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"Können wir uns den Bauernhof denn mal anschauen?" Tom wendet sich Stephan zu, der wiederum kräftig nickt:
"Jaja. Robin macht die Nummer und Adresse klar. Er schickt uns auch ein paar Bilder, damit wir uns einen kleinen Eindruck verschaffen können!" "Wow, super. Alex, wann willst du Josi Bescheid sagen?" Tom dreht sich nun zu mir und schenkt mir ein breites Lächeln. "Eigentlich würde ich sie gerne noch zappeln lassen. Wenn wir unser Objekt der Begierde anschauen können, dann laufen wir alle dort auf und vielleicht dämmert es ihr selbst, was wir vor haben", erkläre ich mein Vorhaben, worauf Cora sich sofort einmischt: "Ihr seid gemein! Da kommt sie doch nie drauf. Wer denkt denn auch, dass da dann vier oder fünf Parteien einziehen?" Tammy stellt sich natürlich auf die Seite der weiblichen Front: "Ich bin auch eher dafür, dass du ihr Bescheid sagst, Alex. Das ist wirklich gemein. Was denkst du, wie Josi drauf ist, wenn sie denkt, dass ihr dort alleine einzieht!" "Das ist doch nur vorübergehend! Wenn wir alle damit einverstanden sein sollten und das Geheimnis lüften, dann wird sie sich umso mehr freuen!" Mein Vorhaben wird von beiden Männern unterstützt und da wir somit drei zu zwei in der Mehrzahl sind, wird das auch so durchgezogen.
"Und wie willst du das ganze mit dem Umbau anstellen? Mit deinen Wiederbelebungsmaßnahmen wirst du dort nicht allzu viel ausrichten können!" Tom ähnelt seiner Schwester allmählich immer mehr, man sollte wirklich meinen, dass sie abfärbt. "Hahaha Arsch... Wir haben alle gesunde Hände und sind ja wohl nicht so unbegabt. Außerdem gibt es auch sowas wie Handwerker, die das machen können, was uns nicht möglich ist. Oder hat Herr Mayer Angst, das er sich einen Nagel abbricht?" "Ja, die Nagelstylistin hat die Preise erhöht... Quatsch, aber ich denke nicht, dass ich eine Ahnung habe, welche Wände man dort rausreißen darf und kann und wie wir den Gemeinschaftsraum mit den ganzen Wohnungen verbinden!", wirft Tom einen berechtigten Einwand ein. "Wie Alex schon gesagt hat, entweder müssen wir dann jemanden beauftragen oder wir hören uns einfach mal um. Wir kennen doch genug Menschen, die wiederum Beziehungen haben... Jetzt schauen wir uns erst einmal das Ganze genauer an und anschließend überlegen wir. Wir wissen ja gar nicht, wie es dort aussieht!" Stephan bringt uns alle wieder auf den Teppich der Tatsachen zurück und wir beschließen somit, erst einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
Phil's Sicht
"Ihr habt Streit, oder?" Da ich mich leider auf den Verkehr konzentrieren muss, kann ich Josi's Gesichtsausdruck nicht kontrollieren, aber eigentlich ist es auch offensichtlich. Sie hat Aaron in das obere Stockwerk gebracht, ihm eine Brezel in die Hand gedrückt und ihm gesagt, dass er Papa wecken soll. Anschließend hat sie mich aus der Haustüre gezogen und Alex nur durch Zuruf informiert, dass wir gehen. "Nein. Herr Hetkamp ist mit sich wieder total im Reinen. Es ist nur Frau Mayer, die wie immer quer schießt!", meckert sie vor sich hin und verschränkt die Arme.
"Was ist passiert?" Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was sie derart auf die Palme gebracht hat. "Ach, egal....", dass hier überhaupt nichts egal ist, ist mehr als offensichtlich. "Nein, das ist nicht egal. Es scheint dich ja ziemlich zu belasten!" "Er... Weißt du.... Sagt der doch einfach, dass wir ins Auge fassen sollten, dass wir umziehen! Was denkt der denn? Dass er das Bestimmungsrecht hat, einfach festzulegen, wann wir umziehen? Alex hat nicht mal gefragt, ob ich das will... Nein, der denkt nicht einmal daran!" Josi redet sich richtig in Rage und steht kurz vor der Explosion.
