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Nachdem die Kinder gewaschen und angezogen sind und meine Wenigkeit auch einigermaßen passabel aussieht, überwinde ich mich, einen weiteren Termin in der physiotherapeutischen Praxis auszumachen. Leider haben die anscheinend nichts zu tun und ich darf in einer Stunde dort antanzen. Da die Männer allesamt zur Arbeit abgedüst und auch Tammy ihre Schicht antreten musste, bleibt nur noch meine beste Freundin übrig: "Susi, ich muss nachher zur Physio. Kannst du auf die Kleinen aufpassen?" "Klar. Kein Problem! Weißt du schon was von Alex? Darf der heute wieder heim?" Susi kramt nebenher in den Küchenschränken herum und scheint zu überlegen, was sie zum Mittagessen kochen kann.
"Ne, keine Ahnung. Soll ich mal in der Klinik anrufen?" "Ist bei euch alles in Ordnung? Im Normalfall hättest du das doch schon längst getan!", mit einer hochgezogenen Augenbraue dreht Susi ihren Kopf zu mir und mustert mich ganz genau. "Ach... Ich weiß nicht, ob er noch sauer ist. Und außerdem befürchte ich, dass er zusammen mit Oli und Freddy irgendetwas ausheckt.... Weißt du, ich habe keine Lust mit ihm zu streiten. Das Wochenende war so schön und erholsam und jetzt ist alles wieder für'n Arsch gewesen....", ich setze mich auf einen der Esszimmerstühle und treffe direkt auf Susi's scharfen Blick: "Josi! Ihr könnt doch gar nicht lange ohne einander. Das wird sich schnell wieder einrenken, glaub mir! Wenn du ihm gleich den Wind aus den Segeln nimmst und ihm sagst, dass du dich um deine Phobie kümmerst, wird er bestimmt zufrieden sein und dich erst mal machen lassen. Wie willst du das denn überhaupt angehen?", meine Freundin zieht Buchstabennudeln aus dem Schrank vor ihr und kramt daraufhin weiter herum, bis sie auch die Brühwürfel für die anscheinend gedachte Suppe findet. "Ich habe Christopher angerufen. Er überlegt sich was und meldet sich dann wieder!" Susi dreht sich im Zeitlupentempo zu mir: "Du hast freiwillig Alex' Vater angerufen und ihn um Hilfe gebeten? Wow, du musst wirklich am Rande der Verzweiflung stehen!" "Wen soll ich denn sonst fragen?", ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und beäuge meine Freundin kritisch. "Keine Ahnung... Wir kennen ja leider keine anderen Ärzte...", die Ironie tropft nur so aus diesem Satz heraus. "Ach Susi.... Auch wenn er mich oft nervt und somit um den Verstand bringt, hat er doch eine beruhigende Art an sich. Manchmal zumindest. Ich dachte einfach, dass er am ehesten Ruhe bewahrt, wenn mein Körper wieder die Kontrolle verliert. Wenn Alex, Phil, Oli, oder wer auch immer, neben mir stehen und dann selbst in leichte Panik verfallen, dann verbessert das meinen Zustand nicht unbedingt. Christopher strahlt in solchen Situationen irgendwie absolute Ruhe aus....Was weiß ich...", ich winke ihr einfach ab, da ich momentan selbst nicht so genau weiß, was mich da geritten hat. "Josi! Ist doch in Ordnung. Das Wichtigste ist, daß du ihm Vertraust und ihr im besten Fall Erfolg habt!" "Hmmm. Ja, schon... Aber, um mal auf ein anderes Thema zu kommen: “Hast du gerade noch sehr viel Stress?", ich versuch mich jetzt langsam an das Schokoladen Thema heranzutasten, da wir endlich mal ungestört sind. "Nö. Alles chillig. Wieso?" Phil's Freundin denkt gar nicht daran, mich anzuschauen, sondern zieht Töpfe aus dem rechten Schrank neben den Herd, um sie auf dem Ceranfeld zu verteilen.
"Wir erzählen uns schon noch alles? So wie früher immer?" "Natürlich, warum denn auch nicht?", die Leichtigkeit ist irgendwie aus ihrer Stimme verflogen. Da das Reden um den heißen Brei eh nichts bringt, haue ich einfach mal auf gut Glück ein paar vermutete Tatsachen in den Raum und schau, was für eine Reaktion darauf folgt: "Hast du schon einen Test gemacht oder wartest du immer noch ab?" Es ist wirklich höchst Interessant, wie ruhig die quirlige Frau auf einmal wird und versucht, vom Thema abzulenken: "Ich mach noch Gemüse in die Suppe. Wird den Kindern hoffentlich schmecken, oder?" Ich muss leise vor mich hinlachen und schüttel den Kopf: "Soll ich ein paar Tests mitbringen, wenn ich von der Physio komme?" Susi stoppt alle ihre Bewegungen und versteinert fast.
