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Normaler Wahnsinn (15)

"MAMA!"
Ein schriller Schrei reißt mich aus meinem erholsamen Schlaf. Im ersten Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich das nur geträumt habe oder ob Aaron tatsächlich nach mir geschrien hat. "MAMA!" Als ich zum wiederholten Male den zornigen Schrei höre, bin ich mir sicher, dass ich nicht träume. "Aaron. Lass die Mama bitte schlafen. Komm zu Opa!" Der Löwenbändiger klingt meiner Meinung nach etwas verzweifelt, was mich sofort meine Augen öffnen lässt, da Christopher normalerweise viel ertragen kann. Im selben Moment wie ich, erwacht auch Alex zum Leben und schenkt mir einen fragenden Blick: "Was ist denn da los? Warum schreit Aaron so?" "Woher soll ich das wissen? Bin auch gerade erst aufgewacht!", krächze ich ihm entgegen und warte schon auf das nächste Gebrüll, denn wenn Aaron voll in Fahrt ist, schafft man es nur schwer, ihn von seinem hohen Ross herunter zu bekommen.

Mit einem lauten Donner knallt die Türe gegen die Wand und kleine stampfende Schritte sind zu hören.

Oha... Da hat aber jemand mächtig gute Laune...

"Mama, des weg! Aon haus!", brüllt mein Sohn sofort los, kaum dass er neben mir am Bett steht. Als ich mich umdrehe und das zornige Gesicht des kleinen Jungen betrachte, würde ich am liebsten lachen, da er so süß aussieht. Da das allerdings sehr kontraproduktiv wäre, verkneife ich es mir. Alex stützt seinen Oberkörper auf dem Ellenbogen ab, damit er unseren Sohn ebenfalls anschauen kann: "Hallo, Aaron. Was ist los? Warum schreist du denn so?"
"Des weg! Dede geht... Opa nein...", versucht sich der Mini-Hetkamp zu erklären, doch wir verstehen leider nur Bahnhof. Im nächsten Augenblick steht Christopher im Türrahmen und verzieht entschuldigend sein Gesicht: "Tut mir leid. Der kleine Mann ist heute schon mit dem falschen Fuß aufgestanden und meckert an allem herum!" "Alles gut. Lass ihn doch bei uns. Vielleicht hat er nur Sehnsucht und beruhigt sich schnell wieder, wenn er eine Runde mit Mama und Papa kuscheln darf", schlägt Alex vor und winkt seinem Sohn zu, dass er auf das Bett krabbeln darf. Der kleine Wutzwerg macht leider keine Anstalten sich zu beruhigen, sondern lässt kleine Spuckebläschen vor seinen Lippen entstehen. Das kann man gut mit einem Drachen vergleichen, der Feuer spuckt, um alles um sich herum zu vernichten. Zum Glück ist er noch in der Ausbildung und so hält sich alles etwas in Grenzen. Opa versucht im Gegenzug nochmals, den Zwerg auf seine Seite zu ziehen: "Jetzt kommst du mit und dann frühstücken wir erstmal, mh? Mit Essen im Bauch ist die Welt gleich viel besser." "Aon Hesel habe... Dedde geht. Des weg!", schreit Aaron sofort wieder los und deutet mit seinem Zeigefinger in den Flur. Mein Mann atmet einmal hörbar tief ein und schlägt dann die Bettdecke zur Seite, um aufzustehen.

Als er das Bett umrundet hat, nimmt er Aaron auf den Arm und fragt ihn mit ganz ruhiger Stimme, was genau ihn im Flur stört. Eine Antwort bekommt er darauf vorerst nicht, denn jetzt ist die blaue Gesichtshälfte des Notarztes plötzlich viel wichtiger als alles andere. "Papa Aua!", flüstert Aaron schon fast und betrachtet die farbenfrohe Pracht mit weit aufgerissenen Augen. Christopher zieht sich seufzend zurück, was ich ihm nicht verübeln kann. Wenn der Tag schon so startet, hat man auf den Rest gar keinen Bock mehr.

