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Es wäre untertrieben zu sagen, dass ich gleich sterbe. Meine Klammeräffchen sind ziemlich müde und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie schlafen. Das wiederum ist sehr schlecht für meine momentane Situation, da die Körper gleich beider Kinder erschweren und sich meine Arme so oder so schon anfühlen, als würde ich sie auf dem Boden hinter mir herziehen.
Meine Wut gegenüber Phil, der Ärger über mich selbst und die bevorstehende Erschöpfung sorgen für eine dauerhafte feuchte Versorgung meiner Augen. Durch den verschwommenen Schleier kann ich allerdings nach ein paar Minuten die Praxis meines Vaters erkennen. Je näher ich meinem Ziel komme, desto erschöpfter werde ich und bin fast der Überzeugung, dass ich die letzten paar Meter nicht mehr schaffen werde.
Als ich letztendlich stehen bleibe, da ich meine Arme nicht mehr spüre und ich Angst habe, dass mir gleich die Kinder aus meinem Griff fallen, würde ich am liebsten schreien. Des Weiteren frage ich mich, wie ich den Heimweg schaffen soll.
So stehe ich mit einem Wasserfall an Tränen ein paar Meter vor der Praxis und bin kurz davor aufzugeben. "Sooo Frau Kipper. Einen schönen Tag noch und bis morgen!" Eddy ist gerade dabei, einer alten Dame den Rollator vor die Türe zu stellen und sie darauf freundlich zu verabschieden. Kurz bevor er wieder in der Praxis verschwindet, schaut er sich nochmal um und entdeckt mich natürlich sofort. Er lässt den Griff der Türe los und kommt sofort auf mich zu: "Josi?" Ich nicke ihm nur entgegen, da ich mir sicher bin, dass meinen Mund kaum ein Wort entweichen wird. "Schlafen die beiden? Wo ist denn der Kinderwagen?", nachdem sich Eddy vergewissert hat, dass kein Transportmittel in der Nähe herumsteht, nimmt er mir sofort ein Kind ab. "Komm mit rein!", sein sorgenerfüllter Blick bohrt sich tief in mich, was meine Tränenproduktion nur noch mehr anregt. Ich nicke ihm wieder nur zu und folge ihm direkt in die Praxis.
"Joyce, wenn mein Sohn fertig ist, schicke ihn bitte in den Behandlungsraum fünf. Der ist dann ab jetzt auch auf ungewisse Zeit blockiert!", wirft er der Grinsebacke an der Rezeption zu, die mich darauf etwas genervt in Augenschein nimmt: "Die Frau Mayer hat doch gar keinen Termin! Außerdem wartet...." Eddy unterbricht seine Angestellte sofort: "Enkel und Urenkel gehen nunmal vor und da braucht es keinen Termin. Tun Sie einfach, was ich gesagt habe!"
Ich folge Eddy in den genannten Behandlungsraum, worauf er sofort die Türe hinter mir schließt: "Wir breiten jetzt einfach eine Isomatte auf den Boden aus und legen die Kinder darauf ab!" "Okay!", krächze ich ihm entgegen und versuche mit meinem Jackenärmel die erneut aufkommenden Tränen zu beseitigen. Ein Teil der Brezelpampe, die mir Malea ins Gesicht geschmiert hat, befindet sich nun auch auf dem Stoff der Jacke. Nachdem mein Opa den Boden etwas gepolstert hat, legt er zuerst Malea ab und nimmt anschließend Aaron entgegen, um ihn neben seine Schwester zu legen. Vorsichtig und liebevoll befreit er meine Sabberschnuten von ihren Jacken und legt diese als Deckenersatz über ihre Beine. Meine Wenigkeit steht immer noch stocksteif in der Nähe der Türe und beobachtet die Taten des Herrn Holzapfel senior ganz genau. Als dieser sich von den Kindern abwendet, widmet er sich mir. Der Herr zieht mich, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, in eine Umarmung und drückt mich fest an sich. Er ist noch ein Stück größer und auch etwas breiter als Papa, aber er scheint genauso herzlich zu sein. Eddy's Hand streicht ein paar mal über meinen Rücken: "Entspann dich mal. Du bist komplett verkrampft. Was ist denn passiert?" Anstatt ihm eine Antwort zu geben, lege ich einfach meine Arme um seinen Körper und drücke mich noch etwas fester an ihn, obwohl ich kaum noch Gefühle in meinen Armen habe. "Hast du Streit mit deinem Verlobten?" Ich schüttel als Antwort mit dem Kopf. "Hast du dich mit jemand anderem gezankt?" Eddy gibt nicht auf und versucht, meiner betrübten Stimmung auf den Grund zu kommen. "Ja!" "Lass mich raten: Vor lauter Wut bist du abgedampft und hast den Kinderwagen vergessen!", auf diesen absolut zutreffenden Punkt hin, löse ich mich etwas von ihm und schaue ihn verwirrt an. "Dein Temperament hast du von deinem Vater. Der ist früher bei jedem Streit wütend abgedampft und hat vor lauter Zorn auch jedesmal irgendetwas vergessen. Einmal ist er in Boxershorts zur Türe raus gestürmt, stand dann allerdings fünf Minuten später wieder klingelnd vor der Türe. War anscheinend doch zu peinlich, so leicht bekleidet durch die halbe Stadt zu düsen", das leise Lachen, als er sich an diese Situation zurückerinnert, lässt mich leicht schmunzeln. "Zieh doch deine Jacke aus, hier drin ist es viel zu warm!", er streicht mir einmal sanft über meine Wange, während ich lauthals aufseufze. Gerade als ich ihm erklären möchte, dass ich gar nicht lange stören will, wird die Türe aufgerissen.
