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Ein leichtes Kratzen im Hals und ein darauffolgender Husten reißen mich aus meinem kurzen Nickerchen. Als ich meine Augen öffne, brennen diese sofort und alles, was ich sehen kann, ist ein dichter Nebel.
Was ist denn das? Bin ich so verballert?
Der fiese Gestank, der sich langsam aber sicher meine Nase hinauf arbeitet, signalisiert mir, dass hier irgendwas nicht stimmt. Unter dauerndem Husten richte ich mich auf und versuche die Quelle des Gestankes zu finden.
Scheiße, die Kartoffeln!
Noch bevor ich den Herd erreiche, macht sich der Feuermelder im Flur bemerkbar und schreit sich die Seele aus dem Leib.
Vielleicht hört es ja keiner und ich kann das Ding noch schnell ausschalten!
Kurz bin ich überfordert und überlege, was ich zuerst tun soll, da höre ich schon irgendjemanden die Treppe runter springen. Mein Husten verrät mich natürlich und ich vernehme sofort die Stimme meines Bruders: "JOSI! WO BRENNT ES?" "Nirgends, ist nur Qualm. Bleib locker und mach das Ding aus!" Da sich Tom jetzt um den schreienden Quälgeist kümmert, schalte ich den Herd aus und ziehe den Topf von der heißen Platte. Mein nächster Weg führt mich zum Fenster, das ich komplett aufreiße und frische Luft in die Küche strömen lasse. Weiteres Getrampel ist auf der Treppe zu hören und mein aufgeregter Verlobter scheint aus seinem Koma erwacht zu sein: "Tom, was ist los?"
Na toll...
Da mein Hals immer noch kratzt, huste ich fröhlich vor mich hin und will mich gerade aus der Küche bewegen, da kommt auch schon Alex reingeschossen: "Raus hier, los!" Er zieht mich an meinem Arm aus der Küche und stoppt erst wieder, als wir im Wohnzimmer sind. "Bekommst du genug Luft? Hast du Kopfschmerzen, ein Brennen im Hals oder irgendwas?" Herr Hetkamp wirkt leicht panisch, nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände und mustert mich ganz genau. "Neee, alles gut. Nur ein bisschen Husten!", ich winde mich aus Alex' Griff, worauf ich umdrehe und zurück in die Küche laufe, damit ich das Beweismittel irgendwie vernichten kann.
Tom hat es mittlerweile geschafft, den Rauchmelder verstummen zu lassen und befindet sich ebenfalls in der Küche. "Hat jemand ein Messer?", frage ich mit breitem Grinsen und steuere auf den Herd zu. "Wieso?" Tom scheint verwirrt. "Die Luft ist zum zerschneiden dick, haha", ich lache selbst über meinen Witz, da ich die ganze Situation etwas auflockern möchte, doch Herr Mayer scheint nicht so viel Sinn für Humor zu besitzen: "Herrgott, du fackelst fast die Bude ab und reißt dann noch so blöde Sprüche?" "Hallo? Da waren Kartoffeln im Topf und kein Zunder. Also, reg dich ab, da brennt nichts. Es qualmt nur!", ich schnappe mir den Topf, bemerke sofort worin das Problem lag und mache mich auf schnellstem Weg zur Haustüre. Der silberne Kochbehälter landet mit seinem tiefschwarzen und stinkenden Inhalt, direkt nach draußen, auf die oberste Steinstufe der Treppe.
Nächstes Mal füllen wir auch Wasser in den Topf, Frau Mayer!
