49
Mein kompletter Körper versteinert, ich kann mich kein Stück mehr bewegen.
Hat er mich jetzt wirklich auf frischer Tat ertappt? Und warum heulst du?
Ich höre, wie die Türe schwerfällig ins Schloss fällt und einen kurzen Augenblick denke ich, dass Nico wieder in die Praxis gegangen ist.
"Was ist los, mh?" Nico's Stimme ist sehr feinfühlig, als wenn er mit einem scheuen Rehkitz reden würde. Mein Mund möchte immer noch keinen Ton von sich geben, da er auch gar nicht weiß, was er überhaupt sagen soll. Vor mir taucht das zuvor beobachtete Objekt auf, stellt sich direkt vor meine Nase und wischt mir ein paar der Tränen aus dem Gesicht, die unbedingt über meine Wange kullern wollten. "Ist alles in Ordnung?" Nico sieht leicht besorgt aus, als ich es endlich schaffe, ihm ins Gesicht zu schauen. Als Antwort zucke ich nur mit den Schultern, man bedenke meinen sprachlosen Mund. "Magst du mit rein kommen? Drin ist es vielleicht etwas gemütlicher, als hier draußen!", mein Vater scheint auch etwas unsicher zu sein, denn er trampelt abwechselnd von einem Fuß auf den anderen, so wie ich das immer mache. "Ich weiß nicht!" "Wenn es dich ein bisschen beruhigt, dann gestehe ich dir, dass ich auch schrecklich nervös bin. Irgendwie möchte ich so viel sagen und eigentlich auch gar nichts. Du brauchst keine Angst zu haben, ich will dich zu nichts überreden! Am liebsten würde ich ja jetzt schreiend davonrennen, weil ich gerade nicht weiß, wie ich mich fühlen soll, aber ich sollte noch arbeiten. Das würde echt schlecht rüberkommen!" Nico verzieht eine leichte Grimasse und lacht leise vor sich hin, während er ungläubig mit dem Kopf schüttelt.
Irgendwie imponieren mir seine ehrlichen Worte und ich bin wirklich überrascht, dass er ähnlich fühlt wie ich.
Meine Mundwinkel lassen sich von seinen anstecken, womit ich ihm ebenfalls entgegen lächle und er sich sichtlich entspannt. "Tut mir leid... Ich weiß irgendwie nicht... es ist komisch!", eine bessere Erklärung bekomme ich gar nicht über die Lippen, da mein Gehirn mehr als Matsch ist. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Mir ging es vor ein paar Tagen nicht anders. Allerdings hatte ich jetzt genug Zeit, um das alles zu verarbeiten und mir Gedanken zu machen. Du hast das ganze erst.. heute Nacht?.. erfahren. Wenn ich ehrlich bin, habe ich heute nicht wirklich mit dir gerechnet. Ich hatte nur gehofft, dass du kommst. Joyce hat dich gesehen, als du dich vom Fenster weg gedreht hast!"
Nico ist ganz anders als Hannes! Vielleicht kann es ja doch was werden! Gib dir einen Ruck!
"Vielleicht können wir uns nächste Woche mal irgendwo treffen, einen Kaffee trinken oder so?" Ich hoffe er ist jetzt nicht enttäuscht, dass ich ihn vertröste, aber irgendwie schaffe ich es nicht, mich jetzt mit ihm in einem Raum aufzuhalten. Nico's unsicherer Gesichtsausdruck wechselt plötzlich zu einem freudigen strahlen: "Sehr gerne!" "Sei mir nicht böse, aber ich kann jetzt nicht da rein. Wenn ich da deinem Vater dann noch über den Weg laufe.... Das ist mir gerade etwas zu viel", ich versuche mich schnell zu erklären, damit er keinen falschen Eindruck bekommt, doch er scheint es zu verstehen: "Kein Problem. Eddy ist wirklich sehr neugierig und würde dir bestimmt auf Schritt und Tritt folgen. Wenn du möchtest, schreibe ich dir schnell meine Handynummer auf, damit wir den Tag und die Uhrzeit festlegen können und für den Fall, dass etwas dazwischen kommt. Mit Kindern kann sich schnell mal was ändern!" "Das wäre super!", grinse ich ihm entgegen. "Okay. Warte kurz, ich komme sofort wieder!", wie ein aufgescheuchtes Huhn, rennt der Herr Holzapfel in seine Praxis und lässt mich mit einem Lächeln im Gesicht zurück.
