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Verwirrt? Nö, ganz normal (7)

Als ich dann endlich auf meinem Hintern sitze, wird, wie es nicht anders zu erwarten war, mein Puls kontrolliert. Da ich ja mal nicht so sein will, lasse ich den Blondschopf machen. Übung kann nie schaden. Nach ein paar Minuten bin ich mir etwas unsicher, ob er tatsächlich Gefühle in den Fingerspitzen besitzt oder ob seine Festplatte im Kopf nicht mehr ganz richtig funktioniert, denn die Maßnahme des Puls ertasten hat sich im Normalfall schnell erledigt. Nur nicht bei Blondi. Damit mein Gesicht nicht ausspricht, was mein Kopf denkt, mustere ich eine Zeit lang den Boden und verkneife mir ein paar Mal eine ausschweifende Mundbewegung, die man heutzutage gerne als Gähnen bezeichnet.

"Gut, Frau... ähm...", höre ich den Neuen neben mir ein Gespräch beginnen. Damit er jetzt keine großen Geschütze auffährt, teile ich ihm in Kurzfassung mit, dass ich auch ohne ihn in guten Händen und nicht auf Hilfe angewiesen bin: "Alex ist mein Mann und ich komme klar, danke!" "Gut, Frau Alex ist mein Mann und ich komme klar. Was macht der Kreislauf?"

Hat der ne Macke?

Franco bepisst sich nebenher vor Lachen, bekommt dafür aber gleich einen Anschiss: "Herr Fabiano? Was gibt es bei einem unklaren Gesundheitszustand zu lachen?"
Jetzt bin ich es die lachen muss, da Franco fast die Mimik aus dem Gesicht fällt. Hat wohl nicht damit gerechnet, dass der Notarzt ihm derart übers Maul fährt. "Linus, das ist Josi und wenn du weißt wie sie tickt, dann..." Um meinen ehemaligen Mitbewohner zu schützen, damit er nicht nochmal wegen mir einen Rüffel bekommt, vollende ich den Satz: "... dann weiß man, das ich selber weiß, was ihr wisst. Ne, warte.. Das ist jetzt nicht so ganz verständlich. Ich bin selbst vom Fach und auch mit einem verheiratet... Also, mit keinem Fach aber mit einem der sich damit auskennt... mit Medizin und nicht mit Fächern...", stammele ich vor mich hin und frage mich selbst, was ich da eigentlich für einen Blödsinn rede. Wenn mein Nebenmann mich jetzt in die psychiatrische Abteilung bringt, brauche ich mich wirklich nicht zu wundern. Der Blick des Notarztes deutet mir, dass er jetzt mehr verwirrt als aufgeklärt ist. Franco hingegen zerreißt es fast die Mundwinkel, denn der versteht mein Idiotisch mittlerweile ja ausgezeichnet. Um die Gunst der Stunde zu nutzen und mich aus dem Staub zu machen, bevor Bloni auch noch irgendwelche unsinnigen Diagnosen stellen kann, lasse ich mir von dem Italiener auf die Füße helfen, indem ich ihm meine Hand entgegenstrecke. Womöglich hat mich Finn jetzt zu sehr verwöhnt, aber man kann es mir sicherlich nachsehen, denn schließlich bin ich schwanger und hatte heute sehr viel zu verdauen. Ich reiche Franco also meine Hand, der sofort weiß was zu tun ist und zieht mich sorgsam in die Höhe. Kaum stehe ich auf meinen Beinen, schaue ich Herrn Fabiano fragend an: "Warum reagiert er nicht darauf, wenn ich Alex' Namen erwähne?"
"Die kennen sich noch nicht", klärt er mich auf, was natürlich Sinn ergibt. Ich hoffe, dass Alex nicht darunter leiden muss, dass der neue Kollege zuerst seine bescheuerte Frau kennengelernt hat, aber selbst wenn, irgendwie wird er sich da schon durchboxen. Es gibt schließlich Schlimmeres.