"Was ist los? Alles okay?" Franco ist natürlich auch wach geworden und trifft ebenfalls im Flur ein. Nachdem ich die Haustüre wieder geschlossen habe, treffen mich die bitterbösen Blicke von Tom und Alex, die wie eine Mauer vor der Treppe stehen. "Boah, was stinkt da so? Habt ihr gezündelt?" Herr Fabiano hält sich die Nase zu und wirft mir ebenfalls einen Blick zu, nachdem er in den Gesichtern der Höllenbrigade abgelesen hat, dass dieses Spektakel meine Schuld sein dürfte. "Mein Gott, sorry. Ich wollte was kochen und habe nicht richtig aufgepasst! Kann doch mal passieren!", bis auf den Gestank ist ja nicht viel passiert, deshalb verstehe ich das Drama nicht. Außerdem können wir jetzt beruhigt sein, denn wir wissen, dass der Rauchmelder funktioniert. "Kochen? Mitten in der Nacht?", fragt Tom mich ungläubig, worauf ich mit den Schultern zucke: "Ich würde es eher sehr früh morgens nennen!" Ein weiterer Hustenschauer ergreift Besitz von mir, was natürlich die Rettungstruppe sofort in Alarmbereitschaft versetzt. "Wir fahren in die KaS! JETZT!" Alex will schon die Treppen nach oben springen, da lege ich sofort ein Veto ein: "Stop! Übertreibe es doch nicht immer! Ich habe kein Plastik verschmoren lassen. Das waren nur Kartoffeln, okay? Der Husten kommt bestimmt nur davon, weil ich einen ganz trockenen Hals habe und vielleicht mal was trinken sollte!" "Warum kochst du mitten in der Nacht Kartoffeln und noch viel eher würde mich interessieren, warum dann dabei so etwas herauskommt?" Tom ist total in Rage und schüttelt dauernd seinen Kopf. Mein Multitasking Talent scheint leider noch zu schlafen, denn ich muss die Worte erst langsam verarbeiten, bis ich ihm eine Antwort geben kann. "Anziehen!" Alex läuft jetzt weiter die Treppen hinauf und verschwindet in unserem Zimmer. Mein genervtes aufstöhnen kann man bestimmt noch drei Straßen weiter hören: "Ich hatte Lust auf Kartoffelsalat und habe einen Topf mit Kartoffeln auf den Herd gestellt. Anscheinend habe ich das Wasser vergessen und muss irgendwie beim Warten eingeschlafen sein... Tut mir echt leid, aber das kann doch mal passieren. Franco, sag Alex mal, dass das mit der KaS total unnötig ist! Auf mich hört er ja nicht!" Franco erhebt sofort abwehrend beide Hände und schüttelt den Kopf: "Oh nein! Das regelst du schön selber. Bei solchen Angelegenheiten ist mit dem Herrn Doktor nicht zu spaßen und ich werde einen Teufel tun und mich da einmischen. Gute Nacht zusammen!" Der miese Verräter dampft doch tatsächlich wieder ab und lässt mich dümmlich aus der Wäsche schauen. "Darüber reden wir später dann. Ich geh auch wieder schlafen!", mein Bruder wackelt jetzt ebenfalls die Treppenstufen nach oben und verschwindet in seinem Zimmer.
Och Manno! Jetzt habe ich KEINEN Kartoffelsalat, eine stinkende Bude, eine überfürsorgliche Pissbacke am Arsch kleben und ein tolles Gespräch, das mich später erwartet....
Da ich jetzt wirklich keine Lust auf KaS habe und wir dort eh nur ausgelacht werden, begebe ich mich nach oben zu Alex, um ihn irgendwie zu besänftigen.
Dieser steht in voller Montur mitten im Raum und wirft mir einen fragenden Blick zu, als ich zur Türe hereinkomme und mich auf dem Bett niederlasse.
"Schatzilein, findest du das denn nicht ein bisschen übertrieben? Mir geht es gut, wirklich. Die lachen uns doch aus wenn wir wegen so einer Lappalie kommen!" Ich hoffe sehr, dass meine zuckersüße Stimme genau den richtigen Nerv trifft. "Du bist schwanger! Da sollte man vorsichtiger sein und lieber einmal mehr schauen lassen!", das ist alles was er dazu zu sagen hat. "Schwanger.. richtig! Ich habe weder Asthma, noch eine andere Atemwegserkrankung oder eine neue Spenderlunge eingesetzt bekommen. Fahr mal ein bisschen runter!", er als Notarzt würde sich sicherlich auch ärgern, wenn er wegen so einer Lappalie gerufen werde würde. "Sind dir die Kinder egal?"
Das hat er nicht wirklich gefragt, oder?
"Bitte was?" "Du hast mich schon verstanden!", knurrt mir mein Verlobter entgegen, womit er das Fass zum Überlaufen bringt. Wutentbrannt stehe ich auf, stürme an meinen Kleiderschrank und reiße ein paar Klamotten heraus. "Das man dich auch immer erst zur Vernunft drängen muss!", gibt der Blödmann von sich, worauf ich mich umdrehe und ihn böse anfunkle: "Bilde dir ja nicht ein, dass ich dich jetzt mitnehme. Ich gehe alleine in die KaS! Das mache ich nur, damit ich mir von dir nicht nochmal anhören muss, dass mir die Kinder egal sind! Vielleicht überlegst du das nächste Mal erst, bevor du den Mund aufmachst!" Die unterstellten Worte nagen furchtbar an mir und deshalb kann ich es nicht verhindern, dass sich ein paar Tränen aus meinen Augenwinkeln lösen. "Ach Josi..." "Ne, nichts mit ach Josi! Lass mich in Ruhe. Ich geh jetzt!", ich lasse Alex einfach stehen und flitze nach unten ins Badezimmer. Mein Nervenkostüm ist ja eh schon aufgrund des nicht vorhandenen Kartoffelsalat sehr dünn, aber das mir mein Verlobter sowas unterstellt, das bringt mich dermaßen auf die Palme, das ich komplett ausrasten könnte. Meine Hormone sind bestimmt nicht gerade förderlich für meine Handlungen, aber das ist mir momentan scheißegal. Nach ein bisschen Katzenwäsche, Zähne putzen und Haare kämmen, marschiere ich in den Flur und ziehe mir meine Schuhe an.
"Schatz, ich hätte das nicht sagen sollen, aber..." Herr Hetkamp sitzt zu meiner Überraschung auf der Treppe und scheint über seine ausgesprochenen Worte selbst nicht mehr allzu glücklich zu sein. "Spar es dir. Manchmal bist du schon ein Idiot, Alexander!" Ich sehe gar nicht ein, jetzt wieder auf Friede, Freude Eierkuchen zu machen. Soll er doch schmoren, bis er schwarz wird, genauso wie die Kartoffeln vorhin. "Hey was ist denn los?", mein Bruder kommt nun auch wieder die Treppe runter geschlichen, da ihn unser Gezanke anscheinend wach gehalten hat. "Frag den Arsch auf der Treppe! Tschüss!", ich schnappe mir schnell meinen Schlüssel, mein Handy und meinen Geldbeutel aus der Wickeltasche und dampfe anschließend ohne ein weiteres Wort ab.
Die Männer lassen mich zum Glück, ohne irgendwelche Versuche mich aufzuhalten, ziehen. Wahrscheinlich ist ihnen klar, dass ich jetzt Zeit für mich brauche.
Kaum sitze ich in meiner Knutschkugel und habe den Motor gestartet, fegt mir auch schon ein Lied der Imagine Dragons um die Ohren. Ich drehe die Lautstärke Vollgas auf, das auch jeder mitbekommt, dass das Biest in mir erwacht ist und gröle so laut mit, das ich Angst um meine Fensterscheiben habe.
Da ich noch zu viel Wut im Bauch habe, fahre ich ein paar unnötige Umwege und genieße es, dass die Straßen fast leer sind. Leider nur fast. Denn hinter mir blinkt ein blaues Licht, das wahrscheinlich nicht unbedingt meine Musik farblich unterstützen will.
Ich werfe einen Blick auf meinen Tacho und stelle fest, dass ich nur fünfzig fahre, also dürfte das kein Problem darstellen. Da ich mir jeglichen weiteren Ärger ersparen will, fahre ich rechts auf einen Parkplatz und warte, dass das Schauspiel beginnt.
Im Rückspiegel beobachte ich, wie zwei uniformierte Männer aus dem Streifenwagen steigen und lasse deshalb auch die Scheibe zu meiner Linken herunter. Als die Herren beide ihre Köpfe senken, sehe ich, dass es sich um Marc und Stephan handelt. Stephan scheint mit mir zu reden, doch ich kann nichts verstehen, da die Musik so laut ist. "ICH VERSTEH DICH NICHT!", schreie ich ihm entgegen, worauf Marc nur zu lachen anfängt. Herr Sindera lehnt sich durch mein offenes Fenster in den Innenraum und lässt kurzerhand die Musik verstummen. Bevor er sich zurückzieht, sieht er mir mit hochgezogenen Augenbrauen tief in die Augen. "Das könnte man auch als sexuelle Belästigung werten, Herr Sindera!", da es mich nervt, dass er die Musik ausgeschaltet und somit meinen Vibe unterbrochen hat, muss ich ihn ein bisschen ärgern. "Fau Mayer, wollten sie vor fast zwei Stunden nicht ins Bett gehen? Warum treffe ich sie denn dann hier, mit unangemessener Musiklautstärke auf den Straßen Kölns an?" Stephan's Nasenspitze trifft genau auf meine, was mich kurzzeitig schielen lässt: "Das wird ja immer sexueller hier!"
"Hahaha, blöde Nuss!" "Oh, da können wir dann noch eine Beleidigung auf die Liste setzen. Tztztz, also ich muss mich schon sehr wundern, Herr Ordnungshüter. Hey, Sie! Ist Ihr Kollege immer so aufdringlich?", ich drehe meinen Kopf zu Marc, der sich fast nicht mehr auf den Füßen halten kann vor lauter lachen: "Ne, nur bei so hübschen Frauen wie Ihnen, Frau Mayer!" "Schleimer! Also, was wollt ihr? Ich bin nur fünfzig gefahren!" "Josilein, deine Musik ist viel zu laut. Wenn sich dir ein Rettungswagen oder eine Streife nähert, dann hörst du das nicht und behinderst den Einsatz!" "Ich hab doch Augen im Kopp, sonst hätte ich euch ja auch nicht bemerkt. Außerdem liegt das mit der Lautstärke im Ermessen des Polizisten. Willst du mir etwa sagen, dass du nur noch gedämpfte Musik anhören kannst, da man im Alter empfindlicher wird?", ich verschränke meine Arme und bekomme darauf einen bitterbösen Blick zugeworfen. "Da kennt sich anscheinend jemand aus, mh?" Marc stützt sich jetzt auf Stephans Rücken ab und starrt mich ebenfalls an. "Eventuell wurde mir das mal von einem überaus unfreundlichen Polizist erklärt, ja. Und jetzt? Wollt ihr Geld?" "Mit wem hast du gestritten?" "Niemand!" "Hmmm, glaub ich dir nicht. Soll ich mal Alex anrufen und fragen, was los ist?" "Boah, nöööö. Wegen dem bin ich ja überhaupt unterwegs!", gebe ich zähneknirschend zu und atme sehr tief ein. "Wo soll es denn hingehen?" "In die KaS!" "Weshalb?" "Weil ich eventuell einem lebenaushauchenden gefährlichen Qualm ausgesetzt war und ersticken könnte!" Stephan dreht seinen Kopf zu Marc: "Das war komplette Ironie, oder?" "Oh ja. Was ist denn passiert?" Marc wirkt wirklich interessiert, jedoch habe ich keine Lust die Sache breit zu trampeln, denn ich wollte ja eher von meinem Trip runterkommen: "Ich schick dir nachher ne Sprachnachricht. Hab jetzt keine Zeit und auch keine Lust mehr das ganze zu erklären. Kann ich jetzt weiter oder wollt ihr mich noch irgendwie belehren oder so?" "Wir belassen das mal bei einer Verwarnung. Du machst die Musik bitte nicht mehr so laut und fährst anständig, okay?" Stephan ist es ganz und gar nicht recht, mich jetzt fahren zu lassen, doch er hat keine andere Möglichkeit. Er ist im Dienst und sollte sich auch irgendwann um die restliche Menschheit kümmern. Der Herr nimmt mein Kinn zwischen seine Finger und mustert mein Gesicht: "Fahr bitte vorsichtig und baue keine Scheiße. Verspricht mir das!" "Jaaaaaaa!" "Wirklich?" "Ja, Stephan, ich verspreche es!" "Gut. Wir sehen uns später!" Mit einem Kuss auf die Stirn zieht der Herr Polizist sich nun endgültig zurück, worauf Marc und ich uns auch noch verabschieden und die zwei sich dann verziehen.
Anschließend fahre ich ohne Musik und ohne weitere Umwege in die KaS und bete, dass weder Oli noch Freddy da sind.
"Hey Gisela!" "Hi Josi. Was gibt's denn?" "Muss mich durchdenken lassen. Befehl vom Chef!", augenverdrehend stütze ich meine Unterarme auf dem Tresen ab und folge den Bewegungen ihrer Mundwinkel, die sich in die Lüfte erheben: "Oh und dann ganz ohne Aufsicht hier?" "Jup!" Gisela schüttelt ihre Hand, als wenn sie sie verbrannt hätte: "Mutig, mutig. Da ist mit dem Herrn ja nicht zu spaßen. Weiß der Bescheid, dass du hier bist oder muss ich noch mit der Kavallerie rechnen?"
"Weiß er. Ich setz mich mal hin!", ich will mich gar nicht weiter unterhalten, da ich sicher sonst noch um die Ohren gehauen bekomme, das Herr Hetkamp recht hat.
Der Wartebereich ist fast schon überfüllt mit Menschen, die allesamt auf eine berechtigte und wichtige Behandlung warten. Nur ich bin fehl am Platz. Mittlerweile ist es sechs Uhr morgens und ich bin hundemüde und würde jetzt am liebsten ins Bett oder irgendetwas essen.
Kartoffelsalat wäre immer noch toll..
Meine Laune sinkt wieder tiefer und könnte nicht schlimmer sein. Die komischen röchelnden Atemgeräusche neben mir nerven mich tierisch, obwohl der ältere Mann bestimmt nichts dafür kann. Nach dreißig Minuten sitzen mehr anstatt weniger Menschen hier und ich überlege, ob ich nicht wieder abhauen soll, da es eh unnötig ist. "Josi?" Ich schaue mich fragend um und sehe Jacky in Arbeitskleidung vor mir stehen. "Hey! Wie geht es dir?", meine Laune steigert sich darauf sofort, weshalb ich auch gleich aufstehe und sie in eine herzliche Umarmung ziehe. "Super! Naja, ein bisschen müde, aber sonst geht es. Was machst du hier? Hast du dich verletzt?" Ihr Blick scannt mich einmal komplett ab und landet letztendlich wieder in meinem Gesicht. "Frag nicht. Ich sage nur: Leg dir keinen Notarzt als Verlobten zu!", ich winke ihr ab und sehe im Augenwinkel eine weitere rot/neongelbe Person.
"Josi! Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?" Markus gesellt sich zu uns und scannt mich ebenfalls ab. "Prima, danke. Viel zu tun heute?" "Bisher wurde uns nicht langweilig. Allerdings machen wir eine schnelle Pause. Trinkst du einen Kaffee mit? Einen trinkbaren versteht sich!" Markus legt den Kopf leicht schief und schaut ein paar Mal auf meinen Bauch. "Was ist?" "Hast du Bauchschmerzen?" "Nö! Warum?"
"Weil deine Hand nonstop auf deinem Bauch liegt?!"
Blöde Schwangeren Angewohnheit...
Da mir das bisher nicht bewusst war, unterlassen ich das natürlich sofort und zucke mit den Schultern. "Was ist jetzt? Auch Kaffee?", mischt sich Jacky jetzt wieder ein und zieht mich, nach meiner Bestätigung, direkt mit sich mit. Wir landen natürlich im Schwesternzimmer, das gerade komplett verlassen ist und bedienen uns an deren Kaffee. Eigentlich habe ich gar keine Lust auf die schwarze Brühe, aber um keine weiteren Fragen aufzuwerfen, sage ich einfach mal nichts. "Was führt dich her?", will Herr Baur wissen und stellt mir eine heiße, dampfende Tasse Kaffee vor die Nase.
"Theoretisch Alex!" "Oh, ist der auch da?" "Nö. Der ist zuhause!", nuschel ich vor mich hin und nippe an der Tasse. "Wie geht es ihm?" "Gut. Sieht aus, als wenn sich die Werte wieder einigermaßen eingespielt haben!"
"Dachte ich mir schon. Er steht am Montag im "Dienstplan", werde ich informiert, worauf sich der Herr zu Jacky und mir an den Tisch setzt.
Nett, dass ich wenigstens von irgendjemand diese Info erhalte.
"Dann sag doch mal, warum bist du hier?", forscht Jacky wieder nach und lässt einfach nicht locker. "Ich habe vorhin ein bisschen Qualm eingeatmet und Mr. Übervorsichtig wollte, dass ich mich unbedingt durchchecken lasse!", meine Antwort weckt natürlich sofort das Interesse des nächsten Notarzt: "Wie lange warst du dem Rauch ausgesetzt und was hat gebrannt?" "Das ist es ja... Es ist etwas in einem Topf angebrannt, ohne Plastik oder so... keine Ahnung, wie lange ich das eingeatmet habe. Jedenfalls habe ich am Anfang ein bisschen gehustet und Alex hat gleich wieder Drama geschoben. Mittlerweile huste ich nicht mehr, mir ist nicht schwindelig oder übel, ich habe keine Kopfschmerzen... Nichts!", damit möchte ich dieses Thema eigentlich abschließen und trinke deshalb einen Schluck meines Kaffees. "Mh... Hast du eine Lungenerkrankung? Eigentlich nicht, oder?"
Boah ey....
"Nein!" "Dann wundert es mich schon ein bisschen, warum er so reagiert. Ich meine, er kann das normalerweise gut einschätzen... Außer, es gibt einen Faktor, den man berücksichtigen muss, den wir nicht kennen!" Markus' Blick wandert wieder zu meinem Bauch und ich versuche mich interessiert meiner Tasse zu widmen, damit ich mich nicht selbst verrate: "Ist ja auch egal. Jetzt bin ich hier, so wie er es will und gut ist!" Jacky tippt nebenher auf ihrem Handy herum und grinst sich halb zu Tode. Die ist mir auch keine wirkliche Hilfe, deswegen leere ich die komplette Tasse meinen Hals hinunter, um schneller wieder verschwinden zu können. "Wie weit bist du?" "Vermutlich muss ich jetzt wieder von vorne anfangen, da bestimmt noch einige Patienten dazugekommen sind. Deshalb sollte ich mich auch wieder in die Warteschlange einreihen. Danke für den Kaffee!", schneller als alle gucken können, springe ich von meinem Stuhl auf und bringe die nun leere Tasse zu dem kleinen Spülbecken. "In dem Fall hätte ich nicht anders gehandelt. Er macht sich nur Sorgen!", wirft mir Markus noch hinterher, doch ich ignoriere das einfach, denn ich möchte seine Vermutung nicht bestätigen.
Im Flur laufe ich direkt Phil in die Arme: "Aber hallo, wen haben wir denn da? Alles in Ordnung?" "Hi Phil. Ja, alles bestens. Alex besteht auf einen Besuch, ist aber nichts schlimmes!" "Dann komm doch schnell mit!" Herr Funke zieht mich hinter sich her und betritt mit mir zusammen einen der Behandlungsräume. Ich schildere ihm den Grund, weswegen ich hier bin und lasse ein paar Untersuchungen über mich ergehen. "Da hattest du Glück. Die Lunge hört sich normal an und alles andere scheint ebenfalls im grünen Bereich zu liegen. Nimm es ihm nicht übel, du weiß ganz genau dass dieser Berufsgruppe immer gleich die schlimmsten Dinge im Kopf herumwuseln!" Phil streicht mir aufmunternd über den Rücken, scheint aber zu merken, das da noch viel mehr im Busch ist: "War sonst noch irgendwas?" "Nein, Nein. Alles gut. Ich geh dann auch mal wieder. Danke Phil!", ich umarme Herrn Funke kurz und flüchte wieder, bevor er weiter nachhaken kann. Auf noch mehr Diskussionen, Belehrungen oder sonst irgendetwas habe ich keine Lust.
Als ich in meinem Auto sitze, weiß ich nicht so recht, was ich machen soll. Heim will ich nicht, da ich erst einmal Abstand brauche. Mein Magenknurren ruft mir in Erinnerung, dass ich endlich mal etwas essen sollte und genau da kommt mir die Idee. Gut gelaunt steuere ich den nächsten Metzger an. Dort angekommen, hüpfe ich voller Freude in den Innenbereich und stelle mich in der Schlange an. Als ich nach zehn Minuten dran bin, kann ich es kaum erwarten: "Ich hätte bitte gerne fünf mal einen großen Kartoffelsalat und eine Plastikgabel dazu. Danke!"
Zwar ist selbst gemachter Kartoffelsalat viel besser als gekaufter, allerdings ist mir das gerade ziemlich egal, da ich befürchte, sonst irgendwann auszuflippen. Natürlich will ich nicht alles essen, sondern habe gleich mitgedacht und Notreserven für dringende nächtliche Notfälle mitgenommen. So schnell werde ich nachts nicht mehr kochen.
So kommt es, dass ich letztendlich morgens um halb acht am Rheinufer sitze und genüsslich einen Kartoffelsalat verdrücke. Die blöden Blicke sind mir sowas von egal. In diesem Moment zählen nur ich und mein Bedürfniss. Mehr nicht!
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