Ich lasse ihr genügend Zeit, um ihre Gedanken zu sortieren und beobachte sie einfach nur.
"Kannst du die mitbringen, die schon ganz früh was erkennen?", fast hätte ich diesen Satz überhört, da sie so leise spricht. In mir platzt fast eine Bombe der Freude, worauf ich schnell vom Stuhl aufspringe und zu meiner Freundin laufe. Als ich sie umdrehe, um sie fest zu umarmen, stoppe ich in meinem Tun und beobachte eine dicke Träne, die sich ihren Weg über ihre rechte Wange bahnt. Meine Mundwinkel fallen sofort Richtung Boden: "Warum weinst du denn?"
"Weil... Ich.. Ich kann doch jetzt nicht einfach schwanger sein! Das war...gar nicht geplant und..." Bevor Susi noch in ihrem Meer von Tränen, das von Sekunde zu Sekunde zunimmt, ertrinkt, ziehe ich sie in eine stumme Umarmung. Erst nach ein paar Minuten beruhigt sie sich wieder, worauf ich wieder zu reden beginne:
"Jetzt erst einmal ganz ruhig bleiben! Hast du irgendwelche anderen Anzeichen, ausser deiner Schokoladenfressattacken?" "Ich bin seit einer Woche überfällig!" Susi verfällt immer mehr in ein Nuscheln, weshalb ich sie ein Stück von mir wegdrücke. Nachdem ich ihre Tränen mit meinen Händen vernichtet habe, atme ich tief durch und setze ein leichtes Lächeln auf: "Susi! Das muss ja jetzt noch nichts heißen. Durch Stress kann sich das auch mal gerne verzögern oder auch gänzlich ausbleiben. Mach dich erst mal nicht verrückt. Ich bringe, wie gesagt, ein paar Tests mit und dann schauen wir mal, was dabei rauskommt. Und selbst wenn du schwanger sein solltest, ist das doch kein Weltuntergang! Bei Alex und mir war das ja auch absolut nicht geplant und wir waren auch noch nicht so lange zusammen, wie du und Phil. Und trotzdem haben wir alles auf die Reihe bekommen. Ihr steht doch auch nicht alleine da! Wir sind doch alle da! Ein Baby mehr oder weniger in diesem Haushalt, macht den Kohl auch nicht fett und das bekommen wir schon geschaukelt!" "Aber... Phil...", das Schluchzen droht wieder zuzunehmen, darum lasse ich sie gar nicht weiter reden: "Phil wird vielleicht kurz geschockt sein, aber so ganz unschuldig ist der Herr ja auch nicht! Ausserdem siehst du doch, wie toll er sich immer um Malea und Aaron kümmert. Er hat das Papa-Gen in sich und er wird sich freuen! Bei euch läuft doch eh alles aus der Reihe, warum machst du dir dann also so einen Kopf? Hättest ruhig früher etwas sagen können, dann hätte ich dir viel eher mit Beistand dienen können."
"Ja...Ich weiß..aber..." "Nichts aber! Du machst dich jetzt nicht weiter verrückt. Heute abend führen wir Schritt eins aus und dann sehen wir weiter, okay?", meine Zeigefinger schieben die Mundwinkel meiner Freundin ein Stück weit nach oben, damit sie nicht mehr nach drei Tage Regenwetter aussieht. "Ich brauch jetzt Schokolade!" Susi's Mundwinkel schaffen es jetzt sogar von selbst, in die Höhe zu klettern. "Gönn dir! Brauchst dir auch keine Sorgen zu machen, meine Lippen bleiben versiegelt! Weißt du was cool ist!? Du bist fast komplett ausgestattet und ihr müsst gar nicht mehr so viele Sachen für das Baby kaufen. Es ist so gut wie alles da!", ich bin wirklich froh, dass ich das ganze Gedöns der Kinder auf die Bühne verfrachtet habe und noch nichts verkauft oder weggegeben habe, so wie Herr Hetkamp es vorgeschlagen hatte.
Susi scheint irgendwie auf dem Schlauch zu stehen oder zumindest total verwirrt zu sein: "Wie jetzt?" "Egal ob ihr ein Mädchen oder Junge bekommt, Klamotten haben wir für beide Geschlechter da und das auch in Hülle und Fülle. Außerdem haben wir das Beistellbett für den Anfang und bis euer Zwerg dann soweit ist, haben Malea und Aaron auch schon normale Betten und ihr somit ein Gitterbett. Und...", mein Redefluss wird mit einem Zeigefinger auf meinen Lippen unterbrochen: "Frau Mayer, bisher ist noch nichts sicher! Wie sagtest du vor ein paar Sekunden? Erst Schritt eins und dann sehen wir weiter!" Ich kratze mich verlegen an meinem Hinterkopf, kann ein fettes grinsen trotzdem nicht verhindern: "Sorry, aber ich würde mich soooooo freuen!" Susi's Unterlippe bebt wieder verräterisch und ich befürchte, dass gleich die nächste Tränenfront ihren Dienst antritt: "Nicht weinen! Ich sag schon gar nichts mehr. Wir kehren das jetzt erst einmal, bis heute Abend, unter den Teppich!" Schneller als ich gucken kann, zerquetscht mich meine Freundin in einer Umarmung: "Du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann! Danke!"
"Alles okay bei euch?" Pauls plötzliche Anwesenheit lässt uns erschrocken auseinanderfahren. Natürlich macht das nicht gerade den Eindruck, als sei hier alles in Ordnung. "Ja, alles super!" wirft ihm Susi entgegen und widmet sich wieder dem Herd. Paul scannt uns beide mit seinem Polizisten Blick: "Was ist hier los?" Ich schaue mich irritiert um und zucke mit den Schultern: "Warum? Ich kann nichts auffälliges entdecken!" "Schlafen die Kinder?" Herr Richter schaut sich fragend um und da fällt mir dann auch endlich mal auf, dass es schon eine Zeit lang ziemlich ruhig ist. Zu ruhig! "Nein. Die sind irgendwo... muss selbst erst schauen!", ich flitze schnell an Paul vorbei und betrete zuerst das Wohnzimmer.
Mann, Josi… Wie konntest du nur deine Kinder vergessen? Wo sind die denn?
Ein lautes Aufstöhnen und die Worte "Was treibt ihr denn da?", aus dem Badezimmer, versichert mir, dass der Polizist meine Kinder gefunden hat. Mit erhöhtem Herzschlag treffe ich ebenso im Bad ein und staune nicht schlecht. Die Verwüstung wurde wirklich bis ins letzte Detail perfekt ausgeführt und lässt absolut keine Wünsche offen: Die kompletten Handtücher sind auf dem Boden verteilt und wurden mit den verschiedenfarbigen Duschgel Farben verziert. Unser Vorrat an Shampoo und Co hat sich somit in Luft aufgelöst.
Des Weiteren sind alle Schubladen, an denen die Kinder drankommen, ausnahmslos ausgeräumt. Die Wattestäbchen wurden, meiner Meinung nach, als Konfetti benutzt. Meine Bodylotion verteilt sich gleichmäßig über Aarons Kopf und fließt ganz gemütlich, dicht an den Ohren, auf seine Schultern hinab.
Meine Tochter schmiert sich währenddessen, in der hintersten Ecke sitzend, den Rest der Penatencremedose ins Gesicht und gleicht dem Aussehen nach, einem kleinen Mini-Schneemann.
Paul starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an, öffnet seinen Mund, schließt ihn jedoch kurz darauf wieder, ohne etwas gesagt zu haben. "Zumindest kann keiner behaupten, dass wir die Kreativität der Kinder einschränken!", mein Gemütszustand weiß noch nicht, ob er mich in ein Lachen oder Weinen versetzen soll.
"Josi!! Du musst zur Physio!" Susi's Erinnerung an mich, lässt Paul wieder laut aufseufzen: "Los, verschwinde! Ich mach das schon!" Meine Lippen treffen auf die Backe des Herrn Richter: "Du bist mein Held!" "Jaja, du mich auch. Sieh zu, dass du Land gewinnst!", mit einer fuchtelnden Handbewegung deutet er mir, das er nichts weiter hören will. Natürlich widerspreche ich nicht und düse zuerst in mein Zimmer, um eine Jogginghose anzuziehen und dann noch schnell in die Küche, um mir dort einen Müsliriegel zu holen, da ich nicht, ohne etwas gegessen zu haben, das Haus verlassen möchte.
"Alles okay mit den Kids?" Susi scheint sich wieder etwas gefangen zu haben und schmeckt gerade die Suppe ab.
