(145) Hallo Baby's
"So, Frau Mayer! Jetzt lehnen sie sich bitte etwas nach vorne über und versuchen sich so gut wie möglich zu entspannen!" Die Worte des Anästhesisten wühlen mich wieder komplett auf. "Schatz, du konzentrierst dich jetzt komplett auf mich, okay? Weißt du eigentlich, dass Tom und Stephan auch schon draußen sitzen und warten? Michael hatte Sorge, dass er mich überhaupt nicht erreicht und hat dann zusätzlich auf dem Revier angerufen, um dafür zu sorgen, dass wenigstens Er bei dir sein kann. Tom und Stephan waren gerade auf Streife unterwegs, als Klaus die Info rausgehauen hat. Dein Bruder ist dann mit Vollgas zu dem Unfallort, an dem ich tätig war, gerast und hat gewartet, bis ich mich von dort lösen konnte. Er wollte unbedingt, dass ich es rechtzeitig schaffe!", während Alex erzählt, merke ich die kalte Desinfektion auf meinem Rücken.
Ich werde zunehmend nervöser und vergrabe deshalb mein Gesicht in Alex' Halsbeuge. Nachdem der Herr hinter mir die Lokalanästhesie gesetzt hat, entweicht mir ein schmerzerfülltes Brummen, was meinen Puls weit über hundertachtzig treibt. "Schatz, in ein paar Minuten sind wir Mama und Papa. Dann sind wir zu viert!" Man kann auch Alex die Aufgeregtheit aus seiner Stimme hören. "Hmmmmm. Alex... Wehe.....", mehr als ein Stammeln bekomme ich nicht heraus, worauf mir Alex seine Hände zur Verfügung stellt, um diese zu drücken.
Der Anästhesist labert mich in Dauerschleife zu, dass ich mich entspannen soll, was meine Mordgedanken im Sekundentakt schürt.
Wie zum Teufel soll ich mich entspannen, wenn es mir fast meinen halben Körper zerreißt?
Mein Wimmern und Knurren muss im halben Krankenhaus hörbar sein, doch das ist mir gerade sowas von scheißegal. In meinem Rücken spüre ich, wie sich ein enormer Druck aufbaut, der nach ungefähr einer Minute von dem Nadelgott hinter mir kommentiert wird: "Frau Mayer, Sie haben es geschafft! Sie dürfen sich jetzt entspannt auf das Bett legen, wir werden jetzt die Vorbereitungen treffen. Herr Hetkamp, Sie darf ich bitten, sterile Kleidung anzuziehen. Sie werden dann abgeholt, wenn Ihre Freundin so weit vorbereitet ist". Alex befreit seine Hände aus meinem Griff und schenkt mir einen leichten Kuss:
"Das hast du gut gemacht! Ich bin gleich wieder da, keine Angst!"
Nach diesen Worten verlässt Alex den Raum und lässt mich schwer seufzend zurück. Die restlichen Schritte, lasse ich einfach über mich ergehen, denn eine andere Wahl habe ich so oder so nicht. Als ich, gefühlt wie ein Schlachtvieh, auf dem Op-Tisch liege, spüre ich meinen kompletten Unterleib nicht mehr. Das ist ein absolut ekelhaftes Gefühl. Es dauert dann nicht mehr lange, bis Alex wieder neben mir sitzt und mir beruhigend zuredet.
"Na, ihr zwei? Bereit, Eltern zu werden?" Finn kommt mit ein paar weiteren Personen in den OP-Saal, um sich endlich an die Arbeit zu machen. Alex und ich nicken ihm nur zu, was Finn ein Schmunzeln entlockt, das an den kleinen Fältchen um seine Augen herum erkennbar ist.
Als sich alle in ihre Position begeben haben, werde ich richtig nervös, was der Monitor den Menschen im Raum auch sofort vermittelt. Finn wirft einen Blick über das grüne Tuch und schüttelt leicht den Kopf: "Du musst keine Angst haben. Du wirst nichts spüren. Der Rest ist jetzt nur noch ein Klacks!" Alex versucht mich wieder etwas abzulenken, was auch super funktioniert, bis ich ein Gewackel an meinem Körper wahrnehme.
Und dann hören wir ihn:
Der erste Schrei unseres ersten Kindes. Mein Körper wird von einer leichten Gänsehaut überzogen. Ich schaue zu Alex, während mir fast mein Herz aus der Brust springt und sehe die vielen kleinen Tränen, die über sein Gesicht huschen. "Alex, das ist unser Baby!", meine Augen füllen sich jetzt ebenfalls mit Tränen, die Alex mir sofort aus dem Augenwinkel wischt.
Seine Lippen treffen auf meine.
