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Bahnhof Hetkamp (10)

Immer noch Josis Sicht

Einem Zitteraal gleichend begebe ich mich zurück zu Alex und dieser Schnepfe. Obwohl ich absolut keine Lust habe, mich weiterhin diesen absurden Vorwürfen auszuliefern, kann ich meinen Mann jetzt nicht einfach im Stich lassen. Als ich den Raum betrete, sitzt Herr Hetkamp mittlerweile auf einem der Stühle und lauscht den Worten von Frau Straubing: "... und natürlich werden sie ihre Frau in Schutz nehmen wollen, das ist verständlich. Aber lassen Sie sich bitte gesagt sein, dass ohne Therapie niemals eine Besserung eintreten wird. Eher wird alles schlimmer. Ihre Kollegen werden ihrer Version Folge leisten, das ist mir bewusst und darum kann ich diese Aussagen auch nicht berücksichtigen!"
Mein Hintern platziert sich auf den Stuhl neben Alex. Ich traue mich gar nicht, ihn anzuschauen, denn durch mich stecken wir schon wieder in der nächsten Kacke. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Meine Angst vor den Maßnahmen, die die Frau ergreifen will oder die Angst, dass Alex dieses ständige Zinnober mit mir zu viel wird. Am liebsten würde ich jetzt direkt auf den Tisch kotzen, da die Gummibärchen und meine Magensäure einen Vulkan imitieren wollen und ich mich immens beherrschen muss, den Ausbruch unter Kontrolle zu halten.

Zu meiner Erleichterung greift Alex nach meiner Hand, zieht sie zu sich und legt sie auf seinem Oberschenkel ab. Nachdem seine warmen Finger meine Kalten umschlossen haben, atmet er einmal tief durch und äußert sich vermutlich das erste Mal: "Frau Straubing, ihr Engagement in allen Ehren, aber bei uns ist das völlig unangebracht. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich kein Fall von häuslicher Gewalt bin. Die Aussage meiner Frau, dass ich gegen meine geöffnete Spindtüre gelaufen bin, entspricht der Wahrheit. Die Gründe für meine Unachtsamkeit sind einfach zu erklären: Eine Nachtschicht, kein Koffein, die Nachricht, dass es meiner Frau nicht gut geht und von einem inkompetenten Arzt, der falsche Diagnosen stellt, behandelt wird. Wissen Sie, ich kenne Dr. Marten gut und er hat sich schon einmal unprofessionell meiner Frau gegenüber verhalten. Bei Bedarf bestelle ich gerne Herrn Dr. Gröhlich ein. Das ist der Gynäkologe, der im Anschluss eine professionelle Untersuchung durchgeführt hat und normalerweise der betreuende Arzt meiner Frau ist. Dieser kann sie gerne darüber informieren, wie gewissenhaft meine Frau in Hinsicht der Gesundheit der Babys umgeht. Ich sehe es außerdem als Frechheit an, dass sie nur durch einen läppischen Anruf von gewissen Tatsachen überzeugt sind und sich nicht zuerst selbst ein neutrales Bild verschaffen. Vielleicht sollte ihr Chef über diese Tatsachen auch ein paar Informationen erhalten!" Gegen Ende wird Alex immer lauter und ich sehe ihm an, dass es ihn enorm viel Mühe kostet, die Frau nicht einfach anzuschreien.

Das Monster furcht die Stirn und lehnt sich mit dem Oberkörper über den halben Tisch. Man könnte fast schon meinen, dass sie mir vermitteln möchte, dass ich für sie momentan Luft bin. "Ich wurde auch über ihr aggressives Verhalten informiert, Herr Hetkamp. Bei ihnen denke ich allerdings eher, dass sie so ihren seelischen Schmerz verarbeiten und die angestaute Wut gegenüber ihrer Frau loswerden. Hier wäre auch eine Therapie angebracht!"

