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Josi's Sicht
"Bist du dir sicher? Ich finde ihn nicht!", ich wühle unsere Koffer bestimmt zum dritten Mal durch, da Alex der Meinung ist, dass wir den Autoschlüssel aus Versehen in einen der Koffer geschmissen haben. "Wenn ich mir sicher wäre, hätte ich vielleicht nicht solche Panik", knurrt Alex vor sich hin, dreht den Koffer der Kinder um und lässt den kompletten Inhalt des Koffers auf den Boden fallen. "Hallo? Wer soll das denn nachher bitte wieder aufräumen?" "Wenn wir den Schlüssel nicht in den nächsten zehn Minuten finden, hast du genügend Zeit, alles fein säuberlich einzuräumen!" "Warum ich? Du leerst den ganzen Kram doch aus!" Alex wirft mir einen genervten Blick zu und schmeißt ein Kleidungsstück nach dem anderen in den Koffer zurück.
Bis vor einer Stunde hatten wir eigentlich einen schönen, entspannten Morgen. Nach dem Aufstehen, sind wir nochmal ausgiebig frühstücken gegangen und haben für die Kinder gleich ein paar Brezeln als Wegzehrung mitgenommen. Anschließend haben wir eine Runde am Strand gedreht und das letzte Mal das kleine Stück Paradies genossen.
Der Nebeneffekt, dass die Kinder noch ein bisschen Energie loswerden können, ist natürlich auch sehr erwähnenswert. In unserer Behausung zurückgekommen, haben wir unseren Kram zusammengepackt und wollten anschließend gleich alles im Auto verstauen. Ich betone das "wollten".
Leider ist uns irgendwie der Schlüssel des Mietautos abhanden gekommen und suchen diesen seit über einer halben Stunde unaufhörlich, da wir wirklich langsam aufbrechen sollten.
Herr Hetkamp ist sich sicher, dass meine Wenigkeit den Schlüssel verlegt hat. Ich bin mir allerdings sehr sicher, dass ich den Schlüssel die letzten zwei Tage nicht einmal in den Händen hatte. Glaube ich.
"Das gibt es doch nicht! Der kann doch nicht einfach so verschwinden! Aaron, Malea? Habt ihr euch den Schlüssel gemopst?" Unsere Kinder starren uns unbeeindruckt an und verfolgen jede unserer Handlungen. Die scheinen auch schon an unser Chaos gewöhnt zu sein. "Das hätten wir sicherlich mitbekommen!", ich winke Alex ab und räume die Kleidungsstücke zurück in meinen Koffer. "So, wie du gestern mitbekommen hast, dass Aaron das Handtuch unserer Strandnachbarn vollgepullert hat?" "Hallo? Wäre die Schwimmwindel nicht kaputt gewesen, hätte er sie auch nicht alleine ausziehen können! Außerdem warst du doch auch anwesend! Dir ist vor ein paar Tagen auch nicht aufgefallen, dass Malea den Hund neben ihrem Buggy mit ihrem Eis eingerieben hat. Mal ganz davon zu schweigen, dass man so kleinen Kindern keine Eiswaffel in die Hände drückt!" Der Blick des Todes trifft auf mich ein und bevor noch irgendjemand einen weiteren Anklagepunkt anbringen kann, schreit Aaron lauthals "Nein!"
Alex und ich schauen gleichzeitig zu der männlichen Sabberschnute, die uns bitterböse mustert. Ich seufze laut auf und schenke unserem Sohn ein Lächeln: "Du hast ja recht. Es bringt nichts sich jetzt gegenseitig anzumotzen. Entschuldigung Schatz!"
Herr Hetkamp atmet einmal tief durch und nickt mir leicht entgegen: "Mir tut's auch leid!" Malea klatscht in die Hände und knutscht ihren Kuscheltierfisch, was uns wiederum zum Lachen bringt und ein klein wenig die schwarzen Wolken verdrängt.