Eine Krankenschwester drückt sich unerwartet zwischen uns und zeigt uns das kleine Menschlein, das mit einem grünen Tuch umwickelt ist: "Darf ich vorstellen: Das ist ihr Sohn! Die ersten Küsse dürfen verteilt werden. Danach nehme ich ihn mit, damit der Kinderarzt gleich seinen Check ausführen kann." Alex' Augen werden riesengroß, als er den kleinen Knirps genauer betrachtet und ihm darauf einen sanften Kuss aufdrückt. Nachdem auch ich meine Lippen auf die zarte Haut gedrückt habe, verschwindet die Frau mit unserem Bub durch eine angrenzende Tür. Es bleibt gar keine Zeit, irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen, denn schon ist der nächste Schrei zu hören.
Das kleine Geschöpf schreit sich fast die Seele aus dem Leib, was Finn laut auflachen lässt: "Ich würde sagen, da hat jemand das Temperament der Mama abbekommen hahahaha." Eine weitere Schwester begibt sich in Position und hält uns zwanzig Sekunden später, ein weiteres Bündel unter die Nase: "Darf ich vorstellen: Ihre Tochter. Wir verfahren gleich, wie mit Ihrem Sohn!" Auch unsere Tochter bekommt von uns ihre ersten Küsse geschenkt, was sie augenblicklich etwas weniger impulsiv erscheinen lässt.
Nachdem die Schwester uns unser Kind entzieht, wirft sie einen schnellen Blick auf Alex: "Möchten Sie mitkommen?" Mein Freund ist sich sichtlich unsicher und schaut zwischen der Kleinen und mir hin und her. "Geh mit! Pass auf unsere Zwerge auf! Ich heule derweilen Finn die Ohren zu", mein Lächeln soll ihm signalisieren, dass es wirklich in Ordnung geht, worauf er sich dann auch sofort auf den Weg macht.
Da so viele Ereignisse auf mich eingeprasselt sind und ich jetzt einfach nur überfordert bin, wird mir kotzschlecht. Mein Körper fängt an zu zittern und mein Kreislauf mag anscheinend auch nicht mehr so richtig. Der Anästhesist macht sich sofort an meinem Zugang zu schaffen und spritzt mir irgendwelches Zeug. "Josi, atme ganz tief durch! Wir haben es bald geschafft. Mach jetzt ja nicht schlapp. Du hast das jetzt alles so gut gemeistert, da wirst du uns am Ende nicht unsere Quote vermasseln, okay?" Finn's Worte bringen mich zum Lachen und lenken mich wieder etwas ab. "Habt ihr schon Namen? Ging ja jetzt leider doch schneller als gedacht!" Finn ist gerade dabei, seine Metzgertätigkeit zu beenden und hat es sich wirklich zur Aufgabe gemacht, mich nebenher zu unterhalten. "Wir haben welche in der engeren Auswahl. Ich denke, der Jungenname steht fest, nur bei dem Mädchennamen müssen wir nochmal kurz darüber reden! Was hattest du für einen Eindruck von den beiden?" "Das hört sich doch super an. Also, meiner Meinung nach müssen die noch etwas Anstand lernen, schreien die mich doch direkt bei der ersten Sichtung an. Hahaha. Nein, mir kommt es so vor, dass sie gewichtsbezogen in einem sehr guten Rahmen liegen. Auf jeden Fall bin ich positiv überrascht!" Wir unterhalten uns noch ein bisschen über Belangloses, was mich tatsächlich so gut ablenkt, dass ich in einer ansehnlichen Verfassung direkt in den Aufwachraum verfrachtet werde.
Zur Ruhe komme ich allerdings kaum.
Mir schwirren tausend Fragen im Kopf herum, da ich mir große Sorgen um die zwei neuen Erdenbürger mache.
Die Tatsache, dass Alex bei Ihnen ist, beruhigt mich etwas, doch die Sehnsucht überflutet mich natürlich trotzdem. "Klopf, klopf!" Die Stimme meines Freundes reißt mich aus meinen Gedanken. Überrascht wende ich meinen Blick zu der sich öffnenden Türe. Alex betritt im Schlepptau mit einer Krankenschwester den Raum.
Beide haben einen Deckenbündel auf dem Arm. Alex strahlt mir mit einem breiten Grinsen entgegen, was mich fast von seinen knallroten Augen abgelenkt hätte. "Ist alles okay?", mich durchflutet kurz eine kleine Angstwelle, die der Herr Notarzt sofort ausbremst:
"Alles in bester Ordnung! Die Babys wollen jetzt ihre Mama kennenlernen!"
Mir wird von der Krankenschwester mein Mädchen in die Arme gelegt: "So, Frau Mayer, hier hätten wir einmal die Dame. Soll ich das Kopfteil etwas höher stellen?" "Ja, bitte", auf meine Bestätigung hin, werde ich in eine aufrechte Position gebracht, was mir die Sicht auf mein Baby etwas erleichtert. Bei dem Anblick des zarten Geschöpf in meinem Arm und dem Wissen, dass ich die Mama dieses kleinen Wesen bin, treibt es mir wieder einige Tränen in die Augen. "Sie ist so schön!", ich schaue zu Alex, der ebenfalls wieder ein paar Tränen vergießt: "Ja, das ist sie!" Der Mann, der jetzt den Titel Papa trägt, setzt sich auf die andere Seite der Matratze und gibt mir einen Blick auf unseren Sohn frei. Meine zitternden Finger streichen über die zarten Backen des kleinen Jungen: "Er ist genauso perfekt!" "Ja, Aaron ist genauso perfekt!" Mein Herz setzt einige Schläge aus, als Alex den Namen Aaron in den Mund nimmt und mein blöder Gesichtsausdruck bringt ihn letztendlich zum Lachen: "Mir gefällt dein Favorit schon von Anfang an und ich finde, dass der Name gut zu ihm passt! Bist du einverstanden?"
Ich nicke ihm heftig entgegen, während mein Herz vor Glück fast platzt. "Ich kann mich bei den Mädchennamen einfach nicht zwischen Romy und Malea entscheiden!" Mir gefallen wirklich beide Namen sehr gut, aber irgendwie kann ich mich zu keiner Entscheidung durchringen. "Ich habe so gehofft, dass du eine Entscheidung triffst. Ich bin nämlich auch noch unentschlossen!" Alex zuckt entschuldigend mit der Schulter.
Wir entscheiden uns dazu, meinen Bruder in die Entscheidung mit einzubeziehen, in der Hoffnung auf gute Argumente.
"Schatz, ich bin stolz auf dich! Du hast das alles super gemeistert. Du warst so tapfer!" Der liebevolle Blick, lässt mein Herz dahinschmelzen. "Danke!" Alex schenkt mir ein paar zarte Küsse und lässt erst von mir ab, als Finn den Raum betritt. "Na, ihr vier! Alles okay?" Finn stellt sich direkt neben das Bett und wirft einen neugierigen Blick auf unsere Kinder. "Das habt ihr echt gut hinbekommen. Gratuliere! Ich wollte euch jetzt kurz über den Zustand der Kinder aufklären, wobei Alex ja schon einiges weiß. Also, euer Junge wiegt zweitausendfünfhundertneunzig Gramm und ist neunundvierzig Zentimeter lang. Das Mädchen wiegt zweitausenddreihundertachtzig Gramm und ist siebenundvierzig Zentimeter groß. Alle Körperteile sind vorhanden, das Herz schlägt kräftig, die Atmung funktioniert super, was uns auch vermuten lässt, dass ich mich eventuell um plus, minus eine Woche verrechnet haben könnte. Also eher Ende sechsunddreißigste Schwangerschaftswoche. Das macht einen großen Unterschied, denn aus den befürchteten knappen fünf Wochen sind nicht mal mehr ganze vier Wochen geworden, was also kaum der Rede wert ist! Zur Vorsicht werden die beiden trotzdem in ein Wärmebettchen gelegt, aber es sind sonst keine weiteren Schritte Notwendig und die Babys dürfen gleich zu dir aufs Zimmer, wenn du möchtest, Josi!" "Natürlich möchte ich das! Puh, da hatten wir ja Glück.... Ich bin froh, dass sie keinen Inkubator oder sonstiges über sich ergehen lassen müssen. Danke Finn!" "Nichts zu danken. Du kannst stolz auf dich sein. Hast heute Großes geleistet! Bei dir sieht übrigens auch alles gut aus. Ich hab mir mit der Naht besonders viel Mühe gegeben, also nicht meckern hahaha. Wenn du Schmerzen bekommst, verlange nach Schmerzmittel und bitte, schonen! Ich weiß, du bist in letzter Zeit genug gelegen, aber die Narbe darf nicht überlastet werden. Ich muss jetzt leider wieder, aber die nächsten Tage werde ich nochmal vorbei schauen!", mit einem sanften Lächeln verabschiedet sich Finn von uns und lässt uns noch ein paar Minuten in unserem Familienglück verweilen.
____________________________________
Ich hoffe dieser Cut beruhigt jetzt eure aufgewühlten Seelen 🤣🤣
Bis morgen Suchtis
Eure Rojo
💚💙💚💙💚
Ooooooh, fast hätte ich das wichtigste überhaupt vergessen🙈
Its_me_Aniiii vielen vielen Dank für deine vielen Namensvorschläge!! Du hast mir sehr geholfen.
Danke für deine Unterstützung!!! 💙💚💙💚💙
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro