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„Welchen Grund sollte es denn dafür geben?", fragte Remus. „Ich bin hier das Monster, nicht du!"
„Du liegst absolut falsch.", stieß ich mit brüchiger Stimme aus.
„Ach ja? Dann erzähl doch mal!", verlangte er. „Was macht dich denn so gefährlich? Was ist das Schlimmste was du jemals getan hast? Hast du eine Fliege getötet?"
Blitzschnell drehte ich mich zu ihm um. Diesmal spürte ich wie meine Augen zu glühen begannen und sah die Flammen, die um meinen Kopf tanzten.
Remus wisch erschrocken zurück.
„Reicht das als Antwort?", schrie ich. Ohne es gemerkt zu haben, war ich aufgesprungen. „Reicht das, damit du erkennst, was für ein Monster ich bin? Oder willst du mehr? Willst du sehen, wie ich explodiere und alles zerstöre, was mir zu nah ist? Was willst du noch? Willst du hören, dass ich meine eigene Mutter getötet habe? Reicht das, damit du erkennst, dass ich hier das Monster bin? Was willst du sehen?" Mein gesamter Körper brannte und ich spürte, wie die Flammen unkontrolliert größer und größer wurden. Mit einem hohen Satz sprang ich mehrere Meter in den See hinein. Keine Sekunde zu spät, denn gerade als ich untergetaucht war, fand die Entladung statt. Das Wasser spritze hoch und benässte Remus von oben bis unten.
Wieder viel ruhiger und ohne brennende Haare watete ich zurück zum Ufer. Im Gegensatz zu Remus war ich sofort wieder vollständig trocken.
Kopfschüttelnd setzte ich mich im Schneidersitz auf den Boden, Remus gegenüber, aber dabei bedacht, dass genügend Abstand zwischen uns herrschte.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an. Ich erwiderte den Blick. Die Wut in mir war erloschen und machte Platz für die Angst. Wann genau hatte ich mich entschieden Remus alles zu beichten? Noch nie in meinem Leben hatte ich es jemanden erzählt. Es gab Menschen, die es wussten, aber nie hatte ich es selbst erzählt.
Was würde Remus sagen? Was würde er jetzt machen? War es das Ende meiner Freundschaft zu ihm? Zu allen Rumtreibern? War es das Ende meiner Freundschaft zu allen hier in Hogwarts? War es vielleicht sogar das Ende meiner Anwesenheit in diesem Schloss? Könnte ich noch hier bleiben, wenn alle darüber Bescheid wussten? Es würden Beschwerden reinhageln, wenn es bekannt wurde. Albus würde keine andere Wahl haben.
„Was ist das denn?", fragte Remus und starrte auf den Boden unter mir. Das Eis breitete sich aus und ließ auch einen Teil des Sees zufrieren.
„Das bin ich.", stellte ich mit aller Ruhe fest.
„Wie?"
„Überrascht dich das denn jetzt noch wirklich?", fragte ich und schnaubte belustigt. „Nachdem du gesehen hast, wie ich in Flammen stand?"
„Ja, Feuer UND Eis?", antwortete er. Es war seltsam: in seinen Augen stand keine Furcht. Es war vielmehr etwas wie Faszination. „Du bist ein Elementarist, aber ich habe nie von einem gehört, der zwei Elemente beherrscht."
Verblüfft riss ich die Augen auf. „Du weißt was Elementaristen sind?"
„Natürlich.", stellte er fest. „Ich habe viel über sie gelesen, aber in jedem Buch stand auch, dass nur die allerwenigsten Zauberer Elementaristen sind und in der Lage sind EIN Element zu bändigen, keine zwei."
„Tatsächlich sind es vier.", stellte ich fest und musste ein wenig grinsen.
„Vier?", stieß er aus. „Wie vier? Du kannst... Also... Wie jetzt? Vier? Alle vier?"
Nickend vergrub ich meine Finger in den Boden. „Feuer und Eis, beziehungsweise Wasser, hast du ja offensichtlich schon gesehen." Das Eis wanderte langsam zu mir zurück, aber meine Konzentration lag auf der Erde. Mit geschlossenen Augen, griff ich nach der Magie, die darin lag und ließ eine Pflanzenranke durch den Grund brechen, die an Remus Bein hochkletterte. „Da hätten wir die Erde und Luft-" Mit einer drehenden Handbewegung entstand ein kleiner Luftstrudel, den ich auf den See warf und der sich wie ein Kreisel drehte bis er im Wasser versank. „haben wir hier."
„Das ist... wow... Das ist unglaublich!"
„Du solltest Angst davor haben.", erinnerte ich ihn und mein Lächeln erstarb. Seine Reaktion hatte die Hoffnung in mir geweckt, aber trotzdem sollte er sich vor mir hüten.
„Wieso denn? Das macht dich nicht zu einem Monster. Im Gegenteil, das ist eine wundervolle Gabe!"
„Du hast gerade miterlebt, was passiert, wenn ich wütend werde.", erinnerte ich ihn. „Das war harmlos. Du hättest es gestern sehen müssen. Wenn ich es nicht zum See geschafft hätte, hätte ich wahrscheinlich das halbe Schloss zerstört!"
„Feuer und Wut also.", stellte er fest.
„Ja, aber nicht nur. Auch Schmerz."
„Interessant.", bemerkte er und nickte. „Was gehört zum Eis?"
„Trauer und Angst."
„Warst du denn eben traurig oder hattest du Angst?"
„Beides.", gestand ich ehrlich.
„Was ist mit Erde und Luft?"
„Diese Elemente sind anders.", berichtete ich und war froh, dass er nicht weiter auf das Eis eingegangen war. „Sie sind nicht so stark an Emotionen gekoppelt. Deswegen ist es viel einfacher sie zu beherrschen als Feuer und Eis. Die kann ich nicht kontrollieren. Sie sind mächtiger als ich. Das einzige was ich versuchen kann ist sie zu unterdrücken, was am besten dadurch funktioniert, keine schlechten Gefühle zuzulassen."
„Deswegen also...", murmelte er.
„Ja, ich kann nicht einfach mal einen schlechten Tag haben.", führte ich weiter aus. „Wenn ich das täte, würde ich möglicherweise jemanden verletzen."
„Deine Mutter...", hauchte er entsetzt, als er sich an meine vorherigen Worte erinnerte.
Ich schluckte. Ich hatte mit der Wahrheit angefangen, dann konnte ich ihm auch alles erzählen. Vielleicht war das ja etwas Gutes. Jemanden alles anzuvertrauen. Jemanden, der in meinem Alter war. „Ja, meine Mutter starb und ich war dafür verantwortlich. Es war keine Absicht und in gewisser Weise war sie selbst schuld daran, aber gestorben ist sie an einem Feuer, das ich erzeugt habe. Ich habe mit sechs Jahren unser gesamtes Haus abgefackelt. Es waren nur meine Mutter und ich zuhause, anderenfalls wären auch alle anderen gestorben."
„Und du..."
„Ich blieb unversehrt.", unterbrach ich ihn. „Feuer kann mir nichts anhaben. Hast du doch gerade gesehen."
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