Könnte gut werden!
Kurz darauf ist er wieder durch die Verglasung der Eingangstüre zu sehen. Irgendwie scheint sich die Türe nicht öffnen zu lassen, denn er zieht wie ein Verrückter an dem Griff und bleibt letztendlich ratlos stehen. Ich mustere die Türe etwas genauer und muss sofort lauthals lachen, weil er genauso ein Depp ist wie ich. Nico kratzt sich am Hinterkopf und scheint nicht zu verstehen, warum ich jetzt so lache. Um ihn nicht länger in den Seilen hängen zu lassen, laufe ich auf die Türe zu und ziehe an ihr, worauf sie sich locker leicht öffnen lässt. Der Herr verdreht die Augen, murmelt ein leises "ich hätte drücken müssen" vor sich hin und reicht mir grinsend einen Zettel mit seiner Handynummer.
Könnte gut und sehr chaotisch werden.
"Mir wäre es lieb, wenn nur wir beide uns treffen würden. Also, ohne meine Mutter. Ist das okay?", mein Bedürfnis nach Eva ist nicht wirklich groß und ich hoffe, dass Nico das versteht. "Das ist vollkommen in Ordnung! Schließlich wollen wir Beide uns ja kennenlernen und dafür braucht es deine Mutter nicht. Das werden wir alleine schaffen!" Meinen Körper durchströmt eine gewisse Erleichterung und ich merke einen kleinen Schwung Vorfreude in mir aufkommen. Allerdings stehe ich jetzt vor dem nächsten Problem, dem Abschied.
Was mache ich jetzt? Die Hand geben? Nö, zu unpersönlich! Einfach nur zunicken? Irgendwie doof, oder? Umarmen? Hmmm, würde schon gerne ausprobieren, wie sich das anfühlt!
Noch bevor ich meinen Gedankengang beenden kann, legen sich vorsichtig zwei Arme um mich. Ganz automatisch wandern auch meine Hände um Nico's Körper und drücken in meiner normalen Umarmungsstärke zu. Da er ein Stück größer ist, stößt sein Kinn leicht an meiner Nase an, da er mit dieser festen Umarmung nicht gerechnet hat:
"Sorry!" "Nicht schlimm!", ich murmel leise vor mich hin, während sich mein Kopf seitlich an seinem vorbeischiebt.
Ein wirklich guter Geruch steigt mir in die Nase und bei dem Gedanken "so riecht mein Papa also" muss ich schon wieder grinsen.
Nach was rieche Ich eigentlich? Hoffentlich nicht nach Schokohörnchen, hahaha.
Unsere Umarmung dauert länger als ich gedacht habe. Irgendwie scheinen wir es beide zu genießen. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich es wirklich genieße und ich hoffe sehr stark, dass er mich nicht zur Adoption freigeben will, wenn er mich genauer kennt.
"Nico, wo steckst du denn? Ich suche dich...oh!" Eddy scheint uns entdeckt zu haben und ist letztendlich dann auch der Auslöser für unsere Trennung. Nico lächelt mich fast schon liebevoll an und streicht mir sanft über die Wange: "Wenn du jetzt keinen Bock auf ein Verhör hast, dann lauf ganz schnell weg!" "Okay. Also.... Ich melde mich dann bei dir!" "Das würde mich freuen! Bis dann Josi!", damit Eddy nicht doch noch seine Gelegenheit bekommt, schließt Nico schnell die Türe und verschwindet in seiner Praxis.