Dass unser Sohn neben all seiner Zornigkeit nie voll und ganz sein gutes Wesen verliert, beweist er ein paar Sekunden später, als er sehr vorsichtig seine gespitzten Lippen auf Alex' Wange drückt. Ich könnte bei diesem Anblick direkt zerfließen, doch die beiden Jungs in meinem Bauch haben da ordentlich was dagegen, denn die machen sich jetzt mit dem ein oder anderen Tritt bemerkbar. "Alles okay, Schatz? Warum guckst du so komisch auf deinen Bauch?" Herr Hetkamp ist sofort in Alarmbereitschaft und setzt sich mit Aaron zusammen auf die Matratze. "Aarons Brüder sind wach und spielen anscheinend Fußball", sage ich grinsend, ziehe die Decke von meinem Bauch und schiebe mein Schlafshirt nach oben. Sehen kann man leider kaum etwas von den Bewegungen, doch wenn eine Handfläche auf der Kugel platziert ist, kann man sie deutlich spüren. Alex' Hand liegt innerhalb von Sekunden auf der Babybehausung. Er ist fast schon süchtig danach, die Regungen der kleinen Kerlchen spüren zu können. Auch Aarons Hand platziert sich auf meinem Bauch, um etwas fühlen zu können. Bei dem nächsten Tritt zieht Mini-Hetkamp erschrocken seine Hand zurück: "Da! Bebe!" "Ja, das war eins von den Babys!", bestätige ich die gesagten Worte. Der baldige Vierfach Papa grinst über beide Ohren und lässt mit seinen Blicken nicht mehr von meinem Bauch ab. Wenn er könnte, würde er sicherlich die Schwangerschaft übernehmen, um nicht immer im Nachteil zu sein, wenn es darum geht, die Kinder so richtig zu spüren. Ich wäre die Letzte, die ein Veto einlegt und würde die zwei kleinen Wunder sofort in seinen Bauch teleportieren. Da wir aber noch immer keine Seepferdchen sind und sich das mit dem gewünschten Eier legen auch nicht ergeben will, muss er sich mit dem Handauflegen zufrieden geben.

Das herzhafte Auflachen unserer Prinzessin hallt durch die Bude und animiert unseren Prinzen, sich auf den Weg zu ihr zu machen, da er überprüfen muss, warum da so gelacht wird. Alex streicht noch einmal sanft über meinen Bauch und drückt dann auf jeder Bauchhälfte einen Kuss auf, bevor er mit meinem Shirt wieder den Bauch verdeckt. Im Anschluss reicht er mir seine Hände, um mir aus dem Bett zu helfen. Kaum stehe ich auf beiden Beinen, werde ich an den männlichen Körper gedrückt und innig geküsst. Kurz vor dem Erstickungstod lässt der Notarzt von mir ab und lehnt seine Stirn gegen meine. "Ich liebe euch so sehr!"
Mein Herz hüpft vor Freude aufgeregt in meinem Brustkorb herum. Ich weiß nicht, warum es so ist, aber dieser Mann verzaubert mich immer noch genauso wie am Anfang. Ich kann es nicht oft genug hören, dass er mich liebt und noch weniger kann ich fassen, dass er tatsächlich immer noch an meiner Seite ist.

Unsere wunderschöne Liebesbubble wird von einem lauten Gebrüll vernichtet. Das männliche Kind scheint heute richtig auf Krawall gebürstet zu sein, was uns beide nur schwer aufatmen lässt. "Dann auf in den Kampf", sagt Alex, drückt mir nochmal einen kleinen Kuss auf die Lippen und zieht mich dann an meiner Hand hinter sich her, in den Flur.