Ich kann ihre Gefühlslage total nachempfinden, obwohl ich mich selbst zu diesem Schritt entschlossen habe.
"Ich verstehe dich! Da bist du einfach ein Gewohnheitsmensch wie ich. Allerdings denke ich, dass er es nicht böse meint... Er denkt eben an Euch als Familie", ich sehe schon im Augenwinkel, dass ich meinen letzten Satz hätte stecken lassen können. "Aha. Ich dachte immer, dass man in einer Familie zusammen entscheidet. Zumindest in normalen. Aber Herr Hetkamp benimmt sich wie in der Steinzeit und denkt, dass er hier einfach Befehle raushauen kann, die sofort akzeptiert werden." Während sie mit ihrem Ärmel durch ihr Gesicht fährt, werfe ich doch einen Blick zu ihr.
Ein paar große Krokodilstränen rinnen ihr die Wange hinunter. "Josi, du brauchst doch jetzt nicht traurig zu sein!" "Ich bin nicht traurig, SONDERN STINKSAUER!"
Heute sind wir aber wieder sehr emotional!
"Hast du versucht mit ihm zu reden?", ich muss mir irgendetwas Gutes einfallen lassen, damit nicht der totale Krieg ausbricht. Im Notfall muss Alex sein Geheimnis früher lüften, denn wie ich gerade merke, könnte das ganz schön in die Hose gehen. "Ja, stell dir vor. Gestern Abend habe ich das Thema angeschnitten, als wir im Bett lagen. Ihm ist nichts Besseres eingefallen, als andauernd anzumerken, dass er müde ist." "Eventuell war er wirklich müde. Die Schilddrüsenhormone können schon reinhauen und da seine Werte durch die Entzündung schwanken, können gut und gerne die Symptome einer Über- oder Unterfunktion auftreten!" Im Normalfall weiß sie das eigentlich selbst, aber irgendwie scheint gerade alles nicht normal zu sein. "Das ist mir bewusst, aber er kann sich doch auch mal zusammenreißen... Aber nein. Mein Verlobter versucht mich dann doch lieber mit seiner Bettdecke zu ersticken!", als ich mir auf diese Worte hin das Bild vorstelle, muss ich ausversehen lachen. "Ach, witzig mh?" Frau Mayer dreht sich demonstrativ dem Beifahrerfenster zu und versucht mich zu ignorieren. "Warum bist du denn so krass empfindlich?", das ich darauf keine Antwort bekomme, ist mir fast schon klar, deshalb starte ich einen neuen Versuch: "Soll ich mal mit Alex reden? Vielleicht kann ich seine Motivation dahinter erkennen und ihn dazu bringen, sich vernünftig mit dir zu unterhalten!" Schneller als ich gucken kann, dreht sich Josi freudestrahlend zu mir: "Das würdest du für mich tun? Ich weiß auch nicht warum Alex so drauf ist, normal ist er so gar nicht! Das weißt du ja selbst". "Ja, das mache ich für dich! Wie gesagt, es können die Hormone sein. Bei dir ist aber sonst alles in Ordnung, oder?" Die krassen Stimmungsschwankungen sind bei Josi normal nicht so ausgeprägt, was mich doch ein bisschen stutzig macht.
Hat sie auch Probleme mit der Schilddrüse?
Als ich nochmal einen Blick zu ihr werfe, sieht sie mich fast schon mit einem ertappten Blick an. "Irgendetwas ist doch bei euch im Busch! Da kannst du mir erzählen, was du willst. Gestern Abend war euer Verhalten schon extrem komisch und heute scheint mir auch der Wurm drin zu sein!" "D-Das ist w-wegen dem.... Umzug. Er hat das gestern im Bad gesagt und darum..." "Nein, nein. Danach wart ihr wieder ein Herz und eine Seele und habt Händchen gehalten. Das ist nicht der Grund!" Das Augenverdrehen entgeht mir keinesfalls und das sie daraufhin vom Thema ablenkt, ist auch ein Hinweis, dass irgendetwas faul ist: "Weißt du schon, was für ein Ring es werden soll?" Da ich mich jetzt voll und ganz auf diese Verlobungsvorbereitung konzentrieren möchte, gehe ich auf den Themenwechsel ein: "Ich hätte da an so einen schmalen Ring mit Diamant gedacht!" Josi pfeift laut auf und nickt anerkennend: "Mein lieber Scholli, du fährst aber Geschütze auf! Allerdings hatte ich auch diese Art Ring im Kopf. Den kann sie dann auch hinter ihrem Ehering tragen. Passt gut!" Diese Aussage stimmt mich sehr zufrieden und da fällt mir auch gleich noch etwas ein: "Habt ihr eigentlich auch schon Ringe?"
Einen kurzen Moment ist es totenstill und als ich meinen Kopf zu Josi drehe, starrt sie mich mit tellergroßen Augen an: "Oh mein Gott... Das wäre mir total entfallen. Das muss ich heute Abend gleich Alex erzählen ...vielleicht.... Der sollte eh mal Gas geben, sein Anzug wird nicht an der Türe klingeln und lauthals "Hier bin ich" brüllen!" Da das wieder so ein typischer Josi-Satz ist, muss ich sofort loslachen. "Hahaha.. Was denn? Ist doch so!" Anscheinend hat sich die Anspannung und der Ärger wieder gelegt, deshalb genieße ich die momentane gute Atmosphäre und bringe uns zu dem ersten Juweliergeschäft, das uns unter die Augen kommt.
Als wir das Geschäft betreten, kommt uns sofort ein hochgewachsener, schlanker Mann, in Hemd und Anzughose, entgegen: "Guten Morgen, die Herrschaften. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" "Guten Morgen. Wir sind auf der Suche nach einem Verlobungsring!", erkläre ich unser Anliegen, worauf der Herr vor uns abwechselnd einen Blick auf Josi und mich wirft. "Dann folgen Sie mir bitte. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, welche Art Ring es sein soll? Welches Material, wieviel Karat der Brillant haben sollte, ob schlicht oder auffällig... Welche Preisklasse es sein soll?" "Ähm..", kurzzeitig bin ich von der Wucht der Fragen wirklich überfordert, deshalb sieht sich Josi in der Pflicht, schnell einzuschreiten: "Wir wollen etwas Schmales, Material wissen wir noch nicht, einen Diamant, bezahlbar. Können wir erst einmal in Ruhe schauen?"
Da ist ja wieder unsere normale Josi...
Als der Herr hinter der Verkaufstheke eintrifft, zieht er eine Augenbraue nach oben und mustert Josi etwas abfällig, was mir schon total gegen den Strich geht. "Wissen Sie, wir haben nicht nur drei Ringe, sondern ein umfangreiches Sortiment. Deswegen brauche ich genauere Angaben, damit ich nicht jede Schublade ausräumen muss!" "Hab ich doch gerade eben gesagt. Schmal, Brillant, glitzernd, Tussihaft..." Josi plappert munter weiter und stößt anscheinend total auf Abneigung ihres Gegenübers. Hier werden wohl eher betuchte Kunden bevorzugt.
"Wir beherbergen keinen Schmuck, der Tussihaft ist. Unsere Ringe unterstreichen die elegante Persönlichkeit einer jeden Frau und werten ihren Antlitz dementsprechend auf. Ich weiß nicht, ob wir hier Ihren Geschmack treffen können!", der indirekte Rauswurf ist sofort angekommen und wird von Josi mit zusammengezogenen Augenbrauen kommentiert. Frau Mayer dreht sich schwungvoll zu mir und hakt sich schnell bei mir unter: "Schatz, ich befürchte fast dieser Herr möchte keine Geschäfte mit uns abschließen. Da müssen wir wohl oder übel ein anderes Geschäft mit dem Sack voller Geld beglücken". "Da scheinst du Recht zu haben. Dann lass uns woanders hingehen!", ich nicke dem Schnösel hinter der Theke zu und geleite Josi zum Ausgang.