Somit mache ich mich endlich auf den Weg zu Alex.
Ich fühle mich wirklich seltsam. Aber es ist ein seltsam gutes Gefühl, das mich da durchströmt. Irgendwie freue ich mich schon ein bisschen auf das Treffen und ich hoffe wirklich sehr, dass wir uns leiden können. Anscheinend hat diese Umarmung die Kiste der weggesperrten Gefühle aus der hintersten Ecke meines Herzen herausgekramt und mit einem Vorschlaghammer geöffnet.
An der KaS angekommen, versuche ich mich seelisch und moralisch auf meine nächste Aktion vorzubereiten.
Ich fange an zu beten, dass Oli nirgends rumschleicht und ich leichtes Spiel habe. Zu meinem Leidwesen sitzt Gisela am Empfang und hat anscheinend absolut nichts zu tun.
Wenn ich da jetzt so einfach reinspaziere, dann wird die sofort eins und eins zusammenzählen können. Ich kratze mich ein paar Mal an meinem Oberschenkel, da mich irgendetwas kitzelt und überlege zwanghaft, wie ich unbemerkt da reinkommen könnte. Auf Toilette muss ich echt auch dringend, der Druck in der Blase steigt stetig an. Mir wäre es jetzt recht, wenn eine Menschenmasse kommen würde und ich mich einfach mit ihnen in das Innere der KaS schmuggeln könnte.
Warum wird es jetzt eigentlich so nass zwischen meinen Füßen? Hat meine Blase ein Loch?
Als ich an mir herunter schaue, wird mir ganz anders. Meine ehemals hellblaue Jeans ist in der Schritt Region plötzlich schön rot. An meinem rechten Fuß zieht sich innen eine schöne lange Spur, bis zu den Knöcheln runter.
Klar, die Flutwelle des Jahrhunderts bricht über mich herein und ich stehe hier in der Öffentlichkeit.... Naja, dann nutzen wir diese Option einfach aus.
Ich setze einen gequälten Gesichtsausdruck auf, lege mir eine Hand auf den Unterbauch und laufe etwas gekrümmt in den Empfangsbereich. Gisela hebt sofort ihren Blick und schmunzelt direkt drauf los: "Frau Mayer.... Wohin des Weges?" "Ich hätte da ein kleines unerwartetes Problem und dachte, dass ich bestimmt kurz auf die Toilette kann!", ich richte meinen Blick nach unten auf meine Hose und schaue darauf dem Wachhund erneut ins Gesicht. Diese zieht ihre Augenbrauen zusammen und erhebt sich leicht von ihrem Stuhl, damit sie sich von meinem Übel selbst überzeugen kann.
"Ooooh. Scheiße!" Gisela reißt erschrocken die Augen auf und wirft mir einen geschockten Blick zu. "Nee, Scheiße nicht. Aber das wäre wohl genauso doof! Ich würde dann mal...", ich wedle mit meinem Zeigefinger in Richtung der Toiletten und laufe langsam los. "Ich informiere den Herr Dreier. Der kann sich das bestimmt mal anschauen!" Ich weiß jetzt nicht genau, was Oli sich da anschauen will, aber sei's drum. So ist der Herr wenigstens eine Zeit lang abgelenkt und kommt mir nicht in die Quere.
Damit die Beschäftigung auch etwas länger anhält, laufe ich auf die Toilette, ziehe meine Schuhe aus und stelle sie in die Kabine, so dass sie etwas zu sehen sind. Aus meiner Tasche krame ich meinen Geldbeutel heraus und entnehme diesem ein Eurostück.
Anschließend verriegele ich die Türe von außen, da das Schloss eine kleine Kerbe hat, die man mit einer Münze wunderbar drehen kann.
So, dann kann Herr Dreier eine Weile meine Schuhe voll labern.
Bevor ich wieder aus der Toilette abhaue, ziehe ich meine Jacke aus und lasse sie direkt vor meinem ungewollten Picasso baumeln. Anschließend renne ich zum Aufzug und begebe mich auf die Entbindungsstation.
Ich steuere direkt auf die Schwesterkanzel zu und treffe dort zwei Krankenschwestern an, denen ich freundlich zulächle: "Ich brauche dringend weibliche Unterstützung!" "Ah, bist du die Freundin von Tammy?" Die rothaarige Schwester grinst mich schon wissend an. "Ja, genau. Hat sie Bescheid gegeben?" Ich bin etwas überrascht, dass Tammy soweit gedacht hat, aber das macht natürlich alles einfacher. "Klar. Sonst wäre es etwas schwierig geworden. Ihre Sachen liegen dort in dem Schrank", die Rothaarige zeigt auf das besagte Möbelstück, das ich kurz mustere und dann das Gesicht verzerre. "Peinlicher Weise brauche ich zuerst in anderer Hinsicht Unterstützung!" Ich entblöße mein kleines Malheur und beiße mir kurz auf die Unterlippe, da es mir wirklich unangenehm ist. "Oh. Das ist aber wirklich krass viel!", äußert sich jetzt die Blonde und legt einen mitleidigen Blick auf. "Ja, mag sein, aber ich habe wirklich nicht viel Zeit! Oli wird sicherlich nicht lange abgelenkt sein und ich hätte wirklich gerne meinen Verlobten heute noch gesehen!" "Ich verschaffe dir mehr Zeit. Sandra, holst du ihr am besten eine der OP-Hosen, die weiße darf sie so nicht anziehen. Dann gib ihr noch eine der Binden und dann ab die Post!" Die Rothaarige, auf deren Namensschild ich den Namen Thea entziffern kann, krallt sich währenddessen das Telefon und tätigt ein paar Anrufe.
Nach ein paar Minuten kommt Sandra wieder zurück, schnappt sich meinen Arm und zieht mich in eine der Sammelduschen: "Hier, das kannst du anziehen. In die Tüte wirfst du die versauten Sachen und da drin machst du dich ein bisschen sauber. Ich schiebe hier wache, also keine Panik!" Sandra drückt mir die Klamotten in die Hand und schiebt mich direkt durch die Türe, nachdem sie sie geöffnet hat.
Ich brauche eine halbe Ewigkeit, bis meine Schenkel und alles andere nicht mehr rot glänzen und bin ehrlich erleichtert, als ich mir die fette Wochenbettbinde zwischen die Beine drücken kann. Das Netzhöschen ist jetzt nicht unbedingt der Burner, aber in solchen Situationen darf man nun mal nicht wählerisch sein.
Komplett frisch trete ich wieder auf den Flur und bekomme von Sandra Tammy's Schlappen vor die Nase gestellt: "Die musst du nachher wieder bringen!" Ich nicke ihr dankbar entgegen und folge ihr zu der Schwesterkanzel. "Josi? Ich habe jetzt in fünf Abteilungen angerufen, die Oli auf Trab halten werden und dir somit bestimmt fünfzehn oder zwanzig Minuten verschafft. Gutes gelingen!", mit einer scheuchenden Handbewegung gibt mit Thea das Zeichen, das ich abhauen soll. Ich krame noch schnell mein Handy aus meiner Tasche, lasse es in der Hosentasche verschwinden und drücke Thea diese dann auch in die Hand. "Danke! Ihr habt alle was gut bei mir. Bis nachher!", mit Volldampf schieße ich durch den Flur, direkt in den Aufzug und fahre zu Alex' Station.
Nachdem sich die Türen geöffnet haben, laufe ich im Schnellschritt zu meinem Objekt der Sehnsucht. Als ich den Raum betrete, hat Alex den Kopf zum Fenster gedreht und scheint die Wolken am Himmel zu beobachten. "So, Herr Hetkamp. Wie geht es Ihnen denn heute?", mein Lachen kann ich mir wirklich nur schwer zurückhalten, aber mein Verlobter hat meine Stimme natürlich sofort erkannt, denn er dreht seinen Kopf mit einem breiten Lächeln zu mir. Natürlich verzieht er aber zuerst fragend sein Gesicht, als er meine Aufmachung sieht: "Was hast du denn angestellt?" "Frag nicht, das ist egal jetzt! Wie geht es dir? Du siehst besser aus als gestern!"
Tatsächlich hat Alex heute schon wieder mehr Farbe im Gesicht und seine Augenringe sind auch schon blasser geworden. "Viel besser. Seit gestern habe ich mich nicht ein einziges Mal mehr übergeben. Aber mir fällt die Decke auf den Kopf... Apropos, Kopf. Mein Hämatom hat sich nicht vergrößert. Wir können also aufatmen!" Alex zieht mich an meinem Handgelenk auf sein Bett und hält mich darauf schnell in seiner Umarmung gefangen. Noch bevor ich auf seine Äußerungen antworten kann, schießt die nächste Frage an mein Ohr: "Bei wem warst du?" "Wie, bei wem war ich?" "Du riechst komisch. Also nicht schlecht, aber dieses Männer Parfüm kenne ich nicht. Das hat keiner der Männer in der WG!", ich werde etwas weggedrückt und streng gemustert.
Zuerst muss ich wirklich überlegen, ob Herr Hetkamp eine Schraube locker hat, aber dann fällt mir doch tatsächlich etwas ein: "Ich habe meinen Vater umarmt!" Alex zieht sofort beide Augenbrauen zusammen:
"Deinen Vater umarmt?" "Ja! Also, nicht Hannes, der ist nämlich gar nicht mein Vater, sondern Nico. Der ist mein leiblicher Vater!", ich möchte gar nicht so viel Zeit mit diesen zweitrangigen Informationen verschwenden, doch der Herr vor meiner Nase, scheint sehr stark verwirrt zu sein: "Wieso ist Hannes nicht dein Vater und welcher Nico? Der Physiotherapeut? Wie geht denn das jetzt so plötzlich?" "Ja genau, der Nico. Der jetzige Mann meiner Mutter. Das ist nicht plötzlich passiert, sondern schon vor siebenundzwanzig Jahren. Es wusste aber nur meine Mutter davon. Lass uns das klären, wenn wir mehr Zeit haben, okay?", ganz zufrieden ist Alex mit meiner Bitte natürlich nicht, aber er sieht ein, dass wir wirklich sehr wenig Zeit haben.
Mein Blick wandert zu Alex' Lippen, die ich so gerne auf meinen spüren würde.
"Schatz, ich würde dich auch gerne küssen, aber ich könnte noch ansteckend sein und ich möchte nichts riskieren!" Herr Hetkamp wirft genauso einen Blick auf meine Lippen und stöhnt vor lauter Verzweiflung laut auf.
"Aaah. Aaron's Zähne sind endlich da! Die vier oberen Schneidezähne", mein Grinsen ist so breit, dass sich meine Mundwinkel bestimmt an meinem Hinterkopf treffen. "Vier Stück auf einmal? Da ist mir klar, warum er so ein Theater gemacht hat!", kaum hat er seinen Mund geschlossen, plappere ich schon weiter: "Ich muss dir schnell noch was zeigen. Dank Stephan, kannst du es zum Glück auch sehen!"
Ich löse mich schnell aus Alex' Armen und krame mein Handy aus meiner Hosentasche. Hastig suche ich das Video raus und zeige Herrn Hetkamp die ersten Schritte seines Sohnes. "Oh mein Gott. Aaron läuft!", als das Video durch ist, lässt mein Verlobter es nochmal abspielen, worauf er ganz glänzende Augen bekommt: "Unsere Kleinen werden langsam groß!" "Ja, das ist der Wahnsinn, oder?" Ohne Vorwarnung zieht mich Alex in eine sehr enge Umarmung: "Ich vermisse euch so sehr! Am liebsten würde ich mich selbst entlassen, damit ich endlich wieder bei euch sein kann."