Aaron steht wütend an dem von Nico und Christopher installierten Schutz, damit die Kinder nicht an die Türe kommen, und zerrt daran herum. "Weg! Aon haus!" "Aaron, jetzt ist aber Schluß! Was ist denn heute los, mh? Hast du nicht gut geschlafen?" Mein Mann gibt meine Hand frei, damit er sich den kleinen Tornado schnappen und auf die Hüfte setzen kann. Meine Wenigkeit schlägt den Weg in die Küche ein und trifft auf Frau Sonnenschein höchstpersönlich. Die junge Dame zupft konzentriert ein Stück von ihrem Croissant ab, steckt es dann bis zum Anschlag in ein kleines Schälchen, das mit Marmelade gefüllt ist, und lässt es anschließend in ihrem Mund verschwinden. Das Grinsen wird mit jedem Mal kauen breiter.

Ja, ja... Ganz die Mama. Hahaha. Mit Essen im Mund kann uns die Welt gar nichts anhaben.

"Guten Morgen, Mäuschen. Was hat der Opa dir denn da leckeres gegeben?", frage ich im Vorbeilaufen, denn jetzt hat Kaffee die oberste Priorität. "Dodong, mhhh, un Lade!" "Ein Croissant und Marmelade? Bekommt Mama auch was davon ab?"
Malea zieht ihre Augen zu Schlitzen und drückt das restliche Stück Teiggebilde an ihre Brust. Anscheinend ist die Liebe zu der französischen Leckerei größer, als zu der Mutter, die neun Monate lang ihren Körper zur Verfügung gestellt hat, damit die Herrschaften sich entwickeln können. "Bebe habe?"

Ach, sieh an. Die Mutter lässt man verhungern, aber um die Brüder wird sich gekümmert...

"Dann musst du hier was reinschieben und dann bekommen die Babys auch was ab!" Ich öffne meinen Mund, zeige mit dem Finger in meinen Rachen und bin voller Hoffnung, wenigstens ein kleines Stückchen abzubekommen. Töchterchen geht aber leider nicht darauf ein, sondern stopft sich lieber gleich alles selbst in den Mund.

Die königliche Hoheit wird schreiend in die Küche getragen. Ich ahne schon, dass der Tag heute richtig anstrengend werden wird und wir heute Abend drei Kreuze machen werden, wenn die Zwillis im Bett liegen. Alex marschiert mit Aaron direkt zum Kühlschrank und öffnet die Türe. "Magst du einen Joghurt?" "NEIN!" "Ein Brot?" "NEIN!" "Obst?" "NEIN. AON HESEL HABEN!" "Aaron, so geht das nicht. Du kannst nicht immer solch einen Aufstand machen, wenn wir mal keine Brezel im Haus haben. Es gibt auch noch andere Dinge, die du essen kannst!", schimpft Herr Hertkamp und schließt wieder die Türe des Kühlgerätes. "NEIN. AON DEDDE GEHT!"

Der gute Gette, der zufällig immer Brezeln zuhause hat...

"Gette ist nicht zuhause. Du bleibst jetzt schön hier und beruhigst dich mal wieder. Entweder isst du das, was da ist, oder du lässt es bleiben. Deine Entscheidung!"

Nimm das Brot, Kind! Brot beruhigt und saugt alles Schlechte auf, um es zu vernichten. Brot ist gut. Brooooot!

