
Aufgabe 8 - Oneshot nach Vorgaben
Hello hello, hier ist die achte Aufgabe:
Meine Vorgaben waren:
Genre: Sonstiges
Szenerie: Auf einer Insel
Charaktere: Auswahl
Ende: Unexpected End
Da ich ja auf einer der Ostfriesischen Inseln wohne, habe ich mir eine Geschichte über einen Seemann aus Baltrum zur Vorlage genommen, da ich sie sehr tragisch finde und mir immer ein anderes Ende ausgedacht hatte. Aber seht selbst :>
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~TJARK EVERS~
1866, Westeraccumersiel, Ostfriesland
,,Nochmal vielen Dank, dass Sie mich mitnehmen'', sagte ich zu den Seemännern, mit denen ich nun zusammen die Bucht Westeraccumersiels verlassen hatte. ,,Nicht's zu danken, aber was hast du es einen Tag vor Weinachten noch so eilig, nach Baltrum zu kommen?'', fragte mich einer der Bootsleute. ,,Ich will meine Eltern überraschen. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen. Vater ist immer auf See und Mutter mit meinen Geschwistern beschäftigt.'' Der alte Mann nickte, rückte seine Kapitänsmütze zurecht und ruderte stets weiter. Ich sah in die Ferne, doch stellte fest, dass ich nichts sah.
,,Dicker Nebel heute...'', brummte einer der anderen Männer. Seine Stimme wurde fast von dem gegen das Segelboot platschende Wasser übertönt. Es herrschte lange Stille im Boot. Die Seeleute, die ich durch Zufall kennengelernt hatte und so freundlich waren, mich und einen Langeooger zu unseren Inseln zu bringen, waren beschäftigt, mit dem Nebel fertig zu werden. Deshalb sagte ich lange nichts, klammerte mich an meinen Beutel und die darin verborgenen Geschenke. Unteranderem eine Zigarrenkiste für meinen Vater.
Erst, als wir den Strand von Langeoog erreicht hatten, kam wieder Tumult auf. Der junge Insulaner kletterte aus dem Holzboot. ,,Auf Wiedersehen'', gab dieser zum Abschied von sich. ,,Ahoi, junger Mann und frohe Weihnachten'', rief der Kapitän ihm hinterher, ehe er im Nebel verschwand. ,,Dann wollen wir Sie mal nach Baltrum bringen'', redete er nun mit mir. Ich spürte schon das aufgeregte Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Bald war ich Zuhause.
Auch mich ließen die Männer wenig später, als wir festes Ufer erreicht hatten, aus dem Boot steigen. ,,Ahoi, der Herr!'', riefen sie mir zu. ,,Auch Ihnen noch eine gute Heimreise!'', schrie ich zurück und konnte sie schon nach kurzer Zeit nicht mehr sehen. Ich stapfte durch den Sand. Bald würde ich bequem in unserer Küche sitzen, die Füße aufwärmen und meine Eltern wiedersehen.
Doch nach wenigen Minuten des Gehens, spürte ich wieder Wasser zu meinen Füßen. Verwundert blickte ich durch die Gegend. Überall war Wasser, es verschwand zu allen Seiten im Nebel. Ich war auf einer Plate gelandet, einer Sandbank, mitten in der Accumer Ee. Ich saß in der Falle. Bald würde die Flut kommen, schwimmen konnte ich nicht und überhaupt. Das Wasser war sowieso viel zu kalt.
,,Zu Hilfe!'', schrie ich so laut ich konnte. ,,Ich bin auf einer Plate!'', rief ich noch einmal in der Hoffnung, die Seemänner würden mich noch hören. ,,Kommen Sie zurück!'' Ich schnappte nach Luft. So sollte mein Weihnachten eigentlich nicht aussehen. Ich würde ertrinken und ich würde dabei zusehen müssen. ,,Ist hier jemand?'' Mein verzweifelter Schrei erfüllte die Stille. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich ließ mich auf dem noch trockenen Teil des Sandes nieder und kramte in meinem Beutel, sowie meiner Westentasche.
Mit zittrigen Händen holte ich die Zigarrenkiste, die für meinen Vater bestimmt war heraus. Dazu noch mein Notizbuch und einen Füller. Ich fing an zu schreiben, meinen Abschiedsbrief zu schreiben. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass ich diesen erst in ein paar Jahrzehnten aufs Papier bringen hätte müssen, doch war mir klar, dass es für mich mit großer Wahrscheinlichkeit keine Rettung mehr geben würde. Ein Schluchzen entfloh meiner Kehle. Ich wollte noch so vieles in meinem Leben erreichen, hatte gerade erst das Gefühl, es würde so richtig beginnen. Ich löste mich von meinen Gedanken und begann mit der ersten Zeile.
,,Liebe Mutter! Gott tröste Dich, denn Dein Sohn ist nicht mehr. Ich stehe hier und bitte Gott um Vergebung meiner Sünden. Seid alle gegrüßt. Ich habe das Wasser jetzt bis an die Knie, ich muß gleich ertrinken, denn Hülfe ist nicht mehr da. Gott sei mir Sünder gnädig. Es ist 9 Uhr, Ihr geht gleich zur Kirche, bittet nur für mich Armen, dass Gott mir gnädig sei.