Alex krallt sich unabsichtlich fest in meine Hand. Ich kann ihm ansehen, dass er stinksauer ist und auch starke Schmerzen haben muss. Er versucht sich gegenüber dieser Frau zu zügeln, denn sie dreht und wendet ja eh jedes Wort zu ihren Gunsten und den Gefallen, ihr noch mehr Zündstoff zu liefern, wird er ihr nicht zugestehen. Ich bin froh, dass wenigstens er sich einigermaßen beherrschen kann. Ich hingegen würde mich liebend gerne auf den Boden werfen und heulen, was das Zeug hält oder der Tussi den Schädel einschlagen und sie irgendwo verscharren. Da Option eins einem Schuldeingeständnis gleicht und ich bestimmt keines ihrer Worte bestätigen werde, würde nur noch Option zwei zur Verfügung stehen. Aber den beiden Jungs möchte ich auf keinen Fall zumuten, dass sie ihre Mama erst in der Pubertät kennenlernen, da sie wegen Mordes hinter Gittern sitzt.

Bevor noch ein weiteres Wort gesprochen werden kann, klingelt es an der Haustüre. Alex lässt sofort meine Hand los, damit ich mich als Türöffner nützlich machen kann. Beim Aufstehen spuckt der Vulkan schon etwas Lava, was ich postwendend wieder zurück schicke und dadurch eine fette Gänsehaut auf meinem Körper begrüßen darf. Auf dem Weg in den Flur wische ich mir ein paar Mal mit den Hoodieärmeln über mein Gesicht, da die Tränenproduktion wieder damit beginnt, meine Augen zum überlaufen zu bringen.

Als ich freie Sicht auf Phil und den neuen Notarzt habe, versuche ich mich zusammen zu reißen und nicht zu heulen. Zuerst klappt das wirklich prima, doch als Phil dann näher an mich herantritt und in eine Umarmung zieht, ist alles vorbei. Meine Mundwinkel zittern im Turbomodus und die Tränen fließen wie Sturzbäche über meine Wangen. Der blonde Notarzt schiebt sich an uns vorbei und stürzt sich in das Haifischbecken in der Küche. Ich weiß nicht genau, ob ich mich jetzt meiner Trauer hingeben oder weiterhin Alex unterstützen soll. Mein Kopf ist einfach nur Matsch. Phil streicht mir immer wieder sanft über den Rücken, bis mein Schluchzen verstummt und löst dann unsere Umarmung auf: "Wir gehen jetzt ins Schlafzimmer und dort legst du dich ein bisschen hin, okay?" "Aber, Alex..." "Linus ist jetzt bei Alex und unterstützt ihn. Ich kümmere mich erst um dich und dann werde ich die beiden ebenfalls unterstützen." Durch die erneute Heulerei und die umher wirbelnden Gedanken, fühlt sich der Vulkan wieder dazu berufen auszubrechen und schickt dieses Mal eine geballte Ladung auf Reisen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich das nicht mehr Retoure gehen lassen und halte mir deshalb schnell meine Hand vor den Mund, bevor Phil von einer Ladung Gummibärchenkotze beglückt wird. Um dieses fiese Gebräu loszuwerden, renne ich schnell ins Badezimmer und schließe die Türe hinter mir, damit Herr Funke nicht auf die Idee kommt, mir Händchen zu halten, sondern lieber meinen Mann unterstützt. Kotzen kann ich alleine. Darin bin ich schließlich mehr als erprobt.

Linus' Sicht

"Linus, wir müssen schnell zu Alex und Josi nach Hause. Da ist irgendwas im Busch. Anscheinend sitzt dort jemand von der Familienhilfe und ist der Überzeugung, dass Josi für die Verunstaltung in Alex' Gesicht verantwortlich ist!" Phil steckt sein Handy in die Hosentasche, packt mich am Oberarm und zerrt mich hinter sich her. "Bitte was? Wie kommt das denn jetzt zustande?", frage ich verwirrt und stolpere meinem Kollegen hinterher. "Was weiß ich... Die beiden ziehen das Pech magisch an. Du fährst bei mir mit. Dein Auto können wir später holen. Josi geht es verdammt schlecht und wir müssen uns wirklich beeilen!"

Wir haben uns noch nicht einmal richtig angeschnallt, da startet Phil schon den Motor seines Autos und fährt mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. "Ich hatte heute Morgen schon den Eindruck, dass es ihr nicht gut geht! Sie war so verwirrt", informiere ich meinen Kollegen, da mich ein kleines schlechtes Gewissen überrollt. Vielleicht hätte ich hartnäckiger sein sollen und eine Empfehlung für eine stationären Aufenthalt aussprechen müssen. Der Lockenkopf neben mir lacht kurz auf: "Haha. Linus, unsere Frau Hetkamp ist alles andere als normal. Nicht im negativen Sinne, aber für diese Frau braucht man einfach eine Bedienungsanleitung und es dauert wirklich lange, bis man da einigermaßen einen Durchblick hat. Sie redet gerne wirres Zeug, da ihr Mund schneller arbeitet als ihr Kopf. Sie meint es oft auch nicht böse, wenn sie sich mal im Ton vergreift, aber sie hatte bei Gott keine leichte Vergangenheit und das macht sich immer wieder bemerkbar. Sie wirft einem oft sarkastische Aussagen um die Ohren und benutzt sehr oft Ironie. Aber eins kannst du mir glauben: Für ihre Liebsten würde sie alles tun! Wirklich alles. Sie ist eine absolut wundervolle Frau, wenn man sie richtig kennt und man lernt, mit diesen ausgeprägten Macken umzugehen. Klar, der sture Kopf ist manchmal nicht einfach zu händeln, aber ihr Mann steht ihr in dieser Hinsicht in nichts nach. Das wirst du auch noch merken. Alex ist ein super Kumpel und versucht jedem und allem zu helfen. Aber er selbst ist einer der miesesten Patienten, die es gibt!" "Sind wir das nicht alle in gewisser Weise?", frage ich leicht amüsiert, denn bisher habe ich noch keinen Arzt getroffen, der, wenn er eine medizinische Behandlung benötigt, die Klappe hält und seine Kollegen einfach nur machen lässt. Nein, da hinterfragt man lieber tausend mal Dinge und meckert an einer Tour, dass dies und das nicht nötig sei. Bei manchen muss man froh sein, wenn sie vor der Behandlung nicht noch die Zulassung gezeigt bekommen wollen.

Der Fahrzeugführer lenkt uns sicher, aber dennoch etwas zu schnell, durch die Kölner Straßen. Ich bin gewillt noch etwas mehr über Alex und Josi in Erfahrung zu bringen, aber mir ist bewusst, dass das jetzt kein guter Zeitpunkt ist. Der kurzen Erzählung nach zu urteilen, besitzen die beiden sehr interessante Persönlichkeiten, mit denen ich trotz allem gut zurechtkommen könnte.
Schneller als gedacht kommen wir an unserem Ziel an. Ich bin etwas erstaunt, dass unser Zielort ein großer Bauernhof ist. Ich hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
Nachdem der Motor verstummt ist, springen wir beide aus dem Auto und ich folge Phil auf die rechte Seite des U-förmigen Konstruktes. Dort drückt er ein paar Mal hintereinander auf die Klingel und atmet im Anschluss einmal tief durch. Mir scheint es fast so, als wenn er sich selbst kurz ein bisschen beruhigen muss, bevor er auf die aufgewühlte Frau trifft. Nachdem die Türe geöffnet wurde, bin ich etwas geschockt, denn ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber Alex' Frau sieht noch viel schlechter aus als heute morgen. Man sieht ihr an, dass sie mit ihren Nerven völlig am Ende ist und ihren emotionalen Ausbruch nur mit großer Anstrengung zurückhalten kann. Mein Kollege hält sich nicht großartig mit Worten auf, sondern schließt die blasse Schwangere sofort in eine Umarmung und löst somit den Sturm der Gefühle aus. Am liebsten würde ich die Gute sofort in die KaS bringen lassen, denn wenn man mich fragt, dauert es bis zum finalen Zusammenbruch nicht mehr lange. Da Phil aber schon wissen wird, was er zu tun hat, mache ich mich auf den Weg in die Wohnung, um Alex zu unterstützen.

Lange suchen muss ich nicht, denn schon in dem ersten Raum auf der linken Seite werde ich fündig. Damit Josi nicht durch noch mehr negative Worte beschallt wird, schließe ich hinter mir die Türe und platziere mich neben Alex auf den freien Stuhl. Die beiden Anwesenden schauen mich überrascht an und das weibliche Wesen scheint nicht gerade erfreut über meine Anwesenheit zu sein. Sie betrachtet mich etwas zu genau und weitet dann kaum merkbar ihre Augen.

