(23) Entspannung
Wir stehen vor einem Thermal- und Solebad.
"Dir ist jetzt schon bewusst, dass ich nichts zum Schwimmen dabei habe, oder?" "Du solltest dringend die restlichen Klamotten in deinen Schrank räumen, dann brauch ich das nächste Mal nicht so lange!", grinst er mich an. "Du hast in meinen Sachen rum gewühlt?", ich bin nicht sauer, aber irgendwie überrascht und verwirrt. "Ja!", unbeirrt steigt er aus dem Auto und öffnet mir die Beifahrertüre: "Darf ich bitten?"
Wir laufen zusammen in das Schwimmbad und kurz vor den Umkleidekabinen drückt er mir einen Bikini in die Hand: "Ich hoffe, das ist okay..." "Selbst wenn nicht, hätte ich jetzt keine andere Wahl!", stelle ich fest. "Bis gleich", er marschiert weiter zu den Männerumkleiden.
In der Umkleidekabine ziehe ich meinen Bikini an. Er hat den schwarzen Trägerlosen rausgesucht. Ich hab nicht wirklich viel Oberweite und darum kann ich locker das Bandeauähnliche Oberteil tragen. Meine Rippen sehen furchtbar aus, alles ist blau/gelblich verfärbt und eigentlich hasse ich es, mich im Bikini zu präsentieren. Am Strand, wo mich niemand kennt, ist mir das scheißegal... Aber hier, jetzt vor Alex... Hilft alles nichts, ich muss jetzt raus, sonst denkt er noch, es ist was passiert!
Nachdem ich mich abgeduscht habe, treffe ich ihn auch schon vor den Duschen. Wieder steht er halbnackt vor mir und ich muss aufpassen, dass mir mein Sabber nicht zu den Mundwinkeln herausläuft. Er trägt eine lockere schwarz-grüne Badehose, die auch als Sporthose durchgehen könnte. Sein Blick haftet kurz auf meinen Rippen.
Ja, Arzt halt...
"Jetzt komm, vom Anstarren werden meine Rippen auch nicht besser!", ich drück ihn in Richtung der Ruheliegen, damit er die Tasche abstellen kann. Sein Blick haftet nonstop an mir und das macht mich extrem nervös. Es ist eher ein liebevoller, zufriedener Blick, aber es ist mir echt unangenehm, da ich hier im Bikini vor ihm rumtanze.
Nachdem die Tasche abgestellt ist, gehen wir in das erste Thermalbecken.
Die angenehme Wärme strömt durch meinen Körper. Wir schwimmen wortlos ein paar Runden. Am Beckenrand sitzt ein Typ, der mich die ganze Zeit anstarrt. Aus dem Augenwinkel könnte ich meinen, dass es Lukas ist und Panik macht sich breit.
Ist er hier? Wenn er mich mit Alex sieht, passiert ihm vielleicht auch irgendwas und dann bin ich Schuld weil...
Mein Kopf stößt gegen einen Wiederstand, da ich gedankenüberladen einfach weiter geschwommen bin. Zwei Hände greifen unter meine Arme und ziehen mich nach oben. Panisch suche ich mit meinen Blicken den Beckenrand nach diesem Typen ab, muss aber feststellen, dass der beim genaueren Hinsehen überhaupt nicht wie Lukas aussieht.
Zwei Finger drehen meinen Kopf und ich schaue kurz darauf Alex in die Augen: "Was ist los? Warum zitterst du so?" "Nichts, alles gut!" Nach einem kurzen Seufzer nimmt er meine Hand und zieht mich in ein Solebecken. Am Rand gibt es solche Unterwasserliegen und Alex steuert direkt darauf zu. Er legt sich auf eine drauf und reicht mir seine Hand.
Was wird das jetzt?
Er zieht mich zu sich und ich liege mit dem Rücken halbwegs auf ihm drauf. Naja, nicht richtig, da man ja im Solebecken einen ordentlichen Auftrieb hat. Mein Gesicht liegt direkt an seinem und eine Hand von ihm legt sich auf meinen Bauch. Meinen Puls spüre ich im ganzen Körper und er hämmert wie verrückt. Alex spürt das wohl ebenfalls, da ich merke, wie er anfängt zu grinsen. "Jetzt entspann dich einfach mal. Ich tu dir nichts, okay!" Ich nicke und schließe die Augen. Es dauert eine Weile, bis die Anspannung verflogen ist, aber danach fühle ich mich richtig schwerelos.