"Denen geht es blendend! Ich hau dann ab, bis später!", mit Müsliriegel in der Hand, schnappe ich mir meine Autoschlüssel sowie meine Handtasche von der Kommode und verlasse das Haus.
"Hallo. Josi Mayer. Ich habe einen Termin!", meine Begeisterung hält sich in Grenzen, als mir die festgetackerte Lachfresse eröffnet, dass ich überhaupt nicht in den Terminkalender eingetragen bin. "Ähm, wir haben erst vor einer Stunde miteinander telefoniert und Sie haben mir gesagt, dass ich kommen kann!"
Ob die immer noch so dumm grinst, wenn ich sie am Kragen packe und ordentlich durchschüttle?
"Joyce, gibt es Probleme?" Holzapfel Junior kommt auf den Tresen zugelaufen und legt eine der Patientenakten auf einem kleinen Stapel ab. Sein Blick trifft meinen, worauf er wieder kurz überrascht wirkt, mir aber freundlich entgegen lächelt.
"Naja, Frau Mayer hat anscheinend vor einer Stunde hier angerufen und einen Termin, für genau jetzt, zugesagt bekommen. Sie ist aber leider nicht bei den Terminen eingetragen!" Ich verdrehe die Augen, da ich jetzt gar keine Lust auf irgendwelche Diskussionen habe und schnaube leicht auf: "Egal. Ich gehe dann wieder. Auch wenn man es meinen könnte, habe ich nicht den ganzen Tag Zeit und widme mich dann einfach meinen Erledigungen!" Gerade, als ich mich umdrehen und die Praxis verlassen will, meldet sich der Mann meiner Mutter zu Wort: "Warte kurz! Also, wenn es dir nichts ausmacht, kann ich dich behandeln. Meine nächste Patientin hat heute morgen abgesagt und ich hätte Zeit für dich!"
Seit WANN sind WIR eigentlich beim DU?
Da Alex und ich übers Wochenende mehr als schlampig waren (Ja, Herr Hetkamp hat keine einzige Übung mit mir ausgeführt. Zumindest keine, die er von Eddy gezeigt bekommen hat) sollte ich wirklich etwas machen lassen und willige notgedrungen ein.
"Super, dann komm mal mit!" Nico, was ich laut dem Namensschild jetzt auch wieder genau weiß, läuft voraus und steuert auf einen der Behandlungsräume zu. "Leg dich einfach mal mit dem Bauch voraus, auf die Behandlungsliege!" Ich tue, was mir gesagt wird und versuche mich ein klein wenig zu entspannen, was bei dieser Gesellschaft aber einfacher gesagt als getan ist. "Darf ich den seitlichen Reißverschluss deiner Jogginghose öffnen? Ich sollte an deine Wade rankommen!" "Ja, klar. Sorry. Hab ich gerade nicht daran gedacht!", ich lege meine Handflächen aufeinander um meine Stirn direkt darauf abstützen zu können und meinen Kopf nicht so verrenken zu müssen. "Wenn irgendetwas weh tut, dann sag mir bitte bescheid. Ich werde deine Wade zuerst vorsichtig massieren, damit sich alles ein bisschen entspannt. Anschließend machen wir ein paar Übungen. Hast du am Wochenende auch ein paar davon gemacht?", eigentlich hat dieser Mann eine sehr angenehme Stimme, die, wenn es nicht gerade der neue Mann meiner Mutter wäre, zum entspannen einlädt. "Hmmm... eigentlich wollte ich... aber...", mir ist es fast schon unangenehm zuzugeben, das ich absolut nichts für meine Wade getan habe. "Hahaha. Du musst gar nichts sagen, ich merke das schon selbst. Passt!"
Warum frage du dann überhaupt, du Idiot?
Nico schnauft immer wieder etwas lauter vor sich hin, weshalb ich jederzeit mit irgendwelchen unangenehmen Gesprächen rechne und anscheinend viel zu angespannt bin. Herr Holzapfel hält irgendwann inne und räuspert sich leicht: "Josi?"
Habe ich schon mal erwähnt, dass ich meinen Namen langsam nicht mehr hören kann?