Als es an der Türe klingelt, macht sich Christopher sofort auf den Weg um nachzuschauen, wer uns besuchen möchte. Ich höre schon beim ersten Luftzug, wer da um Einlass bittet. "Hallo, Christopher. Ist Josi schon wach? Geht es ihr gut?", schnattert meine beste Freundin sofort los. "Ja, es sind alle wach. Kommt doch rein!"
Zwei Sekunden später kommt Susi mit Ella auf dem Arm hereinspaziert. Mein hinterlistiges männliches Kind stellt sich meiner Freundin sofort in den Weg und streckt die Arme nach ihr aus: "Dudi. Aon weint!" "Oooh, was hat mein kleiner Schatz denn? Josi, nimmst du kurz Ella? Ich muss den Goldschatz schnell trösten!"
Augen verdrehend, da Susi sich von den Zwillingen viel zu schnell um den Finger wickeln lässt, nehme ich das kleine Wesen an mich, das noch keine solchen falschen Spielchen spielt. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, dass ich auch bald wieder zwei so kleine Menschlein auf dem Arm haben werde, freue mich aber jetzt schon riesig darauf. Während Susi sich von klein Romeo bezirzen lässt, kommen auch endlich Phil und Christopher zu uns in die Küche. "Morgen. Wie geht's euch?" Herr Funke wirft Alex und mir abwechselnd einen Blick zu und bleibt letztendlich bei seinem Kollegen hängen. "Geht. Wenn ich keine Gesichtsregungen zulasse, dann ist alles gut." "Du gehst heute definitiv nicht zur Arbeit!", befiehlt Herr Funke in einem strengen Ton, was Alex natürlich nicht so hinnehmen kann: "Aber Phil... Ich fehle doch nächste Woche schon, wegen meiner Vasektomie. Wer soll denn..." Als hätte Herr Funke nur auf die Frage gewartet, haut er die Antwort raus, bevor Alex sie fertig ausformuliert hat. "Linus hat sich schon dazu bereit erklärt, dich zu vertreten. Er hat gesagt, dass er dich auf der Wache nicht sehen will!", sagt er und grinst Alex gehässig an, da er in Linus anscheinend einen Verbündeten gefunden hat. "Ihr scheint euch ja prächtig zu verstehen!", grummelt mein leibeigener Notarzt vor sich hin und leert sich den restlichen Kaffee in den Mund. Christopher ist mit Phils Anweisung ebenfalls einverstanden, denn er nickt ihm bestätigend zu. "Soll ich dir einen Termin bei deinem Hausarzt ausmachen? Du brauchst schließlich eine Krankmeldung!", bietet der Senior seinem Junior an. "Dad.. Ich bin keine fünf mehr!" "Ich will nur sichergehen, dass du auf unsere Empfehlung hörst", erklärt sich der Chirurg. Alex öffnet den Mund und sieht so aus, als wenn er etwas sagen möchte, doch er gibt keinen Ton von sich. Letztendlich schüttelt er den Kopf und winkt seinem Vater ab.

Werden wir etwa auch etwas empfindlich, so direkt nach dem Aufstehen?

"Wie geht es dir, Josi?" Kaum ist die Frage ausgesprochen, wirft auch Susi einen fragenden Blick zu mir. "Alles gut. Wie heißt es so schön? Neuer Tag, neues Glück." Am liebsten würde ich dem noch etwas Negatives hinzufügen, aber das würde mir nur wieder eine Standpauke einbringen und darum lasse ich das lieber. "Du hast gestern echt schlecht ausgesehen. Ein Geist war ein Scheiß dagegen!", kommentiert meine beste Freundin ungefragt die gestrige Situation, doch ich zucke nur mit den Schultern, da ich nach zu viel Streß und einer Kotzorgie schließlich nicht wie das blühende Leben aussehen kann. Zufrieden sehen Herr Funke und seine Zukünftige nicht gerade aus, aber sie lassen mich zumindest für heute mit schlauen Kommentaren oder irgendwelchen Empfehlungen in Ruhe.