"Weißt du was? Ich gehe nochmal rüber in den Speisesaal. Eventuell haben wir ihn auch dort verloren!", auf meine Worte hin verdreht Alex zwar die Augen, aber ich lasse mich von meinem Vorhaben nicht abbringen.
"Mama. Aon mit!", mein Sohnemann rappelt sich auf seine Füßchen und kommt mir freudestrahlend entgegen.
"Na dann los. Vielleicht haben wir zwei ja Glück!" Ich ergreife die kleine Patschehand und verlasse mit meinem Sohn zusammen unsere Behausung.
"Freust du dich schon auf zuhause?", mein Blick wandert zu meinem Kleinen, der sofort zu grinsen Anfängt: "Dede. Defan. Opa" "Hahaha, ja, ich freue mich auch schon wieder auf unser gewohntes Umfeld. Aber hier war es wirklich sehr schön, mh?"
"Bade" "Das war für euch zwei am schönsten, stimmt's? Schauen wir mal, wann wir das nächste Mal wieder einen Urlaub machen können", mein Verstand sagt mir, dass das noch einige Jahre dauern könnte. Man bedenke die baldige Ankunft der nächsten Zwillinge. Wenn wir aber einen Massenurlaub starten würden, dürfte das eigentlich gar kein Problem darstellen.
Notiz an mich selbst: Diesen Vorschlag im Hinterkopf behalten und bei nächster Gelegenheit der restlichen Menschheit näherbringen.
Als Aaron und ich im Speisesaal ankommen, steuern wir sofort auf unsere vorherigen Plätze zu und suchen jeden Zentimeter ab. Leider werden wir nicht fündig und ich sehe uns schon den Flug verpassen. Gerade als wir uns auf den Weg zurück machen wollen, winkt mir eine Resort Mitarbeiterin hektisch zu. Da meine Sprachbegabung immer noch irgendwo im Nirvana begraben liegt, versuche ich mich mit Zeichensprache zu verständigen, indem ich mit meinem Zeigefinger auf mich zeige und die Augenbrauen nach oben ziehe. Die letzten paar Schritte bewegt der Kopf der Dame sich wie bei einem Wackeldackel und somit bin ich mir sicher, dass sie mir irgendetwas mitteilen will. Kaum steht sie vor meiner Nase, betoniert sie meinen Gehörgang mit feinsten französischen Worten zu. Mein Blick scheint ihr zum Glück zu reichen, damit sie versteht, dass ich gar nichts verstehe. Mit einer Handgeste verdeutlicht sie mir, dass ich stehen bleiben soll und läuft schnellen Schrittes in einen anderen Raum, nur um kurz darauf mit einem Schlüssel wiederzukommen.
Na sieh mal einer an!
Ich falte meine Hände zusammen, verbeuge mich ein paar Mal und werfe ihr ein "Danke!" zu.
Ein bisschen indisch, ein wenig deutsch und kein Wort französisch, hahaha.
Vielleicht denkt die Frau jetzt, dass ich irre bin, aber das ist mir sowas von schnuppe. Voller Freude schnappe ich mir den Schlüssel und platziere Aaron auf meiner Hüfte, damit wir schnell zu unserer Unterkunft zurückkehren können.
Der Notarzt sitzt bei unserer Ankunft mit seiner Tochter auf dem Schoß am Boden und bläst Trübsal. Jedoch werde ich das sofort ändern, denn ich habe endlich die erlösende Nachricht.
"Auf geht's! Ab nach Hause!", ich wedele mit dem Schlüssel in der Luft herum und entlocke Alex ein erleichtertes Seufzen: "Gott sei Dank! Ich dachte, den finden wir nie wieder!" "Tja. Ich frage mich nur, wie der wohl in den Speisesaal gekommen ist... Herr Hetkamp!" "Das ist mir auch unerklärlich!" Alex springt mit einem leichten Grinsen vom Boden auf und schnappt sich zwei der Koffer, damit er diese endlich im Auto verstauen kann.
