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Tom schüttelt nur mit dem Kopf und läuft anschließend mit dem schlafenden Kind die Treppen hoch. Stephan folgt dem Polizisten ohne weitere Fragen. Als ich neben meine Verlobte trete und das Badezimmer mustere, weiß ich nicht genau, ob ich lachen oder heulen soll. Die Wickelauflage und Babypflegeartikel sind gänzlich von der Badewanne verschwunden und statt dessen finden wir ein Badewannenbrett, das mit einem Buchständer und einer Weinglashalterung ausgestattet ist, vor. Der Badewannenrand ist komplett mit Kerzen vollgestellt.
Auf der Kommode steht ein kleiner Wasserbrunnen, der fröhlich vor sich hin plätschert und einen leichten Nebel im Raum verteilt. Daneben stehen die verschiedensten Massageöle und Badezusätze, deren Auswahl jede Supermarktkette übertrifft. Zwei, ich hoffe, dass diese Tatsache zutrifft, Massagestäbe liegen auch bereit. Vor dem Fenster hängt ein roter Vorhang, der komplett zugezogen ist und in genau derselben Farbe liegen kleine flauschige Teppiche auf dem Boden. Aus dem Badezimmer Mülleimer lugt der Kopf von Aaron's Badeente heraus und ich schätze, dass genau das, Josi zum kochen bringt.
"Hey zusammen. Sagt mal, bei wem ist denn hier der Wahn ausgebrochen? Hahaha." Cora erscheint zwischen Josi und mir und verzieht verstört ihre Gesichtszüge, als sie die neue Dekoration des Badezimmer betrachtet. "Cora, kannst du mit Josi schon mal ins Wohnzimmer gehen? Ich schaue kurz nach den Kindern und dann komme ich wieder!", ich sehe meiner Verlobten schon an, dass sie kurz vor der Explosion steht und hoffe einfach, dass Cora sie wieder ein bisschen besänftigen kann.
Nachdem ich die Treppenstufen nach oben gerannt bin, höre ich gedämpfte Stimmen aus Josi's und meinem Zimmer. Neugierig begebe ich mich an diese Türe und sehe nach dem Öffnen, dass Tom und Stephan unsere Sabberschnuten auf unserem Bett ausziehen. "Wir legen die Zwerge zu euch. Das Kinderzimmer sieht aus wie sau!" Tom presst die Worte durch seine zusammengepressten Zähne hindurch und scheint sich nur schwer beherrschen zu können, seine Wut runterzuschlucken. Stephan brodelt stumm vor sich hin, jedoch kann man ihm ansehen, dass er stinksauer ist.
"Ja klar. Ich hole kurz die Schlafi's und frische Windeln!"
Somit mache ich mich auf den Weg in das Zimmer der Kinder und muss mir fast wie ein Schneebahner den Weg freischaufeln. Tonia hat die ganzen Sachen aus dem Bad einfach willkürlich in das Kinderzimmer geschmissen und wie es scheint, auch die Spielsachen aus dem Wohnzimmer entfernt und hier abgeladen. Tom hat den Nagel auf den Kopf getroffen, es sieht aus wie Sau. Es macht mich unfassbar wütend, dass diese Trulla einfach die Sachen unserer Kinder ungefragt entfernt und sich so benimmt, als wenn das Haus ihr gehören würde. Ich versuche mich jetzt zuerst darauf zu konzentrieren, die Klamotten und Windeln für die Kinder zu organisieren und kehre mit diesen Dingen, die ich allesamt vom Boden aufgesammelt habe, in unser Schlafzimmer zurück.
Tom, Stephan und ich schweigen die komplette Zeit über, damit keiner einen Tobsuchtsanfall bekommt und ausversehen die Kids dadurch weckt.
Erst als die Sabberschnuten-Backen ihre Küsse abbekommen haben und ich die Türe hinter uns geschlossen habe, platzt mir fast der Kragen:
"Ich geh da jetzt rein und verkünde ihr, dass sie morgen ausziehen kann. Ich habe die Schnauze gestrichen voll!"
"Tu dir keinen Zwang an!" Tom klopft mir aufmunternd auf die Schulter und verschwindet mit Stephan nach unten.
