Lovino öffnete den Mund, kein Ton, kein Wort wurde gesprochen, also schloss er ihn wieder.
Bestimmt zuckten seine Augen nervös umher; er konnte Antonio nur mit Mühe ansehen, ohne von einer unangekündigten Gefühlsflut mitgerissen zu werden, die ihm unendlich viele Fragen an den Strand seines Bewusstseins spülte.
In seinem Bauch kribbelte es, sein Kopf schwebte bereits gedanklich in den watteweißen Wolken und mit einem Mal fühlte er sich schwerelos.
Was...?
Woher...?

Was geschah mit ihm?

Lovino hatte so viele Fragen.
Fragen über das, was seit dem Anruf während ihrer Romreise zwischen ihnen geschehen ist. Fragen darüber, weshalb ihm die Nähe Antonios einerseits einen Adrenalinrausch bescherte und andererseits einen Ausgleich bot, durch den er selbst zum besseren Menschen wurde.
Fragen darüber...warum Lovino bereits eine Vorahnung hatte, was dieser Mann mit den Smaragdaugen seit dem Tag, an dem sie sich trafen, mit seinem unschuldigen Herzen angestellt hatte....

Doch er erhielt noch keine Antwort. Stattdessen führte ihn eine wärmende Hand, die ihm schon einmal im Traum begegnet war, durch die letzten Gässchen der kleinen Ortschaft, zu dem Gasthaus, in dem sie übernachteten, bis hin zum Zimmer mit dem Bette, das sie sich wohl oder übel gezwungenermaßen teilten.

Ob Lovino oder Antonio in jener Nacht auch nur ein Auge zubekamen sei dahingestellt.

~♥~

Wie konnte man wohl am besten plötzlich aus einer Organisation austreten, ohne viel Aufsehen zu erregen? Sollten Abel und Antonio sich einfach einige Tage oder Wochen lang wie ein Durchschnittsmensch auf die Suche nach einer neuen Stelle begeben und dann so tun, als kündigten sie ihren Job aus unschuldigstem Interesse an etwas Neuem, das ihnen mehr Aufstiegschancen ermöglichte? So banal diese Idee auch klingen mochte, es war das Einzige, das Antonio derzeit durch den Kopf ging, als er am darauffolgenden Morgen wach im Bett lag. Geschlafen hatte er nicht wirklich, denn kaum waren die Gespräche mit Lovino verstummt, rasten schon seine Gedanken auf und ab. Lovino dagegen befand sich noch im Land der Träume und hatte den Rücken zu Antonio gedreht, während sein Gesicht der Wand gegenüber lag. Im Gegensatz zu Antonio hatte Lovino - wenn auch nur für ein kurzes Zeitfenster - doch etwas Ruhe bekommen.

Antonio grübelte weiter, wiederholte den Gedanken von vorhin. Die Idee mit dem einfachen Jobwechsel war unauffällig und geradezu alltäglich, allerdings könnten die hohen Tiere dieser kriminellen Gesellschaft einfach einige ihrer Vertrauten entsenden und 'unauffällig' ihre abtrünnigen Mitarbeiter ausspionieren, ob diese auch tatsächlich, ohne Hintergedanken oder gar Zweifel an ihrem sogenannten 'Institut' zu hegen, den Beruf gewechselt haben. Das bedeutete, wenn Abel und Antonio sich tatsächlich für die leichteste Variante entschieden, müssten sie es authentisch gestalten. Daher hieß es: Zeitungen über Zeitungen durchblättern und 'zufällig' hier und da einige interessante neue Arbeitsstellen finden und eine davon annehmen.

Ein anderer Gedanke wäre, mithilfe der Post anonyme Briefe an die Polizei zu übermitteln. Somit könnte keiner der vielen wachenden Augen der 'Sekte' einen Verdacht schöpfen, denn niemand ihrer verlorenen Schafe ginge auffällig oft auf das Revier. Allerdings gäbe es bei dieser Option einen Haken: Wer wusste schon, ob diese Mistkerle nicht auch den Briefverkehr in der Stadt im Auge behielten. Es würde Antonio ebenso wenig wundern, wenn Bürgermeister sowie andere Institutionen der Öffentlichkeit ebenfalls von ihrer Macht beeinflusst und zurückgedrängt wurden. Wieso würde sich denn diese Aufdeckung der Morde denn sonst derartig in die Länge ziehen? Die Menschen hatten Angst, es könnte sie selbst treffen und wenn es in einem Blutbad an der jeweils einen Seite endete, war die Vendetta - die Blutrache - das darauffolgende Dilemma, das nie ein Ende finden würde.

Seufzend starrte Antonio auf die weiße Decke, hinter seiner Schädeldecke hämmerte es. Verdammt, einen idiotensicheren Plan zu finden war tatsächlich kniffliger als vorerst gedacht. Dennoch war er froh, überhaupt eine Idee zu haben. Bei all den Denkblockaden, die ihn in seiner neuen Heimat aufhielten, war er tatsächlich froh, im Moment in Spanien zu sein; weit weg von der unmittelbaren Bedrohung. Oh, wenn er könnte, würde er sich im Moment am liebsten hinter den Hügeln, Weiden und Städten der spanischen Landschaft verschanzen und dort ein neues, sicheres Leben beginnen, so wie er es einst mit dieser einen verfluchten Stadt in Italien vorhatte. Natürlich wäre Lovino in dieser Idealvorstellung gemeinsam mit Abel, Michelle und Emma ebenfalls mit von der Partie und mit ihm in Sicherheit. - Er wollte nicht, dass einer von ihnen so endete, wie Alessandro...Ein einfacher Verkäufer, der zu viel wusste und sein Leben gewaltsam aufgab und dessen Frau nun alleinerziehend mit einem Neugeborenen zurückgelassen werden musste. Leider besaß Antonio ein viel zu großes Herz und wollte nicht, dass jenes Blutbad mit den Massenmorden fortgesetzt wurde, zum Wohle der restlichen, unschuldigen Bewohner. Zudem war es mehr als offensichtlich, dass die Gefahr niemals ausschließlich in einer einzelnen Stadt bliebe.
Nein, sie würde sich wie ein Virus ausbreiten und zunächst die Nachbarsorte, dann den Bezirk, die gesamte Region, den Staat und schließlich in alle Welt in ihre dämonischen Krallen befördern.

"Hm..." Antonio legte den Finger an die Lippen und dünne Linien zeichneten sich auf seiner Stirn ab. Was sich als seine endgültige Entscheidung entpuppen würde, stellte sich wohl nach einem Gespräch mit Abel heraus, sobald sie nach Italien zurückkehrten. Kaum hatte er die Überlegung zu Ende gedacht, lenkte ihn ein Rauschen zu seiner Linken ab. Es war Lovino. Womöglich war das Morgenlicht im Zimmer so hell, dass es Lovino den ruhigen Schlaf raubte. Er drehte und wandte sich, fand aber schließlich seinen Platz und lag rücklings auf seiner Seite des Polsters, die Arme neben seinem Kopf angewinkelt, die Finger sanft eingeknickt. Dann atmete er seelenruhig durch den Mund aus, dass ein sachtes, süßes Hauchen zu hören war. Neugierig zur Seite schielend betrachtete Antonio die schlafende Schönheit. Er hatte Lovino bereits mehrmals im schlafenden Zustand beobachten können und es traf ihn jedes Mal aufs Neue mitten ins Herz, die himmlische Ruhe auf seinem Gesicht abzulesen.
Lovi...

Als sie das Zimmer mitten in der Nacht gemietet hatten, war es Antonio kaum so richtig ins Bewusstsein geraten, dass er mit seinem besten Freund nicht nur den Raum, sondern auch das Bett teilte. Er war müde gewesen - jetzt vielleicht immer noch - aber nun schoss ihm erst die Realisation wie ein Blitz in seinen Verstand.
Lovino lag neben ihm. Dieser wunderschöne, freche Engel, den er als Freund bezeichnete, war ihm so nah, wie schon lange keiner mehr. Er war zum Greifen nah und seine liebliche Körperwärme und sein beruhigender Duft verdrehten Antonio den Verstand. Begehren entzündete eine Flamme in seiner Brust und doch war jenes Gefühl frei von körperlichen Begierden oder Lust. Antonio wollte nichts...nichts außer Lovino in diesem Moment in den Arm zu nehmen, ihn zu schützen und selbst in der unschuldigsten Umarmung Wärme und reinste Liebe zu erfahren, die die Scherben seines Herzens zusammensetzen konnte und mit feinen Goldadern übersäte, die alles Zerbrochene neu zusammenhielten.
Sein Begehren war menschliche, emotionale Nähe.

Und doch näherte er sich Lovino kein Stück, denn dieser schlief friedlich vor sich hin und er wollte ihn weder bedrängen noch aufwecken. Er respektierte ihn vollkommen.
(Und außerdem wollte er nicht von dem kleinen Giftzwerg geköpft werden, gäbe er seinen Wünschen nach.)

Dann neigte sich Lovinos Kopf nach rechts zu Antonio, sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und wieder stieß der Jüngere ein unauffälliges Seufzen aus. Einmal mehr ertappte sich der Spanier dabei, wie er Lovino wie ein Kunstwerk bewunderte. Antonio biss sich auf die Unterlippe, sein Herz klopfte. Dieses Gefühl, das ihn umgarnte...Er kannte es bereits. Er hatte es schon einmal gespürt. Damals, vor fünf Jahren, als er jemand anderen kennenlernte, den er leider durch die Grausamkeit der Menschen verlor....

War das, was er spürte, etwa...

In Antonios Kopf läuteten alle Glocken, erzählten ihm absolut alles und wollten ihn auf diesen menschlichen Schatz aufmerksam machen, auf dieses Gefühl, das er für Lovino empfand. Doch Antonio hörte nicht hin, er verdrängte, spielte es herab und doch wüsste sein Herz bereits die Antwort auf sein Dilemma...

Antonio war verliebt.
Aber eingestehen konnte er es sich noch nicht.
Und aussprechen?
Dafür hatten ihm im Moment die Worte gefehlt, die Lovino ihm mit seiner Person - seiner bloßen Existenz - gestohlen hatte.

Und er bekäme jene Worte erst dann wieder zurück, wenn beiderlei Herzen einander gefunden hatten.

Und schließlich öffnete sich das wunderbare Augenpaar mit ihrem goldenen Schein und den kleinen grünen Sprenkeln, als Antonio einmal mehr die Worte "wie ein wunderschöner Engel" dachte.

~♥~

Obwohl es lediglich neun Uhr morgens war, brannte die Sonne mit all ihrer Pracht und Stärke gegen Lovinos Haarschopf. Die Kiesel unter seinen Schuhen knisterten und Antonio ging voraus. Das Haus seiner Großmutter sahen sie bereits in unmittelbarer Nähe. Lovino hatte also Glück, dass dieser Tag nicht in einem ewigen Fußmarsch endete wie am Vortag. Immerhin spürte er den Muskelkater mies in seinen Oberschenkeln und Oberarmen stechen und jeder Schritt verursachte ein schlimmeres Reißen. Er sah zu Antonio auf und obwohl er sein Gesicht nur von der Seite aus betrachtete, erkannte er die, für ihn atypische, Miene. Die Augen sahen zwar aufmerksam dem Weg entgegen und doch starrten sie ins Nichts, allein sein Instinkt führte ihn an. Die Augenbrauen standen tief in seiner Stirn, zogen sich gerade so zusammen, um nicht die Zornesfalte hervorstechen zu lassen. So sah Antonio nur dann aus, wenn er sich den Kopf über etwas zerbrach.
Dachte er an die Probleme mit seiner Mutter von gestern?
Oder plagte ihn die Sorge um seine liebe Großmutter?
Lovinos Augen wurden größer, neugieriger und hafteten an seinem Freund. Wie gern würde er hier und jetzt herausfinden, weshalb sein Plaudertaschenfreund aus heiterem Himmel so wortkarg wie Abel geworden war!

Als sie heute Morgen aufwachten, war das Erste, was Lovino erblickte, Antonio. Zunächst hatte sein Herz stillgestanden, danach wurde ihm unter der Decke tierisch heiß, nachdem er die zwei grünen Iriden auf sich liegen gespürt hatte. Für einen Moment funkte es. Wie bei einem Schmied, der sein makelloses Schwert schliff...Stille. Erst das freundliche "¡Buenos dias, Lovi!" konnte ihn aus seiner plötzlich ausgebrochenen Panik befreien. Danach folgten die alltäglichsten Gespräche, als hätte es den merkwürdigen Moment zwischen ihnen nie gegeben; als hätte sich Lovino diesen nur eingebildet. Erst mit der kurzen Anreise in diese Ortschaft, verstummte Antonio und wirkte wie ausgewechselt. Seitdem war er dauernd in Gedanken.

Dennoch bemühte sich Lovino darum, diese unerträgliche Stille zwischen ihnen zu brechen. "Bastard?"
Keine Antwort.
"Hey, Bastard!"
Wieder keine Reaktion; Antonio versank in seiner Gedankenwelt und bewegte die Lippen, als würde er etwas murmeln. Lovinos Anwesenheit rückte in den Hintergrund.
"ANTONIO!", brüllte Lovino und schon zuckte sein Freund zusammen und drehte den Kopf hin und her. "Wie? Wo? Was?"

"Du bist so still heute, worüber denkst du nach?", Lovino beäugte Antonio voller Neugier, "Wenn du so stark nachdenkst, muss es doch etwas Weltbewegendes sein." Antonio spielte mit den Fingernägeln, wirkte angespannter denn je. "Ich? Ach, über nichts Wichtiges..." Lovino verschränkte die Arme vor der Brust, kickte einen Stein aus dem Weg und hob eine Augenbraue. "Und den Scheiß soll ich dir glauben? So unansprechbar wie du warst..."

"Mach dir keine...Sorgen, Lovino. Es ist alles in Ordnung." Er sah Lovino nicht in die Augen, spielte aber weiterhin mit den Fingern. Doch Lovino zog nur unverständlich die Augenbrauen zusammen. Was war nur mit Antonio los? Er verhielt sich mehr als nur komisch...

Wenn Lovino nur wüsste.
Antonio konnte ihm doch nichts sagen.

Was der Kleinere ebenso nicht wissen konnte: Antonio hasste sich dafür, Lovino kein Sterbenswörtchen zu verraten und ihn anlügen zu müssen.
Denn nichts war in Ordnung, so wie er es beschrieben hatte.

Sobald sie nach Italien zurückkehrten...
Was passierte dann?

Trotz seiner Pläne...
Wie konnte Antonio sicherstellen,

dass niemand seiner liebsten Personen verletzt oder in Gefahr gebracht wurde.
Wie sicher war sein Vorhaben?
Mit welchen Konsequenzen musste er
im schlimmsten Fall rechnen?

All diese Dinge waren nicht für Lovinos Gewissen bestimmt. Egal wie sehr Antonio sich wünschte, seinen Kummer zu teilen. Es war besser, Lovino im Unwissen zu bewahren.
Auch, wenn dies bedeutete, Lovino die Wahrheit zu verschweigen.

Erkennend, nicht zu Antonio durchdringen zu können, senkte Lovino seinen Blick auf den staubigen Pfad, kleine Risse zierten diesen. Es hatte wohl lange nicht geregnet. Dann kam Lovinos Ungeduld wieder zum Vorschein. "Wie lange brauchen wir noch?"
"Siehst du die paar Häuser da vorne? Das sind die Nachbarn, nur ein kleines Stück und wir sind da." Antonio sprach ungewöhnlich ruhig, weniger energetisch, aber lockerer. Den Themenwechsel hieß er also willkommen, doch dann entfachte plötzlich seine Fürsorge einmal mehr und seine kühle Art schmolz in Millisekunden dahin. "Oder bist du etwa schon müde? Sollen wir eine Pause einlegen? Soll ich dich Huckepack tragen?"

Augenblicklich schüttelte Lovino den Kopf, die Hitze unter seiner Haut gekonnt ignorierend. "Sicher nicht! Ich bin doch kein kleines Kind! Wenn es nicht mehr lange dauert, dann kann ich auch selbst gehen, verdammt." Letzteres nuschelte er nur beleidigt vor sich hin und legte extra einen Zahn zu, um nicht noch weiter nach hinten zu fallen. Darauf musste Antonio verschmitzt lächeln, vergaß für einen Augenblick weswegen er so lange in Gedanken versunken war, und wechselte selbst in den Laufschritt, um seinen Freund nicht aus den Augen zu verlieren.

"Ach, so schnell kann man dich zum Sport motivieren?" - "Halts Maul, Bastard!"

~♥~

Stimmen.
Eine kleine Spätsommerbrise.
Neugierige Blicke und der Duft eines Zitronenbaumes.
Nostalgie überwältigte den Spanier, als er durch die kleine Nachbarschaft spazierte. Es waren nicht viele Häuser, man hätte sie an der bloßen Hand abzählen können und trotz seiner Abwesenheit hatte sich die Gegend kein Stück verändert. Selbst der Haufen Brennholz für den Winter vor dem Hof des Nachbarn stand wie immer am selben Platz. Bekannte Gesichter entdeckte Antonio lediglich von weitem. Es war September und die wenigen Nachbarn standen auf dem Feld und bemerkten die zwei Besucher nicht. Lediglich die zwei alten Damen Martina und Candela, mit denen seine Oma früher Karten oder Schach gespielt hatte, saßen auf der Bank vor Martinas Haus und genossen die weniger aggressive Nachmittagssonne. Antonio stellte fest, dass beide sichtlich gealtert waren und dem Anschein nach nicht mehr der Feldarbeit nachgehen konnten.
Ob Abuelita auch so stark gealtert ist?

Mit einem netten "Buenas tardes" grüßte er die beiden Freundinnen, die erst Sekunden später reagierten und ebenfalls zurück grüßten. Die verwirrten Blicke auf ihren Gesichtern ließ darauf schließen, dass Antonio ihnen bekannt vorkam, sie aber nicht richtig zuteilen konnten, woher sie ihn kannten. Mit Lovino im Schlepptau wirkte er allerdings eventuell wie ein Fremder. Also ging Antonio weiter, hörte dann aber ein leises, unbeholfenes "Buenas tar...des" hinter sich.
Seine Mundwinkel zuckten nach oben. Lovino hatte versucht, ihm nachzusprechen, um die beiden auf Spanisch zu begrüßen.
Que lindo...Wie süß...

Allein von Lovinos Stimmlage hörte er heraus, wie nervös sein kleiner Freund war...und wie rot er mittlerweile angelaufen sein musste. Lovino verwandelte sich doch dauernd in eine wandelnde Tomate, wenn er verlegen, nervös oder wütend war.
Schon wieder...Warum lag sein Fokus so häufig auf ihn und seine unscheinbaren Eigenschaften?

Antonio schüttelte den Kopf. Lovino war sein bester Freund, natürlich dachte er da oft an ihn. Aber...so intensiv, wie er sich den Kopf über ihn zerbrach? Ein leises Stimmchen zischte ihm ins Ohr.

Tonio.
Du kennst dieses Gefühl.
Wenn dein Herz so laut und kräftig in deiner Brust schlägt.
Wenn du nicht anders kannst, als vor Freude zu strahlen.
Wenn deine Gedanken häufig um ihn kreisen...
Tonio, du bist...

Ach, nein.
Die geisterhafte Stimme hörte sich schon beinahe so an wie seine geliebte Oma.
Tatsächlich besäße sie wohl dieselbe Wortwahl. Wie gruselig...
Antonio zitterte für den Bruchteil einer Sekunde, ein flüchtiger Blitz erfasste seinen Körper. Super, bestimmt waren diese Stimmen ein Produkt seiner Schlaflosigkeit der letzten Nacht und nun bildete er sich Sachen ein. Schnell schüttelte er den Kopf und würgte seine aufkommende Gedankenflut ab. Er hatte keine Zeit, sich Sorgen zu machen. Nun stand der Besuch bei Oma Adora an und allein die Vorstellung daran, brachte ihn wieder zum Lächeln.

Auch, wenn die Briefe in den letzten Wochen...Monaten ausblieben, seine Abuelita war und blieb seine liebste Bezugsperson, die ihn ewiglich in den Arm nehmen würde, wenn er traurig war.

Antonio bog rechts ab, hörte gar nicht mehr das wilde Getuschel von Martina und Candela und wanderte geradewegs auf das Haus mit den Efeuranken am Ende der Straße zu. "Wir sind da, Lovi! Das Haus vor uns mit den Ranken und der von Katzen zerkratzten Tür ist das Haus meiner Oma." Lächelnd schnappte er sich Lovinos Hand, drückte sie leicht. "Keine Sorge, dieses Mal musst du mich nicht von einer anstrengenden, dickköpfigen Frau retten, für die ich gestorben bin! Abuelita ist ein Schatz. Wahrscheinlich tischt sie auch dir sofort ein ganzes Buffet auf, sobald sie sieht, wie dünn du bist. Egal, ob sie dich kennt oder nicht. Sie heißt übrigens Adora, aber wahrscheinlich wird sie dir auch gleich sagen, dass du sie gerne Abuela nennen kannst."

Antonio hatte Lovino nicht angesehen und seine aufgeregten Augen musterten einzig und allein das alte Haus.
...mit den ungeputzten Fenstern...
...den Spinnweben in der Ecke der Eingangstür...
...der absoluten Stille...

Hier stimmte etwas nicht.

Lovino sah nicht durch Antonios rosarote Brille und hob die Augenbrauen. Etwas Schweres hing in seiner Brust wie eine Kugel Blei herab und er kaute angespannt an seiner Unterlippe. "Antonio..." Vorsichtig suchte er Antonios Aufmerksamkeit.
Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.

Aber Antonio hörte nicht, sah nicht, sprach nicht. Er hatte seine eigene heile Welt betreten und erkannte die ungewöhnlichen Zeichen nicht, die für Lovino klar auf der Hand lagen.

"Antonio." Wieder versuchte Lovino, Antonio für sich zu gewinnen und aus seiner Fantasie zu reißen. Innere Kälte sowie Nervenkitzel prickelten auf Lovinos Haut. Eine treibende Kraft stieß ihn von diesem Ort weg. Etwas in ihm wollte nicht, dass Antonio durch diese Tür schritt.

Trotzdem legte der Spanier seine Hand auf die Türklinke, drückte ab und setzte ein Quietschen von ungeölten Scharnieren in die Welt. Lovinos warnende Stimme ging ins Leere.

"Antonio!"
Antonio!
An...tonio...

Lovino verlor die Stimme. Eine unsichtbare Schlinge zerdrückte seine Kehle und stahl ihm jegliche Luft. Beschütze...Beschütze ihn! Jenen Wunsch schrieb sein heftig pochendes Herz in seine Seele hinein, wie ein Autor in sein Buch, und verewigte somit die Worte bis in alle Zeit. Lovino sog die Luft ein und spürte.
Er spürte, dass etwas bevorstand, das Antonio nicht allein bewältigen konnte.
Er spürte, dass nicht alles so enden würde, wie Antonio es sich vorstellte.
Er spürte...

"Jetzt komm schon, Lovi! Gehen wir rein!" Lächelnd blickte Antonio zu ihm zurück, klopfte dann klar und deutlich gegen die Tür.
Oh...Antonio blieb ahnungslos...oder er verdrängte die Anzeichen, die rund um ihn waren.

Ein laues Gefühl setzte sich Lovino in den Magen, das immer wilder in ihm einen Tumult schlug, je länger die Tür verschlossen blieb. Lovino wollte Antonio seine Bedenken mitteilen und doch blieb er stumm. Seine tristen Augen erzählten allerdings mehr als tausende Worte und Lovino hoffte, dass Antonio ihn verstünde, als er sich ihm zuwandte.
Vergebens...

"Abuelita lässt sich Zeit..." Mild lächelnd sah Antonio auf die rotbraune Holztür vor sich, dann presste er die Lippen zusammen und presste die Fingernägel in seine Handfläche.

Zögerlich öffnete Lovino den Mund. Nun musste es raus. "Ant-"

Aber Antonio unterbrach ihn. "Bestimmt kommt sie gleich oder sie hat es überhört. Ich klopfe...einfach nochmal!" Seine fröhliche Stimmlage trug einen bitteren, kratzigen Ton mit sich und würde Lovino Antonio nicht durch und durch kennen, hätte er diesen aufgezwungenen Optimismus nicht bemerkt. Gegen Ende wurden seine Wörter von seiner eigenen Sprachlosigkeit beinahe verschluckt.

Ab diesem Punkt wusste Lovino: Antonio war sich den Hinweisen bewusst, doch er verleugnete und verdrängte es.

Die fehlenden Briefe seit geraumer Zeit, die herabgekommene Fassade, das verwirrte Wispern der Nachbarn, als sie Antonio sahen, die Leblosigkeit, die an diesem einst wunderschönen Ort Einzug gefunden hatte. Es gab zu viele Clous dafür, dass Adora, Antonios liebe Großmutter...

"S...Sonst gehen wir einfach rein...Oma wird uns nicht böse sein...Ich bin doch ihr Enkel..." Ein zarter Hauch Verzweiflung mischte sich unauffällig unter seine stark erklingende Stimme. Lovino fühlte bereits am eigenen Leib, wie etwas in Antonios Seele zerbrach, ohne überhaupt die Worte, die er bereits erahnte, in den Mund zu nehmen.

Ein widerliches Stechen spießte Lovinos Herz auf, als rammten sich abertausende winzige Nadeln hinein und Dunkelheit legte sich wie eine Decke über ihre Welt, obwohl in der Realität reinster Sonnenschein auf die beiden herab strahlte. Antonio verlor die gesunde Farbe aus seinem Gesicht, drückte dennoch die Klinke ab und trat in das, komischerweise offene, Gebäude ein. Kaum berührten seine Füße den knarzenden Holzboden, entdeckte er von weitem zwei offene Kartons, gefüllt mit Kleidern, die doch eigentlich in Abuelas Kasten hängen sollten. Darunter war auch ihr dunkelblaues Lieblingskleid.

Seine Finger zuckten kurz auf, und doch wollte er sich offensichtlich nichts ansehen lassen.
Aber Lovino, der still und brav folgte, sah, wie seine Schultern bebten, als unterdrückte er ein stilles Schluchzen, und er hatte augenblicklich Mitleid mit seinem Freund.

Sofort wandte Antonio seinen Blick ab, unterdrückte das aufkommende Trauergefühl und betrat stattdessen das Wohnzimmer zu seiner Linken. Seine Oma verbrachte dort doch immer gern den Nachmittag und häkelte süße Tischtücher. Doch auch hier erwartete ihn nichts als Stille und weitere begonnene Kartonstapel. Dasselbe Bild begrüßte ihn in der Küche.

Rastlos irrte er im Haus umher, suchte und suchte weiter. Doch er erhielt weder eine menschliche Antwort noch Anzeichen dafür, dass seine geliebte Abuelita in der letzten Zeit hier gewesen war. Die Suche war nutzlos und doch weigerte sich Antonio den letzten Funken Hoffnung aufzugeben. Und Lovino? Lovino spürte den Schmerz mit ihm. Ohne ein Wort zu sagen, folgte er Antonio wie ein Geist oder ein Schutzengel, der über ihn wachte, mit der Mission, ihm eine Schulter zu bieten, an der er sich ausweinen konnte.

"Abuela...", wisperte der junge Mann; seine Sicht verschwamm durch die unerfolgreich unterdrückten Tränen, "Wo bist du?" Als Lovino dieses Flehen hörte, brach es ihm das Herz entzwei.
Es peinigte ihn mehr als alles andere, Antonio dabei zu beobachten, wie er sich selbst in den Wahnsinn und dann in die schier ewige Finsternis warf.

Behutsam streckte der Kleinere den Arm aus, hob ihn an und legte seine Hand auf seine Schulter. Er atmete ein, schmeckte den trockenen Staub in der Luft und sein eigener Kloß im Hals, verminderte seine Lautstärke, sodass gerade einmal ein Flüstern herauskam. "Lass uns..."

Plötzlich erschraken beide, als ein Poltern aus dem Obergeschoss ertönte, gefolgt von schweren Schritten, die das alte Holz zum Knarzen brachten. Augenblicklich traf ein dumpfer Schlag Antonios verletztes Herz, Hoffnung entfachte in seiner Brust und er flitzte im Laufschritt hinaus zum Flur, einen klitzekleinen Funken in den grau verschleierten Augen tragend.
Abuelita...Das musste sie sein...Sie musste es sein.

Antonios Körper pulsierte. Adrenalin machte sich breit, als er erwartete, dass seine Furcht endlich von seinen Schultern fiel. Er dachte...Er dachte schon sie wäre...
Schon wollte er lachen und seiner Großmutter entgegenkommen, als er plötzlich zwei fremde Beine entdeckte, die hinter den hölzernen Zierden des Geländers hervorschienen. Mit jedem Schritt offenbarte sich die fremde Gestalt, doch mit jedem Schritt erlosch die letzte Glut von Antonios Hoffnung.

Und alles, alles wurde schwerer...

Nicht einmal Lovinos wärmende, liebevolle Berührung seiner Hand verhinderte den zähen Zusammenbruch seiner Welt. Auch nicht, als Lovino seine Hand vorsichtig drückte, reagierte er. Antonio stand dort. Wie angewurzelt, während seine Angst Form annahm.

"Oh, wer seid ihr zwei denn?" Die Person, die die Treppen herabstieg, war ein Mann. Er hatte bereits einige graue Strähnen in seinem schwarzen Haar und dem stoppeligen Bart. Eine einzelne tiefe Falte kennzeichnete seine Stirn, aber auch die sichtlich helleren Hautflecken im Kontrast zu dem sommerlich-gebräunten Teint zogen Aufmerksamkeit auf sich. In seinen Händen hielt er eine Box voller Schuhe.

Antonio starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die vielen Schachteln, sein Verdacht setzte sich nach und nach wie ein Puzzle zusammen und es gab kein Zurück mehr. Zitternd öffnete er seinen Mund, wollte dem Mann ehrlich antworten, bekam allerdings kein Wort heraus. Lovino hätte zu gern geantwortet, verstand aber weder die Frage, die der Mann Antonio stellte, noch konnte er auf Spanisch antworten.

Doch bevor Antonio auch nur eine Antwort formulierte, schien es bei dem Mann schon zu klicken und er weitete die Augen. "Oh! Dich hab ich auf den Fotos im Wohnzimmer gesehen. Du bist Adoras Enkel! Der ältere oder der jüngere?"

"Jüngere...", brachte Antonio stockend heraus, geschockt von der Gesamtsituation, die ihn maßlos überforderte. Der Schwarzhaarige mit dem Graustich nickte, stellte dann die Box neben den anderen ab und hielt Antonio mitfühlend die Hand entgegen. "Mein Beileid."

"Was?" Zwar nahm er die Hand an, aber Antonio verstand nicht. Nein. Er wollte nicht verstehen. Seine Reaktion warf allerdings weitere Fragen bei dem netten Mann auf und er zog die Augenbrauen zusammen. "Wusstest du es nicht?" Auf einmal korrigierte sich der Herr und räusperte sich. "Tut mir leid, das wird wahrscheinlich er Grund sein, warum ich dich letzten Monat nicht beim Begräbnis gesehen habe..."

Antonio hoffte, sich verhört zu haben. Trotzdem brannten diese Worte wie glühendes Eisen in seiner Seele. "Be...Begräbnis?" Sein Herz zog sich augenblicklich zusammen, ein Schauer jagte ihm über den Rücken.

"Ja", der Mann senkte die Stimme, als er bemerkte, dass Antonio nichts erfahren hatte, "Mein aufrichtigstes Beileid. Bitte, sieh dich um. Deine Mutter meinte zwar, dass die alten Kleider gerne wie immer an die Nachbarn gespendet werden können, aber bevor hier etwas bezüglich der materiellen Gegenstände entschieden wird, solltest auch du einen Blick darauf werfen."

Obwohl sich der nette Herr bemühte, dem ahnungslosen Antonio halbwegs gut entgegenzukommen, richtete er in ihm ein Chaos an. Ungläubig und mit geschocktem Gesichtsausdruck wandte Antonio den Kopf von links nach rechts. Er öffnete den Mund leicht, und doch blieb er sprachlos. In seinen Ohren rauschte es, er hörte nicht, wie der Mann erneut die Stiegen hochging, um Adoras Schuhe zu sammeln. In seinem Kopf gab es nichts als Leere, Finsternis und Stille. Als kapselte man ihn von der Welt ab, verlor Antonio jegliche Empfindung und er fühlte nicht mehr, als es eine Porzellanpuppe hätte tun können.

Der Schock saß tief und er musste der Verleugnung, die er sich seit seinem ersten Zweifel aufzwang, ins Auge sehen.
Oma Adora war tot.
Und das seit geraumer Zeit.
Antonio hatte keinen blassen Schimmer gehabt, hatte Brief für Brief geschrieben und auf eine Antwort gewartet, die er nie erhielt.
Wie lange...Wie lange hatte man ihm das schon verschwiegen?

Antonio strich sich mit den Fingern durchs angeschwitzte Haar, starrte angestrengt auf den Holzboden und zwang sich dazu, nicht lautstark loszuheulen oder zu schreien.

Warum...Warum hatte man ihm kein Sterbenswörtchen verraten?
Weshalb verschwieg ihm seine Mutter selbst das? Hätte ihm jemand früher gesagt, dass seine Großmutter verstorben war, wäre er augenblicklich hergereist um ihr zumindest ein letztes Mal lebe wohl zu sagen. Er hatte sie seit drei Jahren nicht gesehen...Er hatte...
Antonio schluckte heftig und die Schuld auf seinen Schultern erdrückte ihn.
Er hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, ihrem Begräbnis beizuwohnen.
Er hatte sie allein gelassen, obwohl sie immer für ihn da gewesen war.
Er konnte sich...nicht verabschieden.

Antonios Schultern bebten.
Verdammt, er hätte es kommen sehen sollen! Es lag doch auf der Hand! Sie war alt gewesen, es kamen keine Briefe, ihr Haus war in diesem ungepflegten Zustand...Warum hatte er sich nur etwas vorgemacht, wenn er doch wusste, wie zerstörerisch die Realität sich für ihn entpuppte.
Sein innerer Druck brachte ihn beinahe um und Lovino blieb nichts anderes übrig, als hilflos zuzusehen, wie sein Freund vor seinen Augen innerlich zusammenbrach. Zwar hatte er kein Wort des Gespräches verstanden, aber Lovino zählte eins und eins zusammen, verstand nun, was Antonio widerfahren war und er spürte prompt wie sein eigenes schwer herabsank. "Tonio..."

"Warum...? Warum erfahre ich das erst jetzt?", presste Antonio gequält und atemlos hervor; sein gesamter Körper verkrampfte sich und er formte die Hände zu zittrigen Fäusten. Am liebsten würde er in diesem Moment in einen tiefen, erholsamen Schlaf fallen, der ihn von der furchtbaren Welt, in der er lebte, wegriss.

Mit schmerzvollem Pochen in der Brust, berührte Lovino Antonio am Oberarm, gab sich dann einen Ruck und strich ihm stattdessen bemitleidend über den Rücken. An seinen Fingerspitzen vernahm er, wie sein liebster Freund aufzuckte, als bestünde Lovino aus Eis. "Antonio...Es tut mir so leid..." Aber Antonio hörte nicht hin, eine unsichtbare Barriere verhinderte, dass fremde Worte oder Nähe nicht zu ihm durchdrangen. Stattdessen murmelte er verstört vor sich hin, atmete hektisch. "Abuela...Bitte nicht..."

"Shhh...", nun packte Lovino Antonio an den Schultern, sah ihm tief in die Augen.
Es tat Lovino so weh, Antonio in so einem Zustand zu sehen. "Antonio, atme." Vorsichtig klopfte der Kleinere gegen Antonios Brust, langsam und gleichmäßig. "Beruhig dich...Bitte. Du bist nicht allein." Lovino wollte schreien. Wie sollte er Antonio nur helfen? Er fühlte sich so nutzlos! Hektisch sah er sich um, entdeckte dann von weitem eine Couch im Wohnzimmer und zerrte Antonio mit sich, drückte ihn an den Schultern nieder.
Vielleicht half es ihm, sich kurz hinzusetzen.

Schniefend legte Antonio den Kopf in beide Hände, stützte seine Ellenbogen an seinen Oberschenkeln ab und kämpfte mit den Tränen. "Lovino..." Endlich bemerkte er die Präsenz seines Freundes wieder, die ihm zumindest ein Fünkchen Licht in seiner mentalen Dunkelheit spendete. Lovino setzte sich zu ihm, zögerte in jeder Bewegung und in jeder Antwort.

Dann hob er seinen linken Arm und legte ihn dann behutsam um Antonio, drückte seinen Oberkörper zu sich, sodass sein schwerer Kopf auf seiner Schulter landete. Antonio selbst rührte sich jedoch keinen Millimeter, atmete aber zumindest schon etwas regelmäßiger und ruhiger. Ein kleiner Lichtblick in diesem wohl nie endenden Chaos an alten, aufgerissenen Wunden.

Antonio schluchzte einige Male auf, schloss vor lauter anstrengender Zurückhaltung die Augen und ließ seinen Tränen endlich freien Lauf.
Wenn Lovino hier war...konnte er zerbrechlich werden.
Mit aller Vorsicht strich Lovino seinem trauernden Freund mit den Fingerspitzen über die Wirbelsäule, sagte kein Wort und erlaubte Antonio, sich in Ruhe auszuweinen. Ihn anzubrüllen und ihm dabei gut gemeinte Worte mit lauter Stimme ins Ohr zu setzen, hätte in diesem Fall wenig gebracht und Lovino war sich dessen bewusst.

Aber die Stille und die sachte Berührung schien dennoch Wunder zu bewirken, denn je länger Lovino Antonio wortlos liebkoste und ihm bedingungslos Nähe schenkte, desto schneller versiegten die bitteren Tränen und aus dem Schluchzen wurde erschöpftes Atmen. Keiner sprach ein Wort. Nicht einmal, als Antonio sich beruhigte und mit müdem Blick, immer noch mit dem Kopf an Lovinos Schulter gelehnt, eindringlich gegen den Boden starrte. Vielleicht war dies auch gut so, denn dadurch konnte Antonio seine Gedanken sammeln und von selbst wieder Kraft tanken, so gut es eben ging.

"Lo siento, Lovi", kam es aus seinem Mund, seine Stimme klang zerbrechlich wie ein Schmetterlingsflügel, "Ich wollte dir nicht solche Umstände bereiten. Ich hab mich von meinen Gefühlen hinreißen lassen." Doch Lovino schüttelte unverständlich den Kopf, sprach ungewöhnlich sanft auf ihn ein. "Hast du nicht. Du bereitest keine Umstände. Alles ist in Ordnung, ja? Lass einfach alles raus. Ich bleibe so lange neben dir, wie du brauchst, okay?"

Sprachlos über Lovinos Güte, sei sie so selbstverständlich und das bloße Minimum, schätzte Antonio Lovinos Zuneigung mehr als alles andere im Moment.
Wenn er nicht mitgekommen wäre...
Wie hätte er dann reagiert? Wie hätte er diesen Schock, wenn überhaupt, allein bewältigt? "Danke..." - "Nichts zu danken."

Dann zog die Stille wieder in diesen erinnerungsreichen Raum ein und einzig und allein ihr gegenseitiger Atemzug oder das Ticken der Standuhr gab dem ruhigen Ort ein Stück Lebendigkeit. Langsam setzte sich Antonio wieder von alleine auf, Lovinos Geruch lag immer noch hauchdünn in seiner Nase, als sein Kopf nicht mehr auf seiner Schulter lag. Sein Blick schweifte über das Wohnzimmer, in dem er als Kind gerne spielte oder seiner Oma geholfen hatte. Die bunten Wollknäuel und Stickgarn verweilten auch nun noch in ihrem Weidenkörbchen, aber Stricknadeln sowie der unvollendete Schal lag neben Briefpapier und einem kleinen Stapel Kuverts willkürlich da.
Ob er den Schal als Erinnerungsstück mitnehmen sollte? Er war unfertig und untragbar, aber es war womöglich eines der letzten Dinge, die Oma Adora zu Lebzeiten berührte...Dann schwenkte sein Fokus allerdings zu dem Stapel Briefe auf dem Beistelltischchen, auf dem auch der begonnene Schal lag. Neugierig richtete sich Antonio auf und stand schließlich auch auf, kam dem Tisch näher und nahm den Stapel in seine Hände. Dann blätterte er müde und doch interessiert durch. All diese Briefe waren von ihm...
Abuela hatte sie also aufgehoben und sie mehrmals gelesen, wie er unschwer an den starken Gebrauchsspuren erkannte.
Für einen kurzen Augenblick wurde es ihm trotz aller Traurigkeit warm ums Herz und ein flüchtiges Lächeln malte sich auf seine Lippen.
Sie hatte alle gelesen...
Sie hatte ihn nach all der Zeit immer noch gern...

Auch ein altes Familienbild stand noch auf dem Tischchen, so wie Antonio diese Angewohnheit in seiner neuen Heimat auch beibehielt. Doch auf diesem war auch er zu sehen. Und Tomás auch. Nun spürte er bittersüßen Schmerz in seiner Brust.
Oma Adora hatte sie alle unendlich lieb, hatte weder ihn noch seinen Bruder jemals vergessen.

Doch schließlich blieb Antonios Blick auf einem Stück Papier hängen, das unter dem Rahmen des Bildes eingeklemmt war. Schwarze Buchstaben lächelten ihm entgegen. Abuelita hatte wohl auch einen Brief verfasst, bevor sie diese Welt leider verließ.

Andächtig, als wäre jenes Blatt aus purem Gold, nahm er den Brief in beide Hände, las ihn sich geduldig durch und setzte sich auf den Boden. Lovino kniete hinter ihm, die Hand auf seiner Schulter liegend und erhaschte somit auch einen Blick auf das Geschriebene, obwohl er selbst kein Wort verstand.

Antonios Lippen formten die geschriebenen Worte und er hauchte sie aus wie einen heiligen, geheimen Text. Vielleicht lag es daran, dass der dicke Kloß in seinem Hals noch immer seine Stimme gestohlen hatte.

"Lieber Antonio,
Wie geht es dir? In deinen letzten Briefen schriebst du mir, du hättest einen neuen Freund kennengelernt, der dir sofort ans Herz gewachsen ist. Es hat mich sehr gefreut, zu hören, dass ihr euch so gut versteht und natürlich hoffe ich, dass ihr das immer noch tut. Von mir gibt es nicht viel zu erzählen. Was sollte ich denn auch in meinem Alter noch für große Abenteuer erleben, wenn ich kaum das Dorf verlasse und meine Beine immer müder werden? Martina und Candela kommen dennoch beinahe täglich vorbei und leisten mir Gesellschaft. Leider spüre ich jeden Tag, wie meine Kräfte schwinden. Mein Kreuz ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war und ich werde immer vergesslicher. Mein Hunger geht zurück, ebenso mein Durstgefühl und meine Muskeln erschlaffen, doch zumindest bleibt mir noch die Kraft zum Stricken und Schreiben. Antonio, ich werde alt. Das ist natürlich nichts Neues, du weißt, ich bin nicht mehr die Jüngste. Und ich spüre auch, dass ich sehr bald Abschied nehmen muss. Bitte mache dich nicht fertig, falls du die Nachricht über meinen Tod später erhalten solltest. Du kannst rein gar nichts dafür, denn du weißt: Die Postwege von hier nach Italien sind lange und dauern seine Zeit. Vielleicht wird das mein letzter Brief sein, den ich dir schicke. Daher möchte ich dir sagen, wie lieb ich dich habe. Du bist ein tapferer Junge und ich könnte nicht stolzer auf dich sein. Du hast ein großes Herz, das hat nicht jeder, also bitte, gib gut darauf acht. Es ist immerhin dein größter Schatz, den du besitzen kannst. Vielleicht stehen die Sterne für dich bald richtig und du findest einen netten jungen Mann, den du lieben kannst und der dich ebenso zurück liebt. Habe keine Angst mehr, dich neu zu verlieben. Sei ehrlich zu dir: Roderich hätte das auch nicht von dir gewollt, dass du ewig vor dich hin schmorst. Ich weiß, dass es schwierig ist. Doch es gab schon immer Menschen wie dich Antonio und nicht jedes Paar ist hoffnungslos ins Unglück gestürzt. Du bist klug genug, um nicht mit dem Risiko zu spielen und du bist auch reifer geworden. Bitte bleib auch so ein optimistischer Junge, Antonio, und ändere dich nie. Denn das ist, was dich ausmacht, und was andere an dir bewundern können. Tonio, mein lieber Tonio, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du in deinem Leben glücklich wirst. Und vergiss nie, dass deine Abuelita dich sehr lieb hat und immer lieb haben wird. Wenn ich nicht mehr bin, werde ich vom Himmel aus auf dich achten, zusammen mit Tomás. Auch er wäre, so wie ich, sehr stolz auf dich und was aus dir geworden ist und was aus dir noch werden wird.

Übrigens werde ich dir einen Schal für den Winter beilegen. Ich hoffe, ich kann ihn noch fertigstellen, damit ich dir noch eine Kleinigkeit auf den Weg geben kann.

Ich hab dich lieb, Tonio.
Deine Abuelita."

Krächzend zitierte Antonio das letzte Wort. Ein Wall an Tränen hatte sich in ihm gesammelt, der nur darauf wartete, entzweizubrechen und einmal mehr seine schwere, träge Seele von dem Verlust reinzuwaschen. Zitternd starrte er auf das Papier, das langsam zerknitterte, als plötzlich dicke Tropfen darauf fielen und als dunkle Flecken durchbluteten oder auch die Tinte mit sich rissen. Seine Lippen bebten, er konnte es nicht länger zurückhalten. In seiner Brust traf ihn ein Degen, so fein, dass er ihn nicht kommen sah, und er schnitt ein großes Stücklein seines schlagenden Herzens heraus. Es fühlte sich an, als würde er bluten und doch existierte keine sichtbare Wunde, die man hätte behandeln können.
Seine Abuelita...
Oma Adora...
Sie war weg und doch lobte sie ihn. Wenn sie nur gewusst hätte, welch' schmutzigen Geschäften er zum Opfer gefallen war und nun selbst als Mittäter gelten musste. Wäre sie dann immer noch stolz auf ihn?

Obwohl die süßen Worte seiner Oma den Schmerz besänftigten, wuchsen die Schuldgefühle in ungemessene Höhen. All die Morde in der Stadt...All diese Seelen, die er auf dem Gewissen hatte...Wie, wie könnte er da den Stolz seiner Großmutter nur verdienen, wenn er sich die Hände schmutzig gemacht hatte? Von Furcht erfasst umarmte er sich selbst und atmete schwer. Der Verlust seiner geliebten Oma, die weitere Ablehnung durch seine Mutter und die Schuldgefühle über die Sünden seines Alltags in der Organisation erwiesen sich als zu stark und zu schwer für Antonio. Schwächer... Er wurde immer schwächer und blasser, wollte sich der Dunkelheit seiner eigenen Panik ergeben und doch hielt ihn etwas zurück.

Es war die Wärme, die seinen Rücken und seine Schultern erfasste. Die Wärme, die Lovino ihm unwissentlich schenkte und ihn somit vor der Verdammnis abhielt.
Lovino...Oh Lovino...
Antonio schniefte und spürte daraufhin, wie eine warme Hand seinen Rücken auf und abfuhr.

"Tonio...", Lovino nutzte denselben Spitznamen, den Adora gern für ihn verwendete, "Shhh..." Anscheinend bemühte sich Lovino darum, Antonio beizustehen, denn sonst würde er ihm niemals so nah treten und protestlos liebkosen. Aber Antonio schluchzte auf, es war ihm alles im Moment zu viel. "Ich hab...Ich hab alles falsch gemacht, Lovi..."