Liebe Eltern, Gebrüder und Schwestern, ich stehe hier auf einer Plat und muß ertrinken, ich bekomme euch nicht wieder zu sehen und ihr mich nicht. Gott erbarme sich über mich und tröste euch. Ich stecke dieses Buch in eine Sigarren Kiste. Gott gebe, daß Ihr die Zeilen von meiner Hand erhaltet. Ich grüße euch zum letzten Mal. Gott vergebe mir meine Sünden und nehme mich zu sich in sein Himmelreich. Amen.
An Schiffer H. E. Evers Baltrum
T U H Evers
Ich bin T. Evers von Baltrum.
Der Finder wird gebeten, dieses Buch meinen Eltern zuzuschicken an Cpt. H. E. Evers Insel Baltrum'', flüsterte ich mit zittriger Stimme, nachdem ich den Stift sinken ließ. Ich legte das Buch in die Kiste, wickelte ein Taschentuch darum und sandte sie hinaus auf das weite Meer, was mir zum Verhängnis geworden war. Auf das sie meine Familie erreichen würde...
Ich war fast nicht mehr bei Bewusstsein, stand schon bis zur Brust im Wasser, als ein Licht vor meinen Augen aufblitzte. Meine Augenlider schlugen, erschrocken und voller neuer Lebensenergie wieder auf. Da war etwas, etwas von Menschen gemachtes. Was auch immer es war, es war meine allerletzte Chance auf Rettung. ,,Hey! Hilfe!'', rief ich, wedelte mit den Armen. Das Wasser schwappte gegen mein Gesicht, was mich die Augen zusammenkneifen ließ. ,,Retten Sie mich, bitte. Sonst ertrinke ich!'' Ich verschluckte mich an der salzigen Flüssigkeit.
Panisch zappelte ich mit Armen und Beinen. Das Wasser brannte in meinem Hals wie nie zuvor. Es würde mich vergiften. Ich kämpfte gegen mein Schicksal an, nahm meine allerletzte Kraft und strammpelte in Richtung der Lichtquelle. Es spritze nur so um mich herum. Ich hatte das Gefühl, meine Kleidung zog mich herunter. ,,Helft mir.'' Das Gewässer verschluckte meine Worte. Alles vor mir wurde schwarz und ich spürte, wie ich die Wasseroberfläche verließ und langsam in die schwarze Tiefe glitt.
...
Mit einem Husten kam ich wieder zu mir. Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich verwundert um. Ich war auf einem Schiff. Sah so die Fahrt zum Himmel aus? Ich versuchte, den Kopf zu heben, doch pochte dieser schmerzhaft. Ich verzog das Gesicht. ,,Schauen Sie mal. Er lebt!'', rief eine Jungenstimme. Ich hörte Schritte und blickte wenig später in die Gesichter eines jungen Mannes und einem deutlich jüngeren Knaben.
,,Wo bin ich?'', fragte ich immernoch benommen. ,,Auf unserem Schiff, der Nordlicht'', erklärte der Ältere der beiden. ,,Aber ich bin doch ertrunken?'' Ich konnte immernoch nicht fassen, dass ich wirklich überlebt haben sollte. Da draußen schwimmte ein Abschiedsbrief durch die See, der meinen Tod kundtun soll und ich bin noch am Leben? ,,Bekanntlich ertrinkt man nicht, indem man ins Wasser fällt, sondern nur, wenn man auch drin bleibt'', meinte der Junge, weshalb er einen Schlag auf den Kopf kassierte.
,,Deine dummen Sprüche kannst du dir für Zuhause aufheben, Lausbube und jetzt mach', dass du wegkommst'', schimpfte der Ältere und der Angesprochene stürmte hinaus. ,,Ich möchte mich für meinen Bruder entschuldigen. Fiete ist noch etwas ungestüm. Er ist zum ersten Mal mit auf See'', sagte er an mich gewandt. ,,Schon in Ordnung. Vielen Dank, dass ihr mich gerettet habt. Ich dachte, ich müsste auf dieser Plate versauern.''
,,Wie kommst du da überhaupt hin?'', fragte er, als er mir die Hand gab, damit ich mich behutsam aufsetzen konnte. ,,Ich wollte nach Baltrum zu meinen Eltern und es war sehr neblig, dann haben die Matrosen wohl den Strand verwechselt und ich wäre fast umgekommen'', erzählte ich und erschauderte bei der Erinnerung. Der Blonde, der mein Unwohlsein wahrgenommen hatte, fragte mich nun: ,,Und wie lautet dein Name?'' Ich hustete, bevor ich antworten konnte. Mein ganzer Rachen brennte vor Salz. ,,Tjark Evers.''
,,Jens Akkermann.'' Er drückte meine Hand etwas. ,,Wir bringen dich wieder nach Hause, das verspreche ich dir. Doch erstmal müssen wir selbst wieder an unserer Insel festmachen'', sagte er. ,,Und wo fahren wir hin?'', fragte ich. ,,Nach Borkum'', antwortete Jens. ,,Es gibt da nur ein kleines Problem'', fing ich an zu sprechen und setzte mich auf. ,,Das wäre?'' Gespannt sah er mir in die Augen. ,,Es kusiert eine Flaschenpost mit meinem Abschiedsbrief im Meer, welcher sagt, ich wäre Tod'', erklärte ich. ,,Dann täusche deinen eigenen Tod vor und komm' mit mir mit.'' Er fuhr mit dem Daumen über meinen Handrücken. ,,Nur, wenn du willst, versteht sich.'' Mir stand der Mund offen.
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In der Version, die wirklich passiert ist, ist Tjark gestorben. Ertrunken auf der Sandbank. Ich finde den Gedanken schon immer super traurig...
Bis zum nächsten Mal.
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