Nach meinem energischen Klopfen, gewährt mir Franco Einlass. Ich trete ein und schließe die Türe hinter mir. Franco und Tonia sitzen auf dem Bett und sehen sehr angespannt aus. Mit verschränkten Armen und zusammengezogenen Augenbrauen, starte ich meine Rede: "Das was du hier veranstaltet hast, Tonia, kann ich absolut nicht dulden! Du hast die Badetiere unserer Kinder im Mülleimer versenkt und das komplette Bad zu einem gefährlichen Ort für die Zwillinge gemacht. Des Weiteren hast du die Wickelauflage und Pflegeprodukte einfach ohne Rücksicht auf Verluste ins Kinderzimmer geschmissen und auch die ganzen Spielsachen aus dem Wohnzimmer entfernt. Was glaubst du eigentlich wer du bist, das du die ganze Bude umräumen kannst und derart mit unseren Sachen umgehst?!" Franco's Augen weiten sich auf maximale Größe, da er das ganze Ausmaß ja noch gar nicht mitbekommen hat. "Schnucki, weißt du, du siehst das alles ganz falsch. Ich wollte euch doch nur eine Freude machen. Das Badezimmer ist doch kein Spielzimmer und deine Kinder sollen sich da auch nicht alleine aufhalten. Die Spielsachen haben im Wohnzimmer nichts zu suchen, das gehört in die Erfindung namens Kinderzimmer. Ihr müsst euch nicht nach den Kindern richten, sondern die sich nach euch. Wenn ihr..." "Misch dich nicht in meine Erziehung ein! Ich werde mit meinen Kindern umgehen, wie es mir passt! Zu deiner Info: Bisher hat es niemanden gestört, wenn Spielsachen im Wohnzimmer gelegen sind. Jeder kann sich mit den Kids arrangieren, nur DU nicht! Außerdem heiße ich Alexander und nicht Schnucki! Du hast meine Verlobte vorhin gehört: Spätestens morgen sieht es da unten wieder aus wie vorher und bis spätestens morgen Abend sind deine Koffer und du von hier verschwunden!" Mir wird schon ganz schlecht vor lauter Wut, doch die blöde Kuh in meinem Blickfeld scheint das rein gar nicht zu interessieren. "Das hast du mir nicht vorzuschreiben! Stimmt's Franco?", mit einem fetten Wimpernklimpern lehnt sich die falsche Schlange zu Franco und greift nach seiner Hand.
Wenn er jetzt nachgibt, bringe ich ihn eigenhändig um!
Herr Fabiano seufzt schwer auf und zieht seine Hand zurück: "Alex hat recht. Du benimmst dich hier, als wenn dir die Bude gehören würde und das geht so nicht!" "Aber Schatzi, du hast doch gesagt, das ich mich ganz wie zuhause fühlen kann!" "Fühlen, ja, aber nicht das komplette Haus nach deinem Geschmack umdekorieren und so tun, als wenn es dir wirklich selbst gehört! Außerdem trampelst du auf Josi herum und die kann das gerade noch weniger ab als sonst. Das geht so nicht. Du hättest dich integrieren und auf die anderen Rücksicht nehmen müssen!" Franco versucht seiner Freundin das alles schonend beizubringen, doch mir scheint es so, als wenn sie überhaupt nicht richtig zuhören würde. "Du willst mich rauswerfen? Nach all dem was ich für dich getan habe?", jetzt drückt die Tussi allen Ernstes ein paar Tränchen aus ihren Augen, was Herrn Fabiano schwer aufatmen lässt: "Was hast du denn für mich getan?" "Wegen dir habe ich meinen Mann und meinen Sohn verlassen!" Tonia zieht die Augen zu Schlitzen und verschränkt die Arme vor sich. "Nenene! Deine Ehe war schon vorher kaputt und du hast dich selbst für diesen Schritt entschieden. Ich habe dir nie gesagt, dass du diesen Schritt gehen musst!", langsam brodelt es auch in dem Italiener. "Tzzz. Lügner! Du...." Da die Beiden jetzt über Dinge diskutieren, die mich wirklich nichts angehen, verschwinde ich so leise wie möglich aus dem Zimmer. Irgendwie tut mir Franco wirklich leid, denn der hat jetzt ein Drama hoch vier an der Backe. Aber vielleicht denkt das nächste Mal eher sein Gehirn, anstatt sein bestes Stück.