Irgendetwas ist hier im Busch...

Auch der Zustand meines Kollegen gefällt mir absolut nicht. Man sieht ihm an, dass er große Schmerzen haben muss, obwohl er versucht, jede verräterische Mimik zu verbergen. Ich wäre aber kein Arzt, wenn mein geschultes Auge die Anzeichen nicht sehen würden.
"Hallo, erst mal. Ich bin Linus Hoffmann. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie an der Glaubwürdigkeit des geschilderten Unfallhergangs zweifeln. Ist das richtig?", starte ich das Gespräch und werde zu meiner Verwunderung total ignoriert. Als wenn ich überhaupt nicht anwesend wäre. "Herr Hetkamp, vielleicht vertragen wir das Gespräch. Ich würde Ihnen vorschlagen, Ihre Frau dazu zu bewegen, sich bei Dr. Marten zu entschuldigen, was wiederum zu mildernden Umständen führen könnte. Sie sollten der Klinikleitung auch näher bringen, dass es familiäre Probleme gibt und sie..." Auch wenn ich nicht komplett in die Geschehnisse eingeweiht bin, wecken die ausgesprochenen Worte ein großes Unbehagen in mir. Mein Bauchgefühl schreit förmlich danach, dass ich mich hier unbedingt einmischen und durchsetzen muss: "Stop! Ich weiß nicht, ob sie ein Wahrnehmungsproblem haben, aber ich habe gerade ein Gespräch mit ihnen begonnen und es würde von Respekt zeugen, wenn sie mich nicht offensichtlich ignorieren würden!"

Warum kommt die Frau mir so bekannt vor?

"Ich lege keinen Wert auf dieses Gespräch, danke", zischt mir die Frau zu und notiert etwas auf ihrem Block. "Entschuldigung, aber in Ihrem Berufsfeld sollte man meinen, dass Kommunikation zu den grundlegendsten Dingen gehört. Sie können meinem Kollegen nicht einfach etwas andichten und einem Zeugen, der life bei dem Unfallhergang dabei war, die Aussage verwehren!" Die Frau vermeidet jeglichen Blickkontakt und starrt weiterhin auf die von ihr notierten Worte. Alex lacht leise auf und schüttelt seinen Kopf: "Hören Sie, Frau Straubing, weder meine Frau, noch ich werden irgendetwas zugeben, was nicht der Wahrheit entspricht. Wenn ich dem Klinikleiter einen weiteren Besuch abstatte, dann nur, um ihm mitzuteilen, wie hinterhältig sein angestellter Gynäkologe ist. Eins kann ich ihnen versprechen, wenn..." Da Alex sich immer weiter in Rage redet und womöglich noch Dinge ausspricht, die er später bereut, klopfe ich ihm leicht gegen den Oberschenkel und erreiche damit, dass der Notarzt seinen Wortschwall unterbricht. "Frau... wie war ihr Name?", frage ich freundlich nach, obwohl Alex ihn erst vor ein paar Sekunden erwähnt hat. "Das geht sie nichts an. Ich bin wegen Herrn Hetkamp und seiner Frau hier und nicht um mit Ihnen zu plaudern!"

Aha... Da ist definitiv was faul...

Mit verschränkten Armen lasse ich mich gegen die Stuhllehne fallen und betrachte die Frau nochmal ganz genau. Ihr Anblick lässt irgendwas bei mir klingeln, doch mir möchte nicht einfallen, was das genau ist. Sie kommt mir bekannt vor, doch warum genau, kann ich jetzt noch nicht genau sagen. Die Antwort liegt nahe, doch ich kann sie nicht richtig greifen.

Das Klingeln der Haustüre reißt mich aus meinen Gedanken. Anscheinend fühlt sich auch nach dem fünften Gebimmel niemand dazu berufen, den Einlasserbitter willkommen zu heißen und darum widme ich mich kurzerhand dem Besuch. Hinter dem Tor zur Außenwelt erblicke ich einen sehr zornig aussehenden Mann, der einen kleinen Jungen auf seiner Hüfte geparkt hat. Insgeheim bete ich dafür, dass das nicht noch ein Hiobsbotschaftenüberbringer ist.
"Wer sind sie?", will er nach kurzer Musterung wissen, während der kleine Knirps herzhaft aufgähnt.
"Linus Hoffmann." "Funktion?" Diese Frage lässt mich leicht schmunzeln, da mich die autoritäre Stimme an meine Bundeswehrzeit erinnert und ich mir nur schwer das Strammstehen verkneifen kann. "Notarzt und Kollege von Alex!", gebe ich ebenso kurz und knapp von mir. "Sehr gut. Dann übernehmen sie mal bitte kurz den kleinen Mann, damit ich mich um meine Tochter kümmern kann!" Der Braunhaarige lockert seine Gesichtszüge, drückt dem kleinen Jungen ein Kuss auf die Stirn, sagt ihm, dass er anständig sein soll und drückt ihn mir in die Arme.
Ein klein wenig überfordert, nehme ich den Jungen an, der sofort seine Beine um meine Hüfte legt und mich dann misstrauisch mustert. Der vermutliche Opa rauscht mit Vollgas an mir vorbei, mit Kurs auf die hinteren Räumlichkeiten.

"Hi, Kleiner. Wie heißt du denn? Kannst du mir das schon sagen?" "Aon!", kommt es wie aus der Pistole geschossen. Im nächsten Moment kommt ein weiterer Mann zur Türe herein, der ein kleines Mädchen auf dem Boden abstellt: "Geh bitte kurz zu deinem Bruder. Ich muss nach Papa und Mama schauen." Der Mann dampft in die Küche ab, während die Kleine mich jetzt ebenfalls ins Visier nimmt. "Aon?", ruft das Mädchen, worauf das Kind auf meinen Arm den Kopf zu ihr dreht. Die Kleine richtet ihren Zeigefinger auf mich: "Des?"
Der Junge nimmt mich wieder ins Visier, bläst die Backen auf und lässt zwischen seinen Lippen kleine Spuckebläschen entstehen. Ich kann es nicht verhindern, dass ich grinsen muss, da der Anblick einfach zu süß ist. Wem die beiden Kinder zuzuordnen sind, sieht man auch, ohne es zu wissen. Alex' und Josis Gene sind ausgewogen verteilt.

Ich lasse mich in die Hocke nieder, stelle den Jungen ab und schaue das Mädchen an: "Wie heißt du denn?" Bevor die süße Maus mir antworten kann, schreit mir der Junge "Maea" ins Ohr. Stimmvolumen hat er, darum muss man sich keine Sorgen machen. "Ihr zwei habt aber schöne Namen. Ich bin Linus und arbeite mit eurem Papa zusammen!" "Ius abeit Papa. Aon Papa geht!" Wie es aussieht, hat der Kleine Mann keine Lust mehr bei mir zu sein und macht sich auf den Weg in die Küche. "Stop, Kleiner. Lass uns doch lieber erst nach deiner Mama schauen. Papa muss noch mit der Frau da drin reden."
Ein lauter Brüller donnert durch die Bude. Wir zucken alle gleichzeitig zusammen, da wir damit nicht gerechnet haben. Die zwei Zwerge schauen sich geschockt an und bekommen sofort Wasserhochstand in den Augen. Auch wenn ich Alex' Frau jetzt gerne ihre Ruhe gönnen würde, sehe ich es als sinnvoller an, die Kinder zu ihr zu bringen. "Zeigt ihr mir, wo die Mama ihr Bett hat?" Da ich nirgends herumschnüffeln möchte, frage ich einfach die Kinder nach dem Weg, denn die wissen das wohl am besten. Die beiden schnappen sich jeweils eine meiner Hände und ziehen mich den Flur entlang, auf eine Türe zu. Kaum hat das Mädchen die Türe aufgestoßen, lässt sie meine Hand los und murmelt in Dauerschleife "Mama" vor sich hin. Sie steuert auf das Bett zu, in dem der braunhaarige Mann von vorhin sitzt und Alex' Frau in den Armen hält. Wenn ich es richtig sehe, ist sie eingeschlafen, weshalb der Mann beim Eintreffen der Zwillinge auch sofort einen Finger auf die Lippen legt. "Zieht eure Jacken und Schuhe aus, dann dürft ihr herkommen. Aber ihr müsst leise sein", spricht er mit gedämpfter Stimme und sorgt dafür, dass die beiden sich sofort auf den Hosenboden plumpsen lassen. Meine Wenigkeit gesellt sich zu den Kindern, um ihnen behilflich zu sein, denn die Schnürsenkel werden die zwei sicherlich nicht alleine geöffnet bekommen. Nachdem die Kids fertig ausgezogen sind, befördere ich sie nacheinander auf das Bett. Der Junge setzt sich in die Nähe des Kopfes seiner Mutter, gibt ihr einen Kuss auf die Haare und streichelt dann immer wieder mit seiner flachen Hand darüber: "Aon, ai macht Mama." "Das machst du prima, Aaron! Schön vorsichtig und nicht zu fest drücken", weist der Ältere seinen Enkel an. Das Mädchen kuschelt sich an ihre Mutter, so dass sie ihr ins Gesicht sehen kann. Auch von ihr gibt es ein Küsschen. "Aon Hesel bringt?", fragt Aaron seinen Opa. "Nein, Mama braucht jetzt keine Brezel. Habt ihr Hunger?"

Als nächstes betritt ein Schwarzhaariger den Raum und legt sofort den Kopf schief, als er die Kinder so angekuschelt an ihre Mutter daliegen sieht.

Hier geht's echt zu, wie auf einem Bahnhof....

"Wie geht es ihr?", will er nach einem kurzen Augenblick wissen. "Schlecht. Sehr schlecht... Was ist in der Küche los?"
"Christopher feuert der Tussi richtig ein. Alex kippt bestimmt bald vom Stuhl, aber er will den Raum nicht verlassen. Was ist denn hier eigentlich los?"

Bei dem Wort "feuert" trifft mich die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. "Die Frau wurde bei der Familienhilfe gefeuert. Sie arbeitet dort gar nicht mehr!", bringe ich dem Neuankömmling geschockt entgegen. Es hat ein Weilchen gedauert, aber jetzt fällt es mir wieder ein. Die gefärbten braunen Haare und die fülligere Statur haben mich sie nicht sofort erkennen lassen. "Bist du dir sicher?", will der Schwarzhaarige wissen und verzieht sein Gesicht zu einer bösen Grimasse. "Ja. Meine Nichte hatte Probleme mit ihrem Freund und der drängte sie dazu, ihr gemeinsames Baby abzutreiben. Sie wollte sich Beistand bei der Familienhilfe holen, da sie nicht mit uns darüber reden wollte. Frau Straub, so wie sie zumindest damals hieß, hat gegen meine Nichte gearbeitet und sie an einen Gynäkologen verwiesen, der bei einer Untersuchung mehrere schwerwiegende Defekte an dem Fötus feststellte. Er drängte sie somit ebenfalls zu einem Schwangerschaftsabbruch. Meine Nichte hörte glücklicherweise nicht auf die Schwangerschaftsgegner und ist mittlerweile stolze Mutter eines kerngesunden Jungen. Als sie gegen den Arzt vorgehen wollte, besuchte Frau Straub sie des Öfteren und drohte ihr, dass man ihr das Kind wegnehmen würde. Zum Glück hat sich meine Nichte gewehrt und somit die Entlassung der eigentlichen Helferin bewirken können. Das Verfahren gegen den Arzt wurde aufgrund Mangel an Beweisen wieder eingestellt. Jetzt würde es Sinn machen herauszufinden, ob es sich bei Josi um denselben Arzt handelt, der auch damals für meine Nichte zuständig war und in welcher Beziehung Frau Straub und dieser Arzt stehen." Nach meiner kurzen Zusammenfassung bekommt Josis Vater einen hochroten Kopf und versucht seine Tochter behutsam von sich runter zu schieben. Er ist sehr darauf bedacht, Josi nicht zu wecken und die Zwillinge nicht unter ihrer Mutter zu begraben. "Stephan, du informierst bitte deine Kollegen und ich nagel diese Frau fest, damit sie nicht die Biege macht", knurrt Josis Vater und verlässt in Windeseile den Raum.
"Du lässt sie aber am Leben!", ruft Stephan hinterher, doch darauf bekommt er keine Antwort mehr.

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