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Kapitel 11.5 - Raus aus deinem Kleiderschrank-Versteck

"Es gibt etwas, das ich dir erzählen sollte."

Lovino wurde hellhörig und hörte auf, sich den Kopf mit der Hand abzustützen. Dennoch blieb er im halben Schneidersitz auf dem Stuhl sitzen. Die leeren Teller hatten sie bereits abgewaschen und verräumt. "Was denn?"

"Michelle hat dir ja sicher schon einiges erzählt", Antonio faltete die Hände am Tisch zusammen, würdigte Lovino lediglich eines raschen Blickes. Es fiel ihm unglaublich schwer, in einer Situation wie dieser, in Lovinos Augen zu sehen. Immer schneller hämmerte sein Herz gegen seine Brust. Die Krallen der Dunkelheit setzten schon zum Angriff an, um Antonio wie jedes Jahr in ihren Abgrund zu zerren. Doch dieses Mal könnten sie nicht die Oberhand ergreifen, denn Antonio war weder allein noch ließ er sein Trauma nah genug an ihn heran. Antonio war schon einmal so weit gewesen. Damals, als sie mit Emma, Michelle und Abel in der Bar saßen und tratschten, hätte er diese riskante, nervenauftreibende Offenbarung beinahe von sich gegeben. Es war immer schwer.
Er konnte sich an kein Gespräch darüber erinnern, in dem er nicht mit extremen Stressoren konfrontiert war.

Antonio atmete aus.
Er sollte es endlich hinter sich bringen.
Du kannst Lovino vertrauen, sein Bauchgefühl verriet ihm das.

"Michelle hat dir bestimmt kurz gesagt, weswegen ich in der letzten Zeit so niedergeschlagen war...und vielleicht auch noch bin." Ein peinlich berührtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. "Aber ich möchte dir sagen, was mein Grund war. Ich finde, du solltest erfahren, was in mir eigentlich vorging." Antonio stand auf, schob den Sessel zur Seite und schenkte Lovino einen auffordernden Blick, ihm zu folgen. "Komm mit, ich zeige dir etwas, das ich dir schon länger hätte zeigen sollen." Der Sessel hinterließ ein radierendes Geräusch, als Lovino sich seinem Freund anschloss. Er hatte bereits eine grobe Ahnung wie ihr Gespräch ausarten könnte.

Antonio führte ihn zu den eingerahmten Bildern aus seiner Vergangenheit. Wie sonst auch sah man die Gesichter seiner nächsten Verwandten. Das verdeckte Bild küsste jedoch die Holzplatte und blieb für fremde Gesichter unsichtbar. Doch gerade nach jenem Bild griff der junge Erwachsene nun, nahm es an sich, und lächelte bitter, als er das Motiv nach langer Zeit wieder ansah. Sein Blick sank herab, das Lächeln aufrecht zu erhalten war schwer und der Druck seiner Tränendrüsen erschwerten es ihm nur noch mehr.
Unterdessen musterte Lovino Antonio von oben bis unten. Was hatte er nur vor? Wenn er es weiterhin so vor sich hinschob, brächte er es nie heraus.

"Vor drei Jahren starb jemand, der mir sehr wichtig war. Wir waren nicht mehr zusammen, wir hatten uns schon länger getrennt und neue Verbindungen geknüpft, aber dennoch standen wir uns sehr nahe. Aber eines Tages, es war gefühlt ein Jahr nachdem wir uns trennten, gab jemand eine Anzeige auf. Es war nur die halbe Wahrheit, das meiste der Anklage war erfunden, es waren ausschließlich Gerüchte, die jemand in die Welt gesetzt hatte, aber letztendlich...", Antonio machte eine Pause, wandte den Blick ab und sah zu Boden, ehe er sich allmählich traute, Lovino ins Gesicht zu sehen, "...letztendlich haben sie ihn hinrichten lassen. Und die Teilschuld trage ich...denn neben all diesen Gerüchten brachten sie ihn wegen mir um. Weil wir uns liebten und das auch ohne Scheu zeigten. Vielleicht geschah es auch, weil ich mich bei den falschen Menschen verplapperte... Ich weiß nicht, warum man nur ihn anzeigte. Ich weiß auch nicht, warum all das erst ein Jahr später passierte. Ich weiß nicht, wer oder was uns so verabscheute...Oder warum es nur ihn und nicht mich erwischte."

Andächtig übergab er das kostbare eingerahmte Bild an Lovino, der es mit all der Vorsicht betrachtete, die Antonio selbst zu Tage legte. "Sein Name war Roderich. Er war Musiker wie mein Bruder und eigentlich war er sogar recht bekannt. Das ist das einzige Bild, das ich von ihm besitze. Nach seinem Tod fand man auch seine neue Lebensgefährtin tot auf. Erzsébet...sie hatte sich selbst..." Weiter kam Antonio nicht. Sein Hals schnürte sich zu und verhinderte, dass er auch nur ein Wort mehr herausbrachte.
Wegen ihm...
Weil er Roderich damals gefragt hatte...
Weil er ihn gefragt hatte, ob sie zusammen sein wollten...verließen in Folge zwei wertvolle Menschen ein kostbares, einmaliges Leben. Antonio atmete schwer. Der Schock saß immer noch tief in seiner Seele verwurzelt und Schuldgefühle häuften sich tagtäglich an.

Zugleich spürte auch Lovino Antonios seelischen Schmerz und er strich zärtlich über die dünne Glasscheibe, die das alte Bild von der Außenwelt schützte. Das war also das Bild, das seine Aufmerksamkeit bei seinem ersten Besuch erregte. Das Foto zeigte einen etwas jüngeren Antonio mit einem gleichaltrigen Mann mit Brille, der wohl Roderich war. Sein dunkles Haar war zur Seite gekämmt, und doch wollte sich eine Strähne nicht beugen.
Erinnerte ihn an seine eigenen Haare...da sträubten sich einzelne Strähnen ebenfalls gegen seinen Kamm, egal, was er auch versuchte.

Roderich hatte ein Muttermal an seinem Kinn, seine Mimik wirkte auf dem ersten Blick eher genervt. Dagegen bildete Antonios dümmliches Grinsen einen krassen Kontrast.
Oh Mann...
Antonio - seine Geschichte war doch noch mehr Chaos als Lovino erwartet hatte. Wie schaffte er es nur, die restliche Zeit des Jahres optimistisch und lebensfroh zu verbringen, wenn Qualen wie diese in seinem Schädel herumspukten? Lovinos Herz wurde bleischwer...

"Antonio, das-"

"Du hast mich an jenem Abend gefragt, was die grüne Nelke in meiner Tasche sollte...zu der Zeit konnte ich dir keine Antwort geben." Sein Gegenüber wechselte geschickt das Thema, drängte die angebahnte Trauerflut zurück und schenkte Lovino keinerlei Zeit, einen Kommentar abzugeben. "Ich glaube, jetzt ist es offensichtlich genug." Er atmete einmal tief ein und aus, hielt inne, schloss die Augen und öffnete sie langsam. "Lovino, es ist so, dass ich - wie soll ich sagen...Ich-", er stockte, wechselte nervös das Sichtfeld und sah einmal auf Lovino, dann wieder aus dem Fenster und anschließend auf den Boden. Sich auf die Unterlippe beißend suchte er nach den richtigen Worten, doch es fühlte sich an, als könne er sie nicht erreichen. Als würde er in die Tiefe des Meeres stürzen, während seine Sprache der Wasseroberfläche entgegenschwamm, streckte er seinen Arm nach den Worten aus, streifte sie nur mit den Fingerspitzen, ehe sie gänzlich verschwanden und ihn inmitten der betäubenden, sauerstoffraubenden Wellen zurückließen.

Lovino wusste bereits die Antwort. Hätte er nicht aus Zufall das Buch entdeckt, hätte er keinerlei Ahnung. Und doch konnte er nicht mehr tun, als Antonio dabei zu beobachten, wie schwer es ihm fiel, sich zu öffnen. Er sah die Qual in seinen smaragdgrünen Augen, bemerkte nach all der Zeit auch die Verzweiflung und die Leblosigkeit, die sich hinter jenen Seelenspiegeln versteckt hielt. Antonio litt darunter. Flüchten konnte er von dem Kreuz, dass man ihm auferlegte, nicht. Ihm blieb kein anderer Ausweg, als sich selbst anzunehmen und sich treu zu sein, egal wie sehr man sich auch dagegen sträubte. Besorgt zogen sich Lovinos Augenbrauen zusammen, er hielt den Kopf geneigt und seine Wimpern verdeckten schleierhaft seine bernsteinfarbenen Iriden, wenn Antonio auf ihn herabblickte.

"Lovino, ich flehe dich an, bitte hasse mich nicht dafür. Bitte..." Letzteres brachte er nur spärlich und flehend heraus. "Es ist so...Ich bin schwul. Das ist es, was ich sagen wollte." Gespannt auf Lovinos Reaktion ging er einen Schritt zurück und brachte mehr Abstand zwischen ihnen.
Nun war es raus.
Er hatte es endlich von sich gegeben.
Aber...würde Lovino nun aus seinem Leben verschwinden?

Doch Lovino entgegnete ihm keine Antwort. Wie in Zeitlupe verfestigte er den Griff um den dunklen Holzrahmen des Bildes, bis seine Knöchel weiß hervorschienen und Antonio vermutete bereits das Schlimmste; und das, obwohl er sich nie im Leben vorstellen könnte, dass Lovino so dreist wäre.

Lovino öffnete den Mund und schnappte nach Luft. Also hatte sich sein Verdacht tatsächlich befürwortet. Antonio stand auf Männer, so wie Michelle und Emma Frauen liebten. Ohne auch nur irgendeine Vermutung aufzustellen, hatte er sich mit ihnen angefreundet.
Sie waren so wie jeder andere Mensch, egal welches Geschlecht sie hatten oder wen sie liebten. Sie waren wie jeder andere Mensch, den man auf der Straße traf: Ein Mensch mit Stärken und Schwächen.
Sie waren wie jeder andere Mensch, sie lebten und wollten das Leben, das man ihnen schenkte, genießen.

Lovino schloss für einen Augenblick die Augen, hob den Kopf an und blickte in Antonios vom Licht erleuchtete, smaragdgrüne Iriden. Feine Staubkörner tänzelten wie Schneeflocken im Sonnenlicht, brachten eine wohlig warme Atmosphäre mitein, trotz der Ernsthaftigkeit der Situation.

Lovino grinste schief; wahrscheinlich sah er, wie sein Opa es immer beschrieb, spitzbübisch aus. Und Antonio sah staunend auf. "Und was gedenkst du, soll ich mit der Information jetzt anfangen? Macht dich das jetzt zu einem komplett anderen Menschen, den ich nicht kenne?", Lovino zeigte mit dem Daumen nach unten und verstellte die Stimme, "Meep - Fehlanzeige. Du bist genau so der gleiche Tomaten-Bastard, der mir am ersten Tag was ausgegeben hat und genau derselbe Bastard, mit dem ich mich befreundet habe. Würde ich jetzt einfach so gehen und dich wegen sowas verstoßen, schieß ich mir ja selbst ins Bein." Er stieß dem Spanier mit dem Ellbogen leicht in die Rippen. "Also Ruhe jetzt, du willst doch nicht zu einer Heulsuse wie ich werden, das kommt nicht gut an." Lovino imitierte Antonios typisches dümmliches Grinsen. Er wusste, dass das, was er von sich gab, alles andere als wohlüberlegt ausgesprochen wurde, aber Antonio würde verstehen..., dass er es als Aufmunterung annehmen sollte...und dass es Lovino sichtlich egal war, dass er schwul war.
Wenig wusste er, dass er mit seinem freundlich gemeinten Necken jemandem ähnelte, den Antonio einst verlor. Antonio war sich dessen im Moment noch nicht bewusst, es spielte sich ausschließlich in seinem Unterbewusstsein ab, aber es würde der Augenblick kommen, in dem es ihm zum Verhängnis werden würde.

Ein Schmunzeln war von Antonio zu sehen, gefolgt von Ernsthaftigkeit lösendem Lachen, ehe er sich mit dem Handrücken kurz die Augen rieb. "Mann, Lovino. Für den Moment dachte ich echt, dass du mich jetzt hasst. Aber danke." Antonios schweres Herz schlug nun leichter und fröhlicher dahin. "Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand einen so annimmt wie du. Deshalb danke ich dir dafür. Muchas gracias, Lovi!"

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