"Und? Wie ist die Lage?" Paul nimmt mich sofort ins Visier, als ich mich neben ihm auf das Sofa fallen lasse. "Weiß auch nicht so genau. Ich habe ihr gesagt, dass bis morgen früh alles wieder so aussehen muss wie vorher und dass sie und ihre Koffer bis morgen Abend verschwunden sein sollen. Sie wollte es nicht ganz akzeptieren und hat gleich versucht, Franco um den Finger zu wickeln. Jetzt diskutieren die beiden darüber, dass Tonia ihren Mann und Sohn extra für Franco verlassen hätte. Das kann sich nur um Stunden handeln!", nachdem ich eine Kurzfassung der Geschehnisse preisgegeben habe, schaue ich mich suchend nach meiner Josi um. "Meine Schwester ist beim Kotzen. Sie möchte auch nicht in ihrem Wellnesskotzbereich gestört werden!" "Ich kann sie doch jetzt nicht alleine lassen!", als ich mich gerade aufrichten will, hält mich Stepan zurück: "Tammy und Cora haben es auch schon versucht. Josi will jetzt einfach ihre Ruhe. Lass ihr ein bisschen Zeit!" "Tammy ist auch da?" "Ja, die ist vor fünf Minuten gekommen. Die wird in der Küche gerade von Cora auf den neuesten Stand gebracht, da Paul das Geschwafel über Tonia nicht mehr hören konnte", erklärt mir Tom und zappt wie ein Wilder durch das Fernsehprogramm.
Zwischenzeitlich hört man immer mal wieder ein Klopfen an einer Türe und eine weibliche Stimme, die sich nach dem Wohlbefinden meiner Verlobten erkundigt. Irgendwann sind dann Schritte auf der Treppe zu hören, worauf sich unser Supermodel bei uns im Wohnzimmer blicken lässt. Der zierliche Körper presst sich zwischen Stephan und mich, was ich nur mit einem gequälten aufschnauben kommentiere. "Ich wollte mich entschuldigen. Mein Verhalten war nicht ganz angemessen und ich werde das alles wieder in Ordnung bringen. Vielleicht könnt ihr mir ja doch nochmal verzeihen?" Die schmalen Fingerchen wandern auf Stephans Oberschenkel und der komplette Körper lehnt sich ihm entgegen.
Wie kann man sich nur so benehmen, wenn der Freund eine Etage weiter oben sitzt?
"Kannst du bitte deine Finger von meinem Bein nehmen?" Herr Sindera hat schon einen scharfen Blick aufgelegt, doch diese Frau scheint sich für nichts zu schade zu sein: "Ach komm schon. Ich weiß, dass es dir gefällt!" "Hey Bitch! Nimm deine Fitnessshakegriffel von meinem Freund, sonst knallt's. Und da fällt dir nicht nur die Schminke aus dem Gesicht", ich bin völlig überrascht als Cora plötzlich im Wohnzimmer steht und ärgere mich, dass ich das Popcorn nicht bei mir habe. "DU bist seine Freundin?" Tonia legt einen fast schon angeekelten Gesichtsausdruck auf, doch mit dieser Masche kann sie Cora keineswegs beeindrucken.
"Klar. Du glaubst doch wohl nicht, dass er auf dich stehen könnte? Denkst du etwa, Männer stehen auf Frauen, die sich ausschließlich von Shakes ernähren? Bestimmt nicht... Zumindest herrscht hier keine Oberflächlichkeit und der Charakter steht an erster Stelle. Also, verpiss dich jetzt von meinem Freund, sonst muss ich wirklich ungemütlich werden!" Cora nähert sich rasch ihrem Liebsten und lässt sich ziemlich unsanft auf dessen Schoß plumpsen. Natürlich hat sie genauestens berechnet, dass Tonias Hand auch wirklich eingequetscht wird.
Zischend entzieht diese ihre Hand und wirft Cora einen eisigen Blick zu.
"Bärchen sollen wir hoch?" ruft Tammy aus dem Flur und bringt Stephan sofort zum lachen: "Hahaha, mich wegen dem Äffchen auslachen, aber selber ist man das Bärchen. Hahaha".
"Ja, Mann. GRIZZLY-BÄRCHEN! haha" Tom hebt seine Nase in die Luft und stemmt sich von seinem Platz hoch. "Nacht zusammen!" "Nacht!", erwidern wir alle, bis auf Tonia.
"Mal noch eine andere Frage... Wer hat noch einen Schlafplatz frei? Ich müsste sonst in meinem Ankleidezimmer schlafen und das stelle ich mir wirklich sehr unbequem vor!", dass diese Frau wirklich die Dreistigkeit besitzt, solch eine Frage zu stellen, hätte ich mir im Traum nicht einfallen lassen. "Hahaha, dann viel Spaß. Der harte Boden soll ja gut für den Rücken sein. Musst mir morgen unbedingt erzählen, ob es vielleicht dein Rückgrat etwas gerade rücken konnte!", scherzt Paul und freut sich seines Leben. "Mit meiner Wirbelsäule habe ich keine Probleme. Wieso auch? Ich habe einen astreinen BMI!"
"Bei dir steht das offensichtlich für 'Bitte mehr Intelligenz'!" Paul möchte sich das hohle Geschwätz anscheinend nicht mehr länger anhören, denn der bequemt sich vom Sofa und verabschiedet sich ebenfalls von uns. "Bei dir hätte ich eh nicht geschlafen!", faucht Mrs. Seltendämlich Herrn Richter hinterher, worauf dieser sich umdreht und den imaginären Schweiß von seiner Stirn wischt: "Gott sei Dank!"
"Ihr seid extrem seltsame Menschen!", zischt Tonia los und springt schon fast vom Sofa auf, um anschließend in extremer Lautstärke die Treppen nach oben zu stampfen und die Türe, im oberen Stockwerk, zuknallen zu lassen.
"Schade, dass sie so schnell nachgegeben hat. Hätte dich gerne in Action gesehen!", grinse ich Cora zu, die mir sofort gegen mein Schienbein kickt: "Das ist ja wohl unerhört, was sie sich erlaubt. Die kann doch gar nicht treu sein. Blöde Schnalle. Stephan, wenn die dich noch einmal angräbt, dann sag mir Bescheid! Ich mach die fertig!" Stephan drückt lachend seine Lippen auf die von Cora und scheint sich über seinen weiblichen Bodyguard sehr zu freuen. "Ich gehe jetzt zu Josi und nehme sie mit nach oben. Gute Nacht ihr zwei", obwohl ich gar keine Lust zum Aufstehen habe, kämpfe ich mich in einen aufrechten Stand, um anschließend zu meiner Josi zu laufen. Ohne anzuklopfen betrete ich das Badezimmer und sehe meine Liebste schlafend auf dem Boden liegen. Ich hoffe, dass Tonia morgen wirklich verschwindet und Josi somit endlich mal wieder richtig zur Ruhe kommt. Lange kann das so nicht weitergehen, der ganze Streß macht sie kaputt. Nach ein paar Mal Schulter rütteln, gebe ich meine Bemühungen sofort auf und schaufel meine schlafende Verlobte auf die Arme.
"Die ist weiß wie eine Wand!", bemerkt Herr Sindera, der plötzlich im Türrahmen auftaucht und die Türe ein Stück weiter öffnet, damit ich problemlos mit Josi hindurchlaufen kann. "Ja! Tonia muss morgen gehen, komme was wolle!" Je länger der Störenfried hier bleibt, desto schlechter geht es Josi und das lasse ich nicht länger zu.
Im oberen Stockwerk öffnet mir Cora unsere Türe und schließt sie auch wieder hinter mir, damit wir unsere Ruhe haben. Nachdem ich Frau Mayer im Bett abgelegt habe, ziehe ich ihr die Hose aus, decke sie zu und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn auf. Da die Kinder mittig im Bett liegen und ich nicht will, dass die zwei auf der anderen Seite herausfallen, lege ich mich auf meine Seite, obwohl ich mich liebend gerne an meine Verlobte kuscheln würde. Es dauert ziemlich lange, bis ich in den Schlaf finde, was unter Umständen an den wiederkehrenden Fußtritten in meiner Magengegend liegen könnte. Das Letzte, was ich wahrnehme, ist eine kleine Hand, die sich auf meine Nase legt und immer wieder zudrückt.
Anscheinend beruhigt es auch mein Gemüt, denn danach gleite ich endlich in das Land der Träume.
Josi's Sicht
"Mama! Aufdeh!", irgendetwas feuchtes, ziemlich nasses drückt sich auf mein Auge. Nach einem leisen Kichern folgt noch etwas nasses, das sich auf meinen Lippen ablegt. Vorsichtig öffne ich meine Augen und sehe direkt in zwei braune Augenpaare. "Mama!" Aaron hat zuerst bemerkt, dass ich meine Augen geöffnet habe und strahlt über das ganze Gesicht. Malea beugt sich darauf über mein Gesicht und lässt eine Ladung Sabber über meine Nase laufen. "Guten Morgen, meine Süßen! Könnt ihr euren Sabber bei euch behalten?" "Hihihi, Neeeein Mama!" Aaron scheint heute einen Clown gefressen zu haben, denn der lacht sich halb kaputt, während seine Schwester mich mit gefühlt zehn Liter Speichel einhüllt. Ich werfe einen Blick auf den Wecker, der mir verrät, dass wir es schon kurz vor zehn haben.