Lovino strich weiterhin langsam und vorsichtig über seinen Rücken, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Hast du nicht..."
"Habe ich..." Da wurde es Antonio klar, dass Lovino ihn niemals verstehen würde. Er würde niemals nachvollziehen können, warum Antonio alles Mögliche falsch gemacht hatte.
Er kannte keine Gründe, weswegen Antonio weder den Stolz seiner Oma noch Lovinos Beistand und Liebe verdiente. Er wusste ja nicht, wie viele Menschen er bereits auf dem Gewissen trug.
Antonios Herz drohte sich selbst zu zerreißen und die Angst breitete ihren Terror aus. Er wollte nur weg. Er wollte dem Wahnsinn entfliehen. Er wollte in einen Schlaf fallen, der ihm all seine Probleme mit einem Mal wegnahm, nur um dann aufzuwachen, wenn diese Welt ein schönerer Ort wäre. In Gedanken streckte Antonio wie einst im Traum die Hand nach dem Licht der Freiheit aus, während er selbst in seiner Schuld nach und nach ertrank. Wo blieb die Hand, die ihn rettete? Die ihn aus der Finsternis zerrte und zurück ins Licht holte? Dann spürte er Lovinos freie Hand auf der seinen ruhen und er sog die Luft scharf ein, schaute auf und blickte trotz seiner rot geweinten Augen in das Gesicht seines Freundes. Seine Hand...sie hatte dieselbe Beschaffenheit und Wärme wie jene, die ihn vor wenigen Tagen, unmittelbar, bevor Lovinos Familie zu Besuch kam, im Traum erschienen war und ihn befreite.

"Lovi...", flehte er, seine Stimme zitterte wie Espenlaub, "...rette mich. Bitte, rette mich."
Lovino runzelte die Stirn, öffnete den Mund einen Spalt, ohne jedoch einen Ton von sich zu geben. Er verstand nicht. Für ihn sprach Antonio wirres Zeug, ohne Zusammenhang und in Lovinos Kopf ratterte es, als trieben Zahnräder seine Gedanken voran. Retten? Wovor sollte er ihn denn retten?

Nicht wissend, was er zu tun hatte, schlang er einfach seine Arme um den verzweifelten Mann an seiner Seite, drückte ihn zu sich und berührte ihn am Hinterkopf. Daraufhin führte er seinen Kopf behutsam an seine Schulter, um ihm Halt zu geben. In Lovinos Kopf rannten Wortgefüge und Wortfetzen unaufhaltsam auf und ab. Was sollte er nur sagen? Wie unterstützte er ihn mit Worten, wenn Antonios wirren Aussagen allein ihn schon stutzig machten? Was sollte er denn falsch gemacht haben? Wovor wollte er gerettet werden?

Lovino zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, während er Antonio mit den Fingern durchs Haar fuhr und nach und nach sein Körpergewicht auf sich spürte, als Antonio sichtlich erschöpfter wurde. Wie gern verstünde er Antonios Pein in jenem Moment. Und doch würde er immer im Unwissen gelassen werden, auch als Antonio schwer schluchzend anfing, alles zu im Flüsterton zu beichten, das seine Seele zu einem Ort der Hölle gemacht hatte.
Denn Lovino verstand die Sprache nicht...
Und Antonio konnte seine Last nur in Worten teilen, die Lovino nicht kannte...Worte, die ihn nicht in Gefahr bringen konnten.

***

Eine Weile verging. Die Uhrzeiger der Wanduhr setzten ihre alltäglichen Strecken fort, malten rückblickend Kreise. Aus der hellen Nachmittagssonne wurde goldenes Abendlicht und Antonio wollte schon daran glauben, es sei seine Oma gewesen, die ihm die Sonne näher an den Horizont brachte, damit er immer das Licht - das Gute - in der Welt sehen konnte...

Antonio konnte nicht aufgeben. Er musste weiter, auch wenn das Schicksal ihm täglich einen neuen Kampf auferlegte.
Sei es sein Kampf um seine Freiheit in der Liebe.
Sei es sein Kampf um die Leben, die er unwissentlich in Gefahr gebracht hatte.
Sei es sein Kampf um den Schutz der wenigen Menschen, die er liebte und diese Liebe auch erwiderten.
Es war hart, der Weg war steinig und mit Fallen ausgelegt, die ihn auf simple Art und Weise in den tiefen Schlund der Depression reißen konnten, aber Antonio blieb hartnäckig, auch wenn er durch Verluste auf die Probe gestellt wurde. Er würde weitermachen. Denn das war der Wunsch, der Menschen, die ihn liebgewonnen hatten: Oma Adora, Tomás, Roderich, auch Erzsébet, Abel, Emma, Michelle, Francis und letztendlich auch Lovino.

Daher trocknete er seine Tränen, setzte sich von alleine auf, aber die Müdigkeit blieb bestehen und sein Kopf war noch schwerer als zuvor. Doch mit seiner Bewegung verließ ihn auch die unmittelbare Nähe und der vertraute, beruhigende Geruch, der ihn bis vor wenigen Momenten noch völlig vereinnahmte. Wie lange war er nun gegen Lovino angelehnt gewesen?

"Geht's wieder, Tonio?" Lovinos Stimme...Sie spendete ihm Trost und eine Erinnerung daran, dass er nicht alleine war. Dann nickte Antonio. "Ja..." Mehr konnte er im Moment nicht aus dem Mund bekommen. Es war, als hätte ihn all die Kraft verlassen, um seinen Mund zu bewegen.

"Möchtest du darüber reden, was deine Oma geschrieben hat?"

Antonio war sichtlich erstaunt und weitete die Augen. So sanftmütig und empathisch hatte er ihn noch nie erlebt...Dennoch konnte er das Angebot nicht ablehnen, trotz seiner Schwäche, weswegen er langsam nickte.

"Also, schieß los...", ein mildes, bemühtes Lächeln fand sich auf Lovinos Gesicht wieder.
Er verhielt sich so, wie es Antonio getan hätte, würden Lovino und er Plätze tauschen.

"Sie sagte", begann er vorerst leise und im Flüsterton, schniefte dann kurz, "sie sei stolz auf mich und dass ich ein gutes Herz hätte..."

Lovino seufzte lächelnd. "Das hast du doch...das beste, das ich kenne. Das ist doch schön, wenn sie dir das schreibt..." Nickend setzte Antonio daraufhin fort und Lovino lauschte seinen Worten. Lovino konnte keine Wunder vollbringen.
Er konnte auch nicht die schreckliche Wunde heilen, die nun in Antonios Herzen klaffte, bis er es durch seine Trauerphasen geschafft hatte.
Aber er konnte für ihn da sein, indem er seine Ohren für ihn offenhielt.

Und so blieben sie, Schulter an Schulter nebeneinander auf dem Holzboden, den Antonio und sein Bruder in Kindestagen zum Beben gebracht hatten, schwelgten in Erinnerungen und sprachen über die schönen Erlebnisse, die Antonio vor langer Zeit genoss.
Vielleicht tat es Antonio gut, mit Lovino zu sprechen, auch, wenn dieser eher in die Rolle des Zuhörers schlüpfen musste, ohne selbst viel beizutragen.
Aber das Wissen, dass jemand seiner Stimme und seinen Gedanken Aufmerksamkeit und Interesse schenkte und er nicht stillschweigend mit dem Leid allein zurückblieb wie früher, bedeutete Antonio unendlich viel.
Denn es minderte den Schmerz.
Und Antonio spürte auch, dass er dieses Mal nicht alleine war.
Denn er hatte einen Verbündeten, einen Freund, einen Schutzengel - seinen Lovino.

~0~

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro