19
Noch bevor Alex' Wecker klingelt, bin ich wach. Wir liegen immer noch in der gleichen Position, in der wir auch eingeschlafen sind. Da sein Oberkörper leicht ausgekühlt ist, ziehe ich die Bettdecke weiter nach oben, damit mir der Herr Notarzt nicht noch erfriert.
Während meine Nase Alex' wohlriechenden Eigengeruch in sich aufnimmt, fährt meine linke Hand vorsichtig in seine Haare. Meine Lippen werden von diesem attraktiven Hals automatisch angezogen und deshalb kann ich es auch gar nicht verhindern, dass ein Meer von Küssen auf Alex' empfindlichen Hautstellen eintrifft. "Was machst du da?", flüstert mir der eigentlich noch schlafende Herr entgegen. "Den Morgen genießen", mein Grinsen zieht sich über das ganze Gesicht, während sich zwei warme Hände unter meinem Oberteil an meinem Rücken entlang schieben. "So könnte wegen mir, jeder Morgen beginnen!" Das genüssliche Brummen wird leider durch das laute Klingeln des Weckers unterbrochen. "Och nö. Wirf das Ding zum Fenster raus und bleib einfach liegen!", ich schnappe mir Alex' Hand, damit er nicht an seinen Wecker kommt und verwickle ihn in einen zärtlichen Kuss.
Leider geht einem das sture Klingeln doch irgendwann auf den Sack und deswegen haue ich meine flache Hand direkt auf den Snooze-Knopf. "Heute schon so voller Energie?", mein Verlobter rollt sich direkt über mich und stützt sich mit seinen Unterarmen neben meinem Kopf ab. Seine Lippen wandern meinen Hals entlang, über mein Schlüsselbein und finden sich letztendlich ganz sanft auf meinen wieder. "Kannst du nicht hier bleiben?", ich schlinge meine Füße um seine Hüfte und vergrabe meine Hände komplett in seinen Haaren, um ihn näher an mich zu ziehen. "Hmmm, das würde ich liebend gerne machen! Aber leider muss ich jetzt bald los, damit ich dich heute Mittag pünktlich für den Termin beim Physio abholen kann. Wir vertagen das aufs Wochenende okay?" Alex' Stimme ist schon ganz kratzig und an einem gewissen Körperteil merke ich deutlich, dass ihn die Situation keinesfalls kalt lässt. "Bist du sicher, dass du das bis dahin aushalten kannst?", mit meinen wackelnden Augenbrauen sorge ich für ein schweres Aufatmen seinerseits: "Nein, sicherlich nicht. Aber es bleibt mir gerade nichts anderes übrig. Du musst dich noch etwas schonen, denk an deinen Kopf!"
Hahaha, als ob da noch etwas zu retten wäre!
Als der verräterische Wecker neben uns zum wiederholten mal klingelt, eliminiere ich ihn mit einem gekonnten Schlag auf den Boden, sodass gleich die Batterien herausfallen und er endgültig Ruhe gibt. "Schatz, musste....", ohne auf eine Beendigung seines Satzes zu warten, werfe ich ihm ein "Halt deinen Mund!" zu und presse meine Lippen forsch auf seine. Meine linke Hand sorgt dafür das der Kopf meines Opfers nicht entweichen kann, während meine rechte sich um die Ausbeulung in Alex' Boxershorts kümmert. Das leise Aufstöhnen, als der sexy Mann vor meinem Gesicht den Mund öffnet, um meiner Zunge Einlass zu gewähren, signalisiert mir deutlich, dass er seinen Arbeitseifer gerade in irgendeine Ecke geworfen hat. Kaum kämpfen unsere Zungen um die Herrschaft, schickt meine persönliche Gottheit ihre Finger ebenfalls auf Wanderschaft. So versinken wir ein paar Minuten in unserer Leidenschaft und lassen die Außenwelt, Außenwelt sein.