Ganz so unfreundlich will ich natürlich nicht sein und verabschiede mich deshalb auch mit ein paar Worten von dem Neuen: "Also, Herr.... Ähm, Notarzt. Ich muss dann jetzt echt weiter und meinem Bruder einen Besuch abstatten und anschließend endlich nach Hause. Mein Bett schreit nach mir und womöglich auch meine Kinder. War nett, sie kennenzulernen." Mit einem ernst gemeinten Lächeln wende ich mich von dem Studierten ab und stolpere im nächsten Augenblick über die nicht zu verachtende Beinlänge des Notarztes. Ich sehe den Boden meinem Gesicht schneller näher kommen als mir lieb ist und bin froh, dass Finn sich noch in der Klinik aufhält und mich gleich nochmal durchchecken kann. Der neue Notfallmediziner hat allerdings ausgesprochen gute Reflexe. Davon abgesehen, dass er mir meine Oberweite mit seinem Unterarm in den Körper zurückdrückt, sorgt er dafür, dass ich nicht den Boden knutsche und verfrachtet mich wieder energisch auf den Stuhl neben sich. "Sie bleiben jetzt bitte sitzen. Ihr Zustand gefällt mir überhaupt nicht!" Leider muss ich kurz lachen, da er sich mit diesem Zustand einfach arrangieren muss. Das bin nämlich ich. Josi Hetkamp, wie sie leibt und lebt.

Zu meinem Leidwesen werden wir mit Olis körperlicher Präsenz beehrt: "Josi? Warum bist du denn noch hier? Musst du zur Beobachtung bleiben? Ist was mit den Kindern?" Glücklicherweise hält sich Herr Dreier jetzt nicht mehr in seinem Arschlochmodus auf und ich lege alle meine Hoffnung darauf, dass er den Notarzt davon überzeugen kann, dass man mich freilassen kann. Der blonde Kerl sieht irritiert zwischen uns hin und her und bleibt letztendlich mit zusammengezogenen Augenbrauen bei mir hängen: "Ist das ihr Mann?" Oli und ich schauen uns gleichzeitig geschockt an und geben ein leicht pikiertes, langgezogenes "Neeeeeein" von uns. "Mein Mann hängt gerade mit meinem Gynäkologen bei der Klinikleitung ab!", gebe ich genervt von mir, bevor mich der Neue noch mit sämtlichen Ärzten der KaS verheiratet. Oli versteht anscheinend gerade nicht, was hier los ist und forscht deshalb nochmal nach: "Gibt es irgendwelche Probleme? Kann man irgendwie helfen oder wartet ihr hier nur auf Alex?" Bevor ich eine Antwort geben kann, gibt der Blondschopf Auskunft: "Diese Frau hatte vorhin Schmerzen und ist umher getaumelt. Als sie eine kleine Pause eingelegt hatte und dann aufstehen und sich auf den Weg zu ihrem Bruder machen wollte, ist sie über meine Beine gestolpert und fast gefallen!" Oli schaut den Kollegen ohne jegliche Aussagekraft in seiner Mimik an. Der Notarzt scheint leicht irritiert darüber zu sein, dass so gar keine Antwort zurückkommt. Franco lacht wieder leise vor sich hin und wendet uns seinen Rücken zu, als er leise "Ach ja" vor sich hin murmelt. Gerade als Herr Dreier nach Luft schnappt, da ihm eventuell eingefallen ist, dass von ihm eine Reaktion gefordert wird, piepsen die beiden Melder der Nef-Besatzung. "Ich dachte, du hast uns rausgedrückt!", sagt der Notarzt verwundert, worauf der Italiener nur ein "Hups" über die Lippen kommen lässt und mir zuzwinkert. "Kümmern Sie sich bitte um die Frau und checken Sie sie nochmal gründlich durch. Wir müssen leider los", befiehlt der hochmotivierte Notarzt schon fast und springt dann wie von der Tarantel gestochen los.

Als die beiden verschwunden sind, setzt sich Oli neben mich. "Bei dir ist alles gut, oder?", fragt er, ohne den Anschein zu machen, mich genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. "Ja. Bin untersucht worden und alles scheint in Ordnung zu sein. Kannst du mir sagen, wo genau ich Tom finde?" "Den haben sie in den OP gebracht. Wundsäuberung. Das hat schon ein böses Ausmaß genommen. Der Bruch hat sich zum Glück nicht verschoben. Ich denke, dass du besser dran bist, wenn du jetzt nach Hause gehst und Tom im Laufe des Tages besuchen kommst. Das wird noch eine Weile dauern." "Na gut. Aber ich werde trotzdem noch hier sitzen bleiben und auf die beiden Männer warten. Ist Phil eigentlich noch da oder ist der schon gegangen? Weißt du irgendetwas?" "Phil ist, nachdem dein Bruder für sie Op-Vorbereitung abgeholt wurde, aufgebrochen, da er Dienst hat. Toms Freundin ist nochmal nach Hause gefahren, um Klamotten und alles nötige zu holen. Gerade ist nicht viel los und mich würde brennend interessieren, warum Alex bei der Klinikleitung ist. Willst du mir das vielleicht erzählen?" Eigentlich habe ich gar keine Lust schon wieder über diesen unfähigen Gynäkologen zu reden, aber da Oli jetzt auch keinen großen Riß gemacht und mich mit jeglichen Untersuchungen in Ruhe gelassen hat, will ich mal nicht so sein. Außerdem muss ich ja auch irgendwie die Wartezeit überbrücken.

Alex' Sicht

Die Chancen, dass wir auf die Klinikleitung treffen, sind sehr gering. Zumindest wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass es sechs Uhr morgens ist. Trotzdem wagen wir den Versuch, denn wenn wir jetzt sofort unseren Frust loswerden können, staut sich das nicht über den ganzen Tag an und es müssen keine Außenstehenden unter unserer eventuellen miesen Laune leiden.

Finn klopft energisch, aber ohne jegliche Erwartung gegen die Bürotüre. Wir sind beide mehr als erstaunt, als uns eine Stimme Einlass gewährt. Kaum haben wir die Räumlichkeiten betreten, sticht uns der Klinikleiter, der einen hohen Stapel Akten vor sich liegen hat, ins Auge. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er immer noch oder schon wieder anwesend ist, denn seine beiden obersten Hemdknöpfe sind geöffnet und die Krawatte baumelt fast haltlos um seinen Hals. Zwei müde Augen mustern uns abwechselnd, bevor er mit einer Handgestik deutet, dass wir uns auf die Stühle vor seinem Schreibtisch platzieren dürfen. "Guten Morgen, die Herrschaften. Womit kann ich dienen?", fragt der sehr erschöpft aussehende, ältere Mann und reibt sich kurz mit seinen Händen durchs Gesicht. Finn zögert keine Sekunde lang und übernimmt sofort das Ruder: "Guten Morgen. Es tut uns leid, dass wir Sie unangemeldet und zu so früher Stunde überfallen müssen, aber wir haben ein Anliegen, dass schleunigst besprochen werden muss." Sebastian Minra, so lautet der Name des Herrn uns Gegenüber, atmet tief durch, lehnt sich in seinem Stuhl zurück und nickt uns auffordernd zu: "Um was geht es denn?" "Ich bin Dr. Finn Gröhlich, Gynäkologe und habe eine Beschwerde gegenüber Dr. Gerald Marten vorzubringen!" Dr. Minra seufzt kaum merkbar beim Namen des hauseigenen Gynäkologen auf und nickt Finn zu, damit er mit seinem Dialog fortfährt. "Es ist so, dass Dr. Marten einige meiner Patientinnen, aufgrund einer Notfallsituation, behandelt hat. Während dieser Behandlungen, die er, ohne zuvor einen Blick in den Mutterpass geworfen zu haben, durchführt, wirft er an den Haaren herbeigezogene Diagnosen in den Raum. Aber keinesfalls solche, die man unbekümmert hinnehmen kann. Es sind gravierende Dinge wie Tumore in irgendwelchen Organen der Föten, vermutete und nicht belegte Krankheiten der Schwangeren, angebliche Erkrankungen der Föten und noch vieles mehr. Auf Wunsch lasse ich Ihnen gerne eine ausführliche Auflistung zukommen, nachdem ich meine Patientinnen um Erlaubnis zur Offenlegung gebeten habe. Heute hat sich ein weiterer Fall zugetragen und ich sehe mich in der Pflicht dieses unprofessionelle Verhalten zu melden, denn ich kann meine Patientinnen nicht mehr guten Gewissens in die KaS einliefern lassen, wenn dieser Kollege Dienst hat!" Der Klinikleiter bläst die Backen auf, nickt als Bestätigung und widmet sich dann mir: "Und sie sind?" "Dr. Alexander Hetkamp. Ich bin hier, da meine schwangere Frau heute gestürzt ist und sich versichern wollte, dass den ungeborenen Zwillingen nichts passiert ist. Leider konnte ich der Untersuchung nicht beiwohnen und kam erst in der Klinik an, als sie völlig durcheinander und verängstigt das Behandlungszimmer verlassen hat. Anstatt mir sagen zu können, ob der Sturz irgendwelche negativen Auswirkungen für sie selbst oder die Schwangerschaft hat, wurde mir von ihr die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes und eine abnormalität bezüglich des Wachstums unserer Zwillinge vor den Latz geknallt", gebe ich in einem etwas schärferen Tonfall wider. Dr. Minra wirft abwechselnd einen Blick zu Finn und dann wieder zu mir: "Hat diese Aussage in irgendeiner Weise bestand?"
"Nicht im geringsten", wirft Finn ein und verschränkt seine Arme. "Wenn ich dann noch bitte die fehlende Empathie und die dafür vollkommen ausgeprägte rücksichtslose Verhaltensweise des Kollegen meinen negativen Anmerkungen hinzufügen darf, wäre ich sehr dankbar. Schon vor ungefähr zwei Jahren, bei der ersten Zwillingsschwangerschaft, hat Herr Dr. Marten auf seine Professionalität verzichtet und ein paar unschöne Bemerkungen ausgesprochen. Ich habe den Kollegen damals darauf hingewiesen, dass ich sein Verhalten nicht so hinnehmen kann und bei einem weiteren Vorfall die Klinikleitung informiere. Das Heute hat allerdings all meine Erwartungen gesprengt und zwar nicht in positiver Hinsicht. Wenn meine Frau die Klinik aufsucht, da sie sich Sorgen um unsere Kinder macht, dann erwarte ich, dass sie diesbezüglich ernst genommen wird und der zuständige Arzt sich der Situation entsprechend verhält und ihr nicht andere Diagnosen um die Ohren wirft, die er nicht einmal Begründen kann. Da könnte sich meine Frau auch gleich Dr. Google widmen und sich ein paar der eventuell auftretenden Krankheitsbilder aussuchen."
"Diese Vorwürfe sind sehr schwerwiegend, meine Herren.... Leider auch Begründet.... Tatsächlich sind sie nicht die ersten, die sich beschweren. Bisher haben sich aber leider nur die Ehemänner über Doktor Marten negativ geäußert, während die Patientinnen sich in Schweigen gehüllt haben. Ich brauche handfeste Beweise, die ich gegen den Kollegen verwenden kann. Herr Hetkamp, wäre Ihre Frau denn bereit, gegen Dr. Marten auszusagen, wenn es hart auf hart kommt?", will der Klinikleiter wissen und nimmt eine aufrechte Sitzposition ein. Ich bin kurzzeitig etwas perplex, da ich eher mit einem kleinem Streitgespräch oder ernsten Diskussionen gerechnet hätte. Dass der Klinikleiter aber sofort solche Geschütze auffährt, überrascht mich dann doch. Auch Finn sieht so aus, als wenn er mit dieser unproblematischen Art nicht gerechnet hätte.