Meine Aufgabe besteht darin, unsere Mäuse in ihren Sitzen zu verstauen und ihnen ihre Kuschelfische in die Arme zu drücken. Als mein Mann alles verstaut hat und auf dem Fahrersitz sitzt, werfen wir nochmals einen reumütigen Blick auf unsere Unterkunft. Die Kinder winken zum Abschluss und scheinen sich doch sehr auf zuhause zu freuen, denn Malea brabbelt in Dauerschleife "Dedde" vor sich hin.
Auf dem Parkplatz der Autovermietung angekommen, räumen wir sofort den Kofferraum aus. Direkt unter den Koffern kommen die zwei ausgeliehenen Buggys zum Vorschein.
"Alex? Warum liegen die Transportmittel noch da drin?" "Weil sie wahrscheinlich keiner weggebracht hat!" "Aber du musst die doch gesehen haben, als du die Koffer da drauf geschmissen hast!" "Nein, habe ich nicht... " "Brauchst du eine Brille?", ich meine, die Dinger sind ja nicht so winzig, dass man sie einfach so übersieht. "Pack die Kinder da rein und dann benutzen wir die für den Weg bis zum Flughafen. Wir können die doch dort irgendwo abgeben und ich schreibe dann an die Unterkunft eine Infomail, dass die Buggys dort auf ihr Taxi warten. Beeil dich, wir haben nicht mehr viel Zeit!"
Mir kommt es fast so vor, als wenn Herr Hetkamp das mit Absicht gemacht hätte. Leider bleibt wirklich nicht mehr allzu viel Zeit, um darüber nachzudenken, deshalb setze ich unsere Kinder in die Gefährte, während Alex den Schlüssel abgibt. Kaum sind wir drei startklar, trifft Herr Hetkamp auch wieder bei uns ein und wir rennen uns die Hacken wund, damit wir alles noch rechtzeitig über die Bühne bringen können.
Was soll ich sagen? Die Warteschlangen sind überirdisch lang und durch unsere ebenfalls glorreiche Verspätung bekommen wir nur noch zwei Sitzplätze, die einige Reihen auseinanderliegen. Herr Schlaukamp hat leider vergessen, im Vorfeld Plätze zu reservieren.
Aaron hat es sich in der Warteschlange des Sicherheitschecks mit unserem Vordermann verscherzt, da er ihm unerwartet im hohen Bogen den Anzug vollgekotzt hat. Der Mann scheint kein Herz für Kinder zu haben, denn der meckert in Dauerschleife vor sich hin. Natürlich ist Kinderkotze mit einem Hauch von Brezel und Banane nicht sehr appetitlich, aber was soll ich machen? Er kann froh sein, dass es nur seinen Rücken erwischt hat und nicht seine Vorderseite. Natürlich kommen wir auch nicht ungeschoren durch die Sicherheitskontrolle. Mein Sohnemann hat drei Schlüssel in der Hosentasche, von denen wir nicht wissen, wo sie herkommen. Das Schlimmste, das uns jedoch passieren konnte, trifft ebenfalls ein. Die Kuschelfische der Kinder schlagen Alarm. Es ist ja nicht so, dass es schon ein Drama war, diese Dinger überhaupt aus den Händen der Kinder zu befreien, nein. Jetzt müssen wir auch noch unter einer ohrenbetäubenden Tränenflut dabei zusehen, wie die Fische von einem Messer aufgeschnitten werden, um deren Inhalt zu kontrollieren. Es stellt sich heraus, dass in dem Stoff ein paar Nieten eingearbeitet worden sind, die somit den Alarm erklären. Der Anzugträger ist darüber sichtlich erfreut und ergötzt sich an dem leidenden Blick der Kinder, was meine Aggressionen maximal in die Höhe treibt. Als er meine bösen Blicke bemerkt, mustert er mich noch etwas genauer und bleibt an meiner Babykugel hängen: "Vielleicht hätten sie sich den Urlaub sparen und lieber in Verhütungsmittel investieren sollen!" "Sprechen Sie von Ihren Eltern?" "Bitte?" "Meine Güte.... Wissen Sie, es gibt Leute, die sind so hohl, da reicht zum Röntgen ein Teelicht! Bei ihnen wäre allerdings ein Streichholz noch zu viel des Guten!" Fast hätte ich ihm noch die Zunge rausgestreckt, aber das kann ich mir dann doch noch verkneifen. Alex explodiert neben mir fast, hält sich aber zurück, da er sich um sein Mädchen kümmern und einige Tränen trocknen muss.