"Josi? Alles gut? Was ist denn los?", leicht überfordert tritt Nico zu uns heran und mustert zuerst mich und anschließend seinen Vater. Eddy wendet sich ihm schmunzelnd zu: "Kümmere dich einfach um deine Tochter, ich kümmere mich mal um unsere Patienten. Um das Mädchen zu verstehen, musst du einfach nur an deine eigene Gefühlswelt denken, dann klappt sie Sache!" Nach einem Augenzwinkern verlässt der Herr Holzapfel senior den Raum und schließt die Türe.
"Hast du Ärger zuhause wegen gestern? Weißt du, es fühlt sich im ersten Moment vielleicht ungerecht an, aber die Männer bei dir zuhause haben sich einfach nur Sorgen gemacht. Ich mir übrigens auch!", zuerst weiß ich gar nicht wovon Nico da redet, doch dann fällt mir mein ausgedehnter Spaziergang wieder ein: "Nein. Das haben wir geklärt. Ich kann die Reaktionen verstehen. Eigentlich wollte ich nur kurz spazieren gehen, doch dann bin ich in einem Brautmodengeschäft gelandet. Der Verkäufer war total klasse und hat mir geholfen, endlich mein Brautkleid zu finden. Ich hatte einfach die Zeit vergessen..." "Du hast ein Brautkleid gefunden?" Nico's Augen weiten sich, während seine Mundwinkel in die Höhe schießen. "Ja und Schuhe. Ganz alleine!", in mir taucht plötzlich ein kleiner Funken Stolz auf, worauf mein Vater mich freudig umarmt: "Das ist ja wunderbar. Puh, ich habe schon überlegt, ob ich ein Zoowärter Kostüm anziehen muss!" "Hä, wieso das denn?", irgendwie kann ich ihm jetzt nicht ganz folgen. "Naja, es ist doch authentischer, wenn ein Gorilla von einem Zoowärter, als von einem Mann im Anzug begleitet wird, oder? Hahahaha".
Eindeutig mein Vater!
Natürlich kann ich seinem Lachen nicht widerstehen und folge seinem Beispiel. "So gefällst du mir schon besser. Magst du mir erzählen, warum du so rote Augen hast?" Nico zieht mich zu der Behandlungsliege und setzt sich mit mir zusammen bequem hin. "Ich will dich nicht zu lange aufhalten, schließlich musst du arbeiten. Ist eh nicht so wichtig...", als ich einen Blick in sein Gesicht werfe, sehe ich wie sich sein Gesichtsausdruck verfinstert:
"Wenn meine Tochter völlig aufgelöst in der Praxis auftaucht, dann ist das meiner Meinung schlimm genug gewesen! Also schieß los!"
Ganz toll... Ich kann ihm ja jetzt schlecht sagen, dass ich mich an Alex rächen wollte, weil er meine Mutter und somit Nico's Frau eingeladen hat.