"Ja, Herr Holzapfel?", ich muss selbst etwas in mich hinein schmunzeln, aber ich möchte ihm nur zeigen, dass es von Anstand zeugt, wenn man andere nicht einfach ungefragt duzt. "Du kannst gerne Nico zu mir sagen, schließlich..... Naja, du weißt schon. Mir wäre es wirklich recht, wenn du dich etwas entspannen könntest, du bist viel zu verkrampft. Das fördert nur unnötige Schmerzen und das ist gerade das Gegenteil von dem, was ich erreichen möchte. Ich kann privates von beruflichem sehr gut trennen und habe nicht vor, dich hier in irgendeiner Weise zu bequatschen. Das ist in erster Linie ein Ding zwischen dir und deiner Mutter. Das müsst ihr beide regeln und ich werde mich garantiert nicht einmischen!" Ich bin mir zwar nicht sicher, ob Nico seinen Worten stand halten kann, aber fürs erste schenke ich ihm einfach meinen Glauben und versuche meine angespannte Muskulatur etwas locker zu lassen. "Super! Das ist viel besser!", anscheinend gibt der Herr sich zufrieden und erwartet gar keine Antwort, sondern fährt einfach mit der Behandlung fort.
Nach weiteren zwanzig Minuten, die wir angenehm schweigend, bis auf vereinzelte Anweisungen seinerseits, hinter uns gebracht haben, stehe ich wieder bei Joyce am Empfang. "Möchten Sie einen weiteren Termin vereinbaren?", wird mir die überhaupt dämlichste Frage des Tages zugeworfen. "Nein, ich wollte meine Bestellung aufgeben. Ein BicMac Maxi-Menue zum mitnehmen, bitte!", augenverdrehend schüttel ich meinen Kopf und höre hinter mir ein leises Lachen: "Joyce, Frau Mayer braucht für die nächsten vier Tage, täglich einen Termin. Mach gleich alle fix und trage sie auch bitte in den Kalender ein. Schönen Tag noch Josi!" Ich komme gar nicht dazu, irgendetwas zu erwidern, denn Nico ist schon wieder auf dem Weg in den nächsten Behandlungsraum. "Also brauchen sie für die nächsten vier Tage einen Termin?"
Hat die Tomaten auf den Ohren?
"Nicht einen, sondern vier!", korrigiere ich die, leider nicht von großer Intelligenz betroffene, Frau hinter dem Empfang. "Ach ne. Glauben sie ich bin doof?", der mich durchbohrende Blick zeigt mir doch gleich, dass wir zwei auf keinen Fall mehr miteinander warm werden. Meine Antwort schlucke ich einfach mit einem großen Haufen Spucke hinunter und lächle, mit dem gleichen aufgesetzten Lächeln wie Joyce, zurück. Nachdem die Termingeburt auch erledigt ist, humpele ich aus der Praxis raus und schmeiße mich in meinen kleinen Flitzer. Die Übungen haben ihre Spuren hinterlassen und quälen mich nun mit leichten Schmerzen in der Wade. Bevor ich jedoch nach Hause fahren kann, bremse ich bei dem nächstbesten Drogeriemarkt ein.
Der Streifenwagen, hinter dem ich mein Auto parke, geht mir jetzt schon gewaltig auf die Nerven. Zuerst überlege ich mir, ob ich warten soll, bis die dazugehörigen Polizisten erscheinen und sich wieder auf ihr Revier begeben. Jedoch habe ich keine allzu große Lust solange zu warten, denn bei meinem Glück sitzen die in irgendeiner Bäckerei und schlürfen genüsslich einen Kaffee und meine Warterei wäre völlig umsonst. "Auf, Frau Mayer. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die in diesem Drogeriemarkt herumlungern?", mit selbst zugesprochenen Mut, steige ich aus meinem Auto aus und laufe schnurstracks in den Laden hinein. Zielstrebig steuere ich auf das Regal mit den gefühlt hundert Schwangerschaftstest zu und schaue mir mal an, was der Markt so zu bieten hat.
Normale Teststreifen, Test mit digitaler Anzeige, Früherkennungstests.....
Da wird einem ja ganz schwindelig bei dieser großen Auswahl. Warum braucht es diese Tests in so vielen Ausführungen? Ein Einziger würde doch reichen!
Da ich mir nicht wirklich sicher bin, welchen ich genau einpacken soll, nehme ich einfach von jeder Marke einen mit. Somit habe ich letztendlich neun verschiedene Schwangerschaftstests in meinen Armen gestapelt und schüttel den Kopf über mich selbst.
Oh, was ist denn das? Blut...
Gerade als ich wieder in die Hocke gehen möchte, rempelt mich von der Seite jemand an. Natürlich verliere ich mein Gleichgewicht und lande mitsamt den Tests auf dem Boden. "Oh shit. Sorry.... Das tut mir leid..Josi?" "Hi Robin...."
Super, wie kann ich denen jetzt verständlich machen, dass die Tests nicht mir gehören, ohne Susi zu verraten? Großartig… So viel zum Thema Glück! Ich könnte kotzen!
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