Als wir das Flugzeug betreten, denke ich, dass es jetzt nicht mehr schlimmer kommen kann, als die weitere Heulattacke aufgrund der nicht nebeneinanderliegenden Sitze. Kann es aber doch. Als ich unseren Sitznachbarn, der sich an dem Fensterplatz breit gemacht hat, erblicke, möchte ich gerne in die heulenden Klänge meines Sohnes mit einstimmen. Dem Gesichtsausdruck des Anzugträgers nach zu urteilen, fühlt er genauso. Schwer aufatmend lasse ich mich neben dem nach Kotze duftenden Typ nieder. In der Sitzreihe vor uns thront ein Parfüm mit einem Touch von Frau, was mir unangenehm in die Nase steigt.
Im nächsten Leben wird sie mit Sicherheit eine Parfümflasche.
"Papa?" "Der sitzt da drüben, guck. Deine Schwester ist kaum zu überhören!", ich deute mit dem Zeigefinger auf die rechte Seite und seufze leise vor mich hin. "Aon Ea!", mit einem herzzerreißenden Blick werde ich gemustert, doch leider kann ich an dieser Situation nunmal auch nichts ändern. "Wenn wir landen, kannst du wieder mit deiner Schwester zusammen sein!" "Putt!" Sohnemann findet sofort die nächste negative Quelle in Form von seinem kaputten Fisch. "Ich mache ihn dir heile, wenn wir wieder zuhause sind!" "Pil!" "Ja, Phil kann das unter Umständen auch machen!" Herr Stinkstiefel zu meiner Rechten macht sich etwas breiter und brummt genervt auf: "Das kann in die Tonne. Diese Viecher kann man doch an jeder Ecke kaufen!" "Manche Dinge kann man nicht ersetzen!", pampe ich ihm als Antwort entgegen und krame aus der kleinen Tasche, die ich neben meinen Füßen abgestellt habe, ein Pixi-Buch heraus. Allem Anschein nach hat Alex Malea beruhigen können, denn das Mädchen ist vor ein paar Sekunden verstummt. Nachdem wir die kleine Geschichte ungefähr zehn Mal neu entdeckt haben, widmen wir uns wieder dem Kuscheltierfisch, da er eine extra Portion Liebe braucht.
Nach ungefähr zwei Stunden tauschen die Zwillis die Plätze und somit belagert nun Malea meinen Schoß. Mir macht der Duftmix zwischen Parfüm und Kotze echt zu schaffen und wenn mich nicht alles täuscht, hat Malea ein Überraschungsei der Extraklasse gelegt. "Mausi, wir gehen jetzt kurz eine frische Windel machen!" "Nein!" "Oh doch! Sonst bekommt der Sympathiebolzen neben uns nochmal eine Ladung unliebsamen Speisebrei ab!" "Nett, dass sie so rücksichtsvoll sind", kommt es ironisch von meinem Nebenmann, was ich mit den einfachen Worten "So bin ich halt!" kommentiere. Die leicht zuckenden Mundwinkel deuten auf ein nicht ganz hoffnungslos verlorenes Arschloch hin.