"Ich wollte Gleiches mit Gleichem vergelten und wurde ziemlich böse ausgebremst!", wahrscheinlich wird ihm diese Aussage nicht ausreichen, aber eventuell verschafft es mir ein paar Minuten Zeit, um mir weitere Worte zurechtzulegen. "Okay, den Sinn verstehe ich. Aber jetzt würde mich interessieren, ob es denn eine wichtige Sache war oder eher nicht und ob die Person die das ausgebremst hat, der Verursacher deiner Tränen ist oder eher die gescheiterte Tatsache." Nico legt einen Arm um meine Schulter und zieht mich etwas näher an sich ran. "Eigentlich nur die Person. Nachdem ich noch ein paar Informationen bekommen habe, was eventuell gegen meinen Rachefeldzug spricht, hat er mir noch Worte an den Kopf geworfen, die mich verletzt haben. Eventuell liegt er damit aber auch nicht so verkehrt!" Ich atme schwer auf und lehne mein ganzes Gewicht gegen Nico. "Ich schätze mal, dass Alexander irgendetwas mit deinem Rachefeldzug zu tun hat?"
"Ja, schon!" "Die Person, die dich verletzt hat, ist demzufolge ein WG-Mitbewohner, oder?" "War er mal, ja...", dank meiner unüberlegten Aussage, weiß mein Vater natürlich sofort, wer gemeint ist: "Phil also..."
Du musst jetzt ganz genau aufpassen, was du sagst, sonst verrätst du noch deine Absichten!
"Der Kandidat hat hundert Punkte. Aber ist ja auch egal jetzt, er wohnt nicht mehr bei uns und dann muss ich ihm auch nicht ständig über den Weg laufen!", mein Versuch, das Thema unter den Tisch zu kehren, scheitert wie erwartet kläglich: "Nenene. Reinfressen ist keine Option. Ich würde dir gerne einen Rat geben: Manchmal sorgen geliebte Menschen dafür, dass unser Herz schmerzt. Das aber eher unbedacht. Wenn du darauf jedesmal einen Rachefeldzug ausübst, dann startet irgendwann ein nicht enden wollender Krieg. Denn vielleicht wirst du auch einmal eine Entscheidung fällen, die diese Person unabsichtlich verärgert oder verletzt und wenn das dann auch einen Rachefeldzug mit sich bringt, ist das ein ewiger Kreislauf. Mach der Person, in diesem Fall Alex, doch einfach klar, was dich verletzt hat und rede vernünftig mit ihm. Vielleicht kann er seinen Fehler nicht mehr rückgängig machen, aber wenn er ehrliche Reue zeigt, wird es dein Herz eventuell verzeihen können. Alexander scheint mir kein gehässiger Mensch zu sein und so wie ihr beide zusammen wirkt, könnt ihr gar nicht ohne den anderen. Was Phil anbelangt... Ich kenne ihn kaum, aber ich habe schon einige Einblicke in euer WG-Leben gewinnen können und erlaube mir daher zu sagen, dass er seine verletzende Aussage bestimmt nicht ernst gemeint hat. Vielleicht hast du ihn auf dem falschen Fuß erwischt oder er möchte einfach nur Alexander schützen und hat sich von seinen Emotionen leiten lassen. Da sagt man manchmal Dinge, die man eigentlich gar nicht so meint. Gib ihm zumindest die Chance, sich zu erklären und seinen Fehler wieder gut zu machen. Ich bin mir sicher, das er sich bei dir melden wird!"
Ich lasse die Worte kurz auf mich wirken und muss feststellen, dass er Recht hat. Zwar bin ich immer noch sauer auf Phil, aber es war im Nachhinein gesehen auch nicht fair, ihn einfach stehen zu lassen. Schließlich wollte er sich erklären und ich habe ihn nicht lassen, da ich von meiner Wut geblendet war.
"War Alexander's Tat denn so unverzeihlich?" Mein Vater würde anscheinend gerne den Grund erfahren, aber mit der Wahrheit werde ich nicht rausrücken, denn damit würde ich ihn nur verletzen. "Wenn man nicht mit meinem Gehirn denkt, dann nicht. Nein!", jetzt fühle ich mich noch mieser als zuvor und überlege, ob ich das mit Kurt nicht wirklich sein lassen sollte. Wenn auf unserer Hochzeit ein Hetkamp-Krieg ausbricht, bin ich schuld an allem und kann wohl sofort nach der Vermählung die Annullierung veranlassen.
"Danke!" Dieses Danke ist wirklich ehrlich gemeint, denn mein Vater hat mir einige Gehirnwindungen zurechtgerückt. "Jederzeit wieder!", ein kleiner Kuss trifft meinen Kopf, worauf mein Vater schwer aufatmet: "Glaub mir, ich kann weitestgehend nachvollziehen, was in deinem Kopf vor sich geht. Ich selbst bin auch so verkopft und wenn ich mir die ganze Sache so anschaue, scheint das ganze familiär bedingt zu sein. Das soll nicht heißen, dass wir deswegen schlecht sind, nein. Wir brauchen nur ab und zu jemanden, der uns einen Stups in die richtige Richtung gibt.... Langsam muss ich mich leider wieder an die Arbeit machen, sonst zieht Eddy mich noch an den Ohren aus diesem Zimmer. Du kannst ruhig noch hier bleiben, ich lass dir von Joyce einen Kaffee bringen, okay?" "Das ist lieb, danke. Bevor du gehst, wollte ich noch nach der Adresse von Lucien fragen und ob er Familie hat. Zwecks der Einladung", ich rutsche von der Liege herunter und krame die drei Einladungen aus meiner Tasche: "Die hier ist für dich und Mama!" Nico's extrem blöder Blick verwirrt mich etwas, aber ich versuche ihn einfach zu ignorieren. "Dankeschön!" "Gibt es auch noch eine Oma in meinem Leben?", mir ist spontan die Verwendung der dritten Einladung eingefallen, wofür ich diese Information natürlich ebenso benötige.
"Lucien hat sich vor kurzem erst von seiner Freundin getrennt und Kinder hat er keine. Du kannst die Einladung gerne bei mir lassen. Ich besuche ihn am Wochenende und händige sie ihm aus. Ich habe ihm schon viel von dir erzählt und er wird sich sicherlich freuen, dich endlich kennen zu lernen. Aufgrund der momentanen Lage, kann ich aber nicht sagen, ob ihr euch noch vor der Hochzeit treffen werdet. Die Trennung nagt sehr stark an ihm, er war zehn Jahre lang mit seiner Freundin zusammen!" "Oh, das tut mir leid. Okay, dann gibst du ihm die einfach, wenn du ihn besuchst. Und richte Grüße von mir aus!", ich überreiche ihm noch schnell die Einladung für Lucien, dessen Namen sich schon auf dem Umschlag befindet und lächle Nico dankend entgegen. "Kein Problem. Deine Oma heißt Anita", mit einem Augenzwinkern signalisiert er mir, dass er ganz genau weiß, was ich vor habe und verlässt darauf mit einem breiten Grinsen den Raum.
Während ich mir von dem kleinen Tisch, in der linken Ecke einen Stift stibitzte und die Namen Eddy & Anita auf den Umschlag schreibe, bringt mir Frau Tackerfresse meinen Kaffee. Ich muss mir dringend diese Spitznamen in meinen Gedanken abgewöhnen, nicht, dass mir das mal ausversehen rausrutscht. "Danke!" "Sehr gerne Frau Mayer!" Joyce wirkt sehr erfreut, als sie mir die Tasse direkt vor die Nase hält. Diese Freude lässt sich mit dem Entfernen eines tiefliegenden Holzsplitters unter einem Fingernagel vergleichen. Ich schere mich nicht weiter darum, schließlich muss ich mit ihr nicht unbedingt best Friend werden.
Als meine Kinder ein halbes Stündchen später wieder zum Leben erwachen, ist jegliche Mürrigkeit verfolgen. Beide Sabberschnuten strahlen wie ein Atomkraftwerk und lassen sich nach dem Anziehen schön an der Hand führen. Auch wenn ich Malea des Öfteren an ihrer Hand in die Luft ziehen muss, damit sie nicht auf die Nase fällt, ist es angenehmer, als beide auf dem Arm zu tragen.
An der Rezeption stehen die beiden Holzapfel-Männer und schnappen sich gerade jeweils eine neue Patientenakte. Da mein Sohn etwas sicherer auf seinen Beinen unterwegs ist als seine Schwester, drücke ich ihm die Einladung in die Hand und deute mit meinem Zeigefinger auf Eddy:
"Bringst du die Karte zu Eddy, Aaron?" Mein kleiner Junge taumelt sofort drauflos: "Di!" Als der angesprochene Herr nicht sofort reagiert, brüllt Aaron eine Spur lauter: "Aon Di!"
Nico wird als erstes auf Aaron aufmerksam und zieht seinen Vater darauf am Ärmel, damit der sich meinem Sohn zuwendet. Dieser geht sofort freudestrahlend in die Hocke, als er den Kleinen erblickt und legt die Patientenakte neben sich auf den Boden, um seine Arme ausbreiten zu können. Kurz vor seinem Ziel hat mein Sohn mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen, doch Eddy zieht ihn kurz vor dem Fall in seine Arme. Der Einladungsüberbringer fetzt seinem Uropa die Karte direkt ins Gesicht und erledigt damit, nicht ganz wie geplant, seinen Job.
Als Eddy den Umschlag in seinen Händen hält und realisiert, was das ist, schaut er mich mit leuchtenden Augen an. Ich nicke ihm bestätigend zu, was sich genau in diesem Moment absolut richtig anfühlt. Bevor Aaron sich wieder auf den Weg zu mir macht, drückt er Eddy überraschenderweise einen sehr feuchten Schmatzer auf die Backe und gluckst laut auf.
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Eine geschlagene Stunde später kommen wir endlich Zuhause an. Der Heimweg hat sich doch wieder als sehr nervenaufreibend herausgestellt, da die Zwillis sich zwischen laufen und getragen werden, nicht entscheiden konnten. Zumindest hat mein Körper heute mehr als genug Sport getrieben und wird es mir morgen sicherlich mit einem fetten Muskelkater danken.
Allem Anschein nach sind alle ausgeflogen, denn es ist kein Mucks zu hören. Aufgrund meiner Annahme zucke ich erschrocken zusammen, als Phil plötzlich aus der Küche geschossen kommt: "Da bist du ja endlich!" Völlig verdattert schaue ich dem Notarzt ins Gesicht und ziehe meine Augenbrauen zusammen: "Wartest du etwa auf mich?" "Ja, natürlich.... Josi, es tut mir wirklich leid... Ich... Ich hab einfach scheiße überreagiert! Können wir reden?" Phil fährt sich mit einer Hand durch seine Haare und fleht mich schon förmlich an, ihn anzuhören. "Ja okay. Lass mich nur kurz die Kinder von den Jacken und Schuhen befreien. Sind alle anderen ausgeflogen?" "Tom liegt im Bett, der scheint krank zu werden. Flo ist aufgrund eines gestrigen Einsatzes total neben der Spur und dein Verlobter ist übelst gelaunt!" Mich beschleicht sofort ein ungutes Gefühl: "Hast du...." "Nein! Ich war mir sicher, dass du so Vernünftig bist und keine weiteren Schritte unternehmen wirst!", ein versöhnliches Lächeln umspielt Phils Lippen, das ich sofort erwidere: "Danke!"
Herr Funke schnappt sich Aaron, der gerade in die Küche krabbeln wollte, und entfernt ihm seine Jacke, was ich bei Malea ebenso durchführe. Anschließend bremse ich bei Alex ein, der mit verschränkten Armen auf dem Sofa liegt. "Hey Schatz!", zur Begrüßung drücke ich, dem schon finster dreinblickenden Herrn Herkamp, einen Kuss auf. "Hi", grummelt er zurück. "Was ist los?" "Nichts. Was soll sein?" Der genervte Unterton verheißt schon nichts Gutes. "Keine Ahnung, deswegen frage ich doch. Du wirkst etwas... muffelig?", kaum habe ich mein Mund geschlossen, werde ich mit bitterbösen Blicken gestraft: "Mein Gott. Ich kann doch auch nicht jeden Tag freudestrahlend durch die Bude hüpfen. Jetzt nervt mich doch nicht alle andauernd!" Demonstrativ wendet sich mein Verlobter der Sofalehne zu, was meiner Meinung nach mehr als untypisch für ihn ist. "Na gut, dann lass ich dich mal in Frieden!" Bevor der Herr nachher noch seine Nerven verliert, verziehe ich mich lieber zu Phil in die Küche, der den Kindern gerade jeweils einen Becher Joghurt vor die Nase stellt.
"Hi" Franco scheint vom Dienst zurückzukehren, aber ebenfalls einen schlechten Tag zu haben. "Hey, alles okay?", als er an mir vorbei, auf direktem Weg zu der Kaffeemaschine läuft, würdigt er mich nicht einmal eines Blickes: "Ne, nicht so. Aber egal!" "Willst du darüber reden?", mehr als meine Gesellschaft anzubieten, kann ich nicht tun, doch Franco scheint erst für sich alleine sein zu wollen: "Gerade nicht. Aber danke. Bin oben!" Mit gefüllter Tasse läuft er wieder an mir vorbei, schnurstracks nach oben in sein Zimmer.
Heute muss wirklich etwas in der Luft liegen. Anders kann ich mir die geballte schlechte Laune bei jedem Anwesenden in diesem Haus wirklich nicht erklären. Tja Josi, dann sprechen wir uns mal mit Herrn Funke aus!
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