(45) Ziemlich unkooperativ und zickig
Nachdem der blöde Kerl mich halbwegs heiß gemacht hat, lenkt er mich auch schon mit der Standpauke ab: "Verspricht mir, dass du keinen Blödsinn machst, wenn Susi da ist! Ich meine das wirklich Ernst! Da kann mehr passieren als du denkst und wenn.... Hör einfach mal zur Abwechslung auf uns, okay?"
Pfffff, der macht es mir echt nicht einfach.... Ich will mal wieder raus und die Zeit mit meiner Freundin genießen!
"Jetzt mach dir doch nicht so einen Kopf. Es kommt doch nur Susi und wir werden schon anständig sein!", mein Blick geht mehr an ihm vorbei als dass ich ihn anschaue, da ich weiß, dass er meine Blicke schon teilweise lesen kann. "Wenn ich dich irgendwo vom Boden abkratzen muss, dann trampel ich noch extra auf dir rum und lass dich in irgendeiner Ecke liegen!", er versucht einen bösen Blick aufzusetzen, aber das gelingt ihm mehr schlecht als recht. "Das würdest du niemals machen!", ich säusel ihm die Worte in sein Ohr, worauf er eine kleine Gänsehaut bekommt. Seufzend legt er seine Stirn an meine: "Nein, würde ich nicht. Aber das muss man nicht provozieren!" "Ja, Alex...Ich weiß worauf ich aufpassen muss. Falls du dich erinnerst, arbeite ich als Rettungssanitäterin". "Ja, aber du.... Du achtest mehr auf andere Menschen als auf dich selbst! Nimm dich und deinen Körper doch mal ernst!", er zieht mich auf seine Brust und umklammert meinen Oberkörper. "Ich versuche es, okay?" Ich schmiege mich fest an ihn dran und bekomme ein leichtes Seufzen als Antwort. "Ich muss bald los. Ruhe dich bitte aus, okay?" "Jaaaa.. ausruhen vom ausruhen, weil ausruhen so anstrengend ist...", langsam nerven mich diese Anweisungen wirklich. "Komm mit runter, wenn hier oben irgendetwas ist, bekommt es niemand mit." Genervt lasse ich mich von ihm auf die Füße ziehen, nachdem er mich von sich runtergeworfen hat und selbst aufgestanden ist. Anschließend folge ich ihm nach unten.
"Ich bin kurz duschen", mit einem Kuss verabschiedet er sich ins Badezimmer und ich nutze die Chance, um Susi anzurufen. Nachdem ich die Nummer von Phil organisiert habe, gehe ich in den Garten und wähle schnell Susis Nummer:
Susi: "Hallo?"
Ich: "Du kommst morgen wirklich zu mir?"
Susi: "Josi! Ich habe dich so vermisst!! Ja, Phil hat gesagt, dass ich unbedingt kommen soll!"
Ich: "Du weißt, was das heißt, oder?"
Susi: "Hmmm... Phil hat gemeint, dass es dir noch nicht so gut geht und wir ja nicht auf die Idee kommen sollen, Party zu machen!"
Ich: "Hahaha, wer sind wir denn, wenn wir auf irgendwelche Männer hören!"
Susi: "WIR LASSEN ES SO RICHTIG KRACHEN!!! WUHUUUU!"
Ich: "Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe!"
Susi: "Nicht ansatzweise so sehr wie ich dich! Was ist denn jetzt eigentlich mit dir und Alex?"
Ich: "Wir sind zusammen!"
Susi: "Nein! Echt? Und? Wie ist er so und kann er küssen und du weißt schon..."
Ich: "Ja....Er macht mich einfach nur verrückt! Ich bin wirklich glücklich. Nur hat mein Bruder manchmal etwas zu viel Einfluss... Naja, aber so im Allgemeinen könnte ich nicht glücklicher sein. Gestern haben wir.."
Zwei Arme legen sich um meine Hüfte und ein sanfter Kuss trifft meinen Nacken.
Ich: "Ja, ähm. Auf jeden Fall freue ich mich, wenn du kommst!"
Susi: "Lass mich raten, er steht unerwartet hinter dir!"
Ich: "Hahaha, Jackpot. Bis wann kommst du?"
Susi: "Ziemlich früh. Ich habe Phil versprochen, mich rechtzeitig blicken zu lassen, bevor sie abhauen."
Ich: "Aha! Okay, also dann bis morgen süße!"
Susi: "Bis morgen, süße!"
"Du bist aber schnell fertig mit duschen!", ich drehe mich in seiner Umarmung, um ihm einen Kuss aufzudrücken. "Ich bin ja auch ein Mann!", sein verschmitztes Grinsen lässt mich nur mit dem Kopf schütteln. "Wer geht von euch alles mit, am Wochenende?" "Phil, Franco, Flo, Paul und ich! Tom und Stephan haben Nachtschicht." Alex schiebt mich mit einer Hand voraus Richtung Haus und parkt mich in der Küche. "Hier sind noch die Tabletten, falls irgendetwas sein sollte. Wenns dir nicht gut geht, dann nimm bitte eine. Warte nicht wieder, bis du kurz vorm sterben bist!", er drückt mir die Tablettenschachtel in die Hand und wirft einen vorwurfsvollen Blick auf mich. "Jaaaa, alles gut. Ich will eben nicht immer so viele Tabletten einwerfen und warte lieber ab, ob ich es aushalten kann oder nicht!", dem Herrn Notarzt scheint meine Meinung nicht ganz zu teilen, schweigt aber zum Glück und zieht mich nochmals in eine Umarmung. "Warum musst du eigentlich heute wieder so früh zum Dienst?" "Debbie ging es gestern schon nicht so gut und da bin ich vorsichtshalber eingesprungen. Dafür macht sie meinen Dienst am Montag. Nach dem Wochenende ist es mir mehr als recht, wenn ich am Montag frei habe! Jetzt muss ich aber los!" Nachdem er mir ungefähr tausend Küsse im gesamten Gesicht verteilt hat, macht er sich auch schon auf den Weg zur Arbeit.
So Josi, was machst du jetzt? Eigentlich bist du doch fit genug, um dir ein neues Outfit zu besorgen, oder? Muss eh herausfinden, ob ich der Belastung morgen standhalten kann!
Mit guter Laune mache ich mich auf den Weg ins Bad und summe unentwegt irgendwelche Lieder vor mich hin. Nachdem ich mich öffentlichstauglich verwandelt habe, laufe ich im Flur direkt Florian in die Arme: "Wo willst du denn hin?" "Nur ein bisschen frische Luft schnappen. Ich kann hier drin nicht vergammeln, sonst werde ich doch nie im Leben fit!"
"Ich glaub nicht, dass das zwei bestimmte Herren das so toll finden werden!", den mahnenden Blick hat er auf alle Fälle schonmal gut gelernt. Ich erhebe beide Arme in die Luft und schaue mich um: "Siehst du hier irgendwen?" "Du weißt, dass das rauskommt und dann gibt's wieder ein riesiges Theater!" "Womöglich hast du Recht...Aber wo kein Kläger, da kein Richter! Wenn du jetzt keine Petze bist, dann könnte ich eventuell ungeschoren davonkommen!", mein aufgesetzter Hundeblick zeigt anscheinend Wirkung: "Ich habe dich nie gesehen und ich weiß von nichts!", er setzt kopfschüttelnd seinen Weg ins Wohnzimmer fort.
Nachdem meine Schuhe ihren Weg an meine Füße gefunden haben, verlasse ich endlich dieses Gefängnis und fühle mich seit Tagen mal wieder so richtig frei. Die frische Luft bahnt sich ihren Weg durch meinen Körper und meine Füße tragen mich sofort in den ersten Klamottenladen, den ich finden kann.
Eeeeendlich.... Ich habe es so vermisst… Auf in den Kampf!
Nach zwei Stunden, unzähligen Umkleidekabinen Besuchen später und gefühlt den halben Laden in meinen Tüten verpackt, erkämpfe ich mir meinen Weg auf eine kleine Bank in der Fußgängerzone. Möglicherweise habe ich mich ein bisschen überanstrengt. Nur ganz dezent.
Zucker! Du brauchst Zucker! Dein Blutzucker wird am Arsch sein. Zuerst muss ich meine Übelkeit wegatmen und meinen Kopf festhalten, damit er sich durch das Gedrehe nicht noch von meinem Hals löst.
"Josi?"
Neeeeeein, bitte nicht!
"Mh?", mit angehaltener Luft, erhebe ich meinen Kopf und schaue direkt in Stephan's Augen. "Alles okay?", er senkt sich in die Hocke und zieht mein Kinn zu sich. "Alles okay... Ich... mach nur einen kleinen Spaziergang und hab eine Pause gebraucht!", meine zittrige Stimme lässt mich irgendwie nicht so überzeugend rüberkommen. Stephan dreht sich kurz nach hinten: "Moritz, kannst du mir schnell irgendwas mit Zucker organisieren?"