"Mama! Aon Mama!", mein Sohn kommt mir gerade recht, denn so kann ich meinem Gatten die Überraschung zukommen lassen und mich vor der unliebsamen Arbeit drücken. Ich verfolge Maleas Weg mit meinen Augen und visiere nonstop die Sitze an, damit mir Alex' Reaktion nicht entgeht. "Mama. Esse!" "Gleich Schatz!" "Esse!" "Ja doch. Warte kurz!", genau in diesem Moment dreht Alex seinen Kopf zu mir und sieht nicht ganz so amüsiert aus wie ich. Ich forme ein lautlos "Was?" worauf sich Herr Hetkamps Gesichtszüge etwas entspannen und er womöglich denkt, dass Malea ihre Windel auf dem Weg zu ihm gefüllt hat. Er winkt mir ab und läuft anschließend in Richtung der Toiletten.
"So, der Herr. Hätten Sie gerne eine Brezel?" "Jaaaaa. Hesel!", vor Begeisterung klatscht der Kleine wie wild in die Hände und freut sich seines Lebens. "Was haben Sie dem Kind denn versprochen, dass das direkt so abgeht?" Herr Zornigel neben mir mustert mich skeptisch, während ich unsere Rettung aus meiner Tasche fische. "Eine Brezel. Kinder sind noch mit einfachen Dingen zu begeistern", antworte ich etwas abfällig und lehne mich in den Sitz zurück, da mich wieder ein Schwall Übelkeit überkommt. "Aon Papa!" "Nein. Papa ist mit Malea beim Windeln wechseln und du bleibst jetzt bei mir!" Eine dicke Krokodilsträne springt aus Aaron's Auge, worauf ich ihn einfach an mich drücke: "Alles wird wieder gut Aaron. Spätestens am zweiunddreißigsten Dezember um fünfundzwanzig uhr sechs!" "Dud!" Der Kerl neben mir fängt an zu lachen und schüttelt seinen Kopf: "Sie haben auch für alles einen Spruch auf Lager, mh?" "So ziemlich, ja!" "Sie sehen blass aus!"
"Ich merke es, danke!" "Wie merkt man, dass man blass aussieht?" "Sitzen Sie mal schwanger zwischen Parfüm Überdosis und Kotzgeruch, ohne das Ihnen übel wird!" Das ist jetzt vielleicht nicht das, was der Herr hören will, aber es ist die Wahrheit. "Das mit der Kotze ist seine Schuld und die penetrante Geruchsbelästigung geht mir auch auf den Keks!", der Zeigefinger des Klägers richtet sich auf meinen Sohn, der darauf einfach nur frech grinst. "Aber schwanger sind sie nicht?" Der Blick des Anzugträger ist göttlich und ich freue mich insgeheim, dass ich wenigstens ein klein bisschen was zu lachen habe.
Von den restlichen neun Stunden, verschlafen die Zwillis genau vier davon, in denen ich ebenfalls meine Augen schließe und die Übelkeit etwas mindern kann.
Irgendwann dringt leises Lachen an meine Ohren, das mich dazu animiert, meine Augen langsam zu öffnen. Das gegebene Bild ist einfach nur süß: Aaron hängt halb über dem Tischchen des Griesgrams und malt mit ihm in dem nagelneuen Malbuch herum, das bis vorhin noch in meiner Tasche auf seinen Einsatz gewartet hat. Als der Mann bemerkt, dass ich wach geworden bin, verteidigt er sich sofort:
"Ihr Mann war vorhin da und hat dem Jungen das Zeug aus ihrer Tasche herausgeholt. Irgendjemand muss dem Kleinen ja zeigen, wie man diese Figuren richtig ausmalt!" "Sehr nett von Ihnen. Danke!" "Ich wollte nur meine Ruhe, nichts weiter!", dafür dass er das anscheinend nicht gerne macht, hat er ganz schön viel ausgemalt und sieht auch etwas entspannter aus als vorher.
In der restlichen Zeit präsentiert mein Sohn dem Anzugträger seine neue Errungenschaft in Form von Tierfiguren. Die haben wir voraussichtlich auf einem der Märkte gekauft, um die Zeit im Flieger etwas interessanter zu gestalten. Wie sollte es anders sein, sind es allesamt Meeresbewohner. Außerdem gibt es noch ein bisschen Futter und einen kleinen Film auf dem Display, das an der Rückseite des vorderen Sitzes angebracht ist. Eine Zeit lang textet Little Hetkamp noch den Anzugträger zu und irgendwann haben wir es dann doch auch geschafft und landen endlich um kurz vor einundzwanzig Uhr wieder in Köln.