"Ich müsste sie natürlich nochmal fragen, aber ich denke nicht, dass sie etwas dagegen hätte!", antworte ich und animiere auch Finn dazu, sich zu äußern: "Ich würde ebenfalls mit den betroffenen Patientinnen Rücksprache halten und bei Einwilligung eine Liste mit Namen zur Verfügung stellen." "Sehr gut. Ich kann Ihnen versichern, dass ich diese Situation sehr ernst nehme und mich darum kümmere. Sobald ich von Ihnen, Herr Dr. Gröhlich, Unterlagen erhalten habe, werde ich das Gespräch mit Dr. Marten suchen und ihn damit konfrontieren. Herr Hetkamp, bei Ihnen möchte ich mich im Namen des Kollegen entschuldigen. Ist bei Ihrer Frau denn alles in Ordnung?" "Danke. Ja, Dr. Gröhlich hat die Untersuchungen wiederholt und konnte uns Aufschluss darüber geben, dass sich die genannten Diagnosen des Kollegen nicht bestätigen und auch der Sturz keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft hat."
"Sehr gut. Dann danke ich Ihnen, Herr Dr. Gröhlich, dass Sie das übernommen haben. Wie gesagt, ich werde mich kümmern. Ich bin froh, dass sie mich aufgesucht haben und wir die Sache jetzt richtig angehen können. Mir ist das Wohl der Schwangeren und natürlich auch das Ansehen der Klinik sehr wichtig!"

Fällt dir aber früh ein.... Wenn du doch schon etliche Beschwerden bekommen hast, hättest du schon längst handeln können...

Finn erhebt sich von seinem Stuhl und reicht unserem Gegenüber die Hand: "Damit es nicht in Vergessenheit gerät, werde ich der Ärztekammer ein Schreiben zukommen lassen. Dann haben sie vollste Unterstützung in ihrem Vorhaben. Einen schönen Tag noch!" 
Mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht verlässt mein Kumpel den Raum und sorgt dafür, dass der Klinikleiter etwas blass um die Nase wird. Zumindest können wir jetzt davon ausgehen, dass das gerade nicht nur viel heiße Luft war, sondern auch tatsächlich etwas unternommen wird. "Danke für ihr offenes Ohr. Wir melden uns dann! Schönen Tag noch!", verabschiede auch ich mich und stoße zu Finn dazu, der schon vor den Aufzügen auf mich wartet.