"Klar!" Im Augenwinkel sehe ich nur noch eine verschwommene Gestalt wegrennen. "Soll ich gleich einen RTW rufen?", ich kann Stephan nicht mal richtig ins Gesicht schauen, da mir richtig fies schwindelig wird und ich versuche, das wieder irgendwie ins Gleichgewicht zu bekommen. "Bist du Irre? Doch nicht wegen so ein bisschen Kreislauf." "Leg dich hin, wir lagern deine Füße ein hoch. Du kippst mir sonst noch weg!" Stephan lässt mir gar keine Zeit zu reagieren, steht auf und drückt meinen Oberkörper schnell auf die Bank. Er stellt einen Fuß von sich auf der Sitzfläche ab und legt meine Füße über seinen Fuß. Meine Hand ruht auf dem Kopf, worauf ich sofort einen Einlauf kassiere: "Nimm die Hand da weg und lass deine Augen auf!" Mit einem Murren nehme ich seinen Befehl entgegen, wenn auch das rechte Auge leicht zugekniffen bleibt. "Wir waren also nur spazieren, mh?", dem Geraschel nach, hat Stephan die Inneneinrichtung des geplünderten Klamottenladens gefunden. "Vielleicht habe ich aus Versehen einen Klamottenladen gestreift!", mein zögerliches Lächeln wird amüsiert Kopfschüttelnd von Stephan kommentiert: "Du bist schlimmer in Schach zu halten, als eine Horde Mäuse!" "Sooo, hier kommt Zucker!" Moritz kniet sich plötzlich neben mich und steckt mir ein Stück Traubenzucker in den Mund.
Meine Lage verbessert sich zunehmend und als ich anscheinend wieder mehr Farbe im Gesicht habe, darf ich mich auch endlich wieder normal hinsetzen. Moritz gibt mir noch eine Flasche Cola, während er sich neben mich nieder lässt: "Besser? Was rennst du auch hier rum, wenn es dir nicht gut geht?" "Ähm, mir ging es total gut. Aber dann halt auf einen Schlag nicht mehr. Konnte ich doch nicht riechen!", erst jetzt fällt mir auf, dass die beiden hier in kompletter Polizei-Montur stehen. "Seid ihr im Dienst?" "Ne, wir finden die Uniform so geil und rennen auch in unserer Freizeit deswegen damit rum!" Stephan seufzt laut auf, worauf Moritz sich sein Lachen nicht verkneifen kann. "Wenn auch nur ein Wort hiervon an Tom oder Alex gerät, mach ich euch kalt!", mein scharfer Blick wandert abwechselnd zu Moritz und Stephan. "Oh, Herr Kollege, hab ich das richtig verstanden? Wurde uns gegenüber soeben eine Drohung ausgesprochen?" Stephan lehnt sich nach vorne über, um mit Moritz in Blickkontakt zu treten. "Ja, doch. Ich denke, deine Ohren haben dich nicht getäuscht!" "Was machen wir denn da? Hmmm, Frau Mayer, wir müssen sie leider mit aufs Revier nehmen!" "Ihr habt doch einen Vogel! Ich geh jetzt nach Hause!", ich stehe augenverdrehend auf und schnappe mir meine Tüte, jedoch erheben sich die zwei Beamten ebenfalls. "Auch noch Beamtenbeleidigung. Tja, die Liste wird immer länger!" Moritz packt mich am Oberarm, genauso wie Stephan, und ehe ich mich versehe, werde ich zum Streifenwagen geleitet.
"Hallo? Ihr seid so peinlich! Die denken doch jetzt alle, dass ich was geklaut habe oder so...", mein Zischen wird gekonnt ignoriert und mit einem außerordentlich breiten Grinsen kommentiert. Am Streifenwagen angekommen, werde ich wie ein Schwerverbrecher auf die Rückbank verfrachtet und bekomme auch noch von Moritz Gesellschaft. "Na, Hauptsache ihr habt euren Spaß!", genervt lasse ich mein Kopf gegen die Scheibe fallen und grinse den ganzen, blöd aus der Wäsche schauenden, Passanten hinterher. "Du darfst das wirklich nicht unterschätzen! Wenn du jetzt alleine nach Hause gelaufen wärst und dein Kreislauf nochmal schlapp gemacht hätte, würden wir uns ewig Vorwürfe machen!" Stephan hat ja recht, aber diese peinliche Nummer hätten sie sich trotzdem sparen können. "Ist Tom da?", mein kleiner Funken Hoffnung keimt in meinem Inneren, wie eine junge kleine Pflanze… "Natürlich!", lacht mir Moritz entgegen. ...Wie eine junge kleine Pflanze, die durch einen fetten Wanderstiefel gnadenlos niedergetrampelt wird. "Warum tut ihr mir das an? Ihr wisst ganz genau, dass das wieder voll den Terror gibt!", mein vorwurfsvoller Blick trifft auf Moritz, der nur mit den Schultern zuckt: "Vielleicht lernst du daraus!" "Ganz bestimmt!", ich verschränke muffig meine Arme und versuche, die zwei gemeinen Idioten zu ignorieren.
Auf der Wache angekommen, spielen die beiden ihr Spiel weiter und führen mich gemeinsam ins Innere des Reviers. Paul empfängt uns mit einem fragenden Gesicht und schüttelt, kurz nach Stephans zuzwinkern, nur lachend den Kopf. "HERR MAYER? Hätten Sie mal Zeit für einen besonders schweren Fall? Mordandrohungen gegenüber zwei Beamten und zusätzliche Beamtenbeleidigung. Ziemlich unkooperativ und zickig!" Stephans Gebrüll animiert den ein oder anderen, seinen Kopf aus dem Büro rauszustrecken, nur um amüsiert festzustellen, dass ich es bin. "Hast du meine Schwester eingefangen oder was?", ich wette dass ihm sein jetziges Lachen sofort aus dem Gesicht fallen wird, wenn er mich sieht. Mit lahmen Schritten kommt Tom aus seinem Büro gelaufen und stöhnt lauthals auf, als er tatsächlich meine Wenigkeit zwischen Stephan und Moritz entdeckt. "Warum bist du nicht zuhause und ruhst dich aus? Warst du shoppen? Was hast du angestellt?" "Nein, ich habe diese Tüte beim Streifzug durch unseren Flur gefunden und Moritz und Stephan haben mich überfallen und danach sofort entführt!", meine patzige Antwort scheint nicht so wirklich positiv auf Toms Gemüt einzuschlagen, sondern es verursacht eher das Gegenteil. "Tom. Wir haben sie nur mitgebracht, weil wir sie in der Fußgängerzone aufgegabelt haben. Sie ist uns fast zusammengeklappt und wir wollten sie nicht alleine zurücklaufen lassen." Ich werde von Hand zu Hand gereicht, worauf ich von Tom in sein Büro mitgezogen werde.
"Wieder alles okay?" Tom drückt mich sanft auf einen Stuhl und lässt sich mir gegenüber, auf der anderen Seite des Schreibtischs, nieder. "Ja, wieder alles gut. Hatte glaub nur ein bisschen Unterzucker!", mein entschuldigendes Grinsen wird nicht sonderlich gut aufgenommen, aber Paul rettet mir mit seiner augenblicklichen Anwesenheit meinen Hintern: "Komm Josi, ich nehm dich mit! Hab Feierabend!" "Juhuu. Ich komme! Ciao Tom, bis später!", fluchtartig verlasse ich sein Büro und stolpere mit Paul den Flur entlang.
Moritz und Stephan lehnen gerade am Empfangstresen und unterhalten sich mit Robin, da stupfe ich beiden erbarmungslos in die Seite: "Das wird noch ein Nachspiel haben, meine Herren!" "Jetzt komm schon du alte Meckerziege!" Paul schnappt sich mein Handgelenk und zieht mich nach draußen. Während der Fahrt erkläre ich Paul, auf Nachfrage, was genau passiert ist, allerdings bekomme ich von ihm auch nur eine Standpauke unter die Nase gerieben: "Du musst unbedingt etwas mehr essen und vor allem mal einen Gang runterschalten! Du liegst eine halbe Ewigkeit zuhause rum und dann gehst du direkt in die Stadt zum shoppen. Das funktioniert nicht. Das weißt du doch selbst! Wieso warst du überhaupt Klamotten kaufen?" "Jaaaa, klar weiß ich das. Kanns jetzt auch nicht mehr ändern! Man kann nie genug Klamotten besitzen, oder?" Paul gibt mir darauf keine Antwort mehr, sondern fährt den restlichen Weg stillschweigend.
Zuhause angekommen, werde ich sofort wissentlich von Florian gemustert, der allerdings wie versprochen kein Wort verliert. Somit lege ich meine Klamottentüte in mein Zimmer und werfe mich selbst im Wohnzimmer auf ein Stück Sofa. "Geht's dir gut?" Flo spickelt über die Sofalehne in mein Gesicht, worauf ich ihm nur zunicke und meine Augen anschließend für eine ausgiebige Runde Schlaf schließe.
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