Nach dem Akt unserer lustvollen Begierde, liegen wir noch ein paar Minuten Arm in Arm in unserem Bett. Alex' Herz schlägt immer noch wie wild vor sich hin und scheint sich gar nicht mehr beruhigen zu wollen.
Das Klopfen an der Türe lässt uns kurz aufschrecken, worauf Alex sofort die Bettdecke komplett über unsere nackten Körper zieht. "Ja?", ich gebe das okay für den Eintritt in unser Reich, das sofort von Tom gestürmt wird: "Morgen ihr Beiden. Du Alex, du solltest in zehn Minuten los zum Dienst!" "Ich komme sofort. Danke Tom!", mit einem kleinen unterschwelligen Seufzer dreht mein Verlobter seinen Kopf zu mir und schenkt mir einen kleinen Kuss: "Ich muss jetzt wirklich los, Schatz. Sorry!"
Nachdem Tom sich wieder verkrümelt hat, schwingt sich auch Alex aus dem Bett und zieht sich schnell seine Boxershorts über, nur damit er wie eine gestochene Sau die Treppen nach unten rennen kann.
Kaum habe ich meine Augen geschlossen, um nochmal eine Runde zu schlafen, machen sich auch schon die Kinder bemerkbar.
Echt jetzt?
Mürrisch kämpfe ich mich aus meinem Bett, ziehe mir wieder mein T-Shirt und die Unterhose an und befreie die Zwillis aus ihrem kleinen Knast. Glücklicherweise ist mein Bruder auch sofort zur Stelle und nimmt mir sofort Malea ab. "Gib Aaron auch her, du solltest die Treppen sicher nach unten kommen!" "Wenn das mal so einfach wäre!", mein Sohn krallt sich wieder mit aller Kraft an mir fest, damit man ihn auch wirklich nicht aus meinen Armen entfernen kann. "Aaron! Komm kurz zu Gette, Mama kann nicht mit dir im Arm die Treppe runter laufen!" "Mam!", damit wären die Fronten auch geklärt und ich humpele auch gleich ohne große Worte in Richtung Treppe.
Während Mini-Me mit meiner linken Hüfte verschmolzen ist, klammere ich mich mit meiner rechten Hand am Treppengeländer fest, um mich selbst etwas zu stützen. Als ich ungefähr die Hälfte geschafft habe, taucht am unteren Ende ein grummeliger Herr Funke auf: "Frau Mayer. Habe ich mich denn nicht deutlich genug ausgedrückt? Du sollst nicht mit Kindern auf dem Arm herumlaufen und erst recht keine Treppe!" "Phil, ich hätte wirklich auf deine Empfehlung gehört, aber mein Sohn möchte sich nicht von mir lösen! Deshalb ist es leider nicht anders möglich! Ich bewege mich auch ganz langsam und vorsichtig!", mir ist klar, dass es wirklich gefährlich werden kann, aber wenn ich es nicht riskiere, würde ich wahrscheinlich den kompletten Tag im oberen Stockwerk herumsitzen. Phil lässt es sich nicht nehmen, mir entgegen zu laufen und sich an meine Seite zu stellen, damit er mich im Fall der Fälle auffangen kann. Wir schaffen es zum Glück alle unversehrt in das untere Stockwerk und begeben uns direkt in die Küche.
"Guten Morgen! Hahaha, bei euch im Zimmer hat es heute Morgen anscheinend schon kräftig gestürmt, mh?" Franco hält sich den Bauch vor lauter Lachen, während er meine Haare genauer ins Visier nimmt. "Muss ich das jetzt verstehen?", für solche verschlüsselten Botschaften bin ich am frühen Morgen noch nicht wirklich empfänglich. Franco schüttelt nur amüsiert seinen Kopf und stellt mir eine frisch gefüllte Kaffeetasse auf den Tisch. "Danke!", ich versuche nebenher meinen Sohn von mir zu entfernen, jedoch ist diese Aktion von keinerlei Erfolg gekrönt. "Den wirst du so schnell nicht mehr los!" Tom wirft mir von der anderen Tischseite einen belustigten Blick zu, während er Malea in ihren Hochstuhl steckt und sich sofort um das Frühstück für seine beiden Patenkinder kümmert.
"Josi, Tammy kommt heute Mittag vorbei. Sie würde mit den Kids spazieren gehen, so lange wie ihr bei der Physio seid. Vorausgesetzt, das verschmolzene Kind lässt sich irgendwie von dir lösen!" "Das ist ja super! Bleibt sie dann über Nacht? Susi kommt heute abend bestimmt auch noch vorbei, dann können wir mal wieder ein bisschen quatschen!", meine Laune steigert sich sofort um hundert Prozent, wird jedoch von meinem Bruder sofort gedämpft:
"Glaub ja nicht, dass ich sie dir den ganzen Abend überlasse. Ich hatte in letzter Zeit kaum etwas von ihr! Unsere Schichten beißen sich gewaltig!" "Hat da jemand Notstand?", auf mein teuflisches Grinsen reagiert der Herr ebenfalls mit einem provozierenden Gesichtsausdruck: "Nicht jeder hat schon am frühen Morgen Zeit, eine Sportstunde einzuschieben, mein geliebtes Schwesterherz!"
Ups. Waren wir zu laut?
"Hahahaha, jetzt guck doch nicht so ertappt! Alex bleibt sonst nie so lange liegen und außerdem konnte er seine Haare überhaupt nicht bändigen. Die blaue Verzierung an seinem Hals war auch nicht gerade übersehbar!" Franco's Info bringt mich zum Schmunzeln, da ich mir unsere morgige Situation nochmals durch den Kopf gehen lasse. "Manchmal seid ihr beide wirklich ekelhaft verliebt, wenn man bedenkt, wie lange ihr schon zusammen seid!" Herr Fabiano sagt das alles mit einem Lächeln im Gesicht und ich weiß, dass es gar nicht so böse gemeint ist, wie es sich vielleicht anhört. "Du bist doch nur neidisch. Solltest dir vielleicht für deine Notstände auch endlich mal ein Notfallkit zulegen!", ich strecke dem Herrn meine Zunge entgegen und gönne mir kurz darauf meinen ersten Schluck Kaffee.
Tom stellt den Mäusen etwas Futter vor die Nase, worauf sich Aaron auch endlich von mir lösen lässt und er in seiner Sitzgelegenheit geparkt wird.
Die Kleinen mampfen sofort drauf los und beobachten nebenher interessiert das Geschehen, da Paul nun auch zu uns dazustößt. "Morgen!", auf seine Begrüßung bekommt er eine vierstimmige Begrüßung zurück.
"Vielleicht habe ich ja auch schon ein Notfallkit gefunden!" Franco wirft mich kurzerhand aus der Bahn: "Wie jetzt? Wirklich nur für einen kurzen Notstand oder auch für mehrere Notstände hintereinander?"
Paul zieht verwirrt seine Augenbrauen zusammen und mustert Franco und mich, als wären wir gerade frisch der Klapse entsprungen.
"Wenn es nach mir ginge, könnten damit unendlich viele Notstände abgedeckt werden!", unser kleiner Italiener zuckt mit seinen Schultern und schlürft verträumt an seinem Kaffee. "Und wo liegt das Problem? Will das Notfallkit nur ein Notfallkit bleiben oder wie ist die Lage?" "Das ist etwas komplizierter!", das laute Seufzen deutet schon mindestens eine mittlere Katastrophe an. "Na komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!" Phil ist genauso neugierig wie ich und macht Franco jetzt etwas Feuer unter dem Hintern. So wie sich der sonst so mitteilsame Mensch gerade um eine Antwort drückt, ahne ich wirklich Schlimmes. "Lass mich raten. Bildhübsche Frau, witzig, romantisch, genau deine Liga und dein Geschmack. Allerdings ist sie verheiratet und hat bestenfalls noch Kinder!", auf meine eigentlich an den Haaren herbeigezogene, lustige Bemerkung, fallen Franco fast die Augen aus dem Kopf. Der gesamte Raum hüllt sich in Schweigen, sogar Malea und Aaron starren den Mann, am Kopfende des Tisches, unentwegt an.
Da er durch seinen verräterischen Gesichtsausdruck eh nichts mehr vertuschen kann, übernehme ich einfach mal den Job der Anwesenden, aber verstummten Polizisten: "Dann schieß mal los! Kinder?" "Ja!" "Wie viele und wie alt?" "Eins, Sechzehn!"
"Ehelich trennbar?" "Laut ihrer momentanen Aussage, ja." "Heißes Pflaster!" "Bin ich mir bewusst!" "Stark verliebt?" "Bis auf Wolke sieben!" "Puh. Scheiße!" "Ja, ein riesengroßer Haufen!"
Franco fällt es spürbar schwer, darüber zu reden, aber er weiß auch, dass er von uns nicht verurteilt wird. Jeder äußert in neutraler Weise seine Meinung und spielt nicht den gnadenlosen Richter, da das so oder so nichts bringen würde. Wir wollen uns nicht gegenseitig verletzen, sondern helfen und unterstützen.
"Spielt sie ihrem Mann noch Liebe vor oder ist es offensichtlich, dass bei denen die Luft raus ist?", auch wenn ihm die direkte Nachfrage jetzt vielleicht unangenehm ist, sollte man doch die genauen Tatsachen aufdecken, damit man die Ratschläge aus der richtigen Schublade herauskramen kann. "Laut ihrer Aussage ist die Luft schon lange raus und sie wollen die Situation eigentlich nur noch für das Kind aufrecht erhalten!" "Aber das Kind ist doch auch schon sechzehn und wird bestimmt nicht strunzedämlich sein und längst wissen, dass seine Eltern nicht mehr miteinander klar kommen! Das merken doch schon die Kleinsten in einem gewissen Maß!", ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen und auch Tom scheint meiner Meinung zu sein, denn der nickt zustimmend in meine Richtung. "Tonia redet darüber nicht so gerne und deshalb habe ich bisher nicht weiter in der Wunde herumgestochert!", etwas niedergeschlagen kippt Franco sich seinen restlichen Kaffee in den Rachen und wirft mir einen depremierten Blick zu. "Also, wenn ich mal meinen persönlichen Rat aussprechen darf: Bevor sich das alles noch mehr vertieft und die Gefühle sich immer mehr verstärken, solltest du die Fronten klären! Du musst klipp und klar wissen, woran du bist! Weißt du, in dieser Hinsicht hat sie das leichtere Spiel. Wenn ihr das Ganze zu viel wird oder ihr Mann ihr annähernd auf die Schliche kommt, kann sie einfach so einen Schlussstrich ziehen und dich wie ein Stück Dreck in die Tonne werfen. Sie lebt dann ihr normales Leben weiter und du sitzt da, mit einem gebrochenem Herzen und quälst dich bis auf Ewigkeiten mit Liebeskummer herum. Lass nicht mit dir spielen, dafür bist du zu wertvoll. Wenn die Aussicht auf ein Happyend besteht, dann stürze dich ins Abendteuer. Aber lass dich nicht als Spielzeug benutzen. In diesem Fall solltest du es Beenden, bevor es letztendlich richtig weh tut!", ich schnappe erst einmal ordentlich nach Luft und schaue anschließend in ein paar erstaunte Gesichter. Weder Franco, noch einer der anderen Männer gibt irgendein Laut von sich.
Leute, das wird wieder ein Drama geben. Vielleicht sollte ich mit Alex und den Kindern auswandern. Joa, den Vorschlag reibe ich ihm heute Abend sofort unter die Nase!
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