"Hast du das blöde Gesicht gesehen? Ich musste die Ärztekammer mit ins Spiel bringen. Mir ist das Gespräch etwas zu glatt gelaufen. Die sofortige Einwilligung, etwas zu unternehmen, ist schön und gut, aber ich frage mich, warum bisher noch nichts passiert ist, wenn doch schon so viele Beschwerden vorliegen."
"Kam mir auch etwas komisch vor.... Das war aber ein kluger Schachzug von dir." "Manchmal muss man sofort alle Register ziehen, sowieso wenn es um das Wohl der Patienten geht. Ich werde Josis Fall ebenfalls in meine Schilderungen aufnehmen", informiert er mich und drückt das Knöpfchen an der Wand, damit wir den Aufzug betreten können. "Musst du noch auf die Wache und dich umziehen?", will Finn wissen, als der Personenbevörderungsblechkasten sich in Bewegung setzt. "Ja und mein Auto steht auch noch dort. Phil hat Josi hierher gefahren und ich weiß nicht, ob er noch da ist.." Dann fahre ich euch schnell. Liegt ja eh auf dem Weg!"
Als uns der Aufzug ausgespuckt hat, müssen wir meine Frau gar nicht lange suchen, denn Oli, der neben der schlafenden Schönheit sitzt, fuchtelt dermaßen stark mit seiner Hand herum, dass er fast seinen Nebensitzer k.o. schlägt. Bei den beiden angekommen, gähnt auch Herr Dreier herzhaft auf. "Josi ist vor fünf Minuten abgedriftet. Ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber ich sollte so langsam mal wieder meiner Berufung nachkommen." "Klar, geh nur. Danke, dass du ihr Gesellschaft geleistet hast. Ach so, war sie denn bei Tom? Weißt du was?", will ich wissen und gehe vor meiner Frau in die Hocke, um sie gleich zu wecken. "Tom ist zur Wundsäuberung im OP und ich habe ihr gesagt, dass sie ihn erst im laufe des Tages besuchen soll. Wir sehen uns, Männer. Bis bald!" Schneller als wir gucken können, dampft unser Kollege ab und entzieht meiner Frau somit die seitliche Anlehn Gelegenheit, so dass sie zur Seite kippt. Ich kann sie gerade noch rechtzeitig festhalten, bevor sie den Schoß des Opas zwei Stühle weiter mit ihrem Kopf in Beschlag nimmt. "Schatz?" Ich rüttle zusätzlich an ihren Schultern und schaffe es erstaunlich schnell, meine Angebetete aus ihrem Koma zu wecken. "Mh?" "Wir sind fertig und können gehen. Finn fährt uns zur Wache, damit ich mich umziehen und unser Auto holen kann!" "Okay!" Schlaftrunken stellt sich Josi auf ihre Beine und fängt schlagartig an zu zittern, da ihr jetzt die Müdigkeit und die Anspannung des gesamten Morgens zu schaffen macht. Damit sie nicht zum Eisklotz mutiert, will ich ihr meine Jacke geben, doch erst jetzt fällt mir auf, dass ich die anscheinend in Geralds Büro vergessen haben muss. "Ach verdammt. Ich muss meine Jacke noch kurz holen. Finn? Könntest du kurz ein Auge auf Josi werfen?" "Klar doch. Ich bring sie ins Auto und werfe die Heizung an. Geh nur!" Der Gynäkologe legt einen Arm um meine Frau und macht sich mit ihr auf den Weg Richtung Ausgang. Meine Wenigkeit begibt sich wieder direkt in die Höhle des Löwen, in der ich den Herrn Kollegen zum Glück nicht vorfinden kann. Die vermisste Jacke liegt immer noch auf dem Schreibtisch, so als hätte niemand bemerkt, dass ich sie dort vergessen hätte. Nachdem ich meine Jacke geschnappt habe, werfe ich einen Blick auf den Laptop, auf dessen Bildschirm eine Patientenakte angezeigt wird. Durch eine Markierung werden die Adressdaten besonders hervorgehoben. Mir nichts dabei denkend verlasse ich wieder den Raum und beeile mich, um endlich wieder bei meiner Josi sein zu können.

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