Daneben finde ich einen Zettel, den ich mir sofort schnappe und durchlese:
Guten Morgen, Schatz!
Ich bin kurz in der KaS um meine Werte überprüfen zu lassen und mit Oli und Pascal Rücksprache zu halten, bis wann ich wieder arbeiten darf. Lass es langsam angehen und versuche dich nicht zu viel aufzuregen. Wir holen heute abend unser Vorhaben von gestern nach
❤️Alex
Zu gerne würde ich mich in der Vorfreude auf heute Abend suhlen, doch meine Kinder haben andere Pläne. Die zerren nämlich an mir rum und wollen endlich aufstehen. "Also gut. Dann schauen wir mal, ob das Haus wieder auf Werkeinstellung zurückgesetzt ist oder nicht!" Ich mache mir nicht allzu große Hoffnungen, damit die Enttäuschung im Nachhinein nicht zu groß wird.
Mit den Zwillis an den Händen, laufe ich die Treppen nach unten und atme erleichtert auf, da der Flur wieder normal aussieht und alle Gefahren beseitigt wurden. In der Küche treffe ich auf Stephan, der etwas zerknirscht aussieht, sich für mich allerdings zu einem Lächeln durchringt: "Ihr seid ja heute richtige Schlafmützen! Geht es dir besser, Josi?" Malea lässt sofort meine Hand los und rennt freudestrahlend um den Tisch, damit sie auf Herrn Sinderas Schoß klettern kann. "Vielleicht sollten die Kinder öfter bei mir schlafen, dann wachen sie nicht so früh auf.... Ich denke, mir geht es besser. Gestern war einfach wieder alles zu viel, keine Ahnung!" Ich setze mich neben Stephan und hieve meinen Sohn auf meinen Schoß. "Keinen Kaffee heute?", der verwunderte Blick lässt mich leicht grinsen: "Nein, ich will kein Sodbrennen riskieren. Meine Speiseröhre musste gestern schon genug leiden!" "Drück die Daumen, wenn es gut läuft, hast du ab heute Abend wieder deine Ruhe!" Stephan zwinkert mir zu und hält Malea seine Wange hin, da die gerade mit einem Kussmund auf seinen Kopf zusteuert.
"Bat!”, nach dem Küsschen zupft die kleine Maus in Stephan's Bart herum und reibt anschließend ihre Wange daran. Anscheinend muss das wahnsinnig kitzeln, denn mein Mädchen lacht wieder wie eine Verrückte. "Was machst du da?", fragt der Polizist und muss schon selbst lachen, da Malea sehr ansteckend ist.
"Bat kitz!", nuschelt meine Tochter dem männlichen Wesen entgegen und reibt sich wieder direkt an den widerspenstigen Gesichtshaaren. "Ist der Rest schon ausgeflogen?" Da Totenstille im Haus herrscht und sonst niemand zu sehen ist, muss ich mich erkundigen, wie die Lage ist. "Paul, Tom, Tammy und Cora sind zum Arbeiten. Alex ist in der Klinik, aber das weißt du sicherlich von deinem Liebesbrief, Franco schläft noch und die Schnalle räumt gerade das Bad wieder um!" "Musst du auch noch arbeiten, heute?" "Ja, aber erst gegen später. Ich bin also noch eine Weile da!"
Die Schnalle, wie Franco's Freundin so schön von Stephan betitelt wurde, lässt sich den restlichen Morgen nicht einmal blicken. So frühstücken mein bester Kumpel, die Kinder und ich in aller Ruhe und genießen es, mal wieder ungestört über alles Mögliche reden zu können. Da mein Morgen schon so perfekt beginnt, kann es nur besser werden und deshalb nehme ich mir vor, mir von niemandem meine gute Laune zerstören zu lassen.
Zwei Stunden später sitze ich mit den Kids im Wohnzimmer und baue mit ihnen verschiedene Türme mit ihren bunten Bauklötzen. "Aaaaaaaaah, Herrgott!!!!" Stephans wutentbrannter Schrei fährt mir durch Mark und Bein.
Voller Sorge raffe ich mich vom Boden auf und folge dem wütenden Gemaule, das anscheinend aus dem Badezimmer kommt.
"Mama!" Aaron scheint mir hinterher zu laufen, worauf ich meinen Kopf während dem Laufen nach hinten drehe und ihn bitte, bei Malea im Wohnzimmer zu bleiben. Als meine Hand den Türrahmen des Badezimmers zu fassen bekommt, drehe ich meinen Kopf zu den zwei Stimmen, wovon eine Stephan und die andere Tonia zu gehören scheint. Meine Augen erblicken darauf etwas, worauf sie nicht vorbereitet waren. Francos Freundin steht nur mit einem Handtuch umwickelt direkt vor Herrn Sindera, der zu meinen Entsetzen splitterfaser nackt dasteht. Mein Körper verfällt in eine Art Schockstarre, da ich damit überhaupt nicht gerechnet habe. Ich schlage mir sofort die Hand vor Augen und merke, wie ich knallrot anlaufe.
Natürlich ist er mein bester Freund, aber so viel hätte ich jetzt auch nicht unbedingt von ihm kennen müssen.
"Tonia, kannst du dich aus dem Badezimmer entfernen? Wir pflegen eigentlich erst das Bad zu betreten, wenn die Menschen, die sich dort aufhalten, entweder angezogen sind oder.... Ja.. komm da raus!", gifte ich sofort drauf los, denn sowas geht gar nicht. "Was bist du denn so prüde? Noch nie einen nackten Mann gesehen?", fragt mich die bekloppte Tussi mit perfektem Körperbau, die ich immer mehr hasse. "Vielleicht findet das Stephan oder auch SEINE FREUNDIN vielleicht nicht so prickelnd!", ich verliere fast die Nerven, doch das scheint Tonia nicht zu interessieren: "Dass du so verklemmt bist, war mir schon von Anfang an klar!" "RAUS JETZT!", heute erlebe ich das erste mal in meinem Leben, das Stephan vor lauter Wut die ganze Bude zusammen brüllt. Das hat auch den Effekt, das mein ganzer Körper von Schreck zusammenzuckt und mich eine eisige Gänsehautwelle erfasst. "Tzzzzz, ich habe mir hier etwas anderes vorgestellt!", mault die blöde Kuh vor sich hin, worauf ich schwer schlucke, da Stephan wütend vor sich hin schnaubt. "Was denn? Rudelbumsen oder was?", zischt der Polizist der Italienerfreundin zu, worauf diese nur amüsiert kichert.
Josi, es wird Zeit zu gehen!
Da ich das starke Gefühl habe, dass es gleich so richtig eskalieren könnte, laufe ich schnell zur Garderobe, schnappe mir die leichten Jacken und Schuhe der Kinder und bremse gleich darauf im Wohnzimmer ein. Die Lautstärke im Bad ist schon überdurchschnittlich besorgniserregend, deshalb will ich meine Kinder hier wegbringen, denn die brauchen nicht mitzubekommen, wie Onkel Stephan komplett ausrastet.
Auch wenn es berechtigt ist.
Ich schaffe es gerade noch so während dem Laufen meine Schuhe über die Füße zu ziehen, da kommt Stephan im Stechschritt und endlich mit Handtuch um die Hüfte in den Flur gelaufen und lässt ein weiteres Mal sein lautes Organ walten: "FRANCO!! RUNTER KOMMEN! SOFORT!!"
Aaron und Malea zucken augenblicklich zusammen und verlieren die ersten Tränchen, als ich mir beide schnappe und fluchtartig das Haus verlasse.
Ich weiß jetzt schon, dass Stephan, wenn er wieder bei Sinnen ist, ein schlechtes Gewissen gegenüber den Zwillingen bekommen wird. Ich kann ihm aber keineswegs böse sein, dass ihm die Nerven durchgegangen sind, ich frage mich einfach nur, ob ich ihm jemals wieder ins Gesicht schauen kann.
Leider bin ich mal wieder vor lauter Hektik ohne Geld, ohne Handy und komplett ohne Wickeltasche unterwegs. Von einem Buggy möchte ich erst gar nicht anfangen. Da mir der Weg in die KaS jetzt zu weit ist, schlage ich den Weg zu Nico's Praxis ein. Dort können wir uns ein bisschen verstecken und die Gemüter wieder abkühlen lassen.
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