Die Kinder sind jetzt natürlich ein bisschen grummelig, aber das dürfen die beiden auch sein. Den Rückflug haben die zwei super gemeistert und ich bin wirklich stolz, dass wir das so gut über die Bühne gebracht haben.
"Lu!", kreischt Malea lauthals los, worauf ich nur den Kopf schüttle: "Nein Mausi. Gette wollte uns abholen!" "Lu!", als dann auch Aaron nach Lucien schreit, schaue ich mich in der Menschenmasse um und entdecke tatsächlich den Holzapfel-Ableger. "Hey! Das ist ja eine Überraschung!" Alex umarmt Lucien, als dieser bei uns ankommt und scheint auch sehr froh zu sein, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Als nächstes schließt Lucien Aaron und mich in die Arme und zerquetscht uns fast vor lauter Wiedersehensfreude. Malea hängt sich sofort an Onkelchens Hosenbein und kreischt so lange, bis sie endlich auf der männlichen Hüfte geparkt wird.
Auch Sohnemann möchte natürlich voll in den Genuss von Lu kommen und streckt seine Ärmchen nach ihm aus, worauf ihm sein Wunsch sofort gewährt wird. "Das ist ja eine Überraschung, dass du uns abholen kommst!" "Hatte gerade nichts anderes zu tun!", zwinkert mir mein Bruder zu und startet den Marsch zu unserem Auto. Alex und ich begnügen uns mit den Koffern und atmen erleichtert auf, als wir endlich im Marv sitzen und den Weg nach Hause einschlagen. "Wie lange bleibst du in Köln?", will Alex sofort wissen und legt sich seinen Sicherheitsgurt an. "Vielleicht für immer. Weiß noch nicht genau!" "Cool!" Herr Hetkamp nickt vor sich hin und scheint sich erst nach ein paar Sekunden der Antwort bewusst zu sein: "Wie jetzt? Für immer?" "Haha. Ja. Seit gestern wohne ich offiziell in Köln!" "Was??? Das ist ja cool!", ich kann es fast nicht glauben, dass es jetzt schon so weit sein soll. Ich habe mit Luciens Umzug eigentlich erst in ein paar Wochen gerechnet. "Ging alles schneller als geplant! Ich habe eine Zusage in einem Fitnessclub und in einer Reha Anlage bekommen. Ein paar mal werde ich noch nach Dortmund fahren müssen, da noch einige Verträge bestehen, aber das nehme ich liebend gerne in Kauf!" Luc startet den Motor und düst mit Vollgas durch die Straßen.
"Lucien, du fährst falsch! Zur WG geht...", noch bevor ich meinem Bruder auch nur Ansatzweise den Weg erklären kann, bremst er mich in meinen Worten aus: "Nanana. Ich fahre NIE falsch!" "Bitte..", wenn er unnötig in der Gegend herumfahren will, dann sage ich jetzt nichts mehr und lass ihn machen.
"Sag mal, fahren wir auf den Bauernhof?", fragt mein Mann nach ein paar Minuten. "Der Kandidat hat hundert Punkte!", lacht der Fahrer und entlockt mir damit ein raues stöhnen:
"Boah, eigentlich will ich doch nur nach Hause. Weißt du wie anstrengend das heute alles war?" "Jaja!" "Jaja heißt Leck mich am Arsch!" "Solange die Schokolade noch so billig ist, würde ich dir das nicht empfehlen!" "Haha, Arsch!" "Hab ich einen, ja!" Jetzt muss auch Alex lachen: "Schatz, das wird ein harter Gegner für dich!" "Da muss ich anscheinend bald härtere Geschütze auffahren!", die ersten Gemeinheiten fegen mir schon durch meinen Kopf, doch Lucien scheint keine Angst vor mir zu haben: "Ich bin unangefochtener Meister!" "Ich nehme die Herausforderung an!" "Och nööööö!", mein Mann scheint nicht allzu begeistert von unserem Vorhaben zu sein, doch der verwandte Anteil in diesem Auto geht natürlich sofort darauf ein: "Dann zieh dich warm an Schwesterchen!"
Auf dem Bauernhof angekommen, laden wir zusammen unser Gepäck und die Kinder aus und werden von meinem Bruder zu unserer Wohnung geführt, die er sofort aufschließt: "Ich folge euch dann. Ihr habt Vortritt!" Ich kann es ja überhaupt nicht leiden, das hier alles so dunkel ist, aber bis zu dem blöden Lichtschalter muss ich dann doch ein paar Schritte laufen. Kurz bevor ich den lichtspendenden Schalter drücken kann, geht das Licht von alleine an und ein mehrstimmiges, lautes "Herzlich Willkommen!" hallt durch die Wohnung. Im Wohnzimmer stehen meine und Alex' Eltern, Stephan, Cora, Phil, Susi, Tammy und Tom. "Dedde Aua!", schreit Malea sofort los und rennt auf Tom zu, der an seinem linken Bein einen Gips trägt.
Aaron rennt sofort zu Stephan und fällt ihm in die Arme, während ich immer noch in Schockstarre dastehe. "Frau Hetkamp? Alles in Ordnung?" Nico kommt sofort auf uns zugelaufen und zieht mich in eine Umarmung. "W-Was ist hier los? Warum seid ihr alle hier? Was ist mit Tom passiert und..." "Jetzt erst einmal gaaanz tief durchatmen und dann kommt eins nach dem anderen!" Papa entlässt mich aus seiner Umarmung und macht Platz für die restliche Bande, die auch alle einmal gedrückt werden wollen.
Zum Schluss werfe ich mich neben Tom aufs Sofa und umarme ihn ganz fest: "Was ist denn passiert und warum sagst du nichts?" "Ich habe Tammy einen Antrag gemacht und wenn ich dir erzählt hätte, dass ich mir mein Schienbein gebrochen habe, hättest du vermutlich total am Rad gedreht!" "Du hast was? Aber.... Tammy?", mein Kopf schnellt zur besagten Dame, die sofort ihre Hände in die Lüfte erhebt:
"Ich bin nicht Schuld an dem Knochenbruch!" "Hahaha. Nein, sie hat nichts gemacht! Das war ein ganz blöder Zufall", bestätigt Tom und sieht grinsend zu seiner Freundin. "Und was hast du gesagt?", will ich jetzt von meiner Freundin wissen. "Das es hätte schlimmer kommen können!", bei dieser Antwort fällt mir fast meine komplette Mimik aus dem Gesicht und ich wundere mich, warum Tom auch noch zustimmend nickt. "Hahaha, Leute! Josi will sicherlich wissen, was Tammy zu Tom's Antrag gesagt hat!" Stephan lacht sich einen Ast ab, da ich sowas von geschockt von dieser Aussage bin und bringt die restliche Meute ebenfalls zum Lachen. "Oh Gott Josi! Ich dachte, dass du wissen wolltest, was ich zu dem Beinbruch gesagt habe, hahaha. Zum Antrag habe ich selbstverständlich "Ja" gesagt!" Eine große Last fällt von meinem Herzen ab und ich schüttle ungläubig meinen Kopf: "Kaum zuhause und ihr macht mich so fertig!" Ich werfe mich ein weiteres Mal um Tom's Hals und drücke ihn so fest ich kann: "Herzlichen Glückwunsch! Das war das Beste, was du machen konntest! Ihr beiden passt so gut zusammen. Ich freue mich für euch!" "Danke, Schwesterherz!" Auch Tammy wird von mir umarmt und beglückwünscht. "Hast du auch einen Ring, Tom?", da ich das meinem Bruder zutrauen würde, forsche ich gleich mal nach. "Wollte ich eigentlich... Habe ich aber leider vergessen, da mich Stephan und der Verkäufer leicht aus dem Konzept gebracht haben!" "Hahaha. Josi, du wärst auf dem Boden gelegen vor Lachen! Das war so geil!", in Stephans Augen sammeln sich literweise Tränen und eine leichte Schnappatmung, aufgrund des Lachflashes, setzt ebenfalls ein.
Christopher und Nico bringen ein paar belegte Brötchen aus der Küche und versorgen uns mit Getränken, während wir inmitten unserer Familie gezogen werden. Wir werden darüber aufgeklärt, dass ab dem heutigen Tag alle Wohnungsbesitzer auf dem Bauernhof wohnen, da die Herrschaften während unserer Abwesenheit mehr als fleißig waren. Tom und Tammy erzählen uns von dem Ringkauf, ihrem Wochenende und dem Unfall und im Gegenzug erzählen wir von unseren Katastrophen Tagen und der restlich schönen Zeit.
Als wir dann endlich alle zum Essen kommen, schaue ich mich in dieser großen Runde um. Ich bin so froh, diese Menschen zu haben und es ist erstaunlich, zu welchem festen Kern wir zusammengewachsen sind. Wir alle zusammen sind zu einer großen Familie geworden, die sich gegenseitig hilft, unterstützt und bedingungslos liebt. Ich bin einfach nur glücklich, voll in meinem Leben angekommen und es gibt rein gar nichts, das ich vermisse!
Außer Kartoffelsalat vielleicht 😁
~ Ende ~
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Suuuuuuchtiiiiis, es ist vollbracht. Ein weiteres Werk mit zweihundert Kapiteln geht heute zu Ende!
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir wieder alle Kapazitäten ausschöpfen werden, aber ich habe mich getäuscht.
Von meiner anfänglichen klaren Linie ist fast nichts übrig geblieben 🤣🤣
Aaaber, das liebe ich an diesen Zusammenspiel von euch und mir so sehr..
Meistens kommt alles anders als geplant. Das macht die ganze Sache auch so spannend und bringt einige Herausforderungen mit sich.
Allerdings liebe ich genau DAS😁😁
Ihr wisst, ohne eure Unterstützung, Hilfe, Anregungen und lieben Worte wäre das alles nicht möglich.
Danke, an alle Tippgeber!
Egal ob über die Kommentare oder als private Nachricht.
Danke an alle unermüdlichen Kommentatoren, das baut immer wieder auf und hilft auf den gewissen "kein bock mehr"-Strecken (Hätte jetzt gerne markiert, aber ihr wisst ja..Watty ist in dieser Story nicht mehr mein Freund und möchte mich nicht mehr alle Optionen nutzen lassen. Die die gemeint sind, wissen das aber!)
Danke für euren Einfallsreichtum und eure Wunschäusserungen.
Danke, wenn ihr euch auch nur einmal oder zweimal zu Wort gemeldet habt.
Das bedeutet mir genauso viel!
Danke 💙💚Danke💚💙Danke
Für alle die es noch nicht mitbekommen haben:
👉Es wird einen Dritten Teil geben!
☝️Aaaaaaber, das dauert noch!
Zuerst macht mein Köpfchen eine Pause.
Vielleicht so zwei Wochen und dann kommt zuerst der dritte Teil von "Leben verbocken" mit unserer Zoey.
Danach geht es dann aber bei Josi weiter und da steht dann einiges an.
Ich würde mich freuen, wenn ihr auch bei meinem nächsten Werk wieder voll an meiner Seite steht und alle unsere Chaoten auf ihrem Weg begleitet.
Ich drücke euch ganz fest!
Nicht traurig sein, das ist nicht das finale Ende!
Wir lesen uns bald wieder!
💙💚💙💚💙💚💙💚💙💚💙💚💙💚
Eure Rojo
💚💙💚💙💚💙💚💙💚💙💚💙💚💙
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