Wunderschöne Abende
Abends. Yeah. Die „geilste" Zeit des ganzen Tages. Körper kommt zur Ruhe. Selbst wenn man den Tag über nichts zu tun hatte. Sobald die Sonne verschwindet und die Dunkelheit ausbricht, beginnen sich meine Gedanken ungehindert den Weg freizukämpfen. Und meistens sind das nicht die von der angenehmen Sorte. Im Gegenteil. Für gewöhnlich brechen sie mit einer „Hey-Du-Wichser-Hier-Bin-Ich" Mentalität durch und verdrängen alles, was vorher dagewesen ist.
Momentan verbringe ich viel Zeit in einem Discord-Server von einem wahrhaft guten Freund, welcher zu einer Art Safe-Place geworden ist. Abends mit den Leuten dort zu reden ist echt wundervoll, wird aber durch eben angesprochene Gedanken so derart versaut, dass ich mich ernstlich frage, weshalb sie mich da alle noch haben wollen. Weißt du, es reichen wie so oft nur wenige Worte aus, die mein Kopf fehlinterpretiert und das lawinenartige Gedankenkarussell beginnt. Worte gegen einige Leute dort, die ich mit allen Mitteln beschützen möchte. Angst, dass jemand mir meine „Position" in den Herzen der Leute streitig macht. Nagende Selbstzweifel. Destruktive Wunsch-Antiwunsch-Kontrastgedanken. Weißt du, wie räudig es ist, wenn du in einer Runde voller Menschen bist, die du eigentlich wirklich liebst, aber jeder zweite Abend in einer für dich vollständigen scheiß Katastrophe endet!?
Weißt du, wie es ist, wenn du eine soziale Gruppe nur als letzte Person verlassen kannst, weil du schon miterleben musstest, wie beim Zurückkommen so übel über dich gesprochen wurde, dass es dich zu Boden reißt?
Witzig ist, dass dieselbe Gruppe mir schon häufig sagte, dass sie mich mögen und ich ihr „Bindeglied" bin. Es tut gut, so etwas zu hören. Und ich weiß, dass sie es ernst meinen. Doch zwischen es oft gesagt bekommen und zu realisieren, liegen viele Welten.
Und wie es so ist, wenn viele Leute auf einem Fleck sind, passiert es nur zu schnell, dass der ein oder andere Satz fällt, der unglaublich falsch ankommt, dass es dir den ganzen verdammten Abend versaut. Gerade, wenn du eine Psyche hast, die dazu neigt, fernab deiner eigenen Kontrolle, Dinge aufzufassen, wie SIE es will. Scheiß selbstständig ablaufende Interpretation. Die dazukommende Paranoia tut dann ihr übriges. Diese unterschwellig ablaufenden Vorgänge, die ich verficktnochmal nicht aufhalten kann. Jedes Mal, wenn ich Leute kennenlerne, die mir was bedeuten... es ist so intensiv. So wunderschön. Doch bedeuten sie mir zu viel, beginnen diese verfickten Mechanismen. Zu schnell eifersüchtig werden, weil man diese Verlassensängste nicht abstellen kann. Weil man Angst hat, ersetzt zu werden, weil es dein ganzes scheiß Leben nicht anders ablief. Es ist toxisch. Für mich. Mich dich. Für jeden, der mit mir zu tun hat. Und jedes Mal, sagen sie alle anfangs sie bleiben bei mir. Sind immer für mich da. Anfangs sagst du immer zu mir, dass ich über alles mit dir reden kann, doch sobald ich mich dazu überwinden kann, mich dir zu offenbaren, weil allein das schon ein verdammt schwerer Prozess ist, beginnt es immer mit Unverständnis. Und hier muss ich zu deiner Verteidigung sagen, wie sollst du mich auch verstehen, wenn du nicht sehen musstest, was ich sah. Nicht fühlen musstest, was ich fühlte. Nicht erleben musstest, was ich erlebte. Ich kann nicht erwarten, dass du verstehst, warum ich denke und leide, wie ich denke und leide. Wofür du aber sehr wohl was kannst, mir nicht richtig zuzuhören. Es runterreden. Dich beschweren, wenn ich irgendwann nicht mehr mit dir rede.
Und dann geschieht es, wie es immer ist. Man entfernt sich von mir. Ich bin anstrengend. Schwer zu handhaben. Zu seltsam. Aber du warst natürlich immer für mich da. Ich konnte natürlich immer mit dir reden.
Am Ende des Abends sitze ich alleine da und weine mir die Seele aus dem Leib. Die Frage ist: Wo bist du? Wo ist dann das „Ich bin immer für dich da"? Oder „Du kannst dich auf mich verlassen"?
Und weißt du, was das witzige ist? Am Ende des Tages gebe ich weder dir, noch allen anderen Menschen in meinem Umfeld oder Leben die Schuld. Sondern mir selber. Ich hasse mich selber und das ist keiner dieser dummen klischee-Sprüche. Es ist purer Selbsthass. Ich habe jedes Mal den Drang, zur Klinge zu greifen um mich dafür zu bestrafen. Meinen Armen weitere Narben beizubringen. Weil ich wieder nicht stark genug bin, um über dem Mist zu stehen. Mich von Kleinigkeiten runterreißen lasse. Eifersüchtig auf FREUNDE bin, weil ich Angst habe, dass andere Freunde von mir sie mir entreißen. Weißt du, wie unglaublich scheiße sich so was anfühlt? Solche Gedanken zu haben, die im Momentum so real scheinen, aber im Nachhinein so erniedrigend wirken? Es macht mir keinen Spaß, so was zu denken. Ich würde lieber die Abende genießen können, ohne von jeder Kleinigkeit zerfickt zu werden. Und da kannst du wieder sagen, was das mit Borderline zu tun hat. Ich sage es dir: Wenn ein „normaler Mensch" so ähnlich denkt und das schon niederschmetternd wirken kann und Borderline ALLES, was Emotionen anbelangt bis aufs 9-fache erhöht: Stell dir vor, wie das für mich sein muss. Nicht nur in dieser Gruppe. In jeder. Verfickten. Sozialen Gruppe meines Lebens. Dann hast du vielleicht, nur vielleicht eine ungefähre Vorstellung, was ich hin und wieder durchlebe. Ich will kein Mitleid. Kein „awww, armer Kev" oder so was. Ich will, dass loswerden. Du ahnst gar nicht, wie sehr ich beim Schreiben am heulen bin, weil es mich vernichtet, mir darüber klarwerden zu müssen, dass ich so ein unglaublich kaputter Mensch bin.
Abends: So eine wunderschöne Tageszeit... findest du nicht auch?
Wie dem auch sei... wir sehen uns. Du und ich.
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