Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Al

Es war zum Verzweifeln. Schon fünfzehn Tote und doch schien jede Spur ins Nichts zu führen. Dass ich gestern ein wenig angetrunken zum Inspector gefahren war und ihn mit meiner neusten Vermutung konfrontiert hatte, war sicher auch nicht hilfreich gewesen. Denn auch wenn er es offenbar mit viel Mühe geschafft hatte, mir nicht an die Gurgel zu springen, hatte es ihn kein bisschen interessiert, was ich zu sagen hatte. Im Nachhinein war es auch verständlich, wenn ich alle seine Kollegen unter Mordverdacht gestellt hatte, ohne irgendeine logische Erklärung zu liefern. Vielleicht war es auch keine gute Idee gewesen, ihn nach Feierabend auf dem Weg zu seinem Auto abzupassen. Geduld hatte er auf jeden Fall, das musste ich zugeben. Ich selber hätte so eine Nervensäge wie mich keine Sekunde lang ertragen. 

Und nur ein paar Stunden später hatte sich auch mein letzter Verdacht gegen die Polizei in Luft aufgelöst. Hätte ich mir die einzelnen Ermordeten genau angeschaut, wäre es mir schon viel früher aufgefallen. Wie dämlich konnte ein einzelner Mensch nur sein? Sergeant Albers war damals der vierte Tote gewesen. Eigentlich hätte ich darauf schon längst kommen müssen, bei dem Aufschrei in der Presse, den es damals gegeben hatte. Doch wie sollte man sich auch in diesem Büchlein die wichtigen Informationen finden, wenn alles von Fotos, Zeitungsberichten und unlesbaren Worten gefüllt war? Es war eine der peinlichsten Aktionen der letzten Jahre gewesen, wenn nicht sogar die peinlichste, die ich da zustande gebracht hatte. 

Obwohl, wie sollte ich die Verbindung ziehen? Seltsamerweise hatte meine Schwester ihn nur mit "Al" in ihren Aufzeichnungen betitelt, selbst auf der seltsamen Liste aller Opfer hinten im Notizbuch. Doch wäre ich so gewissenhaft wie sie gewesen, hätte ich es längst bemerkt. Aber es war sowieso vergebens. Ich würde diesen Fall niemals alleine lösen können. Wer auch immer der Mörder war, er war definitiv klüger als ich. Obwohl mit dieser These wohl fast alle Menschen verdächtig wären. 

Seufzend lehnte ich mich nach vorne und ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken. Es war sowieso zwecklos. Ohne Eira war alles verloren. Es brachte absolut nichts, einen Täter finden zu wollen. Am Ende würde dieses Ungeheuer sowieso gewinnen. 

Vielleicht Sekunden oder auch Stunden später riss mich ein Klopfen aus dem Gedankenkreisel heraus. Wer zur Hölle hatte hier etwas zu suchen? Kurz dachte ich daran, dieses Arschloch eine Ewigkeit draußen stehen zu lassen, entschied mich allerdings dagegen. Eigentlich war es eine willkommene Ablenkung und schlimmer konnte es nicht werden. 

Ich schlurfte zur Tür und riss sie auf - abschließen war mir in den letzten Tagen ziemlich egal gewesen. Kaum dass ich nach draußen sah, war ich auch schon wieder hellwach. "Ben? Was machst du hier?" 

Er streckte sich noch ein Stück, obwohl ich schon einen gefühlten Meter zu ihm hochstarren musste und steckte die Hände hinter den Rücken. "Du wolltest, dass ich dir bei deinen privaten Ermittlungen helfe?" 

"Klar! Komm hinein!" Alles war besser, als einsam in der Wohnung zu versauern. Und mit etwas Glück hatte er tatsächlich eine bahnbrechende Idee, die uns weiterhelfen konnte. 

"Ich habe leider nur kurz Zeit, in etwa zehn Minuten müsste ich wieder gehen. Du hast das Notizbuch von Eira doch erhalten, oder?" Mit großen Schritten lief er an mir vorbei. Fast wie ferngesteuert ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf einen der Stühle neben dem kreisrunden Tisch sinken. 

"Klar, was ist damit?" Ich latschte hinterher und ließ mich neben ihn sinken. 

"Sicherlich hast du die Liste hinten bemerkt. Schau sie dir genau an, vor allem die Namen. Deine Schwester hat überraschend lange dafür gebraucht, doch nach einigen Stunden solltest auch du darauf kommen sollen, was dahinter steckt. Konzentriere dich auch die Muster, es ist zwar bei Weitem nicht perfekt, aber dennoch erkennbar." Er hatte seine Hände auf den Tisch gelegt und starrte mich mit seinem typischen Blick an. "Eine kleine Frage: Du weißt, wie viele Buchstaben das Alphabet hat, richtig?" 

Hielt er mich für dämlich oder was? Doch als ich schon den Mund aufmachte, um eine Antwort von mir zu geben, fiel mir keine ein. Vielleicht waren Schlafmangel, eine Flasche Wein und elf Tafeln Schokolade kein guter Cocktail zum Nachdenken. So doof konnte selbst ich normalerweise nicht sein. Wieso nur fiel mir genau dann etwas nicht ein, wenn ich es brauchte? 

"Sechsundzwanzig. Sechsundzwanzig durch zwei sind dreizehn, eine Unglückszahl, die niemals funktioniert kann. Scheitert die Dreizehn, bleiben zwölf. Bleibt die andere Dreizehn stehen, werden es fünfundzwanzig, zählt man das Scheitern nicht mit ein. Und zwischen fünfundzwanzig und sechsundzwanzig liegt nur ein Schritt, ein Gedanke, ein Mörder. Das sollte dir für die restliche Zeit bis zu unserem nächsten Zusammentreffen genug zu denken geben." Ben richtete sich schon auf und war drauf und dran, mich mit eintausend Fragen einfach hier sitzen zu lassen. 

"Warte! Was zur Hölle bedeutet das alles nur?" Ich hatte keine Lust, eine Ewigkeit hier an diesem Rätsel zu knabbern. Ich musste den Fall morgen klären, um weitere Todesfälle zu vermeiden und Scherze konnte ich mir erst danach erlauben. Weshalb Ben sich von alledem gar nichts anhaben ließ, war mir unklar. Er war doch in derselben Situation wie ich! Er hatte doch auch durch diesen Wahnsinnigen seine ältere Schwester verloren! Wieso schien ihn die Mordreihe so wenig zu berühren? 

"Es bedeutet mehr, als es den ersten Anschein hat. Es schränkt den Kreis der Opfer ungemein ein, allerdings nicht genug, als dass die Polizei handeln könnte. Die Polizisten werden es sicherlich selbst längst bemerkt haben, dazu braucht man keinen außerordentlichen Verstand. Es geht nur darum, eine Einordnung zu erhalten. Denk darüber nach, du wirst es verstehen." Er stand ruhig wie eh und je vor mir und zuckte nicht einmal mit einer Wimper. Auch wenn es eine so vollkommen andere Situation war, kam ich mir wie damals vor, als er mir das Schachspielen beibringen wollte. Ich hatte es nie begriffen und würde es nie begreifen, doch auch da hatte er irgendetwas von Verstand und Einordnung heruntergeleiert. Es war genauso wie an dem Tag. Er hatte sich nicht geändert, nie geändert - jedenfalls nicht in den zwölf Jahren, an die ich mich noch blendend erinnern konnte. Vor langer Zeit hatte ich ihn einmal lachen gesehen, doch es musste schon lange her sein, denn mit dem fröhlichen Jungen damals hatte er jetzt nichts gemein. Er war seltsam - es war immer, als würde er ein Spiel spielen. Eira hatte das gerne mitgemacht, sie hatte es geliebt, andere über ihre eigens ausgelegten Fallstricke stolpern zu lassen, obwohl sie es bei ihm vermutlich nie erreicht hatte. Doch ich hasste es. Dieses Spiel würde ich nicht mitspielen. 

"Es ist nicht lustig! Du hast deine Schwester doch auch geliebt, da muss die Lösung des Falles wichtiger sein als alles andere! Du hast doch auch nur deine Schwester gehabt!" Ich war am Verzweifeln. Er und Eira, beide hatten diesen unfassbar kalten Blick, der nur selten zu verschwinden schien. Diese unfassbare Kälte, die von ihnen ausging, die spürbar, aber mit keinem Thermometer zu messen war. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken, als seine schwarzbraunen Augen noch eisiger wurde, als ich es jemals erlebt hatte. 

"Es ist nicht lustig. Jocelyn ist tot und das schon seit vier Jahren. Eira ist tot und das schon seit mehreren Tagen. Daran kann und wird sich nichts ändern. Zudem habe ich nicht nur eine Schwester gehabt, auch wenn du dich daran nicht zu erinnern scheinst. Ich hatte einen Bruder. Und er wurde auf eine grausamere Weise getötet als alle anderen." Zum ersten Mal in meinem Leben bemerkte ich, wie er seine zitternden Hände hob und einen Schritt auf mich zu machte. Er schien seine Fassung verloren zu haben und vollkommen außer Kontrolle zu sein. 

Verschreckt lehnte ich mich in dem wackligen Klappstuhl nach hinten, bis er umkippte. Auch wenn mir mein Rücken danach höllisch weh tat, schien es Ben aus dieser seltsamen Gemütsverfassung gerissen zu haben. Die wenigsten Menschen hatten es jemals geschafft, mir Angst einzujagen. Er hatte es getan. 

"Es tut mir leid, Heulwen. Wir alle sind von diesen ganzen Todesfällen sehr mitgenommen, ich hätte mich nicht so mitreißen lassen sollen. Es mag der falsche Zeitpunkt für Gefühle sein, doch selbst ich kann sie nicht ewig verstecken. Ich wollte nichts Schlechtes, bei Weitem nicht. Ich würde dir sehr gerne weiterhelfen, jedoch ist es nicht so einfach. Selbst der klügste Kopf scheitert irgendwann. Es tut mir ehrlich leid, allerdings bin ich keine sonderlich große Hilfe." Er reichte mir die Hand und zog mich hoch, nur um dann ein paar Sekunden später wieder erstarrt zu sein. 

"Es tut auch mir leid - ich hätte mich daran erinnern sollen, doch ...", meinte ich, bevor meine Stimme versagte. Welche Lügenmärchen wollte ich ihm jetzt auftischen? Ich hatte seinen Bruder vergessen, weil ich ihn vergessen wollte. Es war keine gute Erinnerung. Dass er und Eira nun den Todestag teilten, machte es nicht einfacher. Es war einfach alles zu viel. Ich wusste auch nicht mehr, wohin ich mich verrannt hatte. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro