Fragen
„Lass mich in Ruhe", „Lass mich einfach in Ruhe!"
„Du kennst mich nicht. Du weißt nichts über mich. Kannst nicht sehen, was in mir wütet"
Solche Dinge rumoren täglich in meinem Kopf und ich bin unfähig sie auszusprechen. Finde nicht die Asozialität, um es dir in dein unwissendes Gesicht zu knallen. Also dachte ich mir, sage ich es dir hier in diesem Buch, denn es gehört irgendwie auch zu meiner Krankheit.
Du gehörst zu dieser gesegneten Art Mensch, die ein Leben frei von seelischer Krankheit führen darf. Und ja: Ich beneide dich dafür. Verdammt ich beneide dich extrem. Nicht immer, doch in Momenten wie diesen. Du kannst mir Dinge ins Gesicht knallen und dann sauer sein, wenn ich dir deswegen sauer bin. Und mir noch wütender sein, wenn ich es dann mal wage, Fehler zu machen.
Du bist frei von körperlicher und seelischer Krankheit. Das wiederum verleiht dir den Segen der Unwissenheit. Du kannst dich abends in dein Bett legen und selig einschlafen, nachdem du anderen Leuten oder mir wissentlich oder unwissentlich selbiges unmöglich werden lässt. Und das Schönste: Mittlerweile kannst du alles, was ich sage mit „Heul nicht so rum" quittieren, weil ich öfter Belange habe, die den Weg raus suchen. Du kannst mittlerweile mich dafür belangen, dass ich mit Dingen „ankomme", mit denen ich schon öfter „ankam". Wie fühlt es sich an, diese Überlegenheit zu haben? Zu anderen sagen zu können „Man der soll mal nicht so rumjammern". Geil, nicht wahr? Man fühlt sich in der Belanglosigkeit seines Lebens das erste Mal so richtig überlegen, nicht wahr? Und es kann dir egal sein, was es mit mir anrichtet, weil ich in deinem Kopf bereits diesen „Rumjammer-Anker" gesetzt habe.
Doch was ist, wenn du mit dieser Sache diesen einen entscheidenden Step zu weit gegangen bist? Was ist, wenn du damit etwas in Gang gesetzt hast, dessen Ausgang möglicherweise in einer „Dummheit" endet? Was ist, wenn ich mit einem Mal gehe und für dich nicht mehr erreichbar bin, weil wir ja eigentlich Freunde sind? Ich frage mich, wie sich das für dich anfühlen würde. Würde es dich interessieren? Wie würde sich deine Weltansicht verändern, wenn deine Ignoranz dafür sorgt, dass die Verzweiflung des davon Getroffenen ins Unermessliche steigt? Wäre die Überlegenheit noch immer da? Würdest du vielleicht sogar denken „Hey... ich kann Existenzen zerrütten. Geil"?
Wärst du, wenn das Finale eingetreten ist, eine der Personen, die am Stein des Endes Tränen vergießen würde? Und wie würdest du dich dabei fühlen? Schuldig? Traurig und keiner Schuld bewusst? Würdest du die morbide Ironie dahinter erkennen?
Aber hey.. ich entschuldige meine Belange mit meiner Borderline-Erkrankung. Ich verstecke mich ja nur hinter einer Krankheit, die die Persönlichkeit in eine permanente chaotische Veränderung führt. Eine Krankheit, die mich Dinge zu fühlen ZWINGT. Die meinen Kopf fehlzuinterpretieren ZWINGT. Die mich zu verzweifeln ZWINGT, weil ich empfinde, dass deine Späße Realität sind. Ich könnte mich ja „einfach" an frühere Gespräche erinnern, wo du mir sagtest, dass alles nur Spaß sei und unsere Freundschaft nicht gefährdet ist. Ich könnte ja „einfach" vergessen, dass kaum etwas in dieser Welt bestand hat und sich die Dinge gerne mal ändern können. Und dann passiert es... ich entschuldige mich bei dir, dass es mir schlecht geht. Geil, nicht wahr? Diese Überlegenheit. Es geht mir scheiße, weil du dich nicht ausdrücken kannst oder dich scheiße verhältst, weil du nicht nachdenkst, bevor du handelst, etc UND DANN: Entschuldige ich mich auch noch dafür. Mehr Überlegenheit geht nicht. Und dann willst du mir erzählen, dass meine Krankheit mich nicht kontrolliert? Ach ne. Wirklich? Tut sie auch nicht. Nicht immer zumindest. Doch es gibt Augenblicke, mein lieber Freund, da tut sie es. Und dann kann ich... stell dir das mal vor... Wi-hir-klich nichts dafür. Heftiger Scheiß. Oder ist das wieder eine dieser Ausreden, nur um mich zu verstecken? Mhhhm. Wer kann das wohl eher wissen? Du – ein Mensch ohne diese Krankheit, der das Leben lieben kann und deren einzige Probleme das nervende Familienmitglied ist? Oder ich – Jemand, der seit fast 20 Jahren an extremen Schäden leidet und dieser Krankheit offiziell seit 5 Jahren ausgeliefert ist und, ichweißnichtwielangebereitsinoffiziell?
Sollte ich dir folgendes nicht mal offen ins Gesicht sagen dürfen: Halt deine Fresse, wenn es um Dinge geht, von denen du nicht den blassesten Schimmer hast! ?
Fragen über Fragen...
Doch ehe ich Antworten für dich habe... die eigentlich du beantworten solltest, sage ich:
Bis bald...
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