Susi lässt meinen Sohn wieder auf dem Boden ab, da er genug Liebe abbekommen hat und unruhig wird. "So, ihr Lieben. Wir müssen los. Ella hat einen Arzttermin und wir wollen nicht zu spät kommen. Josi, wir müssen uns am Wochenende unbedingt zusammen setzen, zwecks unserer Hochzeit. Wir wollen den Termin festlegen, wissen jetzt aber nicht, ob wir das lieber noch vor der Geburt der Zwillinge machen sollen oder erst danach. Außerdem möchte ich, dass du dir die Kleiderauswahl anschaust und mir sagst, was du von den Farben hältst", schnattert Susi wieder ohne Punkt und Komma los.
Ich freue mich ja wirklich für die beiden und ich liebe Susi wie meine eigene Schwester, aber ich kann es immer noch nicht verstehen, warum sie mich zu ihrer Trauzeugin gemacht hat. Ich, die Faulheit in Person, die schon auf ihrer eigenen Hochzeit nichts auf die Reihe bekommen hat. Ich, die tausend andere Dinge im Kopf hat und sicherlich keine Lust aufbringen kann, über irgendwelche Kleider und deren Farben zu diskutieren. Es ist sowieso sinnlos. Wenn Susi sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wird sie mich so lange bearbeiten, bis ich mich geschlagen gebe und ihr zustimme. Warum legt sie es dann nicht einfach gleich selbst fest? Vermutlich damit sie mir sagen kann, das ich nicht meckern darf, weil ich dem Ganzen zugestimmt habe. "Können wir machen, vorausgesetzt ich werde nicht doch noch aufgrund Misshandlung meines Mannes hinter Gittern landen!" "Oh, fuck. Josiiiii... Das... Du... Sag mal, lässt du etwas den Kopf hängen und gibst auf?", fragt Susi empört. "Nö, ich sags ja nur... Könnte doch gut sein, dass ich wie so immer den Kürzeren ziehe. Jetzt geht schon, sonst kommt ihr wirklich zu spät!" Ich überreiche Ella wieder an ihre Mutter und streiche der kleinen schlafenden Maus noch einmal sanft über ihr Köpfchen. Susi sehe ich an, dass sie noch einen Spruch auf Lager hat, aber den verkneift sie sich glücklicherweise. Womöglich auch nur, weil Alex mich bitterböse anschaut und sie weiß, dass er jetzt noch genug mit mir schimpfen wird.

Nachdem die zwei sich verkrümelt haben, kommt Christopher in die Küche zurück und eröffnet seinem Sohn, dass er in einer halben Stunde einen Termin hat. Die Begeisterung kann man Alex direkt ansehen. Er kommentiert jedoch nichts und macht sich einfach wortlos auf den Weg ins Badezimmer. Unserem Sohn hat es genauso die Sprache verschlagen wie seinem Vater. Unter Umständen liegt es bei ihm aber daran, dass er die Croissantkrümel seiner Schwester unter dem Tisch zusammen sammelt und in seinen Mund schiebt. Das ist aber nur so eine Vermutung. Ich überlege noch, ob ich ihm das frische Gebäck aus dem Brotkorb geben soll, da ich aber nicht schon wieder eine Wutattacke provozieren will, lasse ihn einfach machen. Für das Immunsystem kann es auch nur von Vorteil sein. Christopher scheint gleicher Meinung zu sein, denn der hält seinen Enkel auch nicht von seinen Staubsauger-Tätigkeiten ab.

"Josi, vergiss nicht, dass du um achtzehn Uhr einen Termin bei deinem Psychologen hast", erinnert mich mein Schwiegervater und mustert mich eindringlich. Der Termin passt mir heute überhaupt nicht in den Kram, da ich nach dem Gespräch auf dem Revier bestimmt fix und fertig sein werde. Außerdem wollte ich noch Tom besuchen und habe gerade ganz andere Dinge im Kopf, als über meine Vergangenheit mit Lukas und Hannes zu reden. Die beiden sind gerade mein geringstes Problem.

Der Chirurg scheint mein Unbehagen zu bemerken: "Ich empfehle dir, dass du Herrn Ildiko von dem Vorfall erzählst, damit du dich nicht wieder so verkopfst!" "Eigentlich habe ich nicht vor, den Rest meines Lebens bei Adam zu verbringen. Je mehr ich ihm liefere, desto länger geht das alles."
"Aber es würde sicherlich nicht schaden. Überlege es dir, okay? Diese mentale Stütze könnte wichtig für dich sein. Ich möchte nicht, dass du wieder in einem Gedankensumpf ertrinkst!" Jetzt kann ich dem älteren Herrn schon gar nicht mehr böse sein, denn er zeigt mir ja nur, dass er sich Sorgen um mich macht. Nach einem Küsschen auf die Wange räumt Alex' Vater den Tisch ab und schnappt sich beide Kinder, um sie umzuziehen. "Was machst du?" "Ich gehe mit den beiden spazieren. Vielleicht ist Aaron danach ein bisschen entspannter und du kannst dich auf das Gespräch bei der Polizei vorbereiten!", wirft er mir zu und lässt mich dann einfach stehen. Dagegen einzuwenden habe ich natürlich nichts und freue mich ein klein wenig auf die Me-Time.

Zwanzig Minuten später ist die Bude leer. "Jetzt chillst du ausgiebig und legst dir ein paar Worte für deine Aussage zurecht. Ein Stückchen Schokolade könnte auch nicht schaden und.." Mein Selbstgespräch wird von einem Besuchserbittenden unterbrochen, der das Knöpfchen der Bimmelanlage betätigt. "Hier hat man auch gar keine Ruhe", grummele ich vor mich hin und laufe zur Holzplatte, die das Loch zur Außenwelt abdichtet. Die Erscheinung, die mich mit einem grummelig aussehenden Gesicht mustert, passt jetzt überhaupt nicht in mein Chillkonzept. Ich vermute fast, dass dieser Anzugfuzzi vom Jugendamt kommt oder der Sensenmann mich vorzeitig aus dem Leben reißen will. Aus unerklärlichen Gründen schmettere ich die Türe wieder zu, da ich auf beide Optionen so gar keine Lust habe. Um zu hören, was der Mensch auf der anderen Seite veranstaltet, halte ich die Luft an und lausche den Geräuschen. Das erneute Klingeln, das mich nach ein paar Sekunden zusammenzucken lässt, hätte ich sicherlich auch während dem Atmen gehört und klatsche mir meine Hand gegen die Stirn.

Du weißt schon, dass es kontraproduktiv ist, wenn du dem Jugendamt die Türe vor der Nase zuschlägst? Danke, Gehirn, das hätte dir auch mal früher einfallen können... Wir wimmeln ihn jetzt einfach ganz freundlich ab und verschieben das Gespräch auf einen passenderen Tag. In zehn Jahren oder so...

Ich atme tief durch, lege mein bestes Lächeln auf und öffne erneut die Türe. "Entschuldigung, aber ich bin voll ausgebucht und kann keine Zeit für eine Begutachtung oder ein Gespräch aufbringen. Melden Sie sich doch einfach telefonisch an einem mit A beginnenden Wochentag."

Kann man das schon als aggressives Verhalten werten? Verdammt!

Der ältere Herr zieht eine Augenbraue nach oben und zuckt mit dem rechten Mundwinkel. "Guten Tag. Ich nehme an, Sie sind Frau Hetkamp?" "Wenn sie bei Hetkamp klingeln, ist auch Hetkamp anwesend. Also, was wollen Sie?"
"Ich bin Szymon Wiczorek, Rechtsanwalt, und wurde von einem Herrn Christopher Hetkamp beauftragt, mich ihrem Fall zu widmen. Da ich gerade in der Nähe war, wollte ich die Zeit nutzen und habe mich deshalb auch nicht im Vorfeld angemeldet!"

Ups...

"Oh, ähm... Tut mir leid, ich... Ach, verdammt... Wollen Sie vielleicht reinkommen?", stammele ich peinlich berührt vor mich hin. "Gerne." Der Mann grinst kurz und schiebt sich dann einfach an mir vorbei. "Natürlich, gehen Sie ruhig schon mal rein. Geradeaus und dann links, da befindet sich die Küche. Setzen sie sich hin wo sie wollen und bei bedarf können sie sich einen Kaffee machen", rede ich mit mir selbst, da mir solch eine selbstsichere Eigeninitiative auch noch nie untergekommen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob mir dieses Selbstbewusstsein eine Nummer zu groß ist und ich das erste mal in meinem Leben einem Gegner entgegentreten werde, bei dem ich schon vor Beginn des Battles als Verlierer hervorgehe.
"Kommen Sie auch oder soll ich Ihnen einen Kaffee an die Türe bringen, damit Sie sich weiterhin mit sich selbst unterhalten können?", will der Anwalt wissen, was mich kurz zum Schmunzeln bringt.

Der ist verdammt gut...

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