Alex' zweite Hand legt sich ebenfalls auf meinem Bauch und er zieht mich ein Stück an sich ran. "So ist gut!", flüstert er mir ins Ohr, was mir wieder einmal einen Schauer über den Rücken jagt. Ich lege meine Hände auf seine Hände und genieße einfach den Moment. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, bis er sagt: "Wir müssen langsam raus."
In solchen Solebecken sollte man nach spätestens zwanzig Minuten raus und die scheinen jetzt wohl um zu sein. Ich hätte jetzt noch den ganzen Tag so verbringen können. Wir machen eine Pause auf den Ruheliegen. Alex scheint eingedöst zu sein und ich kämpfe gegen die leichten Beklemmungen an, die die warme Luft verursacht. Nach ein paar Minuten schiebt sich eine Wasserflasche in mein Blickfeld: "Trink mal. Geht’s mit der Luft?" Ich nicke und trinke ein paar Schlucke. "Komm wir essen was!", er reicht mir wieder seine Hand und zieht mich nach oben. Alex legt mir ein Handtuch über die Schultern und trägt seins locker in der Hand. Mit einem Arm um meine Schultern navigiert er mich in das kleine Restaurant.
Wir essen beide Currywurst mit Pommes und reden über belanglose Dinge. So viel wie heute habe ich schon lange nicht mehr gelacht und so Sorgenfrei war ich ebenso schon lange nicht mehr. Alex' Augen funkeln und er wirkt so richtig ausgeglichen und zufrieden.
Verdammt, wie kann man nur so gut aussehen? Wie gerne würde ich jetzt einfach in diese Lippen reinbeißen...
"Halloooo? Bist du noch da?" Alex wedelt belustigt mit seiner Hand vor meinem Blickfeld herum. Die Röte steigt mir ins Gesicht und ich richte meinen Blick auf den Tisch, obwohl er ja gar nicht wissen kann an was ich gedacht habe: "Ja, sorry...." "Komm, wir ruhen uns noch eine Weile aus und dann schwimmen wir nochmal eine Runde", er steht vom Tisch auf und wirft mir einen auffordernden Blick zu.
Auf den Liegen angekommen, merke ich erst, wie erschöpft ich bin. "Zuhause schau ich mir mal noch deine Rippen an!", informiert er mich und schließt die Augen. Ein wenig starre ich ihn noch an und beobachte danach die anderen Menschen, wie sie unbeschwert durch das Schwimmbad laufen, sich unterhalten und lachen. Ob noch jemand wie ich, so ein großes Geheimnis mit sich rumträgt oder vielleicht ein schlimmeres? Wobei ich diese Sache schon schlimm genug finde.
Ich bemerke, dass Alex mich die ganze Zeit anschaut und drehe meinen Kopf zu ihm. "Du gefällst mir viel besser, wenn du glücklich bist!" "Ich mir auch. Aber das geht leider nicht immer!", ich drehe meinen Kopf wieder weg. "Nächste Runde schwimmen?", fordert er mich auf. "Ja, los geht's!", wir stehen gemeinsam auf und laufen zu einem Becken, das nach draußen führt.
Ich tauche durch das halbe Becken und erst draußen komme ich wieder an die Oberfläche. Alex erreicht mich kurz darauf ebenfalls und wir begeben uns zu den Massagedüsen. Mit dem Rücken voran stelle ich mich unter eine Düse und genieße die Massage. "Vielleicht solltest du aufpassen...", fängt Alex gerade an und kurz darauf haften seine Finger auf meinem Bikinioberteil. "Sorry, aber sonst wärst du jetzt ohne dagestanden!" Wir müssen lachen und ich laufe einen Schritt auf ihn zu, um mein Oberteil wieder zu richten. "Hab vergessen, dass keine Träger dran sind!", ich schlag mir an die Stirn und schäme mich ein bisschen. "Danke für die Rettung!", grinse ich ihm zu. "Immer wieder gerne", er dreht sich weg und schwimmt weiter.
Nachdem wir noch ein paar Runden geschwommen sind, machen wir uns auf den Weg zu den Umkleiden, da der Herr Arzt es angeordnet hat. Er hat ja recht, meine Rippen sind ordentlich zu spüren.
Vor dem Schwimmbad angekommen umarme ich ihn, bevor wir in sein Auto steigen: "Danke für den schönen Tag, Alex!" "Das machen wir jetzt öfter, das tut uns beiden gut!"
Wir steigen in seinen Wagen ein und gähnen um die Wette, bis wir zuhause ankommen. Bevor wir aussteigen, lächeln wir uns nochmal an und gehen danach in die WG.
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