"Pfffff, so ein aufgeblasener Gockel, oder?", in diesem Fall muss ich meiner Begleitung wirklich recht geben: "Ohja. So ein eingebildeter Sack. Tzzzz. Wir suchen uns jetzt einfach ein normales Geschäft mit normalen Menschen!", ich ziehe die Dame an meinem Arm mit mir mit und nach ein paar hundert Metern, treffen wir auf den nächsten Laden: "Hier?" Josi spickelt durch die Fensterfront und scheint die Verkäufer zu mustern: "Hmmmm. Könnte klappen. Die sehen zumindest auf den ersten Blick nicht so arschig aus, wie der Typ gerade eben!"
Somit betreten wir dieses Geschäft und werden sofort wieder von einem Mann begrüßt. Der scheint mir allerdings keinen Stock im Arsch zu haben und wirkt auch ziemlich freundlich: "Hallo. Kann ich Ihnen helfen oder möchten Sie sich erst umschauen?"
Wenn ich dem auf der Straße begegnen würde, könnte ich ihn keinesfalls als Verkäufer in einem solchen Geschäft zuordnen. Er trägt zwar ebenfalls eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, hat allerdings die Ärmel nach oben gekrempelt, womit seine tattoobedeckten Arme gut sichtbar sind. Seine blonden Haare sind künstlerisch gestylt und die Nerd Brille macht ihn gleich noch viel sympathischer.
"Hi. Wir würden uns gerne erst einmal umschauen!", ergreift Josi sofort das Wort und scheint ziemlich Gefallen an dem Typ zu finden. "Sehr gerne. Nach was suchen Sie denn? Dann kann ich Ihnen zeigen, wo genau Sie fündig werden!" "Verlobungsringe!" knurre ich leise vor mich hin, damit das Fräulein neben mir vielleicht endlich ihren Blick von diesem Typ abwenden kann. "Dann folgen Sie mir doch bitte. In den Schaukästen, hier an der linken Wand, finden sie eine große Auswahl an verschiedenen Verlobungsringen. Wenn Ihnen von diesen Ringen keiner zusagt, dann habe ich natürlich noch eine weitere Auswahl, die ich Ihnen dann gerne zeige. Vielleicht können Sie sich aber zumindest über die Richtung, in die Ihre Vorstellungen gehen, festlegen!" "Super, danke!", ich ziehe Josi noch etwas näher zu mir und werfe dann einen Blick auf die Ringe.
Kaum stehen wir zwei Minuten vor diesem Schaukasten, da schreit Josi schon euphorisch "Der! Guck, der ist perfekt!" Als ich mir den Ring genau anschaue, muss ich zugeben, dass der Susi wirklich gefallen könnte. Das Roségold hat ihr schon immer gut gefallen und ordentlich glitzern tut er auch. In der Mitte thront ein großer Brillant und seitlich Reihen sich ebenfalls ein paar kleine Glitzersteinchen aneinander. Nicht zuviel und auch nicht zu wenig. "Ja, ich schätze der wäre wirklich gut!", ich kann es kaum glauben, dass wir jetzt schon einen Ring gefunden haben, ich hätte damit gerechnet, dass wir mehrere Stunden brauchen.
"Wie ich höre, sind sie fündig geworden?" Unser Verkäufer steht plötzlich leicht lachend an unserer Seite und mustert uns ganz genau.
Josi war ja auch kaum zu überhören. "Ja, genau. Ich würde gerne mal sehen, wie dieser Ring an einem Finger aussieht!" Ich deute auf unsere Auswahl, worauf der nette Herr den Ring aus der Vitrine entnimmt und uns zu einem Tisch geleitet. Als wir drei Platz genommen haben, misst der Herr zuerst Josi's Ringgröße ab und nickt dann zufrieden: "Sie haben Glück, der Ring müsste ausgezeichnet an Ihren Finger passen!" Frau Mayer streift den Glitzerschmuck über ihren Ringfinger und hält mir diesen auch sogleich unter die Nase.
Wunderschön!
"Gefällt Ihnen der Ring?" Der Verkäufer scheint etwas irritiert, da meine Begleitung das Schmuckstück nicht ganz genau so kritisch mustert wie ich. "Ne, den würde ich mir persönlich nie kaufen. Zu viel Glitzer. Aber es geht hier ja nicht um mich!" "Ähm..." Der Mann kratzt sich verwundert am Kopf und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen. "Alles gut. Machen Sie sich keinen Kopf!" Josi winkt ihm ab und schaut mich darauf neugierig an. "Es wäre einfacher, wenn Susi den Ring jetzt tragen würde, aber...", ich werde sofort von Josi unterbrochen: "Warte! Ich habe da etwas vorbereitet!" Frau Mayer kramt schnell in ihrer Handtasche herum und zieht dann ein Foto hervor. Das hält sie sich vor ihre Nase und somit habe ich einen freien Blick auf das Gesicht meiner Freundin. "Hahaha. Du hast doch voll was an der Platte!", ich schüttel lachend den Kopf und könnte mich auf den Boden werfen, als ich den total verstörten Gesichtsausdruck des Verkäufers sehe. "Ne, nur sehr schlau. Ich dachte mir schon, dass es komisch ist, wenn du mein Gesicht mit dem Ring vor Augen hast. Deswegen habe ich vorgesorgt und hoffe, dass dir das ein bisschen hilft!"
Auch wenn Josi durchgeknallt ist ohne Ende, würde ich mit niemanden lieber den Verlobungsring für meine Zukünftige aussuchen.
"Den würde ich nehmen! Ich schätze, dass er Perfekt sein wird!", glücklich und zufrieden lehne ich mich in dem Stuhl zurück und bekomme auch von Susi's bester Freundin nochmal die Bestätigung: "Auf alle Fälle! Der ist wie für Susi gemacht. Allerdings würde ich dir gerne noch etwas vorschlagen: Kauf doch noch eine feine, passende Kette dazu. Wenn sie Wassereinlagerungen in den Fingern bekommen sollte, kann sie den Ring vorübergehend nicht tragen und das wäre wirklich schade. So kann Susi ihn sich wenigstens um den Hals hängen, wenn sie das will! Ist zumindest besser, als irgendwo rumliegen zu lassen!" Ich bin wirklich erstaunt über ihren Gedankengang, denn das wäre mir niemals in den Sinn gekommen: "Okay! Du hast vollkommen recht!" Wir beide schauen erwartungsvoll zu unserem zuständigen Verkäufer, der kurz etwas überfordert zu sein scheint, nach einem kurzen Nicken aber sofort zu den Ketten abdampft.
"Bist du ganz sicher, dass ihr der Ring gefällt?" Eigentlich bin ich mir selbst relativ sicher, aber irgendwie bleiben doch kleine Zweifel bestehen. "Ich würde meinen Hintern drauf verwetten! Mach dir keinen Kopf, der ist wie für Susi gemacht. Aber ich kann dich beruhigen: Bei Alex ging es mir nicht anders!"
Letztendlich verlassen wir den Juwelier mit einem wunderschönen Verlobungsring und einer passenden, sehr feinen Kette. Ich schwebe förmlich im siebten Himmel und würde am liebsten sofort zu Susi rennen und ihr an Ort und Stelle den Antrag machen.
"Was brauchst du noch?" Josi schließt die Beifahrertüre und schaut mich erwartungsvoll an. "So ein Schloss, auf dem man Namen eingraviert. Das will ich ihr zuerst geben und dann einen Spaziergang zur Hohenzollernbrücke machen. Wenn wir dort sind, würde ich ihr gerne den Antrag machen und nach dem hoffentlich genannten "ja", das Schloss dort verewigen!", ich hoffe sehr, dass Susi meine Idee gefällt, auch wenn es kein großes Trara ist. "Das ist wirklich eine wunderschöne Idee!", ganz überraschend werde ich in eine feste Umarmung gezogen und so fest gedrückt, dass mir fast die Luft wegbleibt. Des Weiteren vernehme ich ein leises Schluchzen. "Josi? Alles gut?" Sie drückt sich wieder von mir weg und wischt sich ihre Tränen aus dem Gesicht: "Ja... Ich freue mich nur so für euch und finde... es total schön, dass ihr heiratet... und ihr euch gefunden habt..."
Ooookayyyy, diese Frau wird als nächstes zum Blutabnehmen geschickt, um die Hormonlage austesten zu lassen.
"Danke! Aber deswegen brauchst du nicht so bitterlich zu weinen!", ich streiche ihr eine weitere Träne aus dem Gesicht und bemerke darauf eine extreme Blässe in ihrem Gesicht: "Warum bist du so blass?" "Ich habe Hunger... Können wir schnell irgendetwas essen?" "Klar. Auf was hast du Lust?", da ich selbst vor lauter Aufregung noch nichts gegessen habe, kommt mir das wirklich gelegen.
Die Dame neben mir überlegt wirklich lange und scheint sich nicht wirklich entscheiden zu können: "Ach, keine Ahnung. Irgendwas halt. Bin nicht so wählerisch..." "Dann bremsen wir bei einem Bäcker ein, oder?" Mein Vorschlag wird sofort angenommen und so fahren wir durch die Stadt, bis wir auf einen Bäcker treffen.
Dort angekommen, kauft Josi fast die halbe Theke leer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die zwei Butterbrezeln, den Quark Streusel, die zwei Berliner, den Amerikaner, das Schokohörnchen und die Nussecke wirklich alleine verschlingen will. "Was?", anscheinend hat sie meine Blicke bemerkt und grinst jetzt ganz verlegen vor sich hin. "Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? Letzte Woche?" "Neee. Gestern Abend. Ich konnte mich eben nicht entscheiden und habe mir einfach eine Auswahl mitgenommen! Den Rest bekommen die Verfressenen zuhause!", mit einem Nicken dreht sie auf dem Absatz um und läuft aus der Türe des Bäckers hinaus. Ich folge ihr mit meinem belegten Brötchen und werfe mich mit ihr zusammen in die Autositze, um genüsslich unsere Errungenschaften zu verspeisen.
Josi knallt sich tatsächlich eine Butterbrezel, einen Berliner und das Schokohörnchen in den Rachen und meckert anschließend herum, dass ihr schlecht ist. Ich enthalte mich einfach meiner Stimme und steuere das nächste Geschäft an.
Während wir durch die Gänge eines auserwählten Geschenkeshop schlendern, zupft mir Josi leicht am Ärmel: "Sag mal, willst du den Antrag mit Susi ganz alleine genießen?" "Ich verstehe die Frage jetzt irgendwie nicht!" Fräulein hakt sich wieder bei mir unter und drückt sich fest an mich: "Mir kam da gerade nur so eine Idee... Wenn du mit Susi im Dunkeln auf der Brücke eintriffst, könnte ich da noch was organisieren. Nur wenn du willst. Ich würde alle zusammentrommeln, die nicht arbeiten müssen und mich dort mit denen verstecken. Wenn Susi letztendlich "Ja" gesagt hat, können wir doch ganz viele Herzluftballons aufsteigen lassen und auf euch anstoßen." Ich bleibe abrupt stehen und schaue die Chaos-Queen genauer an, die sofort alles falsch versteht und die Hände in die Höhe hält: "Sorry, war nur ein Vorschlag. Müssen wir ja nicht machen!" Ich gehe gar nicht auf ihre erschrockene Reaktion ein: "Das würdest du für uns organisieren? Ich würde mich wahnsinnig freuen!" Josi zieht die Augenbrauen zusammen und schürzt ihre Lippen: "War das jetzt eine Zustimmung? Sorry, aber ich komm gerade nicht klar." Ich ziehe sie lachend in eine Umarmung und verdeutliche meine Aussage: "Josi, es würde mich wahnsinnig freuen, wenn du das organisieren würdest. Das würde den Abend perfekt machen!"
Man kann spüren, wie die Anspannung von ihr weicht: "Jipiii. Dann kaufst du jetzt dein Schloss und ich suche nach dem restlichen Kram!" Bevor wir in verschiedene Richtungen ausströmen, fällt mir aber noch eine Tatsache ein: "Was ist, wenn sie "nein" sagt?" Da sich Josi schon ein paar Schritte von mir entfernt hat, schreit sie mir ihre Antwort durch den kompletten Laden zu: "Dann schmeißen wir sie eben von der Brücke!"
Ganz genau... So einfach ist das, Herr Funke!
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