"Ich will dich auch endlich wieder bei mir haben!", meine Lippen treffen auf Alex' Hals ein, damit ich wenigstens irgendetwas von ihm küssen kann und meine Sehnsucht ein kleines bisschen gemildert werden kann.
Auf dem Flur ist eine aufgebrachte Stimme zu hören.
"Scheiße, ich glaub Oli ist im Anmarsch!", damit ich vielleicht doch irgendwie unentdeckt bleibe, löse ich mich schnell von meinem Verlobten und stelle mich auf meine Füße, den Blick immer noch direkt auf meinen baldigen Mann gerichtet. Mit meinen Händen fummele ich alibimäßig an der Infusion herum, als Herr Dreier's Stimme den Raum erhellt: "Alex! War Josi hier? Ich klappere jetzt schon das halbe Haus ab und kann sie nicht finden. Gisela war furchtbar aufgebracht. Deine Verlobte ist fast am Verbluten!" "Nein, bisher habe ich sie noch nicht gesehen. Tut mir leid, aber sie hat ja schließlich von Freddy gestern nochmals ein ausdrückliches Besuchsverbot bekommen!" "Ha Ha Ha. Als ob diese Frau sich daran halten würde. Boah, ich geh mal weiter suchen, nicht das sie nachher in irgendeiner Ecke liegt!", als er gerade den Raum verlässt, klingelt sein Telefon, worauf er nur "Was ist denn heute nur los?" vor sich hin grummelt.
"Wo verblutest du?" Alex zieht seine Augenbrauen zusammen und scannt mich von oben bis unten ab. Ich verdrehe meine Augen und atme schwer auf: "Ich habe heute meine Tage bekommen und das war dann doch etwas überraschend. Deswegen auch dieser Aufzug. Meine Hose wurde leider in Mitleidenschaft gezogen. Aber halb so wild!" "Das müssen wir im Auge behalten!", da ist er wieder, der besorgte Notarzt. "Jaja. Es ist ja nicht so, als wenn ich das jetzt einfach ignorieren kann. Ich werde schon rechtzeitig Bescheid geben, bevor ich verblute!", mit meiner Aussage ist Alex nicht wirklich zufrieden, doch er kann schließlich gerade nichts an der Tatsache ändern. "Wo sind die Kinder? Geht es ihnen sonst gut?" "Die sind bei deinem Vater. Den sollte ich bald mal ablösen. Alex, wenn du wieder fit bist, müsst ihr dringend einen Termin für Christopher's Untersuchung ausmachen! Gestern habe ich das erste Mal gesehen, wie stark seine Hand zittert!", mein Blick schweift abwechselnd zwischen Türe und Alex hin und her, da ich jeden Augenblick mit "Besuch" rechne. "Mein Vater ist hier?" "Ja, nachdem Phil ihm über deinen Zustand informiert hat, stand er plötzlich vor der Türe. Aber er ist wirklich eine große Hilfe und ihm scheint die Beschäftigung mit den Kindern richtig gut zu tun!", ich setze mich nochmal schnell an Alex' Seite, schnappe mir seine Hand und verschränke unsere Finger miteinander. "Das ist schön. Ich werde mich so bald wie möglich darum kümmern, keine Sorge!" Herr Hetkamp zieht mich etwas näher zu sich und ich sehe ganz genau, wie schwer es ihm fällt, mich nicht zu küssen. "Ich...", ein hartes Räuspern unterbricht mich in meinen Worten.
Alex dreht seinen Kopf zu der Türe und lächelt verlegen. Meine Wenigkeit muss gar nicht nachschauen, wer das ist, denn ich kenne fast jegliche verärgerte Tonlagen, der mir bekannten Ärzte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro